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Full text of "Untersuchungen zur geschichte und altertumskunde Aegyptens"

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NYU  IFA  LIBRARY 


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UNTERSUCHUNGEN 
ZUR  GESCHICHTE  UND  ALTERTUMSKUNDE  ÄGYPTENS  /  BAND  X,  i 


DRAMATISCHE    TEXTE 


Z   U 


ALTAEGYPTISCHEN 
MYSTERIENSPIELEN 


HERAUSGEGEBEN  UND  ERLÄUTERT  VON 


KURT     SETHE 


DAS     „DENKMAL    MEMPHITISCHER    THEOLOGIE" 

DER    S C H AB AK O S TEIN 
DES    BRITISCHEN    MUSEUMS 


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LEIPZIG    /J.  C.  HINRICHS'SCHE    BUCHHANDLUNG 

Der  Kauf  des  I.  Teiles    verpflichtet   ^«r  Abnahme    des  II.  Teiles,    der    im  Herbst   192S    erscheinen    soll 


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UNTERSUCHUNGEN 

ZUR     GESCHICHTE    UND 

ALTERTUMSKUNDE 

AEGYPTENS 


HERAUSGEGEBEN  \^ON 


KURT    SETHE 


ZEHNTER     BAND 


e 


LEIPZIG    /    J.  C.HINRICHS'SCHE     BUCHHANDLUNG 


DRAMATISCHE    TEXTE 

Z    U 
ALTAEGYPTISCHEN 


MYSTERIENSPIELEN 


HERAUSGEGEBEN  UND  ERLÄUTERT  VON 


KURT     SETHE 


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LEIPZIG    /J.   C.   HINRICHS'SCHE     BUCHHANDLUNG 


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PRINTED    IN    GHRMANY 
DRUCK  VON  AUGUST  PRIES  IN  LEIPZIG 


ZUR    EINFÜHRUNG 


Es  ist  allbekannt,  daß  die  Anfänge  dramatischer  Kunst  und  Literatur  überall,  in 
Griechenland  wie  in  Indien  wie  in  der  christlichen  Welt  Europas  im  religiösen  Kultus 
gelegen  haben.  Das  ist  auch  im  alten  Ägypten  nicht  anders  gewesen.  Die  Vorführung 
alter  heiliger  Geschichten  der  Götter-  und  Heldensage  an  festlichen  Tagen  ist  auch  für 
Ägypten  gut  bezeugt  i.  Herodot  berichtet  darüber  (vgl.  Wiedemann  zu  Herodot  II,  60 ff.); 
die  Bilder,  die  das  Aufrichten  des  ^ Pfeilers  beim  Königsjubiläum  betreffen  im  Grabe 
des //r/w-/ (Er  man,  Ägypten  S.  377)  lassen  das  gleichfalls  erkennen.  Schäfer 's  meister- 
hafte Erklärung  der  Inschrift  des  I-cher-nofret  (in  diesen  ,, Untersuchungen"  Band  III)  hat 
uns  die  Mysterienspiele  von  Abydos  kennen  gelehrt.  Fehlte  es  uns  so  nicht  an  Berichten 
über  solche  Spiele,  so  besaßen  wir  doch  nicht  die  Dialoge,  die  dabei  gesprochen  wurden, 
und  die  Erklärung  ihres  Sinnes.  Hier  hat  uns  Er  man  durch  seine  richtige  Bewertung 
des  Denkmals,  das  im  folgenden  zunächst  behandelt  wird,  den  Weg  geöffnet,  den  uns 
die  Auffindung  des  ,, Dramatischen  Papyrus"  aus  dem  Ramesseum  in  glücklicher  Weise 
weiter  zu  verfolgen  gestattete.  Die  Spiele,  deren  Texte  uns  in  diesen  Stücken  vorliegen, 
betreffen  bemerkenswerterweise,  ebenso  wie  das  ganz  gleichartige  Ritual  der  ,,  Mundöftnung", 
alle  ein  und  denselben  Sagenkreis,  den  des  Osiris,  und  sie  stammen  alle  offenbar  aus  den 
Anfängen   der  ägyptischen   Geschichte. 

Die  Aufführung  dramatischer  Spiele  im  Gottesdienst  ist  in  Ägypten  auf  das  engste 
mit  der  Symbolik  des  Opfers  verknüpft.  Wie  die  Schlachtung  der  Opfertiere  symbolisch 
die  Vernichtung  der  Feinde  der  Gottheit  bedeutete  (Junker  ÄZ  48,  69;  vgl.  Seh  iaparell  i , 
Libro  dei  funerali  I,  95  ff.)  und  das  Mähen  des  Kornes  am  Feste  der  Erntegöttin  Renenutet 
in  gleicher  Weise  gedeutet  wurde  (Nachr.  Gott.  Ges.  d.  Wiss.  1919,  312),  und  wie  der  Wein 
oder  andere  Opfergaben  das  Auge  des  Horus  darstellen  sollten,  dem  Brot  und  dem  Wein 
unseres  Abendmahles  ganz  entsprechend,  so  stellen  die  handelnden  Personen  bei  den 
Mysterienspielen  die  Götter  dar.  Dieser  Parallelismus  tritt  in  unseren  Texten,  insbesondere 
in  dem  Ramesseumpapyrus,  allenthalben  hervor,;  ja  Opfersymbolik  spielt  darin  immer  wieder 
geradezu  mit,  und  die  äußere  Einrichtung  der  alten  Opferrituale  der  Pyramidentexte  wie 
die  P'assung  der  dazu  zu  sprechenden  Sprüche  ist  der  unserer  dramatischen  Texte  so  ähnlich, 
daß   man    geradezu  versucht   ist,    auch    in   ihnen   solche  dramatischen   Stücke   zu   erkennen. 


1    Vgl.  Wiedemann,    Die  Anfänge   dramatischer  Poesie   im   alten  Ägypten  in  den  Melanges  Nicole   (Genf 
iyo5)>  501  ff- 


v;  7  0  4  S  6 


NEW  YORK  UNiVERSITY 


I 


DAS    „DENKMAL    M  E  M  P  H  I  T  I  S  CH  E  R   THEOLOGIE" 

DER    SCH ABAKOSTEIN 
DES    BRITISCHEN    MUSEUMS 


EINLEITUNG 


Das  Britische  Museum  besitzt  seit  dem  Jahre  1805  als  Geschenk  des  Earl  Spencer  einen 
Stein  aus  schwarzem  Granit  mit  hieroglyphischen  Inschriften  (einst  Nr.  135*,  jetzt  Nr.  498; 
Budge,  Guide,  Sculpture  Nr.  797),  der  aus  der  Zeit  des  äthiopischen  Königs  Schabako  (Saßaxwv), 
des  Begründers  der  25.  ägyptischen  Königsdynastie,  stammt  und  einst  im  Tempel  des  Gottes 
Ptah  zu  Memphis  aufgestellt  war.  Das  Denkmal  wurde  zuerst  höchst  mangelhaft  von  Sharpe 
veröffentlicht  (Egyptian  Inscriptions  I,  36 — 38)  und  i.  J.  1870  nach  dieser  Publikation  von  Good- 
win  zu  übersetzen  versucht  (in  Chabas'  Melanges  egyptologiques  3me  ser.  I,  246).  Dreißig 
Jahre  später  versuchten  sich  die  Herren  Bryant  und  Read  an  ihm  (Proc.  Soc.  bibl.  arch.  1901, 
160  ff.),  im  wesentlichen  noch  ohne  Erfolg,  wenn  auch  ihre  Arbeit  eine  Reihe  guter  Gedanken 
enthielt.  Dem  Verständnis  wirklich  erschlossen  wurde  der  Text  erst  durch  Breasted,  der 
im  gleichen  Jahre  (1901)  eine  ausgezeichnete,  nur  in  wenigen  Einzelheiten  der  Berichtigung 
bedürfende  neue  Abschrift  nach  dem  Original  lieferte  (ÄZ  39,  39  ff.)  und  zuerst  erkannte,  daß 
der  Text  ,, rückläufig"  geschrieben  war,  d.  h.  daß  er  nicht,  wie  es  im  allgemeinen  üblich  ist, 
von  dem  Ende  an  zu  lesen  ist,  nach  welchem  die  Bilder  der  lebenden  Wesen  hinblicken,  sondern 
umgekehrt,  eine  Schreibweise,  die  besonders  den  religiösen  Papyrustexten  eigentümlich  ist.  Erst 
damit  bekam  der  Text  Sinn  und  Zusammenhang.  Breasted  veröffentlichte  i.  J.  1902  eine  fort- 
laufende Übersetzung  des  ganzenTextes,  wie  er  sich  nun  darstellte,  in  der  amerikanischen  Zeitschrift 
The  Monistvol.  12,  321  ff.,  nachdem  er  eine  eingehendere  Betrachtung  des  Abschnittes,  der  von  der 
Wirksamkeit  von  Herz  und  Zunge  handelt,  in  Zusammenhang  mit  seiner  neuen  Publikation  des 
Textes  in  ÄZ  39,  39  ff.  gegeben  hatte.  Diesen  Abschnitt  haben  nach  ihm  dann  auch  Maspero 
(Rec.  de  trav.  24,  168 ff.)  und  Moret  (Rev.  de  l'hist.  des  relig.  59,  279ff.)  eingehend  behandelt. 

Fußend  auf  Breasted's  Veröffentlichung  hat  dann  schließlich  Er  man  1 909/11  seine  tief- 
greifende Untersuchung  des  Textes  angestellt,  die  den  Ausgangspunkt  tür  die  vorliegende 
Arbeit  bildete,  die  geradezu  als  ihre  Weiterführung  anzusehen  ist.  Darin  prägte  er  den  Namen 
für  das  Denkmal,  unter  dem  es  jetzt  meist  an  Stelle  der  mehr  äußerlichen  Benennung  „Schabaka- 
text"  genannt  zu  werden  pflegt:  ,,Ein  Denkmal  memphitischer  Theologie"  (Sitz.-Ber.  Berl. 
Akad.  191 1,  9i6ff.).  Für  meine  Arbeit,  die  in  den  Jahren  1912 — 1914  entstand  und  neuerdings 
nur  eine  Umarbeitung  und  Ergänzung  erfahren  hat,  stand  mir  zunächst  der  alte  Papierabklatsch 
der  Lepsius'schen  Sammlung  zur  Verfügung,  den  auch  Er  man  benutzt  hatte;  hernach,  als 
dieser  vortreffliche,  aus  dünnem,  weichem  Papier  hergestellte  Abklatsch  in  Verlust  geraten 
bzw.  verlegt  war,  zwei  neue  Abklatsche,  die  die  Leitung  des  Britischen  Museums  freundlichst 
zur  Verfügung  stellte.  Diese  neuen  Abklatsche,  in  hartem  und  steifem  Papier  hergestellt, 
wie  man  es  heutigentags  für  den  Zweck  zu  benutzen  pflegt,  stehen  dem  alten  Abklatsch  an 

UAe  X,   i:  Sethe.  I 


2  I.    Das   Denkmal   mfinphitisclier   Tlieologie. 

Deutlichkeit  beträchtlich  nach,  haben  sich  gleichwohl  aber,  namentlich  für  das  Beurteilen  der 
Lücken,  recht  nützlich  erwiesen.  Eine  Prüfung  einzelner  zweifelhafter  Stellen  an  dem  Original 
erst  durch  Gardiner,  dann  durch  mich  selbst,  z.T.  unter  seiner  Mitwirkung,  hatte  leider  fast 
durchweg  ein  negatives  Ergebnis,  da  der  Stein  im  Museum  so  ungünstig  in  einer  Nische  auf- 
gestellt ist,  daß  man  an  den  korrodierten  Stellen  meist  gar  nichts  erkennen  kann. 

Für  Maße  und  Erhaltung  des  .Steines  sei  auf  Breasted's  Beschreibung  ÄZ  39,  40  ver- 
wiesen. 

Inhalt  und  Alter  des  Textes. 

Der  Stein  enthält  unter  der  üblichen,  in  größerer  Schrift  gehaltenen  Widmungsinschrift 
des  Königs  Schabako,  der  ihn,  wie  gesagt,  in  den  Tempel  von  Memphis  weihte  (Z.  i),  einen 
Text  religiösen  Charakters  in  senkrechten  Zeilen  (3 — 64),  rückläufig  geschrieben  (s.  ob.), 
mit  einer  Überschrift  dazu  in  einer  wagerechten  Zeile  (2).  Diese  bekundet,  daß  der  religiöse 
Text  die  Abschrift  eines  alten  „Buches"  sei,  das  damals  unter  König  Schabako  von  Würmern 
zerfressen  und  unvollständig  aufgefunden  und  auf  Befehl  dieses  Königs  (der  in  den  griechischen 
Nachrichten  über  die  ägyptische  Geschichte  gerade  wegen  seiner  Frömmigkeit  gerühmt  wird) 
auf  dem  uns  vorliegenden  Stein  für  den  Ptahtempel  kopiert  worden  sei.  Während  noch  Brea- 
sted  geneigt  war,  diese  alte  Handschrift,  die  man  sich  auf  Papyrus  oder  Leder  niedergeschrieben 
zu  denken  hat,  und  den  in  ihr  enthaltenen  Text  in  das  Neue  Reich  zu  setzen,  hat  Erman  aus 
sprachlichen  und  graphischen  Indizien  überzeugend  nachgewiesen,  daß  die  Herren  Read 
und  Bryant,  die  kurz  vor  Breasted  den  Text  studiert  hatten,  in  diesem  Punkte  richtiger 
geurteilt  haben,  indem  sie  den  Text  mit  den  alten  Pyramidentexten  verglichen  und  demgemäß 
in  das  Alte  Reich  setzten.  Das  ist  ja  auch  die  Periode,  an  die  die  Zeit  Schabako's  und  seiner 
Nachfolger,  die  Zeit  der  25.  und  26.  Dynastie,  überall  anzuknüpfen  sucht,  speziell  Schabako 
selbst  in  der  Wahl  seiner  Königsnamen ^. 

Auf  das  Alte  Reich  im  engeren  Sinne,  die  Zeit  der  Pyramidenerbauer,  weisen  für  die  Ent- 
stehung der  unter  Schabako  kopierten  Handschrift  die  graphischen  Erscheinungen  unseres 
Denkmals  hin,  und  zwar  die  epigraphischen  wie  die  orthographischen.  Zunächst  die  Spaltung 
der  Kolumne  mit  Nebeneinanderstellung  paralleler  Satzglieder.  Diese  -Sitte  ist  m.  W^  seit 
dem  Ende  der  4.  und  dem  Anfang  der  5.  Dynastie  zu  beobachten  und  scheint  mit  dem  Ende 
der  II.  Dynastie  außer  Gebrauch  gekommen  zu  sein-.  Erst  die  archaisierende  Periode,  der 
unser  Stein  angehört,   bringt  sie  wieder   in  Aufnahme  ^ 


1  Horus-,  nbfj-  und  Goldhorusname  identisch;    der  erste  Ringname  Nefer-ke-re'  der  Name  König  Phiops'  II. 

2  Die  ältesten  datierten  Beispiele,  die  mir  bekannt  sind,  finden  sich  in  den  Schutzdekreten  des  Königs 
Schepseskaf  für  die  Pyramide  des  Mykerinos  (Ann.  du  Serv.  \2>i  i°9ff-)i  S'^f  Atm.  Palermostein,  Kairo  1415 
=  Mar.  Mast.  201  (Inschrift  der  Frau),  oft  in  den  Opferlisten  der  5.  Dyn.  Besonders  beliebt  ist  die  Sitte 
bekanntlich  in  den  religiösen  Texten  auf  den  Särgen  der  Zeit  zwischen  dem  AR  und  dem  MR  (der  ,,Herakleo- 
politenzeit").  Die  jüngsten  datierbaren  Beispiele  kenne  ich  in  Inschriften  aus  dem  Ende  der  11.  Dyn.,  wie 
Montet,   Hammamat   Nr.  40   (pl.  11).      Brugsch,   Thes.  1231/2,  5. 


3   z.  B.  ÄZ  48,  163 
von    Wreszinski    Aeg. 


X 


für   n    dsj  rd-f  n    hsf  ib-f,    und    ganz   gewöhnlich    in    Inschriften    wie    die 
Inschr.  in  Wien    S.  140/2   veröffentlichte. 


Inhalt   und   Alter   des   Textes. 


Eine  andere  epigraphische  EigentümHchkeit  unseres  Steines,  auf  die  Read  und  Bryant 
bereits  hingewiesen  haben,  und  die  sie  mit  Recht  für  einen  Beweis,  wie  getreu  Schabako's 
Schreiber  seine  Vorlage  wiederzugeben  trachtete,  angesehen  wissen  wollten,  ist  die  Un- 
gleichmäßigkeit  der  Schritt,  die  bald  sehr  weitläufig,  bald  eng  gedrängt  geschrieben  ist. 
Das  ist  etwas,  was  man  immer  wieder  bei  den  Pyramidentexten  beobachten  kann.  Wie 
ich  im  6.  Kapitel  meiner  Epigraphik  zu  diesen  Texten  (Pyr. -Texte  IV,  S.  <Sff.)  ausgeführt 
habe,  hängt  das  mit  der  Sitte  zusammen,  die  Worte  beim  Zeilenwechsel  nicht  zu  brechen 
und  auch  gegebene  Texteinheiten  nicht  durch  den  Zeilenwechsel  auseinanderzureißen. 
In  der  Tat  weist  unser  Stein  kein  einziges  Beispiel  für  Brechung  eines  Wortes  beim 
Übergang  zu  einer  neuen  Zeile  aufV,  dafür  aber  dieselbe  Art,  das  orthographische  Bild  der 
Wörter  gegen  Zeilenende  wegen  des  Raummangels  zu  verkürzen  und  mit  einem  anderen 
Worte     zusammenzugruppieren,     die     wir     aus     den     Pyramiden     und     anderen     Inschriften 

am  Ende   von   20b  und  ;X'1^'i 


des  AR   kennen,   so  z.  B.  i 


der  normalen  Schreibungen    H/www    u. 
sammengeschobenen  beiden     1  t^ 


gegen  Ende  von  64  statt 

fi  .     Die    charakteristische  Gruppierung   der   zu- 

■^ '^    Wörter   in   einer   i  V2  Raumquadrate  füllenden 


Gruppe,    eine  Gruppierung,    die  in  den   Pyramiden  so  unendlich  häufig  ist   (Pyr.  IV,   §66  ff. 
93  ff.    97fT.),    finden    wir    auch    sonst    in    unserem   Text    verschiedentlich    entsprechend    an- 


gewendet, so  in 


Vgl.  auch 


\J 


61, 


r 


63. 


u 


n 


55.    Ganz  im  Sinne  der  Epigraphik  des  AR  ist  auch 
die    Schreibung  ^ä.    61,    die    zu    keiner   anderen 


Zeit  möglich  wäre  (Näheres  im  Kommentar  zu  diesen  Stellen).   Auch 


und 
ver- 


J 


] 


(9.  1 1  c)  anstatt  |  1 
den   Pyramiden   ganz 


(loa.  IIa)  anstatt  [   jPvN  '  sind  Schreibungen,  die  uns  aus 
traut  sind,   in  späteren  Texten  aber  sehr  wunderlich  erscheinen  würden. 
Auf  die  orthographischen  Eigentümlichkeiten,  die  unsern  Stein  mit  den  Inschriften   des 
AR  und  speziell  auch  den   Pyr. -Texten  verbinden,  hat  Erman  (S.  921  ff.)  bereits  gebührend 
hingewiesen,  und  es  wird  unten  in  anderem  Zusammenhange  noch  einmal  darauf  zurückzu- 
kommen sein.  Schreibungen  wie  1^(62),  ^-^^j""^  (56),  ^\J  (17a),  ^^  (12  b),  ^ 

(14b.  15  b),  V\   iTl  (loa),  ^x  "^  (iia)  sind  nach  dem  AR  kaum  möglich.    Und  auch   -^ 

(15c),   n    '-'       A     (20b.  63),     ^ (63)  sind  mit  ihren  phonetischen  Komplementen  vor  dem 

Stammeszeichen  typische  Schreibungen  des  AR.    Später  schreibt  man  im  allgemeinen    |    Tli 
oder  ||,  y^   (so  64),  oder  J\  dafür. 

Daß  im  übrigen  Schabako's  Schreiber  auch  manches  von  den  alten  Schreibungen  seiner 

AAAA/V\ 

Vorlage  modernisiert  hat,  versteht  sich  von  selbst.    Hierher  gehören  die  Schreibungen:  <^ 
(8.  15).  ^^1  (54),   \t^  (6),    ^51)  (57)    tnit  ^  statt   des  alten  ^;    ^^"^  (9), 
°      *  ,, diese"  (57)   umgekehrt  mit  t=>  statt  des  alten  o;  (60.  61,  sonst  stets    Iaaa^),  — "— m 

^56)'  iL^  (9-  lob)  mit  -^  statt  des  alten  \\;  [l[lö  (56),  ||ö  (64),  ^q]]   (57)    mit  ö   statt 


I  Das     M    «/vwvv    „es    geschah"    beim   Übergang    von  22   zu  23   wird  man,    wenn   die   Ergänzung   richtig 
ist,    nicht    als    Ausnahme    gehen    lassen,    da    das    n    des    Tempus    sdm-n-f  tatsächlich    doch    ursprüngHch    ein 


selbständiges   Wort  (die   Präposition  des   Dativs)   gewesen  ist. 


A  I.   Das   Denkmal   memphitischer  Theologie. 

— ■;  ferner  c=>  (13  c)  statt  ^^^  (3.  55),  CO3  (63)  statt  '^®^,  ^,  (54)  statt  ^^^^"^  „alle" 
(56.  63),  "l"  (54-  62.  63)  statt  ^^  „auf"    (lob.  19.  59.  60),  A-Ji  (8.  iib.  59)  statt  ^  (8.  56.  57),  g 

und  ^  (passim)  statt  gg  (61),  J^  (i8c.  62)  statt  J,  ^Tll  ^^-  ^^^^-  ^^-  ^^^  ^^^"  111111111 
(7).- ^(63)  statt  ^^,  p^A(56)stattpi)^,^=^^^6i.  63)  statt  jj(49a),  J^  (i6c.  63) 
statt  ==  (13c.  64);  endlich  ^^  (64)  statt  ^  mh.tj  und  die  Determinierung  der  Worte  für 
„König"   und   der  Götternamen   mit   sjj   bzw.  ^. 

Der  Verdacht,  daß  der  Schreiber  von  seiner  alten  Vorlage  abgewichen  ist,  besteht  auch 
in  den  Fällen,  wo  der  Text  entgegen  seiner  sonstigen  Praxis  die  Nebeneinanderstellung  paral- 
leler Satzglieder  in  gespaltener  Kolumne  vermissen  läßt.  Diese  Fälle  sind  jeweils  im  Kommen- 
tar vermerkt. 

Scheinen  die  graphischen  Eigentümlichkeiten  unseres  Textes  auf  eine  Vorlage  aus  der 
Pyramidenzeit  zu  weisen,  so  weisen  die  sprachlichen  Erscheinungen  mit  Deutlichkeit  für  die  Ent- 
stehung des  Textes  auf  eine  noch  frühere  Zeit,  und  zwar  nicht  nur  für  die  Gespräche,  die  uns 
die  im  AR  bereits  obsolet  gewordene  alte  Form  des  Pronomen  2.  m.  sg.  ^:z:^^  ,,dich"  (21a) 
und  den  uralten  Gebrauch  von   -^   im  Sinne  von  |\    ,,in"  (,,an"  den  Ort)  bieten,  sondern  auch 

für  die  erzählenden  Teile.  Die  Erzählungspartikel  1^,  über  die  Er  man  in  einem  Exkurs 
besonders  gehandelt  hat  (S.  947  ff.)  und  die  in  unserem  Texte  noch  viel  öfter,  als  er  dachte, 
vorkommt  (nämlich  auch  überall  da,  wo  Er  man  sie  als  pronominales  Subjekt  an  Stelle  des 
korrekten  swt  oder  ntf  auffassen  zu  können  glaubte),  findet  sich  zwar  vereinzelt  auch  noch 
später  in  altertümelnder  Rede  \  scheint  aber  in  Wahrheit  einer  Entwicklungsstufe  der  ägyp- 
tischen Schriftsprache  angehört  zu  haben,  die  der  Schriftsprache  des  AR  vorausgegangen 
ist.  Die  Partikel  findet  sich  nirgends  in  den  erzählenden  Texten  dieser  Zeit  des  eigentlichen  AR, 
wohl  aber  in  den  u.  a.  im  Tempel  von  Der-el-bahri  aufgezeichneten  alten  Texten,  die  von  der 
göttlichen  Herkunft  und  der  Thronerhebung  des  ägyptischen  Königs  handeln^.  Diese  Texte, 
mit  denen  unser  Text  auch  sonst  in  seinem  Sprachschatz  auffallende  Berührung  zeigt  (^^^ 
^3-  13c.  55>^^^  53.  ^^_5j^4.  P^Ä^56,^§  62),  gehören,  wie  das  zuerst 
von  Er  man  erkannt  worden  ist  (laut  einer  vor  vielen  Jahren  gefallenen  Mitteilung),  zu  dem 
ältesten,  was  wir  in  ägyptischer  Sprache  besitzen,  und  werden  voraussichtlich  wie  fast  alle  Re- 
quisiten des  ägyptischen  Königtums  (u.  a.  auch  die  Völkerliste  der  ,,Neun  Bogen")  aus  den  An- 
fängen der  ägyptischen  Geschichte  stammen.  Als  sprachliche  Merkmale  hohen  Alters  wird  man 
bei  unserm  Texte  auch  anzusehen  haben  den  ständigen  Gebrauch  der  Form  <=>  v'on  -ch=^ 
,,tun"  da,  wo  ursprünglich  die  Gemination  vorlag,  aber  seit  dem  AR  die  geminationslose 
Schreibung  üblich  war,  die  unser  Text  noch  mehrfach  für  den  geminationslosen  Stamm 


1  Außer   in   dem   schon  von  Erman  angeführten   Beispiel    1    v  i  «          ^^ ''i^s^    ,,und  so  sagt  nun  seine 
Majestät"   Urk.  IV,  776   kenne  ich  es  noch  in   dem  mythologischen  Text  Ombos  I,  131:    J   V^    1  m\ ' 

2  Reste    einer   Niederschrift   des    Thronbesteigungstextes    aus     der     12.    Dyn.    Berlin    15 801 — 03     (Aeg. 
Inschr.  I,    S.  268). 


Die   Teile   des   Textes. 


verwendet,  ferner  die  Wortform    X   dY  für  den  Namen  der  oberägyptischen  Wappenpflanze, 

die   bereits  im  AR  hn    hieß,   und   besonders  den  Gebrauch  der  Pluralform  (jv   (verderbt  zu 

\  ^)  ^"^  Sinne  von  ,,das  sind"  (55)  an  Stelle  des  unveränderlichen  0  %:> ,  das  nicht  nur  das  AR, 
sondern  auch  schon  die  Pyr. -Texte  mit  wenigen  Ausnahmen  dafür  zu  gebrauchen  pflegen 
(s.  d.  Kommentar).  Der  Sprache  der  Pyr. -Texte  gehören  auch  die  Ausdrücke  ^v  Hm 
ni  fl^^',, unverzüglich"  (i8c.  62)  und'^^  ^  (60)  an,  während  die  gleichfalls  recht  altertümlichen 
Ausdrücke  c^5.v\  ,, setzen"  (15  c),  y^z^  isk  ,,und",  •^"ci,,daß"  (statt  des  später  allein  üblichen 

)  und  ^^AA^A;^!;  ,,weir'  (statt  des  später  üblichen  /ww<a  ),  die  z.  T.  noch  bis  in  das  MR  ange- 
troffen  werden,  kein  absolut  sicheres  Anzeichen  für  ein  über  das  AR  hinaufgehendes  Alter 
des  Textes  sein  können. 

Zu  einer  so  frühen  Ansetzung  des  Textes,  auf  die  der  sprachliche  Befund  zu  führen  scheint, 
würde  auch  sein  Inhalt  und  seine  Tendenz,  wie  sie  sich  in  dem  letzten  erzählenden  Teile  (53 — ■ 
64)  deutlich  zeigt,  durchaus  passen.  Es  ist  nicht  eine  memphitische  Theologie  aus  beliebiger 
Zeit,  sondern  das  religiöse  Dogma  für  die  neue  Hauptstadt  Memphis,  das  hier  dem  alten, 
noch  der  vorgeschichtlichen  Zeit  entstammenden  heliopolitanischen  Dogma  gegenübergestellt 
wird;  ein  neues  Dogma  mit  politischem  Hintergrund,  wie  es  ganz  entsprechend  einst,  als 
Heliopolis  Hauptstadt  des  Reiches  wurde,  aufgestellt  worden  sein  wird  und  wie  es  dann  später 
Amenophis  IV.  für  seine  Welt  in  El  Amarna  aufgestellt  hat.  Was  der  Text  vertritt,  könnte 
sehr  wohl  oder  wird  vielmehr  sehr  wahrscheinlich  gleichzeitig  mit  der  Erhebung  von  Memphis 
zur  Reichshauptstadt  oder  jedenfalls  doch  nicht  viel  später  aufgestellt  worden  sein.  Diese  Er- 
hebung wird  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  noch  unter  ihrem  Gründer  Menes  selbst  erfolgt 
sein,  mit  dessen  Tat,  der  Vereinigung  der  beiden  Länder,  die  Gründung  der  neuen  Hauptstadt  auf 
das  engste  verknüpft  gewesen  sein  muß,  da  sie  nur  darin  ihren  Sinn  und  Zweck  hatte.  Die  neue 
Stadt  an  der  Grenze  der  beiden  eben  vereinigten  Staaten  sollte  ebenso  das  Zentrum  für  das  geeinte 
Reich  werden,  wie  es  Heliopolis  einst  in  vorgeschichtlicher  Zeit  gewesen  war  und  wie  es  später 
im  MR  nach  der  Wiederaufrichtung  des  Einheitsstaates  die  von  Amenemmes  I.  gegründete 
Stadt  ,, Amenemmes  nimmt  die  beiden  Länder  in  Besitz"  bei  Daschur  werden  .sollte  und  wie 
es  schließlich  Kairo  nach  der  arabischen  Eroberung  wirklich  geworden  ist.  Für  alle  diese 
Städtegründungen  ist  von  dem  neuen  Staatengründer  mit  aller  Absicht  in  gleicher  Weise 
die  zentrale  Lage  an  der  Grenze  von  Ober-  und  Unterägypten  gewählt  worden. 

Auf  einen  Punkt,  der  unter  Umständen  geradezu  für  die  Entstehung  unseres  Textes 
vor  der  2.  Dynastie  sprechen  könnte,  wird  im  Kommentar  zu  60/61  noch  einzugehen  sein. 

Die  Teile  des  Textes. 

Was  König  Schabako  von  jener  alten  Handschrift  aus  dem  Alten  Reich  noch  auf  unserm 
Stein  für  die  Nachwelt  retten  ließ,  hat  später  nicht  minder  gelitten  als  zuvor  die  Handschrift. 
Der  Stein  ist  als  Mühlstein  verwendet  worden  und  dadurch  in  seinem  mittleren  Teile  bis  aut 
wenige  Reste  zerrieben  worden.  Die  Lücke,  die  daher  jetzt  in  der  Mitte  des  Textes  klafft, 
verschleiert  uns  den  Zusammenhang  zwischen  dem  linken  und  dem  rechten  Teile,  die  trotz 
direkter 'inhaltlicher  Berührungen  recht  verschiedenen  Inhalts  sind. 


(y  I.    Das   Denkmal   memphitischer   Theologie. 

Der  rechte  Teil  enthält  die  dogmatischen  Auseinandersetzungen  memphitischer  Theologie, 
von  denen  oben  die  Rede  war.  Der  als  Lokalgott  von  Memphis  geltende  Ptah,  der  Gott  der 
Künstler,  den  die  Griechen  ihrem  Hephaistos  gleichsetzten,  wird  hier  als  Weltschöpfer  und 
-Ordner,  Herz  und  Zunge  als  die  Organe,  durch  die  er  wirke,  hingestellt.  Der  linke  Teil  behandelt 
dagegen  mythologische  Stoffe,  wie  die  Teilung  Ägyptens  zwischen  Horus  und  Seth,  den  Tod 
des  Osiris  usw. 

Während  noch  für  Breasted  und  Maspero  so  gut  wie  ausschließlich  der  rechte  Teil 
mit  seinen  theologisch-kosmogonischen  Spekulationen  ein  Gegenstand  des  Interesses  gewesen 
war,  ist  durch  Erman's  Untersuchung  gerade  auch  der  linke  Teil  in  den  Vordergrund  des 
Interesses  gerückt  worden.  Für  die  vorliegende  Arbeit  ist  dieser  Teil  des  Textes  der  Ausgangs- 
punkt gewesen;  und  er  ist  es  auch,  der  den  Text  mit  dem  andern,  im  Rahmen  dieser  Publika- 
tion zu  untersuchenden  Texte  verbindet  und  ihre  Zusammenfassung  unter  dem  Titel,  den 
dieses  Buch  trägt,  rechtfertigt. 

Innerhalb  der  beiden  Teile  des  Textes,  die  durch  die  große  Lücke  in  der  Mitte  des  Steines 
auseinandergerissen  sind,  heben  sich  wiederum  auf  den  ersten  Blick  zwei  Stücke  durch  ihre 
besondere  Anordnung  in  Halbzeilen,  die  z.  T.  noch  durch  Ouerlinien  in  kleinere  Felder  geteilt 
sind,  aus  dem  übrigen  heraus:  im  linken  Teile  die  Göttergespräche  in  Z.  lo — 18.  20 — 21.  24. 
25 — 26.  28 — 35,  von  Erman  als  Text  A  unterschieden,  im  rechten  Teile  die  listen-  und  tabellen- 
artige Zusammenstellung  der  Erscheinungsformen  des  Gottes  Ptah  in  Z.  48 — 52,  von  Erman 
als  Text  B  bezeichnet. 

Dem  äußerlichen  epigraphischen  Unterschiede,  der  die  genannten  beiden  Stücke  von  dem 
sie  umgebenden  übrigen  Texte  mit  seinen  ungeteilten  Zeilen  oder  Halbzeilen  unterscheidet, 
entspricht  auch  eine  innere  literarische  Wesensverschiedenheit.  Der  umgebende  fortlaufende 
Text  ist  in  erzählender  Form  abgefaßt.  Da  er  dieselben  Dinge  behandelt,  die  in  jenen  Stücken 
(A  und  B)  vorkamen,  so  wollte  Erman  in  diesem  erzählenden  Teile,  den  er  C  nannte,  einen 
Kommentar  dazu  erkennen.  Wie  er  zeigte,  stimmt  der  auf  A  bezügliche  linke  Teil  von  C 
(Erman:  C  i)  mit  dem  auf  B  bezüglichen  rechten  Teile  (C  2)  sprachlich  und  z.  T.  auch  inhalt- 
lich so  vollkommen  überein,  daß  man  beide  Teile  von  C  als  das  Werk  eines  und  desselben 
Kommentators  anzusehen  hätte,  eines  memphitischen  Theologen  aus  den  Zeiten  des  Alten 
Reiches,  deren  sprachliche  und  orthographische  Merkmale  beide  Teile  in  gleicher  Weise 
zeigen. 

Bezüglich  des  ,, Textes  A",  der  Göttergespräche,  glaubteErman  nun  aber  zeigen  zu  können, 
daß  er  wesentlich  älter  als  dieser  mutmaßliche  Kommentar  C  sein  müsse.  Schon  die  eigen- 
tümlich ,,piktographische"  Gegenüberstellung  der  Namen  der  Gesprächsteilnehmer  am  An- 
fang der  Zeilen  mutete  ihn  höchst  altertümlich  an.  .Sie  schien  ihm  ,, sogar  noch  etwas  von  der 
Bilderschrift"  zu  haben  (S.  920)  und  in  seiner  Aeg.  Gramm. ^§  16  verfehlte  er  nicht,  sie  als  Über- 
bleibsel einer  älteren  Entwicklungsstufe  der  Hieroglyphenschrift  zu  verzeichnen.  Hierzu  kamen 
die  aus  den  Pyramiden  bekannten  Schreibungen  wie  ¥^°'=^  (n^)  und  ^^  (t|  (loa),  die  Er- 
man in  seinem  Texte  A  fand,  während  B  und  C,  und  zwar  z.  T.  im  nämlichen  Zusammenhang, 
die  später  üblichen  Schreibungen  aw>^  (8.  18.  62)  und  |T|  H  (6.  49  b.  51a.  56.  59)  oder  JT|  (58) 
verwenden.    Endlich  fand  Erman  auch  sprachliche  Anzeichen,  die  dem  Texte  A  ein  höheres 


Die   Teile   des   Textes 


Alter  als  C  geben  sollten,  wie  den  Gebrauch  der  Präposition  dr  im  räumlichen  Sinne  von  ,,in", 
,,an"  und  des  Pronomen  2.  m.  sg.  kw  ,,dich"  (s.  ob.  S.  4).  Beides  in  der  Tat  Zeichen  für  ein 
sehr  hohes  Alter.  Aber  beweisen  diese  Anzeichen  wirklich,  daß  Erman's  „Text  A"  im  ganzen, 
nicht  bloß  in  einzelnen  Teilen,  älter  als  C  sein  muß  1 

Neben  dem  alten  ^:=^  %.  bietet  A  an  anderer  Stelle  auch  das  jüngere  s=  ^  (13  b),  ein  Neben- 
einander, das  auch  in  den  Pyr.-Texten  ganz  ähnlich  zu  beobachten  ist;  dort  ist  z.  B.  das  kw 
in  gewissen,  offenbar  althergebrachten  Redewendungen  oder  Sätzen  wie  in  (j  ^  — ^  ^=z^  ^  Ij  <=> 
„begib  dich  zu  mir"  u.  ä.  immer  wieder  anzutreffen,  auch  in  Textstücken,  die  sonst  an- 
standslos das  jüngere  tw  gebrauchen.  Dem  altertümlichen  kw  ,,dich",  für  das  in  dem  rem 
erzählenden  ,, Texte  C"  gar  keine  Gelegenheit  zum  Vorkommen  war,  steht  in  diesem  die 
uralte  Partikel  1  %>  ,,und  da",  für  die  wieder  in  den  Gesprächen  von  A  keine  Verwendungs- 
gelegenheit war,  ebenbürtig  gegenüber.  Die  Präposition _^aber  findet  sich  ja  ganz  ebenso 
wie  in  A  so  auch  in  C  angewendet  (9),  kann  also  nicht  wohl  als  Beweis  für  das  höhere  Alter  von 

A  in  Anspruch  genommen  werdend 

Nicht  anders  steht  es  mit  den  graphischen  Gründen,  die  Er  man  für  diese  Annahme  geltend 
machte.  Die  Schreibung  ^  °==\  ist  keineswegs  nur  auf  die  alte  religiöse  Literatur  der  Pyra- 
miden beschränkt,  sondern  ist  die  gewöhnliche  Schreibung  des  AR  (z.  B.  Urk.  I,  43.  77.  99.  144 
usw.).  Zu  der  entsprechenden  Schreibung  ^|,  die  zufällig  wohl  für  das  weit  seltenere  ?;>;/; 
„gebären"  selbst  nicht  belegt  ist,  vgl.  den  Namen  ^fÜ^^  Msj-si-  „ein  Sohn  ist  ge- 
boren" Garstang,  Reqaqnah  pl.  28.  ,,Text  A"  selbst  aber  verwendet  auch  die  jüngere  Schrei- 
bung l  (i8a)  und  hat  die  ganz  junge,  im  AR  unerhörte  Schreibung  ^|  „Wege"  (17  b).  Dem- 
gegenüber hat  der  ,,Text  C"  seinerseits  die  oben  S.  3  und  5  zitierten,  höchst  altertümlichen 
Schreibungen  und  Formen  ^^(i  2  c),^ — ajundf]  ^1  (i5c).=^— f '^  (56),<J^?«^(62), 
\  \.  *^55)'  Ir^  ^^  ''^^'^^-  ^^)  aufzuweisen.  Beiden  Textteilen  ist  auch  der  altertümliche,  aus  den 
Pyramiden  bekannte  Gebrauch  von  ndr  m  im  Sinne  von  ,, etwas  fassen"  gemeinsam  (20a.  62). 

Was  schließlich  die  piktographische  Gegenüberstellung  der  Gesprächsteilnehmer  betrifft, 
so  mag  sie  wohl  eine  alte  Sitte  gewesen  sein,  aber  ihre  Beibehaltung  könnte  auf  besonderen 
Umständen  beruht  haben  und  brauchte  noch  nicht  ein  Zeitkriterium  für  den  Text  oder  seine 
Niederschrift  zu  sein.  Es  sei  auf  die  ganz  analoge  Stellung  hingewiesen,  die  die  Bezeichnungen 
des  Briefschreibers  und  des  Adressaten  und  das  vom  einen  zum  anderen  gehende  Wort ,, Befehl" 
in  den  Königsbriefen  des  AR  zu  erhalten  pflegen :  {  ^  ^  |  H  1^^  ^  NN.  „Königsbefehl 
an  den  Oberrichter  und  Vezier  NN."  (Urk.  I,  60.  62.  128.  Weill,  Decrets  royaux  pl.  5.  8.  9. 
10.  Quibell,  Excav.  at  Saqqara  III,  1907/8,  pl.  61,2;  vgl.  meine  Bemerkungen  dazu  Gott. 
Gel.  Anz.  1912,711  ,'2) .  Die  Auflösung  dafür  geben  uns  die  Titel  der  Königserlasse  des  MR  und  der 
späteren  Zeiten  so:  1  "^  ill%"^  NN.  „der  König  befiehlt  dem  NN."  (z.  B.  Aeg.  Lesestücke 
10,  14.  70,  15.  98,  3.  Urk.  IV,  80,7.  Pap.  Turin  66,  4=  Möller,  Hierat.  Lesestücke  III,  6). 
Wie  hier  die  Präposition  ,wvw.  eingefügt  ist,  die  in  jener  alten  Schreibweise  nur  durch  die  Gegen- 
überstellung der  beiden  miteinander  in  Beziehung  zu  setzenden   Personen  ausgedrückt  oder 


I  Für  ein  höheres  Alter  des  A-Textes  könnte  schon  eher  der  Umstand  ins  Feld  geführt  werden,  daß  C  für 
Ober-  und  Unterägypten  die  Namensformen  =^  ^  und  =^=.  ^  gebraucht  (4.  8.  10  c),  während  A,  wenig- 
stens  in   den   abgesonderten   Feldern   in    10  b — 12  b,   Formen  ohne  ===■    hat. 


g  I.   Das   Denkmal   memphitischer  Theologie. 

richtiger  angedeutet  war,  so  ist  es  in  unserem  Falle  die  Präposition '^  „gegenüber",  ,, ange- 
sichts" in  der  Auflösung,  die  uns  die  Texte  des  Mundöffnungsspieles  für  die  bei  uns  vor- 
liegende Anordnung  der  Gespräch  führenden  Personen  mit  daruntergesetztem  |^  „Worte 
sprechen"  geben:  H^lni'^ii  "^^^  /w-Priester  spricht  Worte  zu  (eig.  gegenüber)  dem  Bild- 
hauer"  (Schiaparelli,  Libro  dei  funerali  I,  122.  144  usw.  Lefebure,  Sethosgrab  III,  pl.  sff. 
Rec.  de  trav.  22,  11/12).  Während  wir  aber  bei  den  Königsbriefen  der  Auflösung  der  pikto- 
graphischen  Schreibweise  schon  im  MR  begegneten,  scheint  sie  hier  erst  im  NR  üblich  geworden 
zu  sein.  Der  sicher  aus  dem  MR  datierte  Ramesseumpapyrus,  der  im  2.  Teile  dieses  Buches 
veröffentlicht  werden  wird,  hat  sie  noch  nicht;  er  schreibt  vielmehr  genau  in  der  Weise  unseres 
Steines,  die  also  offenbar  für  derartige  Götterdialoge  altherkömmlich  gewesen  zu  sein  scheint. 
Dieses  Beispiel  zeigt  klar,  daß  auch  aus  diesem  Punkte,  der  piktographischen  Schreibweise, 
kein  Argument  für  das  höhere  Alter  der  von  Erman  als  A  bezeichneten  Textstücke  zu  gewin- 
nen ist. 

Wenn  demnach  zwar  ein  zwingender  Beweis  für  ein  höheres  Alter  der  Göttergespräche 
(A)  gegenüber  den  erzählenden  Teilen  (C)  mit  den  von  Erman  geltend  gemachten  sprachlichen 
und  graphischen  Gründen  nicht  erbracht  werden  kann,  so  liegt  Erman 's  Gedanken  doch  wohl 
etwas  durchaus  Richtiges  zugrunde.  Was  er  gefühlt  hat,  daß  die  Gespräche  eine  besonders 
altertümliche  Schreib-  und  Redeweise  zeigen,  das  bestätigt  sich  an  den  anderen  Texten  gleicher 
Art,  dem  erwähnten  Papyrus  wie  den  Sprüchen  des  alten  Opferrituales.  Offenbar  sind  die 
Sprüche,  welche  die  Götter  oder  ihre  priesterlichen  Vertreter  untereinander  wechseln,  von  den 
Schreibern  als  etwas  Heiliges  angesehen  worden,  an  dessen  altüberlieferter  Form  möglichst 
nicht  gerührt  werden  sollte,  wogegen  die  mehr  profane  Natur  der  Erzählung,  die  aus  dem 
Munde  eines  Menschen  kam  —  sei  es  nun  des  Verfassers  oder  eines  Vorlesers  bzw.  Erklärers, 
Erman 's  Auffassung  entsprechend  — ,  eine  solche  Scheu  nicht  erweckte,  so  daß  hier  äußerliche 
Modernisierungen  der  Form,  in  den  Wortformen  wie  in  den  Schreibungen,  viel  unbedenklicher 
vorgenommen  werden   konnten. 

Die  Gespräche  (Er  man 's  Text  A),  ihre  Einrichtung  und  Bedeutung. 

In  den  Göttergesprächen  unseres  Textes  hat  Erman  die  Überreste  eines  uralten  Buches 
vermutet  (sein  ,,Text  A"),  das  ,,in  einer  Art  dramatischer  Form  die  Osiris-  und  Horussage  be- 
handelte" (S.  924),  die  Wechselreden,  ,,die  bei  der  Aufführung  einer  Festfeier  v^on  den  auf- 
tretenden Göttern  zu  sprechen  waren"  (S.  928,  Anm.  2).  Dieser  Gedanke,  den  Erman  nur  im 
Vorübergehen  als  ,, naheliegend"  ausgesprochen  hat,  wird  zur  vollen  Gewißheit,  wenn  man 
die  innere  Einrichtung  des  ,, Textes  A"  näher  betrachtet  und  das  Verhältnis  seiner  Teile  zu- 
einander richtig  versteht. 

In  den  Zeilen  10 — 18,  den  einzigen  des  ,, Textes  A",  die  ganz  oder  fast  ganz  erhalten  sind, 
finden  wir  jedesmal  folgendes: 

I.  zu  oberst  in  der  Zeile  in  der  allgemeinen  Richtung  des  Textes  geschrieben,  also  nach 
rechts  blickend,  den  Namen  des  redenden  Gottes,  ihm  gegenüber  in  entgegengesetzter  Richtung 
die  Bezeichnung  der  angeredeten   Person  oder   Personen. 


Die   Gespräche,    ihre   Einrichtung   vmd    Bedeutun«'.  n 

2.  die  alte  Abkürzung  für  dd  md-w  „Worte  sprechen",  die  auch  in  den  Tempelbildern 
die  den  Göttern  in  den  Mund  gelegten  Reden  einzuleiten  pflegt,  andererseits  in  den  Papyri 
die  zu  kultischen  oder  magischen  Zwecken  zu  rezitierenden  Sprüche  als  eine  Art  Gebrauchs- 
anweisung einführt.  In  beiden  Fällen  ist  der  Ausdruck  grammatisch  sicherlich  als  Infinitiv 
aufzufassen.  Das  gleiche  ist  klar  der  Fall  in  dem  alten  Text  von  der  göttlichen  Erzeugung 
des  Königs  Urk.  IV,  220/1,  wo  der  Ausdruck  in  sehr  eigentümlicher  Weise  in  der  Erzählung 
die  Wechselreden  einleitet  und  dabei  von  derselben  Präposition  hft  „gegenüber"  zur  Einführung 
der  angeredeten  Person  begleitet  ist,  die  wir  in  der  später  üblichen  Auflösung  unserer  Schreibung 
fanden  (S.  8).  Diese  Auflösung  führt  aber  darauf,  daß  bei  uns  das  dd  mdw  eher  als  ein  parti- 
zipiales   Prädikat   ,,ist  es,  der  Worte  spricht"  aufzufassen  ist^. 

3.  die  Rede  des  Gottes,  die  hier  meist  die  kurze  Zeile  nicht  ganz  füllt,  sondern  am  Ende 
einen  mehr  oder  minder  großen  Raum  freiläßt,  so  daß  das  Ganze  das  Aussehen  hat,  wie  es  bei 
uns  Verszeilen  eines  Gedichtes  bieten. 

4.  unter  einer  horizontalen  Linie,  die  das  Vorgenannte  unten  abschließt,  ein  kleines  qua- 
dratisches Feld,   das  nur  einen  Gottesnamen  ohne  weitere  Zusätze  enthält. 

5.  ein  zweites  derartiges  Feld,  das  bei  10 — 12  ebenfalls  quadratisch,  bei  13 — 18  aber 
länger  ist  und  ein  oder  mehrere  Worte  enthält. 

Alle  bisherigen  Bearbeiter  unseres  Textes  sind  sich  darin  einig  gewesen,  daß  diese  hier 
unter  4  und  5  genannten  Zeilenabschnitte,  die  Breasted  lob — 12b  (zusammen  mit  der  darauf 
folgenden  Erzählung)  und  13  b — 18  b  numerierte,  in  sich  selbständige  Stücke  seien,  die  hinter 
den  Stücken  loa — 12a  und  13a — i8a  als  Ganzem  für  sich  als  ein  anderes  Ganzes  zu  lesen 
seien.  Auch  Erman  ist  bei  dieser  Auffassung  geblieben  und  hat  die  Stücke  demgemäß  mit 
Aa  (loa — 12a),  Ab  (lob — 12b),  Ac  (13a — i8a).  Ad  (13b — i8b)  bezeichnet,  wiewohl  ihm 
nicht  entgangen  war,  daß  ein  gewisser  Zusammenhang  zwischen  den  untereinanderstehenden 
Stücken  Aa  und  Ab  einerseits,  Ac  und  Ad  andererseits  bestehe.  Der  zu  Aa  und  Ab  gehörige 
erzählende  Text  (7 — 9),  Erman's  Cc  und  Cd,  ist  auf  dem  Steine  tatsächlich  als  eine  Einheit 
behandelt,  und  die  in  10 b  — 12b  genannten  Personen  und  Dinge  sind  mit  den  in  loa — 12a 
angeredeten  Personen  und  den  Dingen,  von  denen  dort  die  Rede  ist,  identisch.  Erman  hat 
daher  die  Stücke  Aa  und  Ab  auch  unter  einer  Überschrift  behandeln  müssen.  Er  vermutete, 
daß  Ab  die  Rede  Aa,  Ad  die  Rede  Ac  als  eine  Art  Nachwort  fortsetzen  solle,  wenngleich  ihm 
Ad  unverständlich  blieb.  Wäre  es  aber  eine  selbständige,  etwa  an  Horus  gerichtete  Fort- 
setzung der  Rede  des  Geb,  so  hätte  sie  am  Anfang  statt  des  einzeln  dastehenden  Namen  Horus 
eine  Angabe  in  der  Form,  die  wir  in   11  a  lesen,  haben  müssen. 

Diese  Auffassung  über  die  Reihenfolge  der  Stücke  des  ,, Textes  A"  in  10 — 18  ist  nun 
aber  gewiß  nicht  zutreffend.  Sie  würde  den  Gepflogenheiten  der  ägyptischen  Epigraphik  durch- 
aus zuwiderlaufen.  Wir  kennen  die  Sitte,  einzelne  Worte  am  Ende  einer  Zeile  in  einem  ab- 
gesonderten Felde  zu  geben,  hinlänglich  aus  den  Opfertexten  und  Opferlisten  des  AR,  die 
auch  später  in  den  thebanischen  Gräbern  und  Tempeln  des  NR  noch  wiederholt  werden.  Auch 
dort  haben  wir  kurze,  an  den  Verstorbenen  gerichtete  Reden,  die  in  senkrechten  Zeilen  von 


Vgl.   dazu   gegebenenfalls   Lesestücke  85,  20,    falls   nicht    die    in    den   „Erläuterungen"    dazu  gegebene 


Erklärung   zutreffen   sollte. 

U.'^c  X,   I :  Sethc. 


jO  I.    Das   Denkmal  memphitischer  Theologie. 

verschiedener  Länge  und,  wo  es  sich  gibt,  mit  Freilassung  des  Endes  der  Zeile  geschrieben 
sind,  also  ganz  wie  bei  uns  loa — 12a  und  13a — i8a.  Darunter  stehen  dann  in  kleineren,  durch 
Querlinien  abgesonderten  Feldern,  ganz  wie  bei  uns  in  10  b — 12  b  und  13  b — i8b,  kurze  Be- 
merkungen, die  stets  zu  dem  darüber  (in  derselben  Zeile)  stehenden  Spruche  gehören,  sei  es 
daß  sie  den  Opfergegenstand  nennen,  bei  dessen  Darreichung  der  betreffende,  meist  durch  ein 
Wortspiel  darauf  bezugnehmende  Spruch  zu  rezitieren  ist,  sei  es  daß  sie  eine  Handlung  nennen, 
bei  der  dasselbe  zu  geschehen  hat  oder  die  dabei  vorzunehmen  ist.  Im  ersteren  Falle  wird  bis- 
weilen unter  dem  Felde,  das  den  Opfergegenstand  selbst  nennt,  die  Angabe  des  Quantums, 
das  davon  zu  geben  ist,  in  einem  zweiten  Felde  besonders  gegeben.  Vgl.  die  folgenden  Bei- 
spiele, in  denen  die  Zeilen  des  Originaltextes  hier  mit  i — 3,  4,  5 — 8,  9 — 11  numeriert  und  die 
Trennungslinien  der  Felder  (laff.)  durch  ||   angegeben  sind^: 

Pyr.   3  IC — 32b  nach  W.  29 — 31  =  N.  257 — 259. 

I , ,  6>  NN. ,  empfange  das  sjk  des  Osiris. "11^ Hjk-Körner  1 1  * , ,Nim.m  die  Spitze  der  Brust  des 
Horus,  seiner  eigenen.  Nimm  dir  {sie)  in  deinen  Mund  {e-rök)".  \\  ^a  Milch  {erötet),  i  Krug  \\ 
"i ,,Nimm  die  Brust  {mnd)  deiner  Schwester  Isis,  der  schwellenden  (dsj.t),  und  bring  sie  in 
deinen  Mund."  \\   "i^ein  leerer  Krug  (ntns^).  \\ 

Pyr.  37  nach  W.  37. 

4  ,,Nimm  die  beiden  Augen  des  Horus,  das  schwarze  und  das  weiße.  Bring  sie  dir  in  dein 
Gesicht,  damit  sie  dein  Gesicht  erhellen  {shd)."  ||  4»  ein  weißer  und  ein  schwarzer  Krug.  Auf- 
tragen. II 

Pyr.   58b — c.   59a  nach  W.  82 — 84  =  N.  357 — 360. 

i  ,.Thoth  ist  es,  der  sich  herbeibringt  mit  ihm  {fem.)",     \\   ^^ Altar  (hiiv.t)  \\ 

^  ,,er  ist  herausgekommen  {prj)  mit  {kr)  dem  Auge  des  Horus",  \\  ^ '^  Totenopfer  {pr.t- 
r-hrw)  geben  \\ 

7  ,,damit  ihm  das  Auge  des  Horus  gegeben  werde  und  er  sich  daran  befriedige  {htp)" .  \\ 
T^He!  Komm  herbei  mit  dem  Königsmahl  {htp-nsw.t).  \\ 

^ ,, Osiris  NN.,  nimm  dir  das  Horusauge,  nachdem  er  {Horus)  sich  daran  befriedigt  {htp) 
hat."  II   ^^ Königsmahl  {htp-nsw.t)  das  2.  Mal.  \\ 

Pyr.  59c — 6oa  nach  W.  85 — 87  =  N.  362 — 364. 

9 ,, Osiris  NN.,  empfange  das  Atige  des  Horus,  sei  damit  zufrieden  {htp)."  \\  9 ^ Mahl  {htp) 
des  weiten  Hofes,  2  Platten.  \\ 

'^^ ,, Führe  es  dir  zu  {shm)für  dich."  \\  *<•  ^  sprich  die  Worte,  sitze  {hms),  schweige.  Königs- 
totenopfer. II 

^'^ ,, Osiris  NN.,  empfange  das  Auge  des  Horus,  vereinige  {t  b)  es  dir  mit  deinem  Munde 
{rök)."  II   '^'^^ Frühstück  {i'.w-r),  i  Laib  {Brot)  und  i  Krug  {Bier).  \\ 

Hiernach  ist  auch  bei  uns  a  priori  anzunehmen,  daß  die  in  einer  senkrechten  Zeile  gleicher- 
weise untereinanderstehenden  Stücke  des  Textes  A  zueinander  gehören,  daß  also  10  b  zu  loa, 
II  b  zu  IIa  usw.,  schließlich  18 b  zu  i8a  gehört  und  unmittelbar  dahinter  zu  lesen  ist.  Bei 
I  ob— 12  b  (Er  man 's  Ab)  ist  das  denn  auch  ohne  weiteres  einleuchtend,  da  die  dort  stehenden 

I  Am  Anfang  der  Zeilen  bei  N.  die  Worte  |^  ,  die  wie  in  unserem  Texte  die  zu  sprechenden  Worte 
kennzeichnen. 


Die   Gespräche,    ihre    Einrichtung   und    Bedeutung.  1 1 

Worte,  wie  schon  bemerkt  (S.  9),  in  den  deutlichsten  Beziehungen  zu  den  darüberstehenden 
Worten  von  loa — 12a  (Erman's  Aa)  stehen,  mit  denen  Geb  Ägypten  unter  Seth  und  Horus 
verteilt.  Aa  mit  Ab  in  natürlicher  Weise,  wie  sie  auf  dem  Stein  stehen,  miteinander  verbunden, 
lauten  nun: 

^^^Geb  spricht  Worte  zu  Seth:  ,,geh  an  den  Ort,  wo  du  geboren  bist".  \\  ^^^  Seth  ||  Ober- 
ägypten 1 1 . 

^^^Geb  spricht  Worte  zu  Horus:  ,,geh  an  den  Ort,  wo  dein  Vater  ertränkt  worden  ist."  \\ 
^^^ Horus  II    Unterägypten.  \\ 

^^^Geb  spricht  Worte  zu  Hor^^s  und  Seth :  ,,ich  habe  euch  geschieden" .  ^^  ^  {vacat)  ||  Unter- 
ägypten und  Oberägypten.  \\ 

Bei  13b — i8b  dagegen,  Erman's  Ad,  ist  ein  Zusammenhang  mit  den  darüberstehenden 
Worten  in  13a — i8a  (Erman's  Ac)  wohl  schon  durch  die  wortspielartigen  Anklänge  gewähr- 
leistet, die  man  hier  in  jeder  Zeile  zwischen  den  beiden  Teilen  zu  erkennen  meint:  13a  ivd  „be- 
fehlen" —  13b  w/,, Schakal",  14a  zu' .tj  ,,du  allein"  —  14b  w'.t-j  ,,mein  Erbe",  15a  si  ,,Sohn" 
—  15b  sib  ,, Schakal",  i6a  i{w)' .w  „der  Erbe"  —  i6b  w' .t-j  „mein  Erbe",  17a  wp-li.t  ,, Leib- 
öffner" —   17b   Wp-wi.xvt  ,, Wegeöffner",   i8a  nisw  ,, geboren"  —   18 b  msw.t  ,, Geburt". 

Daß  Ad  mit  Ac  in  entsprechender  Weise  zu  verbinden  ist,  wie  oben  Ab  mit  Aa,  darauf 
führt  aber  auch  eine  andere  einfache  Erwägung.  Stellten  Ac  und  Ad  wirklich  zwei  selbstän- 
dige Texte  dar,  so  wäre  es  ganz  unverständlich,  warum  man  die  kurze  Rede,  aus  denen  beide 
beständen,  in  6  kurze  Zeilen  von  verschiedener  Länge  (mit  Freilassung  des  Zeilenendes  bei 
den  kürzeren  Zeilen)  zerhackt  haben  sollte,  in  denen  dann  jedesmal  die  einleitenden  Worte 
,,Geb  spricht  Worte  zu  der  Götterneunheit"  in  Ac,  ,, Horus"  in  Ad  wiederholt  werden  mußten. 
Es  wäre  dann  ja  weit  einfacher  und  ökonomischer  gewesen,  die  beiden  kurzen  Reden  in  einer 
oder  zwei  Zeilen  von  der  Länge  wie  loa — 12a  zu  geben,  in  denen  sie  reichlich  Platz  gefunden 
hätten.  So  wenig  man  in  loa  und  iia  die  5  bzw.  6  Worte  des  Geb  ,,geh — an  —  den  Ort  —  wo  — 
du  geboren  bist"  und  ,,geh  —  an  —  den  Ort  —  wo  —  dein  Vater  —  ertränkt  worden  ist"  auf 
verschiedene  Zeilen  verteilt  hat,  so  wenig  lag  auch  hier  bei  der  Rede  des  Geb  an  die  Götter- 
neunheit ein  Anlaß  vor,  das  Dutzend  Worte,  das  nach  Erman's  Auffassung  gleichfalls  nur 
einen  Satz  bildete,  auf  6  Zeilen  \on  der  halben  Länge  zu  verteilen:  ^^'"^  ,,ich  habe  befohlen  — 
^**  mein  Erbe  —  ^^^  jenem  Erben  —  ^^^  dem  Sohne  meines  Sohnes  —  ^'^  meines  Erstgebo- 
renen —  1^=1  das  ist  mein  Sohn,  der  von  mir  erzeugt  ist"  (Wortlaut  nach  Erman's  Auffassung 
in  wörtlicher  Übersetzung).  Von  etwaigen  metrischen  Rücksichten  könnte  dabei  ja,  da  13a 
und  14a  nur  je  eine  Hebung,  15a — i8a  je  zwei  Hebungen  aufgewiesen  haben  dürften  (die 
genauen  Vokalisationsverhältnisse  kennen  wir  ja  nicht),  keine  Rede  sein. 

Verbindet  man  dagegen  Ad  mit  Ac,  das  in  der  Auffassung  von  Er  man  an  und  für  sich 
bis  auf  den  geradezu  sinnlosen  Schluß  in  i8a  einen  vernünftigen  Sinn  hätte,  in  derselben  Weise, 
wie  oben  Ab  mit  Aa  verbunden  wurde,  so  erhält  man  nicht  nur  einen  besseren  Text,  wie  wir 
später  sehen  werden,  sondern  es  wird  auch  das  Verfahren  des  Schreibers  sogleich  verständlich. 
In  dem  Text  war  an  6  Stellen  eine  Nennung  des  Gottes  Horus,  auf  den  sich  die  Rede  des  Geb 
bezieht,  nötig.  Einem  epigraphischen  Harmoniegesetz  zufolge,  das  wir  in  ägyptischen  Texten 
allenthalben  wirksam  sehen,  sollte  der  sechsmal  wiederkehrende  Name  möglichst  nebenein- 


12  I-    T)as   Denkmal   niemphitischer   Theologie. 

ander  stehen,  gerade  wie  in  den  oben  angezogenen  Opfertexten  die  Nennung  der  Opfergegen- 
stände und  ihre  Maße,  in  den  Königsinschriften  die  Ringe  mit  den  Königsnamen  und  auf 
unserem  Steine  selbst  die  Worte  |i]j  in  12a — i8a  und  20a — 21a  (bei  Breasted  nicht  ganz 
genau)  einerseits,  in  25  b — 26b  und  28b — 35  b  andererseits  genau  ausgerichtet  nebeneinander 
stehen.  Zu  dem  Zwecke  mußte  eben  der  Text  in  6  Zeilen  gebrochen  werden,  und  da,  wo  vor 
dem  Worte  Honis  weniger  Schriftzeichen  zu  stehen  kamen,  mußte  ein  gewisser  Raum  vor  dem 
Namen  freibleiben.  Die  Nebeneinanderstellung  des  in  jeder  Zeile  wiederkehrenden  Namens 
(Horus)  hatte  zugleich  für  den  Leser  die  praktische  Wirkung,  daß  sie  die  zusammengehörigen 
Zeilen  13 — 18  wie  eine  Klammer  (horizontal — )  zusammenfaßte  und  sogleich  in  die  Augen  fal- 
lend die  Einheit  dieses  Textstückes  erkennen  ließ.  Der  Grund  für  die  sechsmalige  Wiederho- 
lung des  Horus  aber  gerade  an  der  Stelle,  wo  sie  eintritt,  könnte  darin  gesucht  werden,  daß 
der  Name  die  in  einer  Art  von  Wortspiel  miteinander  verbundenen  Glieder  der  einzelnen  Wort- 
paare des  Textes  (ö  an  Zahl)  äußerlich  trennen  und  damit  auch  wieder  für  das  Auge  des  Lesers 
zu  einer  Einheit  (diesmal  vertikal  j)  verbinden  sollte:  denn  wir  fanden  ja,  daß  was  in  jeder 
Zeile  dem  Horus  voratisgeht,  mit  dem,  was  ihm  folgt,  augenscheinlich  in  einem  solchen  Verhält- 
nis lautlicher  lU^ereinstimmung  oder  lautlichen  Anklanges  stand  (S.  11).  Unerklärt  bleibt 
hierbei  zunächst  noch  die  Abgrenzung  des  Wortes  Horus  von  dem  übrigen  Texte  nach  unten 
und  nach  oben  durch  Trennungslinien,  die,  wie  im  balle  \ün  10 — 12,  ihren  besonderen  Grund 
haben  muß. 

Daß  wir  die  Stücke  lob — 12b  und  13b — i8b  wirklich  in  der  angegebenen  Weise  mit 
loa — 12a  und  13a — i8a  zu  verbinden  haben,  wird  nun  vollends  als  ganz  unzweifelhaft  durch 
den  Ramesseum- Papyrus  bestätigt,  der  hier  im  Anschluß  an  die  Behandlung  unseres  Textes 
veröffentlicht  wird.  Er  zeigt  gleichfalls  unter  den  Göttergesprächen,  die  ganz  ebenso  wie  bei 
uns  eingerichtet  sind,  ein  oder  mehrere  durch  Ouerlinien  abgeteilte  Felder,  l'nd  diese  ent- 
halten in  der  Regel  zunächst  (im  i.  Felde)  wieder  die  Nennung  einer  göttlichen  Person,  die 
entweder  mit  der  angeredeten  Person  selbst  identisch  ist  (wie  bei  uns  in  10 — 12)  oder  aber  eine 
dritte  Person  ist,  von  der  in  dem  Gespräch  die  Rede  ist  (wie  bei  uns  in  13 — 18).  Statt  dessen 
erscheint  nicht  selten  auch  ein  Gegenstand,  von  dem  dasselbe  gilt,  oder  aber  (w^ie  meist  in  dem 
zweiten  Felde,  wo  es  mehrere  sind)  eine  Handlung,  die  bei  dem  Gespräch  oder  in  seinem  Gefolge 
vorgenommen  sein  soll,  gerade  wie  in  den  Texten  des  alten  Opferrituals,  die  oben  (S.  10) 
angeführt  wurden.  Es  kann  kein  Zweifel  sein,  daß  diese  letzteren  Nennungen  genau  so  zu 
verstehen  sind,  wie  dort,  d.  h.  als  sachdienliche  Vermerke,  die  nicht  mehr  einen  Teil  der  ge- 
sprochenen Rede  bildeten,  sondern  außerhalb  derselben  standen  und  eine  Art  Gebrauchsanwei- 
sung für  den  Benutzer  des  Textes  darstellten.  Die  infinitivische  Form,  in  der  die  Handlungen 
dabei  meist  genannt  sind,  bestätigt  diese  Auffassung.  Niemand  wird  nun  aber  bezweifeln  wol- 
len, daß  das,  was  so  für  die  Handlungen  gilt,  ebenso  auch  für  die  Nennungen  der  Götter  und 
der  Gegenstände  gelten  muß.  Auch  sie  werden,  gerade  wie  die  Nennung  der  Opfergegenstände 
in  den  Opfertexten,  solche  gewissermaßen  parenthetische  Bemerkungen,  die  nicht  einen  Teil 
der  vorhergehenden  Rede  bildeten,  sein  müssen.  Daraus  erklärt  sich  dann  eben  die  Absonde- 
rung von  der  Rede  durch  Trennungslinien,  die  oben  bei  der  Besprechung  von  13 — 18  zunächst 
noch  unerklärt  bleiben  mußte. 


Die   Erzählung   und  ihr   Verhältnis   zu   den   Gesprächen.  "  I  ■^ 

Der  eigentliche  Sinn  und  Zweck  aller  dieser  parenthetischen  Vermerke,  die  den  Dialog- 
stücken unseres  Textes  und  des  Papyrus  zu-  oder  eingefügt  sind,  ergibt  sich  nun  aus  der  dra- 
matischen Natur  dieser  Texte,  die  Erman  mit  sicherem  Gefühl  für  seinen  ,,Text  A"  des  Scha- 
bako-Steines  vermutet  hat.  Es  sind  nichts  anderes  als  ,, szenische  Vermerke",  wie  sie  in  unseren 
Theaterstücken  in  Klammern  eingeschlossen  oder  auch  nur  in  kleineren  Typen  gedruckt 
den  Dialog  begleiten,  Hinweise  für  die  Aufführung  des  .Stückes,  die  dem  Leser  des  ,, Text- 
buches" eine  oft  unentbehrliche  Ergänzung  für  das  Verständnis  bieten,  indem  sie  ihm  das, 
was  er  bei  der  Aufführung  mit  Augen  schaut,  ersetzen,  wie  umgekehrt  die  Zwischentexte  bei 
einer  modernen  Filmaufführung  das  ersetzen  müssen,  was  der  Zuschauer  bei  einer  wirklichen 
Aufführung  des  Stückes  durch  das  Ohr  aus  dem  Dialog  erfährt.  Von  den  szenischen  Ver- 
merken der  modernen  Theaterstücke  unterscheiden  sich  die  entsprechenden  Vermerke  der 
altägyptischen  ,, Dramen",  wenn  wir  die  uns  hier  beschäftigenden  Texte  so  nennen  dürfen, 
durch  ihre  lakonische  Kürze.  Da,  wo  wir  in  unserem  Texte  in  lo  ff.  nur  die  Namen  der  angeredeten 
Götter  lesen,  würden  wir  in  einem  modernen  Drama  etwa  ,,Horus  anblickend",  ,,zu  Horus  ge- 
wendet" lesen,  und  da,  wo  in  lo  und  ii  nur  die  Namen  der  Länder  Ober-  und  Unterägypten 
genannt  sind,  auf  die  in  der  Rede  des  Geb  indirekt  Bezug  genommen  ist,  würde  man  heute 
etwa  ,,nach  Oberägypten  weisend"  oder  ,, meint  Oberägypten"  lesen.  Entsprechend  hat  man 
sich  ja  auch  die  Nennung  der  Opfergegenstände  in  den  Opfertexten  zu  ,, nimmt  den  Opfer- 
gegenstand x.  in  die  Hand",  ,, reicht  das  x.  dar"  ergänzt  denken  müssen,  wenn  man  an  die 
Anwendung  dieser  alten  Sprüche  durch  einen  den  Kult  ausführenden  Priester  denkt.  Im 
Ramesseum- Papyrus  finden  sich  in  den  szenischen  Vermerken,  und  zwar  stets  an  letzter  Stelle, 
nicht  selten  auch  Ortsangaben,  die  besagen  sollen,  wo  die  betreffende  Szene  spielt,  wie  das  in 
unseren  Dramen  am  Anfang  der  Szenen  vermerkt  zu  sein  pflegt. 

Die  Erzählung  (Er  man 's  Text  C  i) 
und  ihr  Verhältnis  zu  den  Gesprächen. 

Nachdem  sich  Erman's  Vermutung,  daß  in  den  Göttergesprächeh,  seinem  ,, Texte  A", 
Teile  eines  dramatischen  Werkes  zu  erkennen  seien,  so  aus  der  richtigen  Verknüpfung  der 
einzelnen  Teile  dieses  Textes  selbst  auf  das  schönste  bestätigt  hat,  fragt  es  sich,  wie  sich  der 
erzählende  Text,  der  diese  dramatischen  Gespräche  begleitet  und  sich  auf  dieselben  Gegen- 
stände bezieht   (Erman's  C  i),  dazu  verhält. 

Erman  hat  ihn,  wie  gesagt,  für  einen  Kommentar  dazu  erklärt.  Ein  Blick  auf  die  nach- 
folgende Skizze,  in  der  die  Grenzen  der  von  Erman  unterschiedenen  Abschnitte,  wo  sie  mit 
Linien  des  Originals  zusammenfallen,  durch  eine  Verstärkung  der  Linie  angedeutet  sind,  wird 
aber  sogleich  davon  überzeugen,  wie  seltsam  die  Anordnung  dieses  angeblichen  Kommentars 

wäre. 

Cc  und  Cd,  die  nach  Erman  Aa  und  Ab  kommentieren  sollen,  sind  im  Original  als  ein 
fortlaufender  und,  da  9  mit  einem  leeren  Raum  endet,  in  sich  abgeschlossener  Text  behandelt. 
Das  stimmt  durchaus  zu  unserer  oben  gewonnenen  Erkenntnis,  daß  Aa  und  Ab  selbst  zu- 
sammen eine  Einheit  bilden.  Sehr  seltsam  muß  es  aber  erscheinen,  daß  der  ,, Kommentar" 
auf  dem  Stein  dem  zu  erklärenden  Texte  vorautgeht. 


14 


loa      iia      12a 


I.    Das    Denkmal   memphitischer  Theologie. 

13a      14a      X5a      i6a      17a   '  i8a 


19 


20a    I  21 a 


23 


Reden  des  Geb 


Seth 


an 


an 


HorusiHorus 
und 
Seth 


Rede   des   Geb   an  die   Götter- 
neunheit 

Erman's   Text  A  c 

13  b      14b  115b      i6b      17b      iSb 


Erman's 
Texte  C  c/d 
c=  7—9 
d  =  9 


Erman's  Text 
Aa 


lob   ;  II  b      12  b 


Erman's   Text   Ad 


(Erman's  Text  A  b) 


Seth 


Horus 


i    f  » 


IOC         HC    I    12  C 

Erman's  Text 
Ce 


13c  I  14c  I  isc  1  i6c  I  17c      i8c 

Erman's  Texte  C  f /g 

(13  c — i6c) 
und  Anfang  von  C  h 

(i6c— i8c) 


X 


W 


Reden 

des    I   der 

HoruS'   Isis 

an       und 

Isis   INeph- 

und  ,  thys 

Neph-     an 

thys    Osiris 

Erman's 

Text  Ae 

{unterer  Teil 
zerstört) 


20  b   i   21  b 


U 


o 


U 

X 


E 


Dieselbe  Ungeheuerlichkeit  finden  wir  bei  Ce,  einem  ebenfalls  mit  einem  leeren  Räume 
in  I2C  endigenden  und  damit  als  abgeschlossen  gekennzeichneten  Stück',  das  nach  Er  man 
das  Stück  Ac  erklären  soll  und  doch  auf  dem  Steine  so  angebracht  ist,  daß  ein  unbefangener 
Leser  es  vor  diesem  Stücke  lesen  muß. 

Für  die  Stücke  Cf  und  Cg,  die  auf  dem  Stein  weder  untereinander  noch  gegen  das  nächste 
Stück  Ch  irgendwie  abgegrenzt  sind,  wußte  Er  man  keine  rechte  Beziehung  zu  finden.  Nur 
weil  es  ihm  für  Ad  an  einem  Kommentar  fehlte,  sprach  er  vorsichtig  die  Vermutung  aus, 
daß  Cf  und  Cg  diesen  bilden  könnten.  Tatsächlich  besteht  aber  gar  kein  Zusammenhang 
zwischen  dem  Inhalt  von  Ad  und  Cf/g.  Da  Ad,  wie  oben  gezeigt  wurde,  zu  Ac  gehört,  kann 
es  auch  gar  keinen  besonderen  Kommentar  gebrauchen,  so  gut  an  sich  die  Anordnung  von 
Cf  und  Cg  unter  Ad  dazu  passen  würde. 

Ganz  seltsam  aber  stellt  sich  uns  Erman's  Ch  dar,  in  dem  er  den  Kommentar  von  Ae 
erkennt.  Nicht  nur,  daß  dieses  ,,Kommentar"stück  sich  an  Cg  so  unmittelbar  in  i6c  anschließt, 
daß  es  mit  diesem  zusammen  als  ein  fortlaufender  Text  erscheinen  muß  —  im  Gegensatz  zu 
der  Abgrenzung  vor  und  nach  Ce  — ;  es  läuft  auch,  nachdem  es  den  Raum  unter  den  Stücken 
Ac  und  Ad,  mit  denen  es  nichts  zu  tun  hat,  verlassen  hat,  in  19  vor  dem  angeblich  von  ihm 
zu  erklärenden  Texte  Ae,  die  ganze  Zeile  hinunter  setzt  sich  dann  unter  diesem  in  20b.  21b 
fort,  um  nachher  in  22.  23  hinter  ihm  wieder  die  ganze  Zeile  hinunterzulaufen.  Der  ,, Kom- 
mentar" rahmt  hier  also  den  zu  erklärenden  Text  Ae  von  drei  Seiten  ein  und  schnürt  ihn  von 
den  anderen  A-Texten  ab. 

Ähnlich  wunderliche  Verhältnisse  müssen  nach  den  spärlichen  Resten,  die  von  24  ff.  er- 
halten sind,  bei  den  folgenden  Stücken  vorgelegen  haben,  die  Erman  als  Af  und  Ag  zu- 

I  Das  Ende  von  iic  ist  nicht,  wie  es  Breasted's  Zeichnung  gibt,  freigelassen,  sondern  die  letzten 
5  Zeichen  sind  so  weitläufig  gesetzt,  daß  das  letzte  [  V\J  am  Ende  der  Zeile  steht,  in  gleichem  Abstand  von 
der   unteren   Zeileneinfassung   wie  in   8  c  und   sonst. 


Die   Erzählung   und   ihr   Verhähnis   zu    den   Gesprächen.  I  r 

sammengefaßt  hat,  von  denen  das  letzte  Stück  aber  in  Wahrheit  durch  kurze  Stücke  erzählenden 
Textes,  nämlich  in  24b  (von  Breasted  versehentlich  nicht  von  24a  unterschieden)  und  i-n 
27  b,  unterbrochen  war  (s.  d.  Kommentar).  Hier  tritt  der  „Text  A"  auch  in  den  unteren  Hälften 
der  Zeilen   auf,    während   er   vorher   nur   in   den   oberen   anzutreffen   war. 

Der  Tatbestand,  wie  er  hier  vorgeführt  worden  ist,  zeigt  wohl  klar,  daß  der  ,,Text  C" 
unmöglich  ein  Kommentar  zu  dem  ,,Text  A"  gewesen  sein  kann.  Wer  würde  einen  Kommentar 
vor  dem  zu  erklärenden  Texte  geben  ?  Wer  würde  ihn  und  den  zu  erklärenden  Text  in  so  verwir- 
rendem Hin  und  Her  geben,  wie  es  auf  unserem  Steine  der  Fall  wäre  ?  Wie  unbegreiflich  müßte 
es  scheinen,  daß  der  angebliche  Kommentar  in  Cf,  Cg  und  Ch,  ohne  jeden  Absatz  zu  machen, 
unter  Ac  und  Ad  hin-  und  dann  um  Ae  herumläuft,  während  er  in  Cd  und  Ce  deutlich  absetzt  ? 
Und  dieses  Absetzen  ist  noch  schärfer  markiert  durch  den  Wechsel  der  Zeilenhöhe  zwischen 
Cd  und  Ce  und  zwischen  Ce  und  Cf,  der  durch  die  Anordnung  von  Aa/Ab  neben  Ac/Ad 
bedingt  ist^ 

Diese  Anordnung,  bei  der  Aa/Ab  etwas  tiefer  hinabreicht  als  Ac/Ad,  .scheint  auf  das 
klarste  zu  beweisen,  daß  Erman's  Text  C  nicht  ein  selbständiger,  von  A  zu  trennender  Text 
sein  kann,  sondern  ein  integrierender  Bestandteil  eines  und  desselben  Textes  sein  muß.  Es  wäre 
für  den  Schreiber  unseres  Steines  ja  eine  Kleinigkeit  gewesen,  die  Zeilen  lob — 12b  und  13b 
bis  18  b  in  gleicher  Höhe  endigen  zu  lassen  und  damit  den  ,,Text  C"  vor  dem  Stufenweg  zu 
bewahren,  den  er  jetzt  in  13  c  einschlägt,  nachdem  er  vorher  in  12  c  einen  Absatz  gemacht 
hat.  Und  ebenso  ließ  es  sich  leicht  einrichten,  daß  der  angebliche  Kommentar  zu  Ae,  Erman's 
Ch,  entweder  ganz  vor  Ae  oder  vor  und  unter  Ae  untergebracht  wurde,  anstatt  um  diesen  Text 
herumzulaufen    und,    von  Cg   nicht    getrennt,    einen    seltsamen  Zickzackweg   zu   beschreiben. 

Wirft  man  die  These,  daß  die  erzählenden  Stücke  einen  selbständigen  ,,Text  C"  neben 
dem  ,,Text  A"  darstellen  müssen,  über  Bord,  wie  es  nach  alledem  geboten  scheint,  und  liest 
die  Zeilen  in  der  natürlichen,  durch  ihre  Anordnung  gegebenen  Folge,  so  erhält  man  einen 
durchaus  vernünftigen  einheitlichen  Text,  in  dem  Erzählung  und  Gespräche  miteinander 
abwechseln  (wie  das  in  24b — 35  b  ganz  augenscheinlich  der  Fall  gewesen  ist).  Und  zwar  derart, 
daß  jedes  Gespräch  eben  an  der  Stelle  die  Erzählung  unterbricht,  wo  es  nach  Lage  der  Dinge 
hingehört.  Vgl.  die  folgende  Inhaltsübersicht,  die  den  allgemeinen  Gang  des  Textes  erkennen 
läßt. 

7 — 9.  Erzählung  (Cc.  d):  Geb  schlichtete  den  Streit  zwischen  Horus  und  Seth,  indem 
er  Ägypten  unter  sie  teilte. 

loa/b — I2a/b.  Reden  des  Geb  (Aa.  Ab)  an  Horus  und  Seth:  sie  sollen  an  die  ihnen  zu- 
gewiesenen Orte  gehen,  nach  Ober-  und  Unterägypten,  die  nun  geschieden  sein  sollen. 

IOC — I2C.  Erzählung  (Ce).  Es  reute  Geb,  daß  der  Anteil  des  Horus  und  des  Seth 
gleich  sei,  und  daher  gab  er  sein  Erbe  ganz  dem  Horus  als  dem  Sohne  seines  Sohnes. 


I  Es  kommt  ja  bei  griechischen  Katenentexten  und  in  hebräischen  Bibelkommentaren  in  der  Tat  vor, 
daß  der  Kommentar  den  zu  erklärenden  Text  umrahmt,  doch  ist  daim  stets  ein  freier  Raum  rings  um  den 
Text  gelassen  und  dieser  ist  in  anderer  Schrift  geschrieben.  Vor  allem  wechselt  aber  eine  Hs  nicht  im  Ver- 
fahren derart,  daß  sie  den  Kommentar  bald  um  den  Text  herum,  bald  vorher,  bald  darunter  setzt,  wie  es 
bei   uns   der'  Fall   sein  würde. 


l()  I.    Das    Denkmal   memphitisclier   Theologie. 

i3a/b — i8a'b.  Rede  des  Geb  (Ac.  Ad)  an  die  Götterneunheit.  in  der  er,  zu  Horus  gewandt 
und  diesen  z.  T.  auch  anredend,  einen  entsprechenden   Befelil  ausspricht. 

13c — i8c.  19.  Erzählung  (Cf — Ch,  Schluß  nach  62  63  zu  ergänzen):  Horus  erschien 
als  König  von  ganz  Ägypten,  dessen  Vereinigung  in  Memphis  stattfand  und  dort  im  Tempel 
des  Ptah  symbolisch  verewigt  wurde.  Das  war  das  Land,  wo  sich  das  .Schicksal  des  Osiris  er- 
füllte. Er  war  dort  ins  Wasser  gefallen.  Horus  befahl  der  Isis  und  Nephthys,  zu  verhüten,  daß 
er  ertrinke. 

2oa — 2ia.  Rede  des  Horus  (Ae)  an  Isis  und  Nephthys:  sie  sollen  den  Osiris  fassen.  — 
Rede  der  Isis  und   Nephthvs  an  Osiris:  wir  kommen  und  nehmen  dich. 

2ob.  21  b.  22.  2^.  Erzählung  (Ch,  nach  63/64  zu  ergänzen):  Isis  und  Nephthys  brachten 
den  Osiris  ans  Land.  Er  kam  in  die  Erde  in  der  (späteren)  ,, Königsburg"  im  Norden  dieses 
Landes.    Es  geschah   {?),  daß  die  ,, Königsburg"   [daselbst]  gebaut   wurde. 

24a — 35a.  Rede  des  Geb  an  Thoth  (Af),  wie  es  scheint  über  die  ,, Mauer"  d.  i.  Memphis, 
da  dieser  Gesprächsgegenstand  in  den  szenischen  Vermerken  genannt  war. 

24b.    [Erzählung,  verloren]. 

25b — 26b.     Rede  an   Isis  (Ag). 

27b.    Erzählung:   Isis  ließ  etwas  oder  jemand  holen. 

28b — 35b.     Rede  der   Isis  an   Horus  und  .Seth   (Ag):   sie  sollen   sich   vertragen. 

Wer  unbefangen  diese  Inhaltsangabe  betrachtet,  wird  nicht  im  Zweifel  sein  können,  was 
der  erzählende  Text  (Erman's  Ci)  hier  in  Wahrheit  bedeutet.  Es  ist  offenbar  der  verbindende 
Text  zu  den  Göttergesprächen,  der  die  Vorgänge  berichtet,  aus  denen  diese  hervorgegangen 
sein  sollen. 

Das  wird  denn  auch  durchaus  durch  den  Ramesseum-Papyrus  bestätigt.  Auch  dort  wech- 
seln die  Göttergespräche,  die,  wie  gesagt,  ganz  in  der  nämlichen  Weise  behandelt  sind,  wie  bei 
uns  mit  kürzeren  erzählenden  Stücken  ab,  die  dort  stets  mit  hpr-n  ,,es  geschah,  daß"  beginnen; 
eine  Form  der  Erzählung,  die  sich  auch  in  unserem  Texte  mehrfach  findet  (15c.  54.  58).  Ein 
glücklicher  Zufall  hat  uns  dort  auch  die  Anfangsworte  des  ganzen  Textes  erhalten.  Sie  sind, 
wie  zu  erwarten,  erzählend. 

Das  Drama  als  Ganzes. 

Es  ist  klar,  daß  die  Auffassung,  die  so  von  dem  Verhältnis  der  erzählenden  Teile  zu  den 
Gesprächen  gewonnen  wurde,  zu  dem  Ergebnis,  das  sich  oben  für  die  Bedeutung  des  ,, Textes 
A"  ergab,  noch  besser  paßt  als  die  von  Er  man  vertretene  Meinung,  daß  sein  ,,Text  C"  ein 
Kommentar  dazu  sei.  Erst  durch  einen  solchen  verbindenden  Text  wird  das  ,, dramatische" 
Werk  vollständig.  Was  sich  uns  von  diesem  Werk  erhalten  hat,  sind  nun  nicht  mehr  einzelne 
Bruchstücke,  zusammenhanglose  ,, Fragmente",  die  in  einem  gelehrten  theologischen  Buche 
kommentiert  sind  und  sich  nur  dadurch  erhalten  haben,  sondern  ganze  Szenen  in  ihrem  natür- 
lichen Zusammenhang,   in  dem  sie  von  Anfang  an  standen. 

Dabei  entsteht  nun  aber  eine  neue  Frage:  wie  hat  man  sich  den  Gebrauch  dieses  verbin- 
denden Erzählungstextes  bei  der  Aufführung  oder  praktischen  Benutzung  (Rezitation)  des 
Dramas  zu  denken  ?    Als  eine  Beschreibung  der  durch  die  Spieler  mimisch  darzustellenden  Hand- 


Das   Drama   als   Ganzes.  I  7 

lungen  kann  die  Erzählung  nicht  angesehen  werden,  weil  sie  vielfach  auch  Dinge  enthält,  die 
für  den  Gang  und  den  Kausalnexus  der  Handlung  bedeutsam,  die  aber  schlechterdings  nicht 
darstellbar  sind.  So,  wenn  es  heißt,  daß  es  Geb  reute,  daß  der  Anteil  des  Horus  dem  des  Seth 
gleich  sei,  oder  daß  Geb  den  Seth  und  den  Horus  zu  Herren  in  den  beiden  Reichshälften  ge- 
macht habe,  den  einen  ,,da,  wo  er  geboren  war,  in  der  Stadt  Sw",  den  anderen  ,,da,  wo  sein  Vater 
ertränkt  worden  war,  in  PssJ-  ii.wj"  (8).  Diese  Angaben,  die  bis  auf  die  Ortsnamen  wörtlich 
der  zugehörigen  Rede  des  Geb  nachgebildet  sind,  waren  für  die  mimische  Aufführung  völlig 
zwecklos  und  überflüssig;  sie  sehen  aus  wie  eine  Paraphrase,  die  diese  Rede  geradezu  ersetzen, 
entbehrlich  machen  sollte.  Ebenso  hat  eine  Angabe  wie  ,,und  so  wurde  wieder  vereinigt  dieses 
Land,  benannt  mit  großem  Namen  Ti-inn,  der  südlich  von  seiner  Mauer  ist,  der  Herr  der 
Ewigkeit"  (13c)  in  der  Beschreibung  einer  Mimik  keinen  Platz.  Desgleichen,  wenn  dem  Namen 
des  memphitischen  Gaus  die  Bemerkung  beigefügt  wird:  ,,der  Ort,  wo  die  beiden  Länder  ver- 
einigt werden"  (14c)  oder  der  Nennung  des  Ptah-Tempels  die  Bemerkung  ,,die  Wage  der 
beiden  Länder,  in  der  das  oberägyptische  und  das  unterägyptische  Land  gewogen  worden  sind" 
(i6c).  Vor  allem  wären  dabei  auch  erklärende  Sätze  wie  ,,das  ist  Horus  und  Seth,  die  sich  ver- 
trugen" (15c),  ,,das  ist  der  Sohn  seines  Sohnes,  sein  Erstgeborener"  (iic/i2c),  ,,das  ist  dieses 
Land,  wo  .  .  ."  (3.  i6c),  die  Er  man  wohl  zu  seiner  Auffassung  von  dem  Kommentar  gebracht 
haben  werden  und  die  sich  ähnlich  auch  im  Ramesseum- Papyrus  den  erzählenden  Stücken  bei- 
gefügt finden,   undenkbar. 

Man  wird  angesichts  solcher  Elemente  in  dem  verbindenden  Erzählungstext  wohl  nur 
annehmen  können,  daß  auch  dieser  Text  bei  der  Aufführung  von  einer  an  der  eigentlichen 
Darstellung  unbeteiligten  Person,  die  selbst  keine  Rolle  in  dem  Drama  spielte,  gesprochen 
wurde,  etwa  von  einem  , .Vorlesepriester",  der  das  .Spiel  leitete.  Auf  moderne  Verhältnisse 
übertragen  würde  sich  die  Sache  also  so  darstellen,  daß  bei  der  Aufführung  selbst  durch  die 
Darsteller  nur  gewisse  prägnante  Szenen  unter  Deklamation  gewisser  vielleicht  altheiliger 
kurzer  Gespräche  aufgeführt  würden  und  daß  alles  übrige,  was  zum  Verständnis  der  Handlung 
nötig  ist,  den  Zuschauern  durch  den  Theaterdirektor  erzählt  würde.  Die  Parallele  mit  den 
Zwischentexten  der  Filmaufiführungen,  die  schon  einmal  gezogen  wurde,  drängt  sich  auch  hier 
wieder  auf;  sie  ist  hier  noch  vollständiger. 

Wenn  sich  demnach  unser  Text  als  eine  Erzählung  mit  Einflechtung  dramatischer  Szenen, 
bestimmt  zum  öffentlichen  Vortrag  und  Aufführung  vor  den  Teilnehmern  eines  religiösen 
Festes,  darstellt,  so  tritt  er  damit  ganz  an  die  Seite  der  mittelalterlichen  ,,  Mysterien",  der 
Oster-  und  Weihnachtsspiele,  die  aus  den  gottesdienstlichen  Handlungen  dieser  Feste  hervor- 
gegangen sind  und  z.  T.  direkt  aus  dem  Vortrag  einer  irrig  dem  Augustinus  zugeschriebenen 
Weihnachtspredigt  entstanden  sein  sollen.  Mit  diesen  Spielen  hat  unser  Text  auch  das 
gemein,  daß  er  die  einzelnen  -Szenen,  welche  zur  Darstellung  kommen,  nicht  in  streng  chrono- 
logischer Folge  bringt.  Er  behandelt  ja  z.  B.  den  Tod  des  Osiris  nach  der  Thronbesteigung 
des  Horus,  die  nach  der  jedenfalls  später  herrschenden  Form  des  Mythus  erst  darauf  folgen 
mußte,  und  ebenso  scheint  die  Erbauung  der  ,, Königsburg"  von  Memphis  erst  nach  ihrer 
Erwähnung  in  der  Erzählung  vom  Ende  des  Osiris  berichtet  worden  zu  sein.  Auch  die 
Friedenstiftung  der  Isis  zwischen  Horus  und  Seth  in  27  b — 35  b  dürfte  dort  etwas   post  festum 

UAe  X,   1:  Set  he.  3 


jö  I.   Das   Denkmal   memphi tischer  Theologie. 

gekommen  sein.  Was  in  einem  streng  die  Handlung  fortführenden  Drama  ganz  unmöglich 
erscheint,  die  Aufführung  gelegentlich  erwähnter  Vorgänge  der  Vergangenheit,  wie  das  bei 
der  Episode  vom  Ende  des  Osiris  der  Fall  zu  sein  scheint,  ist  für  die  mittelalterlichen  My- 
sterienspiele geradezu  charakteristisch.  Wurde  z.  B.  in  einer  der  Weissagungen  \-on  der  An- 
kunft des  Messias,  die  beim  AVeihnachtsfest  vorgetragen  wurden,  Bileam  erwähnt,  so  erschien 
ein  Priester,  der  den  Genannten  darstellte,  mit  einem  Esel  im  Chor  der  Kirche. 

Der  Vergleich  mit  den  mittelalterlichen  Mysterienspielen  macht  uns  nun  auch  wohl 
eine  seltsame  Erscheinung  verständlich,  die  bei  unserm  Text  wie  auch  bei  den  anderen  ähn- 
lichen Texten  (Ramesseum-Papyrus,  Ritual)  auffallen  muß,  die  Dürftigkeit  der  Götterreden, 
die  oft  nur  den  trivialsten  Inhalt  in  geradezu  lakonischer  Kürze  und  in  scheinbar  formloser 
Gestalt  bieten,  in  merkwürdigem  Widerspruch  zu  der  auszeichnenden  Behandlung,  die  sie 
augenscheinlich  in  der  Niederschrift  des  Textes  erfahren.  Man  wird  dadurch  zu  der  Annahme 
gezwungen,  daß  ihnen  irgendein  anderer  Wert  für  die  Hörer  innegewohnt  haben  muß,  daß 
es  sich  um  ein  altheiliges,  pietätvoll  gehütetes  Gut  handelte,  etwa  wie  Bibelzitate  in  den  christ- 
lichen Mysterienspielen  oder  in  einer  Predigt.  Man  denke  sich  etwa  eine  Szene  in  einem  Oster- 
spiel, in  der  der  Engel  zu  den  zum  Grabe  des  Heilands  kommenden  Frauen  nichts  weiter  sagte 
als  ,,er  ist  auferstanden".  Die  in  unseren  Texten  verwendeten  Gespräche  werden  von  dem  alten 
Ägypter  als  wirkliche  ,, Gottesworte"  angesehen  worden  sein.  Worte,  die  die  betreffenden 
Götter  bei  dieser  oder  einer  anderen  Gelegenheit  wirklich  gebraucht  haben  sollten,  wogegen 
die  einkleidende  und  verbindende  Erzählung,  die  der  leitende  Priester  vortrug,  als  Werk  von 
Menschenhand  gegolten  haben  wird.  Damit  erklären  sich,  wie  schon  oben  S.  8  gesagt 
wurde,  die  alten  Sprachformen  und  die  alte  Schreibweise  in  diesen  Reden,  die  Er  man  so  auf- 
fielen. So  kommen  wir  denn  auf  anderem  Wege  wieder  auf  Er  man 's  These  zurück,  daß  die 
Götterreden  älter  als  der  erzählende  Text  sein  dürften.  Stammt  dieser  vermutlich  aus  den  An- 
fängen der  geschichtlichen  Zeit,  so  können  sie  gegebenenfalls  noch  in  die  vorgeschichtliche 
Zeit  zurückreichen. 

Im  übrigen  stellt  sich  das  Verhältnis  zwischen  den  erzählenden  Teilen  imseres  Textes 
und  den  Göttergesprächen,  die  er  enthält,  nach  der  Auffassung,  zu  der  uns  die  vorstehende 
Untersuchung  geführt  hat,  gerade  umgekehrt  dar,  als  es  Er  man  sich  vorstellte.  Tatsächlich 
ist  die  Erzählung  nicht  ein  Kommentar  zu  den  Gesprächen,  der  ohne  diese  ganz  in  der  Luft 
schwebte,  sondern  die  Gespräche  sind  Einlagen  der  Erzählung,  die  man  herauslösen  könnte, 
ohne  daß  die  Erzählung  dadurch  im  geringsten  gestört  würde. 


Der  rechte  Teil  des  Steines, 

das  Verhältnis  seiner  Texte  (Er  man 's  B  und  C  2)  zueinander 

und  zu  denen  des  linken  Teiles. 

Nachdem  sich  uns  die  enge  Zusammengehörigkeit  des  ,, Textes  A"  mit  dem  zugehörigen 
Teile  von  C  erwiesen  und  gezeigt  hat,  daß  C  die  Rahmenerzählung  zu  den  dramatischen 
Göttergesprächen  von  A  darstelle,  wird  man  auch  das  Verhältnis  des  ,, Textes  B"  zu  A  und 
zu  dem  zu  ihm  gehörigen  Teile  von  C  einer  Revision  zu  unterziehen  haben. 


Der  rechte  Teil   des   Steines,    das   Verhältnis  seiner  Texte   zueinander   und   zu    denen   des   linken   Teiles.  ig 

Wenn  der  erste  Teil  von  C  kein  Kommentar  zu  A  ist,  so  wird  auch  der  zweite,  wie  Erman 
erkannt  hat,  von  ihm  nicht  zu  trennende  Teil  (C  2)  voraussichtlich  kein  Kommentar  zu  B, 
der  Liste  der  Erscheinungsformen  des  Gottes  Ptah,  sein,  sondern  er  wird,  wie  dieses  Stück 
selbst,  ebenso  zu  einer  solchen,  wenn  nicht  derselben  religiösen  Erzählung  gehören,  die  zum 
Festvortrag  vor  andächtigen  Hörern  bestimmt  war.  In  der  Tat  sehe  ich  nichts,  was  einer  solchen 
Vorstellung  widerspräche,  noch  auch  was  einer  Anknüpfung  dieses  Textes  an  den  ersten  Teil 
im  Wege  stände,  wenn  man  annimmt,  daß  zu  diesem  zweiten  Teil  des  Festvortrages  entweder 
keine  dramatischen  Einlagen  gehörten  oder  in  der  Niederschrift,  die  uns  vorliegt,  weggelassen 
sind,  was  ohne  Schaden  geschehen  konnte,  da  es  eben  nur  Einlagen  waren,  wie  das  oben  für 
den  linken  Teil  des  Steines  festgestellt  werden  konnte.  An  sich  wäre  es  durchaus  denkbar, 
daß  solche  Gespräche  etwa  in  Form  autoritativer  Aussprüche  des  Schöpfergottes  Ptah  dazu 
gehört  hätten,  aber  notwendig  scheint  es  bei  dem  mehr  dogmatischen  Charakter  des  Textes 
nicht,  abgesehen  von  den  letzten  Zeilen,  die  großenteils  wörtlich  mit  der  Szene  vom  Ende  des 
Osiris  übereinstimmen  und  daher  von  Rechts  wegen  eine  Wiederholung  der  dazu  gehörigen 
Gespräche  haben  sollten.  Aber  vielleicht  ist  diese  Wiederholung  eben  der  Grund  dafür  gewesen, 
daß  man  die  Gespräche  hier  wegließ.  Diese  Szene  vom  Ende  des  Osiris  tritt  an  beiden  Stellen 
als  eine  gelegentlich  augenscheinlich  zur  Begründung  der  Heiligkeit  des  memphitischen  Bodens 
erwähnte  Episode  auf.  Es  wäre  durchaus  denkbar,  daß  auch  die  mythologischen  Stücke, 
die  den  linken  Teil  des  Steines  füllen  und  in  denen  überall  Beziehungen  zu  Memphis  hervor- 
treten, eigentlich  überhaupt  nur  gelegentlich  berührte  Episoden  in  dem  zum  höheren  Ruhm 
von  Memphis  und  seines  Gottes  Ptah  verfaßten  Texte  gewesen  seien. 


KOMMENTARE 


I.  Weihinschrift  des  Königs  Schabako. 
Horizontalzeile  mit  monumentaler  Schrift. 

rechts  desgl.,  aber  mit  '^^^  statt    '-' »  . 

Es  lebt  König  Schabako,  der  von  Ptah  bzw.  Soker,  der  südlich  vo7i  seiner  Mauer  ist,  Ge- 
liebte,   der  lebt  wie  Re    ewiglich. 

Die  für  die  Weihung  von  Denkmälern  übliche  Formel,  durch  die  der  Inschriftstein  als  ein 
von  dem  äthiopischen  König  Schabako  in  den  Ptah-Tempel  von  Memphis  geweihtes  Denkmal 
gekennzeichnet  ist.  —  .Soker  ist,  wie  das  Beiwort  ,,der  südlich  von  seiner  Mauer  wohnt" 
deutlich  erkennen  läßt,  einfach  als  anderer   Name  des   Ptah  angesehen. 

2.   Bericht  über  die  Entstehung  des  Denkmals. 
Horizontalzeile   mit   gewöhnlicher  Schrift   am   Kopf  des  eigentlichen  Textes. 

kTfl^°Ii^k£Sä'    kr¥(MiyDZ2i-^'^AfS 

'^ Seme  Majestät  schrieb^  dieses  Buch  von  neuem^  ab  im  Hause  seines  Vaters  Ptah, 
der  südlich  von  seiner  Mauer  wohnt.  Seine  Majestät  hatte  {es)  gefunden  als  ein  Werk"^  der 
Vorfahren,  inder?i  {es)^  von  Würmern  zerfressen^  war.  Man  kannte  es  nicht  von  Anfang 
bis  SU  Ende^.  Da  schrieb  es  Seine  Majestät  von  neuem  abs,  so  daß  {es'\  schöner  ist^  als  es 
früher  war\  damit  sein  Name  dauere  und  seift  Denkmal  währe  i?n  Hatise  seines  Vaters  Ptah, 
der  südlich  von  seiner  Mauer  wohnt,  in  der  Länge  der  Ewigkeit^,  als  etwas,  das  der  Sohn 
der  Sonne  Schabako  für  seinen  Vater  Ptah- Ti-tnn  ^  machte,  damit  er  mit  Leben  beschenkt  sei. 

a)  sphr  , .abschreiben"  (ypitpew)  Kanop.  24.  Math.  Handb.,  Titel;  speziell  auch,  wenn  etwas 
auf  einen  Stein  abgeschrieben  wird,  der  im  Tempel  aufgestellt  werden  soll,  um  das  betr.  Schrift- 
stück zur  öffentlichen  Kenntnis  zu  bringen,  Weill,  Decrets  royaux  pl.  4,1.  Kanop. 17.  So  hier. — 
„Der  König  schrieb  ab"  im  ägyptischen  Sprachgebrauch  für  ,,ließ  abschreiben". 

1  Einfache  Zahlen  am  Anfang  der  Abschnitte  wie  in  den  Verweisen  beziehen  sich  auf  die  Zeilen  des 
Textes  nach   Erman-Breasted's   Numerierung. 

2  .So  hat   das   Original  nach   dem   Abklatsch, 


Kommentar.     Zeile    l — 4.  21 

b)  n  >/nwJ  ,,von  neuem"  unorthographisch  für  m  nßw.t. 

c)  ir  ti  „getan  von"  Part.  pass.  perf.  mit  Genitiv  des  Subjekts  oder  Relativform  des 
sdm-n-f.  Die  mask.  Form  bezieht  sich  auf  sh  pn  „diese  Schrift",  vgl.  Einsetzg.  des  Veziers 
Note  59  (Unters.  V  63). 

d)  iw  ,,es  ist"   kein   Fehler  für  hü-j. 

e)  wntn  n   „gegessen   von"   wie  c. 

f)  Der  Sinn  dieses  Satzes  kann  entweder  sein,  daß  die  Schrift  bisher  völlig  unbekannt 
gewesen  war,  was  zu  der  Auffindung  paßte,  oder  völlig  unverständlich  war;  oder  aber,  daß  sie 
nicht  mehr  ganz  vorhanden  (falls  man  rh  ,, gekannt  werden"  in  dem  modernen  Sinne  von 
,,da  sein"  gebrauchen  konnte),  oder  nicht  mehr  ganz  lesbar  war,  was  beides  zu  den  Lücken 
des  Textes  paßte.  Keinesfalls  können  die  Worte  aber  mit  Er  man  so  gedeutet  werden,  daß 
dem  Texte  Anfang  und  Ende  fehlte. 

g)  oder  'fi-n  spkr  'ysli  pn\   ,,da  [wurde  diese  Schrift]  abgeschrieben"  ? 

h)  nfr  sw  ,,es  ist  schön",  hier  deutlich  eingeschobener  Zustandssatz,  am  besten  mit  ,,so 
daß"  zu  übersetzen,    w  in  Resten  noch  erhalten,  wo  Br.  ein  zerstörtes  ni  sah. 

i)  Zu  dem  seltsamen  Ausdruck  r  imj-f  hr-Ißt,  der  ,,a!s  sein  früherer  Zustand"  bedeuten 
muß,  vgl.  außer  den  schon  von  Er  man  angezogenen  Stellen:  \\  ^^  ,,wie  ihr  früherer 
Zustand"  ÄZ  l'].']})   (Perserzeit). 

k)   für  m  iivJ  d.t,  eine  besonders  im  AR  sehr  beliebte  Redensart  für  „ewiglich",  die  auch 

kir\  r-^-^^l  geschrieben  wird.  Das  Determinativ  ^^-^  deutet  vielleicht  auf  eine  be- 
sondere  Bedeutung  von  izvJ  hin,  da  es  bei  iw  ,,lang  sein",  3w  ,, Länge"  (stets  mask.)  im  AR 
sonst  zu  fehlen  pflegt. 

1)  Zu  diesem  Namen  des  Ptah  s.  u.  zu   13c  unter  c. 

3.  4.   Bruchstück  einer  Erzählung  (Erman's    Ca).  • 

Die  Entstehung  Ägyptens  aus,  in  und  durch  Ptah. 


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T^'  n  Q 


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— ^^w.^, 


3.  .   .   .  Ptah,   das  ist  dieses  [Land]^,  benannt'^   mit  großem  Namen  \Ti-i\nn^  ...... 

4.  .  .  .  das  ist  das  ober-  und  unterägyptische  Land^^.  Der  Vereiniger  dieses  [^Landes]^  ist 
erschienen    als  König  von  Oberägypten  und  erschienen  als  König  von  Unterägypten^  ....&. 

a)  Pth  pn  ,, dieser  Ptah"  ist  kaum  möglich.  Vor  pn  ist  gewiß  wie  in  4  das  Wort  =  ti 
,,Land"  ausgefallen,  das  in  der  alten  Handschrift  nur  als  ein  Strich  —  stand  und  bei  der  schlech- 
ten Erhaltung  vom  Abschreiber  übersehen  wurde.  Der  Text  lautete  also  wie  in  13  c.  Ptah 
wird  hier  wie  dort  als  Verkörperung  des  Landes  Ägypten  bezeichnet  sein,  von  dessen  Ent- 
stehung und  Benennung  die  Rede  zu  sein  scheint;  sein  Name  wird  hier  aber  wohl  der  Schluß 
eines  Satzes  sein,  ti  pn  ,, dieses  Land"  für  Ägypten  schon  Pyr.  414c.  1095b.  1425c.  1455c 
und  besonders  199a  in  einem  Zusammenhang,  der  sich  in  seinem  kosmogonischen  Gehalt 
mit  unserer  Stelle  (im  übrigen  aber  mit  der  Parallelstelle  13  c)  berührt,  jedoch  noch  nach  der 
älteren  heliopolitanischen  Lehre  Atum  statt  Ptah  als  Ursprung  ,, dieses  Landes"  nennt:  . — ai 


22  I-    Das   Denkmal   memphitischer  Theologie. 

^   au^  . .  ^^  ,,du   Stehst   über  ihm,  diesem  Land,  das  aus  Atum  hervorge- 

kommen ist"  (Ergänzung nach  späteren  Paralleltexten,  s.  Pyr.  III,  S.  13).  Hier  folgt  auf  das  t^ p7i 
ein  Relativsatz  (in  Form  eines  Partizipiums),  bei  dem  das  Demonstrativ  dann  eine  vorausweisende 
Rolle,  ähnlich  wie  in  unserm  ,, derjenige,  welcher"  spielen  kann.  Ebenso  auch  bei  uns;  und 
daß  das pn  dabei  in  der  Tat  in  der  eben  angegebenen  Weise  zu  verstehen  ist,  macht  i6c  wahr- 
scheinlich, wo  wir  genau  die  gleiche  Wortfolge  /5  pn  p7v  mit  Relatixsatz  in  dem  Sinne  von 
,,das  ist  das  Land,  wo  das  und  das  geschah"  gehabt  haben  dürften.  Ist  das  aber  richtig,  so 
wird  in  dem  verlorenen  Anfang  unseres  Textes  bereits  einmal  von  dem  Lande  in  irgendeiner 
Form  die  Rede  gewesen  sein  müssen  (was  ja  ohnehin  anzunehmen  ist),  damit  das  pzv  (nicht 
das  pn)   seine   Beziehung  erhält. 

b)  Zu  mi/  von  der  Namengebung  vgl.  Urk.  IV,  260/1  in  dem  uralten  Text  von  der  Thron- 
besteigung des  Königs,  der,  wie  oben  S.  4  gesagt,  starke  Berührungen  mit  unserem  Texte  zeigt. 

c)  Vor  nn  ist,  wie  Er  man  richtig  gesehen  hat,  '  ausgefallen,  vielleicht  aber  auch  wieder 
nur  das  -^=-  wie  vorher  und  nachher  in  4.  Näheres  zur  Sache  s.  u.  zu  13  c,  nach  welcher  Stelle 
auch  das  unmittelbar  folgende  zu  rsj  inb.  f  zu  ergänzen  ist. 

d)  Die  Schreibung  mit  2  Stadtzeichen  ist  die  seit  dem  NR  übliche.  —  Die  Voranstellung 
Oberägyptens,  die  in  unserem  Texte  überall  vorliegt  (mit  Ausnahme  von  12,  wo  wegen  der  festen 
Verbindung  ^^  >5:lj  das  Umgekehrte  vorliegt)  und  auch  in  der  Nennung  des  Seth  vor  Horus 
in  S  und  10  zum  Ausdruck  kommt,  entspricht  dem  Brauch  der  ältesten  geschichtlichen  Zeit 
vor  Dyn.  4  (s.  AZ  44,  15)  wie  der  späteren  Zeiten  seit  Dyn.  6  und  paßt  also  zu  dem  oben  S.  5 
vermuteten  Alter  des  Textes. 

e)  Vor  pn  fehlt  voraussichtlich  wieder  B  ,,Land",  da  smSw  ,, Vereiniger"  allein  ohne 
Beziehungswort  kaum  korrekt  sein  dürfte.  Vermutlich  geht  das  Ganze  immer  noch  auf  Ptah, 
der  ja  J  ^^  „König  der  beiden  Länder"  heißt.  Vgl.  auch  ^»^s^^^^t^^^^S^I^ 
,,ich  erschien  als  Herr  der  beiden  Länder  wie  Ti-tnn"  Harr.  79,7  und  wRit  ^^  ^^  ^>.  ^D  I 
EH'^^=_'^r%^^^Tl5^  ^'°"    Ramses  IL   Ann.   du   Serv.    25,  191. 

f)  Die    Nebeneinanderstellung   der   beiden    parallelen  Ausdrücke   für   das    ,, Erscheinen" 

des  Palermosteines 

ihr  Seitenstück. 


als  König  von  Ober-   und  Unterägypten  hat   in   der  Schreibung 
und  des  alten  Thronbesteigungstextes  von  Derelbahri  LVk.  IV,  262 


g)   In  der  Lücke  könnte  etwa  noch  gefolgt  sein:  m  rn-fpwn  nswi  t^ .  wj  ,,in  seinem  Namen 
König  der  beiden   Länder". 


5.  Größere  Lücke  der  alten  durch  Wurmfraß  zerstörten  Handschrift, 
angedeutet  durch  Freilassung  der  ganzen  5.  Zeile  des  Steines. 

ö.   Bruchstück  einer  Erzählung   (Erman's   Cb). 
Anerkennung  des  Ptah  als  Weltschöpfer  durch  Atum. 

'   (freier  Raum)  ^^]^«q™.^|'    §2111111  HT'  (f™er  Rau,.) 

' ,,der,   der  sich    (selbst)   erzeugte'^,  so  sagte  Attim^ .    ,,der    die    Götterneun- 

heit  gebar '"^ 


Kommentar.     Zeile    5 — q.  23 

a)  0  l('=u)J  ^  rl  ^  H  '^^^  >><Jer  sich  selbst  erzeugte,  als  noch  kein  Gewordenes 
geworden  war"  heißt  Ptah,  Pap.  Berlin  3048,3,1,  anderwärts  dem  Sinne  nach  ebenso  kpr 
ds-f  ,,von  selbst  entstanden",  Stolk,  Ptah  (Leipziger  Diss.  191 1)  S.  20.  Daß  er  auch  hier 
gemeint  ist,   zeigt  das  Folgende. 

b)  Erman  faßte  dieses  In  limiv  als  Anfang  eines  Satzes  auf:  ,,Atum  ist  es,  der  die  Götter- 
neunheit  gebar".  Das  paßt  nicht  zu  49.50  58.  59  und  zu  anderen  Stellen,  wo  Ptah  und  nicht 
Atum  als  (liP'l'll  oder  sinnentsprechend  ^2:^  il'l  oder  0'^  |r^i  genannt  ist  (Stolk  a.  a.  O.), 
und  zu  56,  wo  „alle  Götter,  Atum  und  seine  Neunheit"  geboren  sein  sollen  durch  die  Wirksam- 
keit des    Ptah. 

Bei  richtiger  Auffassung  des  }/■/  Itni.w  enthält  das  Ganze  eine  Anerkennung  des  Ptah 
als  älterer  Gott  durch  den  von  ihm  gewissermaßen  entthronten  Atum,  die  durchaus  zu  dem 
Geist  des  ganzen  Textes  paßt.  Die  beste  Übersetzung  wäre  hier,  wo  es  sich  nicht  um  die  Wieder- 
gabe eines  Gespräches  zu  handeln  scheint,  wohl:  ,,wie  Atum  sagte". 

«=)  Vgl.  |^^^=-l-lZISl1iPä^?111i  ^'^'■'-  ^^^'^  ^°^"-  '^^-  ~"  Die  Schreibung  von 
psd.t  ,,Götterneunheit"  verbindet  die  alte  Schreibung  der  Pyr.  |  j  |  |  |  |  |  1 1  (")  "''•'^  <^^'' 
jüngeren  |  |  |  (55-  56).  —  Das  Ganze  kann  ebensogut  eine  Fortsetzung  der  auf  Ptah  be- 
züglichen Worte  des  Atum  sein  wie  die  Worte  einer  anderen  Person,  die  im  Folgenden  ebenfalls 
durch  ]n  ,,so  sagte"  eingeführt  war  wie  vorher  Atum. 

7 — g.  Erzählung  (Erman's  C  c.  d). 
Teilung  des  Landes  zwischen  Horus  und  Seth. 

'(freier  Raum)   (|  j' =^"111111111°^  ZTIä,  f  Zl^  "  (fr""  '^='""'>  ' 
^>H'=^P™— '|^@a"  =\T~a  V"^k^°\T  =  D  V  (Absatz). 


1  ....  es  versammelte  sich  ihm  die  Götterneunheit^\  er  schied  Horus  und  Seih  ^ ^. 

8  Er  verhütete,  daß  sie  stritten  <',  und  er  setzte  den  Seth  zum  oberägyptischen  König  im  ober- 
ägyptischen Lande  ^,  an  dem  Orte,  wo  er  geboren  zvar^,  in  SwS.  Und  so  setzte  Geb  den  Horus 
zum  unterägyptischen  König  im  unterägyptischen  Lande,  an  dem  Orte,  wo  sein  Vater  ertränkt 
worden  war^\  in  Pss.t-ti  .wj  {^„Hälfte  der  beiden  Länder'')'.  Und  so  stand  Hortis  auf  emer 
Stätte^  tmd  stand  Seth  auf  einer  Stätte^,  indem  sie  sich  verfrtigen  in  bezug  auf  die  beiden 
Länder"^  in  "AJan'^,  das  ist  die  Grenze  der  beiden  Länder  (oder:  das  war  die  Abgrenzung 

der  beiden  Länder)  "  °. 

a)  Vb  mit  Akk.  bedeutet  in  den  Pyr.  stets  ,,sich  vereinigen  mit  jemandem",  nicht  ,, ver- 
sammeln", dagegen  bedeutet  es  mit  Dativ  ,,sich  um  jemanden  versammeln",  insbesondere 


1   So   gestellt  im   Original,  2   So    J^    in  der  charakteristischen  ahen   Zeichenstellung. 

3  So   deutlich. das  Original   (Abklatsch),   nicht 

4  Im   Original   ebenso  wie   nachher  so   gestellt   ^,   nicht   so  wie   Breasted   gibt. 


2^  I.    Das   Dpiikmal   inemphitisrlicr    Theologie. 

auf  seine  Einladung,  s.  Pyr.  1617b.  1646b  ('Pseudop.  i  plur.).  1647b,  in  einem  Zusammenhang, 
der  lebhaft  an  unsere  Stelle  erinnert;  denn  auch  dort  ist  esGeb,  der  die  Götter  so  um  sich  ver- 
sammelt. Daß  er  auch  bei  uns  gemeint  ist,  und  nicht  etwa  Thoth  oder  Ptah,  der  Pap.  Berl. 
3048,  12,3  ^  !^  ^^  Jn  3  ,,der  die  beiden  Herren  (Horus  und  Seth)  schied"  heißt^  geht  aus 
loa — 12a  hervor.  Es  ist  bezeichnend,  daß  in  unserm  Text  wie  im  Ramesseum-Papyrus  immer 
Geb  als  das  Oberhaupt  und  der  Sprecher  der  Götter  erscheint.  —  Dem  l'S  ging  vielleicht 
die  Partikel  sw  voraus  (wie  in  61)  oder  es  hing  von  einem  anderen  Satze  ab. 

b)  Wo  Horus  und  Seth  in  einem  Atem  genannt  werden,  befolgt  unser  Text  die  alte  und 
allgemeine  .Sitte,  den  Horus  (als  Sieger)  vorangehen  zu  lassen,  die  bis  in  die  heliopolitanische 
Periode  der  vorgeschichtlichen  Zeit  zurückgehen  wird  (s.  Unters.  V,  121);  anders  verfährt  er, 
wenn  beide  Götter  einzeln  nacheinander  auftreten  (8.   10.   11). 

c)  Z.  8  schließt  sich  inhaltlich  so  gut  an  den  erhaltenen  Text  von  7  an,  daß  man  zweifeln 
kann,  ob  der  Schreiber  des  Schabako  hier  die  Lücke  am  Ende  von  6  und  7  mit  Recht  angegeben 
habe  (vgl.  zu  53).  Es  wäre  ja  möglich,  daß  er  das  Bruchstück  fälschlich  in  der  Mitte  statt 
am  Ende  der  Zeile  angesetzt  habe. 

d)  snt  ,, streiten"  wird  hier  für  altes  r'in(^__ snti^j^  stehen,  das  Pyr.  1463  c  {snt.t  parallel 

zu  hnnw  ,, Streit").    492  b  ijntt  Passiv  parallel  zu  snj  ,, bestreiten",  hw  ,, schlagen",  hsb  , .ab- 


wehren").    892a    vorkommt;    später  '^^ f^   Leid.   V.  88,10,    ^         ^1    Vogelsang,    Komm. 

zur   Bauerngesch.   S.  189.    ^      o4  VsSJ  "^^''^  Feind"  Urk.   IV,   1076'^ 

e)  ^r  bw  .  .  .  im  ,,da,  wo  .  .  .  ."  mit  dem  aus  den  Pyr.  bekannten  Gebrauch  von  dr 
statt  m  ,,in"  in  lokalem  Sinne  (s.  Erman  .S.  929),  sticht  hier  von  den  parallelen  Ausdrücken 
,,im  oberägyptischen  Lande"  und  ,,in  S.7ü" ,  die  beide  das  gewöhnliche  m  bieten,  ab.  Das  könnte 
dafür  sprechen,  daß  dieses  dr  hier  nur  deshalb  gebraucht  sei,  weil  es  in  der  entsprechenden 
Götterrede  loa.  lob  vorkam',  und  daß  unser  erzählender  Text  also  den  ganzen  damit  gebil- 
deten Ausdruck  nur  aus  jener  eventuell  älteren  Stelle  übernommen  habe.  Der  erzählende  Text 
hat  in  i6c,  wo  kein  älteres  Vorbild  vorliegt,  tatsächlich  statt  dessen  m  btv  ....  im.  Anderer- 
seits wäre  es  sehr  wohl  denkbar,  daß  dr  bw  ....  in}  ein  geläufiger  Ausdruck  für  ,,da,  wo  .  .  ." 
gewesen  sei,  der  sich  (ähnlich  wie  dr  bS/t  ,, früher"  neben  m  biJt)  auch  dann  noch  in  Gebrauch 
gehalten  habe,  als  dr  im  übrigen  im  .Sinne  von  ,,in"  schon  nicht  mehr  gebräuchlich  war  und 
man  dafür  nur  noch  7ti  gebrauchte. 

f)  Die  Schreibung  J  R^^^^  für  das  nach  loa  auch  hier  sicher  zu  lesende  J  j  ^  (||1  1  !^.=^ 
wird  auf  einer  Lücke  in  der  alten  Handschrift  beruhen.  —  w/-/ wird  Part.  pass.  perf.  sein  nach 
Verbum  II  §  899.  900.  Nominalsatz  S.  13.  Zu  den  an  letzterer  Stelle  zitierten  Beispielen  ist 
als  eines,  das  klar  die  Form  erkennen  läßt,  zuzufügen:   j  I  M     Q^— ^O^V   .»dieser  Ort,  an 

den  du  gebracht  bist"  ÄZ  47,   105.    Vgl.   G|T|'*-=— O  ^\,    ,, der  Tag,  an  dem  er  geboren  ist"  Pyr. 
27  d  mit  der  Var.  (]]  W)  0  ö '^-=—  ÄZ  47,  122. 


1  In  offenbarer    Übertragung    von   Thoth,    dessen   Rolle    als   ,, Befriediger"   (shtp)    des   Sonnenauges   (vgl. 
Unters.  V,  132)   er  ebenda  spielt. 

2  Auf   dieses  Wort    hitj   wird  auch  das   kopl.   ujonT   und  das  Nomen     x     ll  (1  (1  ^  *^  ,, Feinde"   zurück- 

/V^AAAA      Uli        /T  jS 

I        I        I 

gehen,   das,   wenn   es  Nisbe  von   /;/./  (Infin.   von   /;?/)   wäre,    gewiß   mit  ?^     geschrieben   würde 


Kommentar.     Zeile  7 — 9.  2  K 

g)  Der  Name  des  Ortes,  der  hier  als  Geburtsort  des  Seth  genannt  ist,  und  auch  sonst 
eigentUch  nur^  als  Heimat  dieses  Gottes  auftritt  (zuerst  auf  den  Statuen  Sesostris'  I.  aus  Lischt 
belegt:  Mem.  Inst,  frang.  d'arch.  Orient.  6,37),  wird  überall  mit  3  1  geschrieben:  I  I  '^©, 
PPP©.  PPO;  (Karnak,  Festtempel  Thutm.  III,  Raum  7  der  Zählung  Cham  pol lions).  Das  ist 
ohne  Zweifel  ein  Gegenstück  zu  den  alten  Schreibungen  ö  0  (]  y  oder  [1  (1  (1  für  !w  und  "^^  ^  oder 
^^  für  /iw  und  also  wohl  Sw  zu  lesen,  nicht  Sssw,  wie  Er  man  meinte.  Brugsch,  Dict.  geogr. 
752  setzte  den  Ort  ins  Faijüm  auf  Grund  von  Harr.  61  b,  15,  wo  er  in  der  Aufzählung  der  ober- 
ägyptischen Städte  von  Süden  nach  Norden  hinter  Krokodilopolis  (Medinet  el  Faijüm)  und  vor 
dem  ,,Haus  des  Amun,  Herrn  der  Throne  der  beiden  Länder  in  P/nv"  und  Aphroditespolis 
(Atfih)  genannt  erscheint.  Er  lag  also  im  nördlichen  Ende  Oberägyptens.  Nach  Rec.  de 
trav.  31,  34.  35,  134  nicht  weit  von  Herakleopolis.  Vgl.  auch  Pap.  Salt  825  (ed.  Budge),  V  2, 
wo   der  Ort   mit   andern   Orten   als  Heimat   (dmj)   des  Seth   genannt  ist. 

h)  m/t  oder  voller  geschrieben  m/iw  (na)  kann,  da  es  perfektische  Bedeutung  hat,  nur 
Part.  pass.  perf.  sein  (wie  das  parallele  ms-f,  s.  ob.  f).  Zu  der  Form  mit  w  bei  Verbis  III  inf., 
zu  denen  unser  Verb  gehörte,  vgl.  Verbum  II,  §  931.  —  Nach  den  von  Erman  (S.  934)  ange- 
zogenen Stellen  in  den  ,, Festgesängen  der  Isis  und  Nephthys"  soll  das  Ertrinken  des  Osiris 
bei  Atfih  erfolgt  sein  (^^^©  ib.  6,2  ;  ^|||^,|i®^.'^  14,28).  Anderwärts  scheint  das 
Ereignis  in  die  Gegend  des  Burlos-Sees  verlegt  zu  sein  (Tempelinschriften  von  Beltim,  Ann. 
du  Serv.  17,277/8),  und  es  heißt  einmal,  daß  Isis  den  ertrunkenen  Gatten  ,,auf  dem  Uter  im 
Norden  von  Busiris"  gefunden  habe  (Junker,  Stundenwachen  S.  84).  Auch  bei  uns  ist 
nicht  das  zu  Oberägypten  gehörige  Atfih,  sondern  ein  Ort  in  LInterägypten  als  Ort  des  Er- 
trinkens angenommen.  Diese  Version  läßt  sich  aber  mit  der,  welche  Atfih  als  Ort  voraussetzt, 
vereinigen,  wenn  man  sich  klar  macht,  daß  bei  uns  das  Gebiet  des  memphitischen  Gaues  ge- 
meint ist,  der  sich  ja  gegenüber  dem  Gau  von  Atfih  auf  dem  Westufer  des  Nils  von  Abusir 
el  Melek  an  nordwärts  erstreckte  (Untersuch.  III,  123.  AZ  44,  29)^.  Dazu  stimmen  die  Angaben 
von  16 c  fif.  und  62  ff.  aufs  beste,  nach  denen  der  ertrunkene  Osiris  in  die  Festung  von  Memphis 
gebracht  worden  sein  soll.  Es  ergibt  sich  auch  für  unsere  Stelle  eine  befriedigende  Sachlage, 
wenn  Horus  und  Seth  so  in  nächster  Nachbarschaft  nebeneinander  herrschen  sollen. 

i)  Pss.t-B.ivj  ,,die  Hälfte  der  beiden  Länder",  offenbar  dem  Ortsnamen  Siv  entsprechend 
und  gleichfalls  als  Ortsname  aufzufassen  ;  es  wird  eine  angebliche  Residenz  des  Horus  im  Gebiete 
des  memphitischen  Gauses  sein  sollen.  Der  Name,  der  auf  die  zentrale  Lage  dieser  Gegend 
zwischen  Ober-  und  Unterägypten  anspielt,  erinnert  an  die  ebendort  heimischen  Namen  mhi.t- 
B.wj  ,,Wage  der  beiden  Länder"  (i6c)  und  ' nh-B.wj  ,, Leben  der  beiden  Länder"  (s.  zu  61). 

k)  Das  "^  ^,  auf  dem  Horus  und  Seth  stehen  sollen,  erinnert  an  die  \\  "^  ^^  ^^  des  Horus 
und  des  Seth,  die  in  den  Pyr.  so  häufig  vorkommen  und  das  Herrschaftsgebiet  beider  Götter  zu 
bezeichnen  scheinen;  ,,das  Stehen"  darauf  an  Urk.  I,  iio/i,  wo  es  von  König  Merjenre'  heißt, 
er  ,, stehe  (V?',  Var.  h' j  ,, erscheine")  auf  dem  Rücken  des  Gebirgslandes".  Man  könnte  danach 
in  unserer  Stelle  wie  in  13  c  einen  Ausdruck  für  die  Besitznahme  der  beiden  Landesteile  durch 
die  beiden  Götter  vermuten.    Der  Zusammenhang  und  die  folgende  Rede  des  Geb  scheinen 


I  Ausnahme   Sali.  IV,    11,6.  2   Ist   etwa   Abusir  el  Melek,   das  alte    Busiris,   danach   benannt.^ 

UAe  X,  i:  Sethe.  4 


26  I-    l'as    Denkmal    mempliitischer  Theologie. 

aber  eher  dafür  zu  sprechen,  daß  hier  von  der  Gegenüberstellung  beider  Götter  beim  Teihmgs- 
akt  die  Rede  ist,  so  daß  man  das  zweimaHge  hr  i.t  übersetzen  müßte:  ,,auf  einer  Seite"  —  „auf 
der  anderen  Seite".  Nur  so  erklärte  sich  auch  wohl  die  Nebeneinanderstellung  der  parallelen 
Worte  in  gespaltener  Kolumne.  Dazu  gehört  natürlich,  daß  auch  die  Namen  der  beiden  Götter 
ursprünglich  neben-  und  nicht  übereinander  in  der  Kolumne  standen,  was  ohnehin  notwendig 
anzunehmen  ist. 

i)  htp  ,, zufrieden  sein",  ,, ruhig  sein"  hat,  wenn  es  von  zwei  Parteien  wie  Horus  und  Seth 
gebraucht  wird,  die  Bedeutung  ,,sich  versöhnen",  ,,sich  vertragen"  wie  im  Kopt.  g^ioTÜ.  So  in 
15c.  29b;  vgl.  ferner  Pyr.  1148c.  R.I.H.  303,5.  Siut  I,  266.  Pap.  Sali.  IV,  9,5,  wo  wie  hier  von 
der  Scheidung  von  Horus  und  Seth  die  Rede  ist:        ^  (?  "^^^         S\\ o^^i  ^ 


(2 
I    I    I 

,,es  vertrugen  sich  die  Herren,  damit  das  Land  in  Frieden  sei".  Bei  uns  folgt  dem  htp  nun 
noch  ein  Objekt  ,,die  beiden  Länder",  das  nur  als  Beziehungsausdruck  aufgefaßt  werden 
kann:  ,,sie  einigten  sich  in  betreff  der  beiden  Länder".  Ebenso  heißt  Pyr.  388b  (Erman  S.  931) 
der  verstorbene  König  erst      ^  ,,der  sich  (mit  Seth)  einigte  über  die  beiden  Länder",  unserer 

Stelle  entsprechend,  dann       4.T(|0  „der  die  beiden  Länder  vereinigte",  dem  14c  unseres 

Textes  entsprechend.    Vgl.  auch    =5=,^    *   V  zusammen  15c. 

m)  'jn,  der  von  Brugsch  Dict.  geogr.  117  ff.  behandelte  Name  für  das  Steinbruchs- 
gebiet bei  Turra,  in  den  Gaulisten  der  griech.-röm.  Zeit  als  21.  Gau  Unterägyptens  gezählt, 
in  älterer  Zeit  als  ,, östlicher  memphitischer  Gau"  bezeichnet  und  mit  Memphis  zusammen 
genannt  (Champ.,  Not.  L  811).  Der  Ort  wird  mehrfach  als  Heimat  des  Horus  in  seiner  Eigen- 
schaft als  unterägyptischer  Nationalgott  {Bhd.tj)  genannt,  LD  HI,  T,;^g  (wo  Seth  als  sein  ober- 
ägyptischer Partner  r«n  .^  ....  rffij^nni  heißt);  ib.  234.  Und  ebenso  heißt  die  geflügelte  Sonnen- 
scheibe (jS'/^ö'.^)  (^^p,  Edfu  I,  II  (Dyn.  30).  —  Der  Ort,  wo  die  Teilung  stattgefunden 
haben  soll,  lag  also  auf  dem  Gebiete  des  Gottes,  der  später  das  ganze  Reich  bekommen  sollte. 
Auf  die  Rolle,  die  der  Ort  an  unserer  Stelle  spielt,  deutet  auch  die  Tatsache  hin,  daß  in  Turra 
Thoth  unter  den  Titeln  V|^^^^:37']j  p^"]^  "^  j^_J^|^  „der  die  beiden  Leute  schied, 
der  Herr  der  Gottesworte,  der  die  beiden  Götter  zufriedenstellte,  der  große  Gott,  der  B'h.i 
vorsteht"   verehrt  wurde;  s.  Brugsch,  ÄZ  5,91. 

n)  Die  Worte  iis  ti.wj  ptü  werden  ursprünglich  vielleicht  nicht  als  Erklärung  zu  dem 
Ortsnamen  ' j?i  ,,das  ist  die  Grenze  der  beiden  Länder"  gemeint  gewesen  sein,  wie  es  die  Deter- 
minierung von  tis  in  unserer  Inschrift  vorauszusetzen  scheint,  sondern  der  Satz  wird  sich 
möglicherweise  auf  den  Akt  der  Teilung  des  bis  dahin  ungeteilten  Landes  bezogen  haben 
(s.  u.  zu  12).  Bs  würde  dann  Infinitiv  gewesen  sein,  wie  er  so  mit  piv  gern  in  Sätzen  zur  An- 
gabe eines  Resultates  verwendet  wird  (z.  B.  oft  im  Pap.  Ebers):  ,,das  ist  die  Abgrenzung  der 
beiden  Länder",   d.    h.   ,,und  so  wurden  bzw.  damit  waren  die  beiden  Länder  abgegrenzt". 

o)  Die  Wiederholung  der  Worte  ti.wj  m  ' jn  Bs  B.wj  pw  wird  nur  auf  einer  irrigen 
Dittographie  in  der  Urhandschrift  beruhen  können.  Die  Spaltung  der  Kolumne,  die  bei  der 
Einzelbehandlung  des  Horus  und  des  Seth  am  Platze  war,  war  in  einem  Satze,  der  die  beiden 
Götter  in  dem  Pronomen  hi  ,,sie"  und  ,,die  beiden  Länder"  in  diesem  dualischen  Ausdruck 
zusammenfaßte,  nicht  angebracht. 


Kommentar.     Zeile 


27 


loa/b — I2a/b.   Gespräch   des  Geb   bei   der  Teilung   (Er  man 's  Aa.   Ab). 


—rr 


°^b. 


■"^.j^^nM: 


lob 
Hb 
12b 


^5^ 

A 

f¥ 

^"^Geb  spricht  Worte  zu  Seth  ^ :  ,,geh  an  den  Ort,  ivo  du  geboren  bist"  "»b  ||  Setk  \\  Ober- 
ägypten il  <^ 

^'^^Geb  spricht  Worte  zu  Horus :  ,,geh  an  den  Ort,  tvo  dein  Vater  ertränkt  ^  ivorden  ist" 
^^^  II   Horus  II    Unterägypten '^  \\ 

"^^^  Geb  spricht  Worte  zu  Horus  und  Seth:  ,,ich  habe  euch  geschieden"  ^2*»  '|  {vacat)  \\ 
Unterägypten  und  Oberägypten  \\  ^ 

a)  Zu  lesen  Gbb  dd  mdiv  h/t  Sth;  s.  ob.  S.  8. 

b)  Mit  dem  Worte  mhw  ,, ertränkt"  ist  natürlich  ein  Wortspiel  auf  den  Namen  von  Unter- 
ägypten {mhiü)  beabsichtigt,  durch  das  dieser  Name  begründet  werden  soll.  Nach  ägyptischer 
Weise  wäre  es  sogar  möglich,  daß  damit  geradezu  die  Namengebung  gemeint  war,  d.  h.  daß 
Unterägypten  erst  durch  diesen  Ausspruch  des  Geb  zu  seinem  Namen  gekommen  sein  sollte. 
In  der  Rede  an  Seth  ist  ein  solches  Wortspiel  nicht  zu  entdecken,  wenn  anders  der  Name  von 
Oberägypten  sni  .w  zu  lesen  ist. 

c)  Die  beiden  aufeinanderfolgenden  szenischen  Vermerke  sind  etwa  so  zu  deuten:  , .blickt 
auf  Seth,  weist  nach  Oberägypten"  und  entsprechend  in  den  nächsten  Zeilen.  —  Zu  beachten 
ist,  daß  hier  die  Namen  der  beiden  Länder  in  ihrer  Grundform  ohne  den  Zusatz  ti  ,,Land" 
genannt  sind,  der  ihnen  in  dem  erzählenden  Teile,  in  8  wie  in  4  vorangestellt  war. 

d)  Der  szenische  Vermerk  mußte  im  ersten  F"elde  Horus  und  Seth  nennen,  deren  Nennung 
aber  in  der  Urhandschrift  wohl  zerstört  war  und  daher  hier  fehlt.  Im  zweiten  Felde  erscheint 
,, Unterägypten  und  Oberägypten",  abweichend  von  den  früheren  Erwähnungen  hier  mit 
Voranstellung  von  Unterägypten,  zu  der  die  herkömmliche  Reihenfolge  ,, Horus  und  Seth" 
nötigte,  weil  dem  Horus  eben  Unter-,  dem  Seth  Oberägypten  gehörte.  —  Da  die  Rede  des  Geb 
keine  andere  Beziehung  auf  den  hier  im  szenischen  Vermerk  genannten  Gegenstand  enthält, 
so  werden  die  Worte  ,,ich  habe  euch  getrennt"  nicht  bloß  auf  die  beiden  Götter,  sondern  auch 
auf  die  beiden  Länder  zu  beziehen  sein,  die  vorher  vereinigt,  jetzt  geschieden  worden  sind. 
Vgl.  dazu  die  unten  zu  22  unter  d  zitierte  Stelle  Berl.  Pap.  3056,  2,  5. 

IOC — I2c.   Erzählung   (E  r  m  a  n 's   Cc). 
Übertragung  des  ganzen   Reiches  an   Horus. 

■—%.$i  %.dV"-™^«—^vS''  (Absatz). 


1  Der    Pfeil    gibt   an,     daß     die     darunterstehenden    Schriftzeichen      im     Original     in     entgegengesetzter 
Richtung  blicken  als   die   übrige   Schrift. 

2  Hier   kein   Absatz,   wie   Breasted  gibt;   s.   ob.    S.  14   Anm. 

4* 


28 


I.    Das   Denkmal   memphitischer   Theologie. 


^^^  Es  ivar  schlecht  für  das  Herz  des  Geh,  daß  der  Anteil  des  Horus  gleich  de?n  A?iteil 
des  Seth  war. 

'^'^'^Ufid  so  gab  Geb  sein  Erbe  {ganz)  dem  Horus,  d.  i.  der  Sohn  ^'^'^  seines  Sohnes,  sein 
Erstgeborener'^. 

a)  Aus  17a  scheint  hervorzugehen,  daß  das  wp  h.t-f  „sein  Erstgeborener"  hier  auf  das 
erste  s^  ..Sohn"  (also  Horus)  zu  beziehen  ist  und  nicht  auf  das  zweite  (also  Osiris),  was  an 
sich  näher  läge,  auch  sachlich  gerechtfertigter  wäre,  da  eine  solche  Bezeichnung  bei  Osiris  als 
dem  ältesten  von  5  Kindern  durchaus  angebracht  war  und  auch  wirklich  oft  gerade  von  ihm 
gebraucht  vorkommt  (z.  B.  Pyr.  8f. ;  Lacau,  Sarc.  anter.  au  Nouv.  emp.  II,  .S.  79),  während 
sie  bei  Horus,  der  immer  wie  der  einzige  Sohn  behandelt  erscheint,  eigentlich  überflüssig  wäre.  — 
Zu  dem  Gebrauch  von  zvp  h.t  ,,der  den  Leib  öffnete",  das  von  Rechts  wegen  nur  auf  das  Ver- 
hältnis zur  Mutter  paßte,  mit  Bezug  auf  den  Vater  vgl.     5>ra\/       1'^'=^     I       "  ■  ,,sein 

ältester  Sohn,   sein  Leiböffner,   der  Herr  aller  seiner  .Sachen"  Rec.  de  trav.  30,  82  (Dyn.  21). 


i3a/b — i8a/b.   Rede  des  Geb  vor  der  Götterneunheit   (Erman's  Ac.  d). 
Verkündigung  des  Horus  als  alleinigen  Erben  des  Reiches. 


13a- 
14  a 
15a 

16  a 

17  a 

18  a 


J211lili^' 


\^\ 


G 


ft' 


13b 

14b 

^ 

1    15  b 

^' 

16  b 

^^! 

i7b 

^^ 

i8b 

Ä 

^vm 


111* 


III 


fllv,^,[^] 


13a— i8a(9^^  Spricht  Worte  zu  der  Götterneunheit : 

^'i^ ,,ich  habe  bestimmt"^  '"■'^^W  {weist  auf)  Horus  \\  ,,dich^  zum  wt.w-Schakal'^,  ^^^dich 
allein"^  Mb||  {weist  auf)  Horus  \\.  ,,Mein  Erbe^  '^'i^  gehöre  jenem  Erben"  ^  ^s''  ||  {weist  auf)  Ho- 
rus II  ,  ,,mein  Erbe  ^^^gehöre^  dem  Sohne  meines  Sohnes''  ''•''II  {weist  auf )  Horus  \\  ,,dem  ober- 
ägyptischen {})  Schakal^,  '^1^ einem  Öffner  des  Leibes"  {d.  i.  Erstgeborener)"^  '7b ||  {weist  auf) 
Horus  II  ,,dem  Öffner  der  Wege  {d.  i.  der  Schakalgott  Wp-wi.w.t)^.  ^^^Ein  Sohn  ist  das, 
der  geboren  wurde"  ^  ^^^\\  {weist  auf )  Horus  \\  ,, am  Geburtstage  des   Wp-wi.w.t"'". 

a)  Die  perf.  Form  sdm-n-f  ist  in  den  Reden  der  Götter  allgemein  üblich,  und  zwar  steht 
sie,  wie  z.  B.  das  stereotype  A  w^^  ,,ich  habe  gegeben"  (in  Hermapion's  Obeliskenübersetzung 
durch  SsSwpyiixa.'.  wiedergegeben),  auch  da,  wo  es  sich  um  eine  Verheißung  zu  handeln  scheint, 
die  im  Augenblick  der  Rede  erfüllt  sein  soll  (vgl.  Gunn's  Studies  in  Egyptian  Syntax  S.  ögfif.). 
Daher  kann  man  hier  auch  ,,ich  befehle"  übersetzen  im  Sinne  von  ,, hiermit  soll  befohlen  sein".  — ■ 
wd  „befehlen"  mit  doppeltem  Objekt  im  Sinne  von  ,, jemanden  zu  etwas  bestimmen"  kenne 
ich  sonst  nicht,  wohl  aber  mit  m  vor  dem  2.  Objekt:  "^ %> -^«^^^  1  ^  ^=  I  ^k. ^  ifl  ^s, ^ ^  "^^^^ 


I  So  -nnrd   das   zerstörte   Zeichen,   von  dem   Breasted  noch  eine   Spur  sah,   zu   lesen  sein. 


Kommentar.     Zeile    lOc — l8b.  oq 

,,Geb  hat  ihn  (deinen  Namen)  zu  einem  geachteten  (/w5)  in  seiner  Stadt  bestimmt"  Pyr.  138a 

(IrJ  dem  später  üblichen  unveränderUchen  Irj  entsprechend);  Y  '^l  y ' .^^       ,,er  (Thoth) 

ist  zum  Stadtvorsteher  ernannt  (unter  den  Göttern)"  EdfuII,  80.  Vgl.  ferner  Sonnenlitanei  145, 
wo  Erman,  Zur  ägypt.  Wortforschung  II  (Sitz.-Ber.  Berl.  Akad.  1912,  918)  das  wd  für  ver- 
derbt aus  altem  \>^=^^  „machen  (zu  etwas)"  ansehen  wollte.  Dieses  letztere  Zeitwort  kann  aber 
an  unserer  Stelle  nicht  in  Betracht  kommen,  da  das  wd  „befehlen"  zu  trefflich  an  den  Anfang 
dieses  Erlasses  des  Geb  paßt.  Daß  das  w  in  Fällen  wie  dem  unsrigen  fehlen  kann  (sei  es  nur  in 
der  Schrift  oder  auch  in  der  Sprache),  lehren  Sätze  wie  "=;:==«  ^  ^  U  aaaaaa  1 1 1    ^     „du  machst 


dich  zum  Zweiten  von  diesen  drei"  Bauer  B  i,  150  (Vogelsang  S.  129);  vgl.  auch  Pyr.  2001b 
(ohne  m)  mit  727  b  (mit  m). 

b)  Daß  sich  der  zu  einer  Versammlung  Sprechende  in  seiner  Rede  an  eine  dritte  Person, 
die  zugegen  ist  und  von  der  die  ganze  Rede  handelt,  wendet  und  sie  in  der  2.  Person  apostro- 
phiert, haben  wir  im  Ramesseum- Papyrus  (Z.  90)  in  viel  krasserer  Form,  wenn  Geb  zu  den 
Kindern  des  Horus  und  den  Gefolgsleuten  des  Seth  sagt:  [,, dienet  dem]  Horus,  du  (seil.  Horus) 
bist  euer  Herr". 

c)  %>o-^,  das  hier  die  Würde  des  Horus  zu  bezeichnen  scheint,  erinnert  zunächst  an 
den  Titel  ^^ ,  den  im  AR  nahe  Angehörige  des  Königs  tragen  und  der  nach  einer  Variante  in 

der  unterirdischen  Sargkammer  des  Mereruka-Grabes  (1  j-,  o  \>  wt-Inp.w  zu  lesen  ist.  Vgl. 
auch  Pyr.  574a,  wo  der  Redende,  der  sich  eben  mit  Horus  verglichen  hat,  zu  dem  verstor- 
benen König  (seinem  Vater.'')  sagt:  5  -'^^z^  ,,ich  bin  dein  wi-Inp.iv"  (var.  ^^)>^^}- 
Der  Ausdruck,  der  hier  vermutlich  den  pietätvollen  Sohn  bezeichnet  und  seinerseits  an  die  Be- 
zeichnung gewisser  Totenpriester  als  %>^  erinnert  (vgl.  .1^^%^^  als  Priestertitel  im  MR, 

Lesestücke  70,  4),  wird  mit  dem  Worte  ^^^  wi.w  zusammenhängen,  das  in  den  Pyr.- 
Texten  den  zur  Erbfolge  berechtigten  ,, ältesten"  Sohn  bezeichnet.  So  nennt  Nut  den  König, 
ihren  Sohn:  ,,to/.w  eines  Königs  (^■^(ll^;  vgl.  dazu  Pyr.  593a),  der  auf  dem  Throne  des 
Geb  ist"  Pyr.  2;  und  Geb  selbst  wird  wiederum  ,,der  älteste  Sohn  des  Schu,  sein  wLw 
(ci%%'^'=-)"  genannt,  Pyr.  1615c.  An  anderen  Stellen  findet  sich  in  gleicher  Bedeutung  die 
reduplizierte  Form  %^%>"|(]  "wtwt.j  Pyr.  1289a.  1690c.  1698c.  1814b  (neben  (l- — fl^'^ä 
,,Erbe").  1870b.  Sehr  deutlich  bezeichnet  das  von  demselben  Wortstamme  gebildete  Ver- 
bum  wt  den  Vorrang  in  der  Erbfolge,  wenn  zu  Osiris  gesagt  wird:  ,,Geb  hat  dich  auf  deinen 
Thron  gesetzt,  Horus  hat  deinen  Feind  (Seth)  unter  dich  gestreckt"  ^     (|  ,,du  bist  mehr 

wt  (Pseudop.)  als  er",  ,,du  bist  vor  ihm  (aus  dem  Mutterleibe)  hervorgekommen"  Pyr.  650a.  Der 
Text  Pyr.  576a  hat  an  Stelle  der  Worte  wt.tj  ir-f  im  gleichen  Zusammenhang  ^=>  ^  ^  ^^  0  ^_ 
,,du  bist  größer  (d.  i.  älter)  als  er".  Von  demselben  Stamme  wt  kommt  ohne  Zweifel  auch 
die  bei  göttlichen  Schlangen  so  beliebte  Bezeichnung  v\  ^  wt.t,  die  in  der  <^5^  ^^-Z  „der 
Großen",  einer  häufigen  alten  Bezeichnung  für  die  Göttin  Buto,  ihre  Parallele  haben  wird. 
Sehr  wohl  denkbar,  ja  fast  wahrscheinlich  ist  es,  daß,  wie  hier  das  Bild  der  Uräusschlange, 
so  an  unserer  Stelle  das  des  Schakals  nur  Ideogramm  einer  Benennung  dieses  göttlichen  Tieres 
sein  soll  (vgl.  die  Nennung  des  Wp-wi.wt  in  den  folgenden  Zeilen)  imd  nicht  lautlich  zu  lesen 
ist,  im  Unterschied  zu  dem  eingangs  besprochenen  Titel  wt.w-Inp.w.    Daß  es  das  Bild  eines 


■30  I-    Das   Denkmal   memphitischer  Theologie. 

gehenden  Schakals  ist,  spricht  jedenfalls  gegen  die  Deutung  auf  Anubis,  sie  paßt  zu  der  auf 
Wp-wB.wL  Bedeuten  muß  der  Ausdruck  zvLzv  den  göttlichen  Thronerben  oder  Herrscher  in 
Schakalsgestalt,  wie  es  eben  der   Wp-wi.iüt  gewesen  sein  soll. 

d)  ^  ,  dem  im  Unterschied  zu  TO'a'./ ,. das  Erbe"  (14b.  15  b)  und  r.w  ,,der  Erbe"  (15a) 
das  Zeichen  des  Fleischstückes  fehlt,  wird  das  Pseudop.  (2.  sg.)  von  w'j  ..einzig  sein"  sein,  das 
bekanntlich  zum  Ausdruck  für  ,, allein"  gebraucht  wird.  Zur  Sache  vgl.  die  folgenden  An- 
fangsworte eines  Hymnus  an  Wp-wi.wt" ,  der  bei  dem  (memphitischen!)  Soker-Feste  durch  den 
König  rezitiert  wurde:  |~T^/)^^^^  =^  — ^  "^i:^ ^=;a  c^ ^3j ,^--^  t^  ^^37  ■2:3:^ 


c^ 


I     I     lil.^ D 

,,steh  auf  (als  Könige),  Horus,  und  erbe  diese  deine  beiden  Erbteile,  Herr  der  4  (sie  ?)  Erb- 
teile, du  allein"  Champ.,-  Mon.  HI,  2i4bis  (Med.  Habu,  von  mir  koU.  1905),  wo  in  dem 
Schlußworte   dieselbe   Pseudopartizipform   in  jüngerer  Schreibung  vorliegt. 

e)  Hinter  w'  wJ  vermißt  man  die  an  sich  entbehrliche  Bezeichnung  des  Possessivsuffixes 
I.  sg.,  die  in  der  Nachbarzeile  da  ist.  und  das  um  so  mehr,  als  die  Schriftzeichen  von  w'  iv.t  in 
beiden  Zeilen  Zeichen  für  Zeichen  genau  nebeneinander  stehen  und  also  für  das  /  des  Suffixes 
hier  genau  der  gleiche  Raum  frei  ist,  den  es  in  der  Xachbarzeile  einnimmt.  Vielleicht  bot  die 
Urhandschrift  hier  wieder  eine  Lücke.  —  Angesichts  der  eben  zitierten  Stelle  aus  Medinet 
Habu,  die  \on  den  ,, beiden  Erbteilen"  redet,  könnte  man  daran  denken,  die  doppelte  Nen- 
nung \on  IV  w.t  ,,das  Erbe"  mit  ,,mein  eines  Erbteil"  und  ,,mein  anderes  Erbteil"  wieder- 
zugeben,  wie  bei   Bi  in  9. 

f)  Das  pf  V .w  ,, jener  Erbe"  für  Horus  mit  Voranstellung  des  Demonstrativums  setzt  ein 
gedachtes/»«  i  zü  , .dieser  Erbe"  für  Seth  voraus,  der  demnach  wohl  bei  diesem  Akt  zugegen 
sein  muß. 

g)  Bei  Erman's  Auffassung  dieses  Textstückes,  nach  der  die  Worte  n  s3  n  si-j 
eine  Apposition  zu  7J  pf  i  .w  wären,  wäre  die  Wiederholung  des  dativischen  n  vor  Si  min- 
destens sehr  auffällig.  Sie  ist  selbstverständlich,  wenn  man  den  Text  so  liest,  wie  es  oben 
geschehen  ist. 

h)  sib  sni  ,, oberägyptischer  Schakal".  Die  Lesung  sBb  für  den  Schakal,  die  die  gegebene 
ist,  wird  durch  den  Anklang  an  das  si  ,,Sohn"  in  15a  gewährleistet  (s.  ob.  S.  11);  auf  sni' 
führt  der  als  senkrechte  Linie  in  der  Mitte  der  Zeile  erscheinende  Zeichenrest.  Vgl.  dazu 
Pyr.  727b.  1015c.  1257c.  2001b,  wo  der  verstorbene  König  so  bezeichnet  wird,  z.T.  in  Ver- 
bindung mit  'nd-tnr  psd.t  ,, Distriktchef  der  Götterneunheit",  also  als  Götterherrscher.  Hier 
von  Horus  gebraucht,  bezeichnet  der  Ausdruck  ihn  wohl  als  den,  der  Oberägypten  in  Besitz 
nimmt,  und  hängt  mit  der  Bezeichnung   Wp-wi.wt  zusammen. 

i)  Wenn  es  auch  denkbar  wäre,  daß  Geb  in  i8a  seinen  Enkel  Horus  als  seinen  Sohn  be- 
zeichnet habe,  so  würde  doch  der  Ausdruck  wp-h.t  ,, Leiböffner"  kaum  ebenso  frei  mit  Bezug 
auf  den  Großvater  gebraucht  werden.  Daher  ist  wohl  nur  ,,ein  (nicht:  mein)  Erstgeborener" 
zu  übersetzen;  so,  ohne  Angabe  der  Eltern,  findet  sich  wp-h.t  z.  B.  auch  Festgesänge  der  Isis 
und  Nephthys  8,  26.  9,  15.  Zu  dem  selbständigen  Gebrauch  (ohne  si  ,,Sohn"  davor)  vgl. 
Lacau,  Sarc.  anter.  au   Nouv.  emp.   H,  S.  79:  ,,Osiris,  mein  Leiböffner". 


I  Zu  dem  Gebrauch  von    //'  vgl.  unten  zu  13  c. 


Kommentar.     Zeile    13a — iRb.  1  j 

k)  Die  Beziehungen  des  Gottes  Wp-mi.wt  zum  oberäg.  Königtum  und  zu  Horus  als 
Nationalgott  des  späteren  oberäg.  Reiches  von  Hierakonpolis  spiegeln  sich  in  Gestalt  und  F'eld- 
zeichen  der  oberäg.  ,,Horusdiener",  der  „Seelen  von  Hierakonpolis",  deutlich  wieder  (vgl.  Unters. 

III,  i6ff.  Borchardt,  Grabdenkmal  des  .Sahu-re'  II,  Text  S.  103).  Auch  in  den  Pyr.  tritt  Wp- 
wi.wt  nicht  selten  im  Parallelismus  zu  n-szv.t  ,, König"  ^Pyr.  1374c.  1638b)  und  zu  Horus  (ib. 
953  c.  2032a)  auf.  x\n  diesen  wie  an  anderen  Stellen  wird  der  verstorbene  König  dem  Wp- 
züi.zü/ gleichgesetzt  oder  mit  ihm  verglichen  (Pyr.  126c.  yögd.  1009c.  1287c.  1379c.  1979b). 
In  dem  oben  zu  d  zitierten  Hymnus  vom  Soker-Fest  werden  Wp-ivi.wi  und  Horus  geradezu 
gleichgesetzt.  In  dem  von  Schäfer  behandelten  Text,  der  die  Osirismysterien  zu  Abydos 
betrifft,  spielt  der  Auszug  des   Wp-wi.wt,  ,,um  seinen  Vater  zu  rächen",  eine  Rolle  (Unters. 

IV,  65);  auch  hier  ist  also  \V.  =  Horus.  An  unserer  Stelle  könnte  nach  dem  vorhandenen 
Räume  gegebenenfalls  auf  den   Namen    Wp-wi.wt  noch  ein   Beiwort  gefolgt  sein. 

1)  si  pzv  muß  wie  wp-h.t  indeterminiert  aufgefaßt  werden:  ,,ein  Sohn  ist  das".  Die  Er- 
gänzung eines  vorhergehenden  si  in  17  b,  durch  die  man  zu  einem  \si\si-j pm  ,,der  Sohn  meines 
Sohnes  ist  das"  käme,  ist  durch  das  si  n  si-j  in  i6a  nach  Form  und  Inhalt  ausgeschlossen. 
Das  gleiche  gilt  für  eine  Ergänzung  {si  n\si-j  auch  wegen  der  Stellung  des />w,  vgl.  iic/i2c. 
Gegen  die  Lesung  si-j  msiv-j  ,,mein  Sohn,  der  von  mir  erzeugt  ist",  wie  Er  man  las  und  wozu 
"^^ 'jn::^  III  v> '^^iz:^  Pyr.  1069  b  eine  gute  Parallele  gäbe,  spricht  das  gleiche  Bedenken  wie  oben 
zu  i.  Durch  die  Verbindung  mit  18  b  erhält  man  auch  ohne  das  Suffix  i.  sg.  für  mszt'  , .geboren" 
einen  guten  Sinn;  ja  diese  Verbindung  schließt  die  Lesung  msw-j  wohl  geradezu  aus,  da  es 
sich   nun  ja  nicht   um   das  Erzeugen,   sondern   um   die  Geburt  handelt. 

m)  msiw.t)  Wp-züi.wi  ,, Geburt  des  Wp-züi.wt"  (vgl.  Pyr.  1438a.  Pal. -.Stein  Rs.  i,  2), 
gewiß  als  Zeitbestimmung  ,,am  Geburtstage  des  W."  aufzufassen,  etwa  in  dem  Sinne,  daß  der 
betr.  Tag  deshalb  den  Namen  , .Geburt  des  W."  bekommen  habe.  Derartige  Geburtstags- 
feste von  Göttern  sind  uns  ja  aus  den  Jahresbezeichnungen  des  Palermosteines  und  der  VVein- 
krug-Täfelchen  der  i.  Dyn.  wohlbekannt;  auch  die  Benennung  der  5  Epagomenen  als  ,, Geburt 
der  Isis"  usw.  sind  Beispiele  dafür.  —  Die  Schreibung  |T|  ohne  c-,  ist  die  dabei  in  der  i.  Dyn. 
übliche  (Unters.  III,  62  ff.).  —  Der  Raum  von  i8b  reicht  gerade  für  den  Rest  des  Namens 
Wp-iüi.zvi  aus.  Sollten  zwei  Wp-züi.ivt  (der  ober-  und  der  unterägyptische  .f")  genannt  ge- 
wesen sein,  wie  anscheinend  Pal. -Stein  Rs.  i,  2,  so  müßten  beide  Schakale  nebeneinander 
gestanden  haben  in  der  Art  von  ^\  und  ^^,  wie  das  in  alter  Zeit  so  beliebt  ist  (vgl.  meine 
Pyramidentexte  IV,  §  22).  —  Beachtenswert  in  hohem  Maße  erscheint,  daß  die  , .Geburt  der 
beiden  Wp-ivi  .zvt -Götter"  an  der  zitierten  Stelle  des  Palermosteines  zu  den  Festlichkeiten 
der  Thronbesteigung  des  Königs  gehört,  also  mit  der  ,, Vereinigung  der  beiden  Länder"  und 
dem  ,, Umzug  um  die  Mauern",  dem  mutmaßlichen  Triumphzug  des  Menes  um  das  von  ihm 
neugegründete  Memphis  (Unters.  III,  i35)\  verbunden  ist.  Das  paßt  zu  unserer  Stelle  und 
dem,  was  darauf  folgt,  prächtig.  Es  paßt  auch  zu  dem  Auftreten  des  Wp-zai .  züt  in  dem  Soker- 
feste  (in  Medinet  Habu,  s.  ob.  d),  denn  dieses  ist  ja  mit  jenem  ..Umzug  um  die  Mauern"  bzw. 


1  Eine  hübsche  Parallele  zu  diesem  Siegesfest  bildete  der  feierliche  Umzug  um  die  Mauer  der  Stadt 
Mexiko,  der  bis  zum  Ende  der  spanischen  Herrschaft  alljährlich  am  13.  August  stattfand,  weil  Cortez  am 
13.   Aug.    152 1    die    Stadt    eingenommen    und   damit    der   Krieg  mit   den   Azteken   sein   Ende    gefunden   hatte. 


AA^/^A^ 


^2  I-    Das   Denkmal  memphitischer  Theologie. 

um  Memphis  identische  —  Die  Konstruktion  von  msj  , .geboren  werden"  mit  dem  Akkusativ 
des  Geburtstages   ist  ganz  gewöhnlich   (z.  B.    Lesestücke  ^"j ,   i8). 

13c — 14c.   Erzählung  (Erman'sCf). 
Horus  als  Alleinherrscher  in    Memphis  gekrönt. 

^^'^ Horus  stand  auf  {als  König)  über  dem  Lande'-^.  Und  so  wurde  {wieder)  vereinigt 
dieses  Land^,  benannt  mit  großem  Namen  Ti-tnn  {d.  i.  das  Tnn-Land)^,  der  südlich  von  seiner 
Mauer  ist,  der  Herr  der  Ewigkeit.  Es  wuchsen  '^^^  die  beiden  Zauberreichen  {Kronen  von  Ober- 
und  Unterägypten)  aus  seinem  Haupte*^.  Und  so  war  es,  daß  Horus  erschien  als  König  von  Ober- 
und  König  von  Unterägypten,  der  die  beiden  Länder  vereinigte  im  Mauer-Gau  {d.  i.  der  Gau 
von  Memphis)^  an  dem  Orte,  wo  die  beiden  Länder  vereinigt  werden^. 

a)  ' h'  „aufstehen"  mit  prägnanter  Bedeutung  vom  Antreten  der  Königsherrschaft  (wie  das 
hebr.  pS?  Dj5)  ist  sehr  gewöhnlich  sowohl  in  den  Verbindungen  ,,als  König  aufstehen"  oder 
„aufstehen  in  diesem  Lande"  (z.  B.  Urk.  II,  103),  als  auch  selbständig  (z.  B.  Urk.  II,  44.  III, 
3g)  wie  in  dem  oben  zu  14a  unter  d  zitierten  Beispiel,  zu  dem  LVk.  IV,  100  zu  vergleichen: 
f  ^  Ib  "^~^  „steh  auf  und  vereinige  die  beiden  Länder".  Vgl.  auch  das  zu  3  unter  a  zitierte 
Beispiel.  —  Während  an  der  letzteren  Stelle  das  Land,  über  das  die  Herrschaft  angetreten  wird, 
mit  hr,  anderwärts  mit  ni  ,,in"  (s.  ob.)  angeknüpft  wird,  steht  bei  uns  die  alte  Präposition  tp 
,,über",  ,,an  der  Spitze  von",  die  früh  ungebräuchlich  geworden  ist,  aber  in  den  Pyr.  noch  oft 
in  ähnlicher  Anwendung  vorkommt,  zumeist  allerdings  von  Personen,  z.  B.  ®  -¥■■¥•-¥■  \\  ,, über  die 
Lebenden"  Pyr.  906 f.,  vgl.  392d.  i574d.  969a.  950b.  An  die  gewöhnliche  Bedeutung  von //> /5 
,, auf  Erden"  vom  Lebendigsein  im  Gegensatz  zu  ,,im  Totenreich"  darf  jedenfalls  nicht  ge- 
dacht werden. 

b)  sio  ist  die  unserem  Text  eigene  Erzählungspartikel,  nicht  das  Pronomen  3.  m.  sg., 
das  hier  swt  lauten  müßte.  —  dmd  ,, vereinigen"  bezeichnet  im  Unterschied  von  stni,  das  die 
Vereinigung  mehrerer  selbständiger  Elemente  {smi  ti.wj  die  Vereinigung  der  beiden  als 
selbständige  Staaten  nebeneinander  stehenden  Länder)  bezeichnet,  die  Vereinigung  der  zu 
einem  Ganzen -gehörigen  Teile;  daher  kann  es  auch  von  einem  Singularis,  der  dieses  Ganze 
bezeichnet,  stehen'-.  So  hier,  wo  man  das  Wort  gewiß  mit  ,, wiedervereinigen"  übersetzen  darf; 
das  ,, wieder"  pflegt  ja  in  solchen  Fällen  im  Äg.  nicht  besonders  ausgedrückt  zu  werden,  so 
z.  B.  bei  wiederkommen,  wiedersehen,  wiedergeben,  wiederaufbauen,  wiedergeboren  werden. 
Von  der  Vereinigung  der  ,, beiden  Länder"  liegt  dmd  a.n  der  unten  zu  zitierenden  Stelle  Berlin 
Pap.  3048  vor  in  einem  Beinamen  eben  des  Gottes  Ptah-Ti-tnn ,  von  dem  auch  hier  wieder 
die  Rede  ist. 


1  Für  die  Identität  der  ,, Mauern"  und  der  „Weißen  Mauer"  =  Memphis  dabei  vgl.  außer  den  ^■on  mir 
bereits  früher  angeführten  Stellen  auch  Bud  ge,  Lady  Meux  Coli.  p.  38  :  n  )r^  ^=^  V\  =^.=^  j—  j  E I  «^ 
,,dem   Soker  folgen  an  seinen  Festen  des   Tages  des  Umzuges  um  die  Weiße   Mauer  (-Stadt)". 

2  In  den  Pyr.  kommt  es  von  der  Wiederzusanunensetzung  des  zerstückelten  oder  zerfallenen  Körpers 
vor,   wde  auch   von  den   Knochen  oder   Gliedern   im    Plural. 


Kommentar.     Zeile    13c  nj 

c)  Wie  vennutlich  auch  an  der  Parallelstelle  in  3  wird  hier  Ptah  von  Memphis  als  Ver- 
körperung des  Landes  bezeichnet  in  seinem  Namen  Ti-t7in,  der  in  dieser  von  unserem  Texte 
überall  gebrauchten  und  vermutlich  ältesten  Form  11    (13c.  64),         '^S  (2),  =  il  (s8)  ja 

auch  das  Wort  /5  ,,Land",  ,,Erde"  geradezu  zu  enthalten  scheint.  Diese  Namensform,  die  auch 
noch  im  NR  die  vorherrschende  ist,  dort  aber  schon  in  mannigfach  wechselnden  Schreibungen 
auftritt  (in  ramessidischer  Zeit  oft  mit  ci  v\  statt  des  s=,  vereinzelt  auch  mit  ^=*^[1(]  Totb. 
Nav.  i8ü,  14),  ist  sonst,  soviel  ich  sehen  kann,  in  älterer  Zeit  nur  in  Inschriften  des  MR  am 
.Sinai  belegt,  wo  der  Gott  ^^  J)  (ohne  Nennung  des  Ptah)  im  Parallelismus  mit  dem  Erdgott 
Geb  als  -Spender  der  Mineralschätze  genannt  wird  (Gardiner- Peet ,  Inscr.  of  .Sinai  pl.  17.49). 
In  dieser  Rolle  als  Berg-  oder  Erdgott  begegnet  er  uns  gleichfalls  selbständig,  ohne  Bezug- 
nahmeauf Ptah,  auch  in  der  18. Dyn.,  zunächst  noch  unter  demselben  Namen  (Urk.  IV,  96),  dann  aber 
in  kürzerer  Form  ohne  das  Wort  ^=-  ,,Land"  nur  s=^  J  1.  (Urk.  IV,  876)  oder  ^^^IIJ) 
(ib.  889)  genannt,  welch  letztere  Schreibung  an  die  oben  erwähnte  Variante  Ti-tzvnn  der 
Ramessidenzeit  erinnert.  Entsprechende  Schreibungen  wie  X^m)  und  „^  j|  sind  in  griech.- 
röm.  Zeit  auch  für  den  Beinamen  des  Ptah  üblich,  der  in  der  Rosettana  demotisch  durch  //// 
(ebenso  ÄZ  49,  35,  Z.  11),  griechisch  durch  ö  ij.i-{y.c  wiedergegeben  wird,  als  ob  er  \on  ////'  ,, er- 
heben" käme,  und  dessen  Bild  damals  in  der  .Schritt  als  Lautzeichen  für  ///  gfebraucht  wurde. 
—  Daß  der  in  älterer  Zeit  wie  in  unserem  Texte  Ti-tnn  geschriebene  Name  des  Ptah  später  in 
der  Tat  nur  noch  Tu  gelautet  hat,  geht  völlig  klar  auch  aus  den  Schreibungen  her\or,  unter 
denen  der  Name  des  Ortes  Tebtynis  in  den  demotischen  l'rkunden  der  Ptolemäerzeit  er- 
scheint. Dieser  Name  enthielt  nämlich  den  Namen  unseres  Gottes  Ti-tn>i.  und  zwar  in  der 
nämlichen  kosmischen  Bedeutung,  die  er  an  unserer  Stelle  hat.  Er  lautete  Ti-nbJ-Ti-f/i  ,,die 
Herrin  des  Ti-tn" ,  wobei  das  Wort  Ti-tri  mit  der  regelrechten  Schreibung  von  ti  ,,Erde" 
geschrieben  und  zum  Schluß  mit  dem  Gottesdeterminativ  versehen  ist.  Nicht  selten  lileibt  aber 
auch  dieses  ti  ,,Erde"  weg,  und  der  Name  erscheint  nun  in  der  P'orm  Ti-)ib.t-Tii,  die  der 
durch  die  griech.  Porm  TsßTLiv'.;  bezeugten  wirklichen  Aussprache  mit  nur  einem  t-Laut  ent- 
spricht'. —  Während  es  hier  das  ti  ..Land"  ist,  das  verschwunden  zu  sein  scheint,  ist  es  in  den 
folgenden  Varianten,  die  sich  in  der  Ramessidenzeit  lür  den  memphitischen  Gott  (Ptah)  finden, 
vielmehr  das  aus  dem  g — >  des  alten  Elements  Tun  herx'orgegangene  /,  das  fehlt:  .  '  4-4-  ni 
LD  III,.  140a;  vgl.  -Sali.  IV.  9,  7).  "ZZj^^  Menephthah  Libyerkrieg  6.  ^^  Mar.  Abyd.  II,  14. 
"^^"4--!-'^  Karnak  Ramses  III.  (eig.  Abschrift).  ,  ^  ^^^  ^  ibid.  Ramses  IV.  (passim) ;  und 
mit  Ersetzung  von  ti  durch  die  Schreibung  tür  /  ,,Brot",  die  sonst  in  P'remdwörtern  das  /be- 
zeichnet: ^4,4.^  Na\-.  Totb.  183,  15.  r\  4.  1  Bologna  3004-.  Die  Ignorierung  des  t 
von  tun  tritt  sehr  deutlich  auch  in  einer  Etymologie  des  Gottesnamens  hervor,  die  eine  z.  T. 


1  Ti-nb  J-t^-in  geschrieben:  Kairo  30605,  4.  ,30606,  5.  30607,  a.  E.  30608,  a.  E.  30609  a.  E.  30619,  .\. 
30620,  7.  —  T i->ib.t-tir.  Kairo  30610,  10.  11.  30613,  8.  30616,  Rs.  2.  31.^47,  11.  —  Die  Lesung  tpj,  die 
Spiegelberg  AZ  49,  130  statt  /j>  ,,Land"  vorschlug,  scheitert  an  dem  Haken,  der  über  dem  Zeichen  schwebt 
und   der  zu  ti,   aber  nicht   zu   ipj  gehört. 

2  Diese    Schreibungen     erinnern    an    die    seit    dem    NR     üblichen    Schreibungen     =_j,.4-      [jj     und 

( 14-  -1       r~\    *"■■   den   alten   memphitischen   Ortsnamen  ^=^4""ron   ^^^^^    '^'^'^^  ^^^4-4-    c^       ^"'^^   "^ 

dem   Göttertitel  ////tj  Tnnt)   und    mögen  durch   sie   beeinflußt   sein. 

U.'\e  X,   I :  Sei  he.  ; 


ii  I.    Das   Denkmal    memphitischer  Theologie. 

augenscheinlich  uralte  Bestandteile  enthaltende,  inhaltlich  sehr  merkwürdige  und  gerade  auch  für 
uns  sehr  lehrreiche  Stelle  des   Ptah-Hymnus  Berlin   Pap.  3048,  4,   7  enthält: 

,,du  bist  aufgestanden^  (als  König)  auf  dem  Lande  (/5)  während  seiner  Müdigkeit  (««),  von  der  es 
sich  erst  hernach  zusammengerafft  hat,  indem  du  in  deiner  Gestalt  des  Tl-tnn,  in  deinem  Wesen 
desDmd-ii.wj  (Vereinigers  der  beiden  Länder)  warst.  Was  dein  Mund  erzeugte,  was  deine  Hände 
schufen  (seil,  das  Land),  du  hast  es  herausgenommen  aus  dem  Nun  (Urozean).  Das  Werk  deiner 
Hände  ist  nach  deiner  .Schönheit  ((\.  i.  deiner  schönen  Gestalt)  gestaltet"  {shüte.\g.  ,, porträtgleich 
gemacht").  —  Neben  dieser  kosmogonischen  Erklärung  des  Namens  Ti-tnn  scheint  es  andere  ge- 
geben zu  haben,  deren  Spuren  uns  auf  den  \on  Chassinat-Palanque,  L'necampagnede  fouilles 
äAssiout  v^eröffentlichtenSärgenderHerakleopolitenzeit  unddes  frühen  MR  vonSiut  entgegentre- 
ten. I  neiner  dort  üblichen ////>-^'-;'«/a;/-Formel  finden  wir  im  Parallel  ismus  zu  den  gött  liehen  Personi- 
fikationen  — ^^  oder  =_^^^^  „das  ganze  Land"  und  ^^^^^^  oder  ^^ ^^ 
:in=E  M*.  V  ""^'^  beiden  Länder  in  ihrer  Gesamtheit"  als  Gottheit  ferner  genannt:  ===1  Ijj' 
(p.  13),  ^^Wl^^  (p.  19),  =--äJ5  ^P-  53).  ^^\^  (P-  «o),  =^Ö  (p.  136),  =- 
ö^^und-^Ö^(p.  138,  ähnlich  186.  218),=^^' ö^^^"  und  =^^'^(P-  191)-  Das  kann 
doch  nur  unser  Ti-tnn  sein,  der  hier  mit  den  ,,ürgöttern"  Nw  und  Nn.t  bzw.  mit  der  Himmels- 
göttin Niv.t  in  Verbindung  gebracht  erscheint  und  der,  wenn  das  zutrifft,  nicht  nur  damals 
schon  sein  /,  sondern  auch  bereits  das  eine  der  beiden  n  verloren  hatte,  wie  in  den  späten 
Formen  und  insbesondere  in  dem  Namen  Tebtynis,  —  Da  der  aus  dem  alten  Ti-tnn  hervor- 
gegangene Gott  Tn  /J"  als  charakteristischen  Kopfschmuck  ein  Diadem  zu  tragen  pflegt,  das 
dem  alten  Abzeichen  des  thinitischen  Gauses  Ti-wr  ,,das  große  Land"  und  seiner  Hauptstadt 
This  (äg.  Tnj)  f  eigentümlich  isf*,  so  liegt  der  Gedanke  nahe,  seinen  Namen  mit  diesem  Namen 
der  Heimat  des   Menes,  des  Begründers  von    Memphis,  zusammenzubringen.    Aber  wie.'' 

d)  Vgl.  im  Amunsritual  Berl.  Pap.  3055,  15,  5/6:  ,, deine  Augen  kamen  hervor  aus  deinem 
Haupte  als  oberägyptische  Wr.t-hk3.w  und  als  unterägyptische  Wr.t-hki.w  (beide  determi- 
niert als  Göttin  mit  der  Schlange)",  "^^^^^  '(^  (]  H  t\    ®    '  ,,wie  aus  deinem  Haupte  gewachsen". 

e)  Zu  der  Abkürzung  ,,der  Mauergau",  die  hier  statt  der  offiziellen  Benennung  des  mem- 
phitischen  Gauses  \  \  \   ,,der  Gau   der  weißen    Mauer(n)"  steht,   vgl.   u.   zu  31a. 

f)  Über  Memphis  als  Ort,  wo  die  ,, Vereinigung  der  beiden  Länder"  durch  Menes  voll- 
zogen ward  und  \on  den  späteren  Königen  bei  ihrer  Thronbesteigung  wiederholt  wurde,  s.  m. 

1  Zu   beachten  die  altertümliche   Schreibung   von    (1  . 

2  Im   Original  das   Krokodil  mit   nach  vorn   schlagendem   Schwanz. 

3  Das    hier    durch   3    wiedergegebene   Zeichen    ist    in   Chassinat's   Publikation    durch    eine    Drucktype 

wiedergegeben,  die  auf  dem  Kopfe  des  Gottes  -jj  zwei  hörnerartige  Aufsätze  zeigt,  welche  stark  an  die  Federn 
des   Gottes   Ti-pm  erinnern. 

4  Das  Bild  des  betr.  Kopfschmuckes  findet  sich  als  phonetisches  Zeichen  für  /«  gebniucht  schon  im 
Anl.mg  der  iS.  Dyn.  in  „änigmatischcn'-  Inschriften  (No  rt  ha  rnpt  on ,  Excav.  in  tlu-  Theban  Nccropolis  S.  11*). 


Kommentar.     Zeile   13  c — 15.  ?  r 

Untersuchungen  III,  133  ff.  Mit  Rücksicht  aut  diese  Sitte  möchte  ich  es  vorziehen,  den  Re- 
lativsatz bw  s?ni  ß .tvj  hfl  imperfektisch  zu  nehmen  (vereinigt  werden),  nicht  perfektisch, 
wie  es  Erman  u.  a.  taten.  —  Die  Schreibung  J  für  5w  ,,Ort"  ist  nicht  als  jung  anzusehen; 
sie  ist  gerade  alt,  \gl.  das  J  S^-  tu  biv  nb  ,,an  jedem  Ort''  auf  den  Steinen  mit  dem  Namen  des 
Königs  Nb-ki  (3.  Dyn.)  in  Berlin  1141/2  (LD  II,  39a)  und  Leipzig.  Man  kann  sie  hier  noch 
als  rein  ideographische  Schreibung  ansehen,  da  das  Zeichen  1  ja  offenbar  die  ,, Stelle"  dar- 
stellt, das  Wort,  von  dem  es  erst  sekundär  seinen  Buchstabenwert  b  bekommen  hat. 


15c — i6c,  Fortsetzung  der  vorhergehenden   Erzählung  (E  r  m  a  n  '  s  C  g). 
Die  Vereinigung  des  Landes  symbolisch   im   Ptah-Tempel  von    Memphis  verewigt. 


l6c  < 


AAA/\Aft 


*sc  Es  geschah,  daß  man  Binse  und  Papyr^is  setzte^  an  die  beiden  Aiißentorbantcn  des 
Hauses  des  Piah^^.  Das  ist  Horiis  und  Seth,  die  sich  vertrugen  und  vereinigten'^ ,  datnit  {oder: 
indem)  sie  sich  verbrüderten'^,  damit  ihr  Streit  anj hör e^  ***^  ati  \jedem\  Ort,  an  den  sie ge/a>igtenK 
vereinigt  {sind  sie)  "  im  Hanse  des  Ptah,  der  ,,Wage  der  beiden  Länder"^\  in  der  das  oberägyp- 
tische U7id  das  tinterägyptischc  Land  gcivogen   ivordeti  sindK 

a)  hpr-n  diu  ,,es  geschah,  daß  man  setzte"  wörtlich  ebenso  häufig  im  Pap.;  dw  wird  dabei 
die  alte  mask.  Infinitivform  diu  des  Verbums  lüdj  (vielleicht  eine  Form  wie  ' b.w  ,, Reinigung" 
von  w' b  und  arab.  /idatun  von  wa/ada)  sein,  die  für  die  älteste  Sprache  charakteristisch  ist; 
sie  findet  sich  in  ganz  ähnlicher  Bedeutung  wie  hier  in  dem  alten  Thronbesteigungstext  von 
Derelbahri  Urk.  IV,  261,  wo  vom  , .Einsetzen"  der  Königsnamen  in  Bauten  und  Urkunden 
die  Rede  ist.  —  sn  ,  dessen  Lesung  sich  schon  aus  Breasted's  Faksimile  entnehmen  ließ  und 
sich  am  Abklatsch  als  völlig  sicher  bestätigte,  ist  offenbar  eine  altertümliche  phonetische  Schrei- 
bung für  sm' ,  das  im  demotischen  Text  der  Rosettana  (an  Stelle  des  gewöhnlicheren  I  .  "^  sw.t) 
als  Name  der  Wappenpflanze  Oberägyptens  neben  ivt,  d.  i.  das  alte  wid,  als  der  unterägyp- 
tischen Wappenpflanze  genannt  wird  (Urk.  II,  193).  Zu  der  Schreibung  von  n  für  ;;/  s.  Verbum 
I,  §  227/8.  Ursprung  des  Alphabets  S.  153.  Das  Ideogramm  von  sn  hatte  nach  dem,  was  davon 
erhalten  ist,  die  Form  I.  die  ja  auch  sonst  als  Gegenstück  zu  |  aufzutreten  pflegt,  und  zwar,  wje 
es  in  älterer  Zeit  dabei  die  Regel  ist,  mit  geradem  Schaft  wie  die  Binse  in  tiiij.  Die  Anbrin- 
gung der  beiden  Wappenpflanzen  gerade  in  dieser  Gestalt  am  Tempeleingang  als  Symbole 
für  die  Vereinigung  der  beiden  Länder  wird  auf  das  beste  illustriert  durch  die  beiden  Granit- 
pfeiler Thutmosis'   III.   im  Tempel   von   Karnak. 

b)  Die  Bezeichnung//!.^  Pth  ,,Haus  des  Ptah"  (ebenso  i6c.  61)  an  Stelle  eines  zu  erwartenden 
h.t-ntr  nt  Pth  ,, Gotteshaus  des  Ptah"  (vgl.  Urk.  I,  37.  84.  ^7.  119)  und  entsprechend  h-i  Skr 
in  17c  ist  altertümlich  und  entspricht  dem  Vorkommen  des  einfachen  V  ,, Diener"  statt  |u,, Gottes- 
diener" in  gewissen  alten  Priestertiteln  wie  V  [|  ,, Diener  der  Isis"  (ÄZ  t,-],  Taf.  i),  ■■^■|  ,, Diener 
der  Ss."  (Pal. -.Stein  Vs.  x,  7),  '^^O  ,, Diener  der  Seelen  von  Hierakonpolis"  (Urk.  I,  118)  u.a. 


o 


5  I.    Das   Denkmal   memphitischt-r  Theologie. 


Der  Ausdruck //./'. /"//^  findet  sich  indessen  auch  später  noch  oft'  und  scheint  geradezu  der  Name 
des  Heihgtumes  gewesen  zu  sein. 

c)  Mit  der  ,, Vereinigung"  des  Horus  und  Seth  wird  ihre  Verschmelzung  in  der  Person 
des  Horus  gemeint  sein,  wie  sie  uns  in  den  Benennungen  ,, Horus  und  Seth"  und  }ib.ivj  ,,die 
beiden  Herren"   für  die   Person  des  Königs  als  \'ereiniger  der  beiden   Länder  entgegentritt. 

d)  hisn-sn  wohl  sdm-f,  sei  es  Zustandssatz  oder  Fortsetzung  nach  Art  des  W'aw  conse- 
cutivum  und  des  kopt.   Konjunktivs. 

e)  tm  snt.t-sn  Finalsatz,  snt.f  das  alte  9  ^  \J  snt.t  ,, Streit"  von  Pyr.  1463  c.  —  Der  Ge- 
brauch von  tm.  wie  er  hier  vorliegt,  ist  in  der  alten  Sprache  sehr  gewöhnlich,  besonders  von  dem 
Aufhören  oder  Nichtmehrstattfinden  unangenehmer  Zustände;  vgl.  0  ^-l^^v  (1  ':;:3^  , .da- 
mit das,  was  an  dir  ist,  aufhört"  Pyr.  639  (vgl.  830.  843) ;  _i^  0  <^ ^c^:^  J ^  , .damit  die 
Trauer  aufhört"  Pvr.  1009,          _-i_  v\     (J     v\  , .damit  das  ,*///;'. zt' aufhöre"  Pvr.  1244b  'parallel: 

,, damit  das  (1  V^  vertrieben  werde") ;  -jjo:  %\  ^^^^   '  aw^  o^   I^,wvva   ,,es  hört  auf  ihre 

Furcht  und  ihr  Respekt"  Lacau,  Text,  relig.  12,  43. 

f)  Von  den  Worten,  die  aui  hifJ-sn  folgten,  las  Breasted  ^\  \>^4$^  0  k^  >  ''""^lem 
er  die  beiden  ersten  Zeichen  als  zerstört  bezeichnete.  .Sie  sind  aber  völlig  sicher;  das  ^  steht  aber 
nicht  in  der  Mitte  der  Zeile,  sondern  so,  daß  notwendig  etwas  da\or  gestanden  haben  muß.  Man 
wird  nicht  im  Zweifel  sein,  daßesdas  j  von  (5a' ., Ort"  gewesen  sein  muß.  Zu  diesem  Zeichen,  das 
unser  Text  nach  alter  Weise  klein  zu  machen  pflegt,  paßt  denn  auch  der  Zeichenrest,  den  man 
\or  dem  ^  zu  sehen  meint.  Das  Zeichen,  das  unmittelbar  über  dem  wohlerhaltenen  stand, 
ist,  auf  Abklatsch  und  Original  deutlich  erkennbar,  ein  .Schiff.  Darüber  scheint  <=>  gestanden  zu 
haben.  Das  würde  auf  das  Zeitwort  spr  ,  .gelangen"  führen,  das  in  alter  Zeit  so  determiniert  wird  ; 
vgl.  [In  "^^  Pyr.  ii88d  (von  eineni  Schwimmer),  n  ^  ""^  in  Hs  A  =  0  ^  a^.  in  Hs  C  der 
Stelle  von  Totb.  17,  die  Grapow  Urk.  V,  27,  14  in  anderer  Orthographie  wiedergegeben  hat  (von 
einem  Himmelswanderer).  Ob  nun  wirklich  so  zu  lesen  oder  nicht,  das  Fehlen  des  Tempuscharak- 
ters//  \or  dem  .Suffix  s>i  zwingt  uns  dazu,  den  Relati\satz  imperfektisch  aufzufassen.  Er  wird 
sich  also  nicht  auf  etwas  beziehen,  das  damals  bereits  geschehen  war,  sondern  auf  etwas,  das 
noch  geschehen  konnte.  Im  Zusammenhang  mit  dem  negativen  ft/i  snt.t-sn  könnte  dabei  hinter 
bw  das  Adjektiv  ^:r:7  gestanden  haben,  so  daß  man  eventuell  zu  einem  W'ortlaut  ni  hiv  nb  spr-sn 
'im  mit  dem  .Sinn  ,,wo  immer  sie  hingelangen  und  sich  treffen  würden"  käme,  im  in  der  Be- 
deutung ..dahin"  (bzw.  ,, wohin"  im  Relativsatz)  ist  für  die  alte  Sprache  charakteristisch, 
wenn  es  auch   bei  spr  wohl   bisher  nicht   belegt  ist. 

g)  snß  , .vereinigt"  wohl  Pseudopartizip,  auf  ,, Horus  und  .Seth"  in  15  c  zu  beziehen,  über 
die  dazwischenstehenden  Attributivsätze  hinweg  direkt  an  Hr-St/i  piü  anschließend  und  diesen 
Satz  erst  zu  einer  wirklichen  Erklärung  des  hpr-n  dio  m  loid  r  rw.tj  h.t  Pth  vervollstän- 
digend. 

h)  In  mhi.t  ,,Wage"  ist  das  Ideogramm  deutlich  die  Wage  ohne  Standbalken,  nicht  das 
Zeichen  des  Hauses  [^zd,  das  man  bisher  dafür  las.   Mhi.t-ti.ivj  nicht  Name  des  Ptah-Tempels, 

I  s.  Stolk,  Ptah  S.  t^t,.  34.  38;  ferner  Louvre  C.  3oß,  19  aus  dem  MR  und  auf  den  Grabsteinen  der  mem- 
phitischen   Hohenpriester  der    Ptolcmäerzeit. 


Kommentnr.      Zeile   13  c — i8c.  i-j 

sondern  der  Stadt  Memphis  bzw.  eines  Teiles  derselben  (so  nach  Brugsch,  Thes.  VI,  1394/5), 
in  dem  der  Tempel   lag  (vgl.   Rosettana  Urk.  II,    172,  9). 

i)/5./  Part.  pass.  perf.,  also  ,,die  Wage  tler  beiden  Länder,  in  der  sie  gewogen  wurden", 
nämlich  beim  Teilungsakt  \on  8.  9,  der  im  Gebiete  \on  Memphis  stattgefunden  haben  sollte. 
Erman  S.  933  übersetzte  ,,in  der  sie  gewogen  werden",  was/55./  heißen  müßte,  und  deutete 
das  so,  daß  sich  beide  Länder  in  Memphis,  das  in  der  Mitte  liege,  das  Gleichgewicht  hielten. 

i6c — i8c.   19.      Schluß  der  vorhergehenden  Erzählung  (E  r  m  a  n' s  Ch)'. 
Entstehung  der  Beziehungen   des  Osiris  zu    Memphis  durch   seinen  Tod  daselbst. 


AAAAAA        , r 

'>AAA    AA/\A/\A        ' * 

^**^  Das  isi  dieses  La>id^  ^T^  \tt'o\ des  Osiris   im  Hause  des  Soker^. 

I8c 

Nephthys  und  Isis'^  ohne  Verzug"^,  ^9  lüeil  Osiris  in  seinem  Wasser  ertrunken  war  (oder:  in 
sein  Wasser  gefallen  zvar)^,  so  daß  (od.  indem)  Isis  \und  Ncphthys\  es  sahen^.  ^Sie  erblickten 
ihn  7/nd  entsetzten  sieh  über  ihn.  Da  befahl  Harns  der  Isis  und  der  Nephthys  ohne  Verzug, 
daß  sie  den   Osiris  packten\,   damit  sie  [verhüteten^,   daß  er  ertrinke  (bzw.   versinke)^. 

a)  /5  pn  , .dieses  Land"  hier  nicht  Ägypten,  sondern  die  Gegend  von  Memphis,  von  der 
eben  die  Rede  war  (Erman).  Das />/'/'  muß  durch  einen  Relativsatz  komplementiert  werden 
,,das  ist  das  Land,  in  dem  das  und  das  geschah".  Das  gibt  dann  eine  passende  Überleitung 
zu  dem  Thema  von    iScff.,   der  Ertränkung  des  Osiris. 

b)  Es  ist  klar,  daß  hier  von  der  Beisetzung  ,,des  Osiris  in  dem  Hause  des  Soker",  d.  h. 
des  memphitischen  Totengottes,  mit  dem  er  ja  später  identifiziert  worden  ist,  die  Rede  war. 
Das  gab  den  Anlaß,  die  Geschichte  vom  Tode  des  Gottes  anzuknüpfen.  —  Vor  den  Worten 
nt  Ws-'r  glaubte  ich  in  Anlehnung  an  die  \-on  Breasted  angegebenen  Zeichenspuren  auf 
dem  alten  Abdruck  I  ^  zu  erkennen,  doch  bestätigte  sich  das  am  Originale  selbst  nicht; 
auf     ihm     ist     hier     -cä_     tatsächlich  nichts  mehr  zu  erkennen. 

I 

c)  In  der  Lücke  vor  der  Nennung  der  Isis  und  Nephthys,  in  der  die  letztere  wohl  nur 

versehentlich  voransteht,  wird  etwa  gestanden  haben,  daß  die  Göttinnen  ein  Klagegeschrei 
ausstießen  oder  daß  Horus  auf  ihre  Hilferufe  herbeigeeilt  sei. 

d)  m  dd  (mit  der  später  üblichen  .Schreibung  des  Wortstammes  ddj  ,, dauern",  ,, währen", 
die  sicherlich  nicht  in  der  l'rhandschrift  stand)  hier  und  in  62  nicht  ,,in  Busiris",  wie  Erman 
zweifelnd  übersetzte,  was  ja  aber  gar  nicht  in  den  Zusammenhang  paßte,  sondern  es  liegt  das 


1  Die   Berechnung  der   Lücken    hei   Erman   ist    ungenau,    weil   sie    auf  Breasted's   Zeichnung   beruht, 
die   die   Größenverhältnisse   des   Originales  nicht   immer   richtig  wiedergibt. 

2  Größe   der   Lücke    18  cm  =  etwa   10  Gruppenquadrate. 

3  Größe   der   Lücke   26  cm  =  etwa    14  V.,  Gruppenquadrate. 

4  Grf>ßc   der    Lücke    32'/.,  cm  =  etwa    19  Gruppenquadrate. 


-lg  I.    Das   Denkmal   memphitischer  Theologie. 

unpersönliche  Verbum  dd  „es  dauert"  vor  in  einer  Anwendung,  die  wir  aus  den  Pyr.  kennen, 
nämlich  in  negativen  Sätzen  mit  der  Bedeutung  ,,es  dauert  nicht  lange",  ,,es  verzögert  sich 
nicht"  mit  folgendem  sdm-f  im  Sinne  von  ,,bis"  bzw.  ,,daß  er  hört",  s.  m.  l'nters.  \',  q6.  An 
unserer  Stelle  fehlt  ein  solcher  abhängiger  .Satz  und  die  Negation  ist  das  alte  7n  der  Pyr.,  das 
speziell  in  Zustandssätzen  wie  im  vorliegenden  Falle  gebraucht  wird;  \gl.  Verbum  H.  §  1014, 
wo  alle  Beispiele  mit  ^^.^  oder  ^y— "^  so  aufzufassen  sind  und  mit  ,,ohne  daß  .  .  ."  übersetzt 
werden  können.  Wir  haben  demgemäß  bei  uns  also  zu  übersetzen:  ..ohne  daß  es  lange  dauerte 
(seil,  bis  es  geschah)",  d.  h.   ,,ohne  Verzug". 

e)  n  nih-n  Ws-'ir  hr  mw-f  ist  ebenso  Kausalsatz  wie  das  entsprechende  n  wn.t  Ws-]r  tn/j-f 
der  Parallelstelle  62.  Ungewöhnlich  die  sdm-n-f-Yorm  nach  ;/.  Diese  Form,  die  zeigt,  daß 
wir  es  im  Unterschied  zu  8.  iia  mit  einem  intransitiven  Verbum  zu  tun  haben  (wie  nachher  in 
hw-sn  m/i-f),  findet  sich  auch  in  den  Varianten,  die  die  jüngeren  Pyramiden  M.  und  X.  in  dem 
jenen  .Stellen  entsprechenden  Satze  dr  bw  mh-k  'im  ,,an  dem  Orte,  an  dem  du  ertränkt  worden 
bist"  (Pyr.  24 d.  61 5  d.  766 d)  an  .Stelle  der  älteren  passivischen  Form  »ili-k  bieten.  Es  ist  dort 
also  an  Stelle  des  ursprünglichen  ,, ertränkt  werden"  ein  , .ertrinken"  gesetzt  worden.  Nach  der 
Fassung,  die  unser  Passus  in  62  hat,  könnte  auch  bei  uns  das  n  jüngere  Interpolation  sein; 
man  könnte  auch  denken,  daß  es  (wie  übrigens  möglicherweise  auch  an  jenen  Pyr. -Stellen) 
aus  einer  alten  Schreibung  des  Determinativs  des  Wassers  (^~v^A^  statt  w~w)  mißdeutet  sei.  Sollte 

AAAAAA 

das  //  demgemäß  zu  streichen  sein,  so  würde  das  Verbum  im  sdm-f  stehen  und  also  an  seiner 
intransitiven  Natur  nichts  geändert.  Diese  tritt  uns  übrigens,  abgesehen  von  den  unter  g  zu 
zitierenden  Stellen,  völlig  zweifellos  auch  an  einer  anderen  Stelle  entgegen,  die  gleichfalls  den 
Tod    des   Osiris   betrifft.     In    dem    magischen   Text    Rec.  de   trav.  14,   14  heißt  es  mit  Bezug 

auf  S„h  als  B6se.id„:  WT^Z.^ ü^\.-f^\.^^-Aä.^''y'ß^ 
,,wie  das,  was  er  getan  hat  gegen  Osiris  vordem,  als  er  ihn  im  Wasser  ertrinken  ließ"  (Text 
nach  einer  Abschrift  von  Card  in  er  berichtigt).  —  Das  lir  mit\  das  wir  hier  ebenso  wie 
bei  uns  an  Stelle  eines  zu  erwartenden  w  W7C'  haben,  ist  guter  alter  Sprachgebrauch: 
vgl.  ÄZ  58,  62.  Von  dem  im  Wasser  schwimmenden  Osiris  liegt  es  Metternichstele  '^'?^^- 
vor.  —  Zweifeln  kann  man  nun  noch,  wie  das  Wort  mh  zu  übersetzen  ist.  Da  nachher 
davon  die  Rede  ist,  daß  Isis  und  Nephthys  verhindern  sollen,  daß  Osiris  mh-  mache,  so 
würde  das  Wort,  wenn  man  es  dort  mit  ,, ertrinken"  wiederzugeben  hätte,  bei  uns  nicht 
wohl  , .ertrunken  sein"  bedeuten  können;  es  könnte  hier  nur  ,,ins  Wasser  fallen"  o.  ä. 
bedeuten.  Andererseits  ist  ja  kein  Zweifel,  daß  Osiris  auch  in  imserem  Texte  wirklich  er- 
trunken sein  soll.  Unter  diesen  L'mständen  scheint  es  vielmehr  geboten,  an  der  anderen  Stelle 
für  das  w//,  das  Isis  und  Nephthys  \'erhindern  sollen,  eine  besondere  Bedeutung  anzunehmen; 
es  wird  sich  da  wohl  um  das  Forttreiben  oder  Untergehen  des  Ertrunkenen  handeln,  auf  dessen 
Bergung  und  Wiederbelebung  es  ankam.  —  Das  auch  in  ö2  ebenso  wiederkehrende  Suffix 
/bei  mw  hat  Er  man  auf  Osiris  bezogen,  der  damit  als  Gott  der  Überschwemmung  dokumen- 
tiert würde.  Ich  würde  es  eigentlich  lieber  auf  ti  pn  ,, dieses  Land"  oder  den  Ptah  beziehen, 
die  dann  freilich  wohl  irgendwie  in  der  Lücke  genannt  gewesen  sein  müßten.  Denn  eine  Be- 
«ugnahme  auf  den  Ort  (Memphis),  wie  sie  damit  gewonnen  würde,  erwartet  man  hier  doch 
ebenso  wie  in  62.    Dort  könnte  das  Suffix  aber,  wenn  anders  der  Text  \ollstandio;  ist,  nur  auf 


Kommentar.     Zeile   l8c — ig.  -^n 

Ptah  bezogen  werden,  und  auch  dessen  Nennung  liegt  dort  so  weit  zurück  und  ist  so  neben- 
sächlicher Art,  daß  man  doch  wohl  bei  Erman's  Auffassung  bleiben  und  das  Fehlen  einer 
direkt  ausgesprochenen  Bezugnahme  auf  den  Ort  hinnehmen  müs.sen  wird.  Sie  wird  zwischen 
den  Zeilen  zu  verstehen  sein.  Die  Beziehung  zwischen  der  fruchtbringenden  Natur  der  Über- 
schwemmung und  dem  Wassertode  des  Osiris  ist  ja  auch  ganz  offenkundige  Voraussetzung  in  62. 

f)  ^o,v\  nahm  Erman,  obwohl  ihm  in  62  .^  *K^ci  entspricht,  für  »ßto.t  „Neuheit" 
und  verband  es  mit  miü  zu  dem  Ausdruck  miü  miw.i  ,, neues  Wasser",  den  er  aus  jüngeren 
Texten  (seit  dem  NR)  belegen  konnte.  Ein  »iiv-f  miiv.t  ohne  nii)  vor  dem  Genitiv  würde  ja  auch 
durchaus  möglich  sein,  wenn  es  sich  um  seine  alte  teste  Verbindung  handelte;  es  ist  aber  zweifel- 
haft, ob  die  l'mschreibung  von  ,,neu"'  durch  den  Genitix'  von  t/iizv.t  überhaupt  so  alt  war.  Läse 
man  mit  Erman  miv-f  »i3n).f,  so  würde  mit  dem  folgenden  /i./ schwer  etwas  anzufangen  sein. 
Das  in  62  folgende /'/'r-//'/  ,,sie  schauten"  zeigt  aber,  daß  das  nß .t  nicht  anzutasten  ist,  was  denn 
auch  Erman  dort  nicht  getan  hat.  niii  und />//' gehören  in  dieser  Reihenfolge  in  der  alten 
religiösen  Literatur  wie  zwei  Korrelate  zusammen;  vgl.  Pyr.  25ga.  476a.  939a.  1472a.  1980a. 
Es  ist  vielleicht  auch  nicht  belanglos,  daß  an  2  von  diesen  Stellen  gerade  Isis  und  Nephthys 
die  beiden  Worte  \om  Anblick  des  Osiris  brauchen  (939a.  1472a)  und  daß  gerade  das  von 
Erman  eliminierte  itß^  öfters  von  der  Auffindung  des  toten  Osiris  durch  Isis  und  Nephthys 
gebraucht  wird  (Pyr.  584a.  1292a.  2oo9d.  2r44b).  Das  <=>  ^r"  ''^'  ""^  ist  gewiß  aus  einem  schlecht 
erhaltenen  ^^^^s  des  alten  Textes  verlesen.  Aul  schlechte  Erhaltung  desselben  wird  auch  das 
Fehlen  des  -cs^  zurückzuführen  sein,  für  das  man  sonst  auch  auf  die  alten  Schreibungen  y 
^^  'kJ  j.die  denHorus  und  .Seth  sieht"  (Grabsteine  der  i.  Dyn.)  und  ^^  ,, Großer  der  Seher" 
(Titel  des  Hohenpriesters  von  Heliopolis)  verweisen  könnte,  bei  denen  dieW'eglassung  des  Zeichens 
auf  abergläubischen  Gründen  beruhen  dürfte  (Furcht  vor  dem  bösen  Blick  ?).  Für  die  sd»i.t-J- 
Form  von  w55,  die  bei  uns  mit  ,, indem"  oder  ,,so  daß"  zu  übersetzen  sein  wird,  vgl.  <::>  .^ 
|[j  ,,so  daß  die  beiden  Länder  es  sehen",  Urk.  IV  348.  —  Die  Namen  der  Isis  und  der 
Nephthys  sollten  natürlich  auch  hier  wie  sonst  in  gespaltener  Kolumne  nebeneinander- 
stehen. 

g)  Wie  Erman  bereits  bemerkt  hat,  füllt  der  Text  der  Parallelstelle  02  hier  genau 
die  Lücke.  —  Zu  dem  \htv-\sn  »th-f,  zu  dem  Erman  die  oben  .S.  25  erwähnten  Stellen  aus 
den  ,, Festgesängen  der  Isis  und  Nephthys"  zitieren  konnte,  vgl.  ferner  den  folgenden  Passus 
eines  alten  Textes,  der  auf  saitischen  Särgen  aus  Sakkara  wiederzukehren  pflegt  (Ann.  du 
Serv.  I,  179.  256)  und  nach  Verbesserung  einiger  offenbarer  leichter  Verderbnisse  lautet: 
,, Osiris  NN.,  deine  Schwester  Isis  kommt  zu  dir,  froh  über  deine  Liebe,  sie  schaut  dich,  sie 
wehrt  deinen  Füßen",  a^/  v  ^"^^  V  ^  Mv  ^^-^ °^  ^  ""^"^  "^'^  schützt  dich>  damit  du  nicht 
ertrinkst",  ,,sie  gibt  dir  Luft  in  deine  Nase  und  du  lebst  (wieder),  sie  läßt  deine  Kehle  atmen 
und  du  stirbst  nicht  (mehr)  ewiglich"-  Es  handelt  sich  also  um  die  Wiederbelebung  des  Er- 
trunkenen, und  so  wohl  auch  bei  uns.  Zu  dem  Ausdruck  für  das  Verhüten  des  Ertrinkens  vgl. 
— »- ^^ %>  "^  fc^  ^  =«=^  §  ^^"  =^,=_  ,, verhüte,  daß  er  ertrinke"  Bauer  B  i,  238  (dazu  Vogel- 
sang S.  175). 


AQ  I.  Das   Denkmal   memphi tischer  Theologie. 

2oa — 2ia.  Gespräch  bei  der  vorhergehenden  Szene  (Erman's  Ac). 


^"^//orus  spricht  Worte  zu  Isis  und Neplitliys :  ,, geht,  faßt  i[h/i"^  \\  (weist  auf)  Osiris  \\  ^] 
^^^/s7S  und  Nephthys  sprechen  Worte  zu  Osiris:   ,,wir  kommen,   mir   nehtnot    dich"    \\ 
[{blicken  auf)  Osii-is  ||]b. 

a)  Zu  ergänzen  (1  v  ['^'=^-].  dem  >n  Ws-'ir  nach  ndr-sn  in  62  entsprechend.  Zu  der 
Konstruktion  \on  fidr  mit  w  vgl.  Pyr.  390b.  1250b.  1300a  und  vor  allem  ib.  3c.  d.  1630c. 
1786b,  wo  es  genau  wie  bei  uns  von  Isis  und  Nephthys  mit  Bezug  auf  den  toten  Osiris 
gebraucht  ist.  B;  0(1  ^^^^^==^  A  O^^^^'^^  |j^:=^,..sie  faßt  dich,  sie  gibt  dir  dein  eigenes  Herz 
(wieder)"  heißt  es  dabei  in  den  .Sarginschriften  von  den  Göttinnen,  die  zu  Kopf  und  zu  Füßen  des 
Toten  stehen  sollen  (Pyr.  3  c.  d;  in  i.  Person  als  Rede  der  Nephthys  1786b),  also  wieder  deut- 
licli  im  Zusammenhang   mit    der   Wiederbelebung   des   unzweifelhaft   Gestorbenen. 

b)  Ob  auf  die  Worte  im-f  bzw.  kii:  noch  etwas  folgte  außer  dem  szenischen  Vermerk, 
der  nacli  dem  Pap.  nicht  fehlen  durfte  und  in  beiden  Zeilen  sicherlich  den  (Jsiris  nannte,  ist 
nicht  zu  sagen.  Nach  dem  Beispiel  der  szenischen  Vermerke  in  10 — 12  könnte  diesem  Vermerk 
noch  ein  zweiter  Vermerk  vorangegangen  sein,  der  die  beiden  Göttinnen  nannte,  in  20a  als 
Angeredete  wie  in  10 — 12  und  13 — 14,  in  21a  als  die  in  1.  Person  Redenden. 

20b.   2  I  b.   22.  Erzählung  (Erman's  Ch). 
Bergung  der  Leiche  des  Osiris. 


/VWW\">      _  r.,-rrrrrrrr. 


^'^^  I ^    und   so\     ließen    sie     ihn    gelangen    atis   ^^^  \La>td\  '' 

]  •^  [Und  so  geriet   Osiris   in\    die   Erde   in  ^^   der 

,, Königsburg"  auj  der  Ä'ordseite  [dieses  Landes,  zii  dem  er  gelangt  tvar'^ ] 

[ Y 

a)  Die  Lücke  wird  durch  die  Worte /»/ir-i//  tp  r  tr,  die  an  der  Parallelstelle  63  auf //7t'-//'/  mh-f 
folgen,  nicht  gefüllt.  Vielleicht  waren  hier  die  Sätze  ndr-sn  tn  Ws-h  hiv-sn  mh-f,  die  dort 
von  dem  Satze  ,,Horus  befahl"  abhängig  sind  und  in  gleichem  Zusammenhang  auch  hier  in 
19  gestanden  haben  werden,  noch  einmal  in  passender  Abänderung  der  Formen  als  Aussage- 


1  Größe   der   Lücke   auf  etwa   27  cm   zu   schätzen  =  etwa    16  Gruppenquadrate. 

2  Größe  der   Lücke    etwa   29  cm  =   17  Gruppenquadrate,    wovon   etwa    5   bis   6    auf   da.s   ergänzte   Stück 
gehen  werden. 

3  Im   Original   hat   der   König   Stab   und   Keule   wie   in   den   Bildern  des   Ramessumpapyrus. 

4  Größe    der  Lücke    hinter  °<=><    mit  Ausschluß   des  Raumes    für    das  O  des   nächsten    Abschnitts    etwa 
49  cm  =  29  Gruppenquadrate,   wovon   etwa   6  auf  das   ergänzte   Stück   zu   rechnen   sein   werden. 


Kommentar.     Zeile  20a  —  22.  /j.1 


sätze  wiederholt,  um  die  "Ausführung  des  Befehles  zu  melden.  Der  Raum  würde  dazu  gut 
passen.  -,  ^ 

b)  Nach  der  Stellung  des  ü  in //>;>- wird  entweder    0    oder  ''^ J   gestanden  haben.  Die  Zeichen- 

I        AAAAAA  ,  ,         ,  .  .  "fV  1 

Stellung  in  |  ]  und  die  abgekürzte  Schreibung  von  iw  ohne  Y\  wegen  Raummangels  am 
Zeilenende  sind  charakteristische  Erscheinungen  der  alten  Zeit.  —  spr  r  B  wird  hier  geradezu 
die  Bedeutung  ,, landen"  =  ,,an  Land  bringen"  haben,  nachher  in  22  ,,an  Land  kommen"; 
vgl.   dazu  die  .Schreibung  mit  dem  Schiff  ob.  S.  36. 

c)  Die  Lücke  faßt  den  umfangreichen  Wortlaut,  der  in  63  hier  folgt,  bei  weitem  nicht; 
sie  würde  gerade  ausreichen  für  die  Worte  '  k-f  sbh.  let  sii.ivl  m  dsr.iv  mv  nb.w  >i/th.  die  in  63 
genau  iSVaCm  einnehmen.  Das  sind  die  Worte,  die  eben  das  aussprechen,  was  (wenigstens  in 
seinem  ersten  Teile  bis  stB.  wi  einschließlich)  als  Voraussetzung  für  das  folgende  sw  hpr  Ws-ir 
m  ti  absolut  notwendig  ist.  Die  weiter  folgenden  Sätze  in  63/64  enthalten  demgegenüber 
nebensächliche  Dinge,  die  wohl  entbehrlich  waren. 

d)  Die  erhaltenen  Worte  beim  Zeilenwechsel  21^22  la.s.sen  keinen  Zweifel,  daß  genau  so 
dastand  wie  in  64.    Insbesondere  war  auch  die  Zeichenstellung  in  gs  »ih.tj  genau  die  gleiche; 

das  Zeichen  t ist  in  seiner  kurzen,  die  Zeilenbreite  nicht  füllenden  F"orm  ganz  erhalten,  darunter 

der  Kopf  des  ■^s,  (wie  in  B  reasted's  Faksimile;  E  r man 's  Wiedergabe  ist  nicht  richtig).  — 
Die  ., Königsburg",  in  der  Osiris  bestattet  sein  soll,  ist  hier  vielleicht  nur  als  Name  eines  .Stadt- 
teiles von  Meinphis  genannt,  da  die  Erbauung  erst  nachher  erzählt  wird.    Der  Ort  wird  Pyr. 

Var.      (1  ci  v\  I  erwähnt,  woraus  sich  der  Lautwert  h.t- 


i658d  als 


:fl5 


^E  Var.     u     .  ib.  640  b  als 


w 


Uiv  ergibt',  ein  Name,  der  das  Wort  J  /iJ,  das  wir  gemeiniglich  mit  ,,Haus"  übersetzen,  ein- 
mal deutlich  in  der  Bedeutung  ,,Burg",  , .Schloß"  zeigt,  die  ihm  Maspero  immer  vindiziert 
hat.  Es  handelt  sich  ohne  Zweifel  um  die  ,, Königsburg"  von  Memphis,  -k  hi  Msf/cpso  ßocciXsia, 
von  der  Manethos  überlieferte,  daß  sie  von  "A&ojö-t?,  dem  Sohne  und  Nachfolger  des  Menes, 
erbaut  worden  sei.  Es  kann  kein  Zufall  sein,  daß  das  in  dem  Namen  dieser  ., Königsburg" 
enthaltene  Wort  für  ,, König"  ii(/iv,  Uw,  das  [1  ci  der  Pyr.,  später  (1  jjOOra  ''iJJ)  diesem  Königs- 
namen so  außerordentlich  ähnlich,  ja  fast  gleich  ist.  ob  Manethos  nun  an  den  ersten  der  Menes- 
nachfolger  des  Namens  Atothis  gedacht  hat,  den  Horus  g^  Dr  ( ?),  mit  Eigennamen  0  oder  c^il 
d.  i.  '/t-  (Petrie,  Royal  Tombs  II  15,109),  auf  dem  Kairiner  Annalenfragment  des  AR  Cn^-/\ 
d.  i.  '/(/•^,  in  der  Königsliste  von  Abydos  mißverstanden  zu  (^0.  hn  Turiner  Königs-  !  ^''  ) 
papyrus  aber  noch  richtig  ((jj^]  j.  oder  an  den  zweiten  ('A&wdr,;  ötiwvujxoq  bei  Eratosthenes), 
den  Horus  Ü  DJ,  mit  Eigennamen  O  |  '///'  (Petrie  a.  a.  O.  I  18,2.  3),  in  der  Königstafel  von 
Abydos  noch  richtig  ([j^j]  genannt.    Hier   muß   ein  Zusammenhang   bestehen,   sei   es   nun, 

1  Zu   der   .Schreibung  mit   der   Festungsmaucr  für         J    vgl.   |^l^|[    für    //.i-k^-P/h     als    Xame    von 
Memphi.s   Totb.   125,    Konf.  10   im    Papyrus   des    Ani,   ed.    Budge  pl.  31. 

2  Vgl.    die    Schreibungen    für   it-R'    ,, Vater   des    Re'"    im    Namen    des    Gottes   Amenophis'  IV.,    Nachr. 
Gott.    Ges.   d.    Wiss.    1921,   118.  3  Vgl.    meine   Ausgabe   der    Pyramidentexte  IV,    §  18. 

U.\e  X,  i;  Seihe.  g 


p 


A2  J-    Das   Denkmal   memphitischer  Theologie. 

daß  die  Königsburg  in  Wahrheit  nach  ihrem  Erbauer  Atothis  benannt  war,  sei  es  daß  ihre 
Erbauung  diesem  König  wegen  der  Namensgleichheit  fälschhch  zugeschrieben  worden  ist. 
An  jenen  Stellen  der  Pyr. -Texte  ist  es  ebenfalls  wie  bei  uns  Osiris,  der  als  Herr  dieser 
„Königsburg"  von  Memphis  genannt  wird.  Dagegen  nennt  die  von  Er  man  aus  Menephthah's 
Libyerkriegsbericht  (Z.  6)  zitierte  Bezeichnung  für  Memphis  3  E 14  ©  w^v /vw^/v^  m)  „die  Königs- 
bürg  des  Ti-7iti"  vielmehr  den  Ptah  als  Herrn  des  Ortes,  wozu  die  Nennung  dieses  Gottes 
bei  uns  in  64  heranzuziehen  ist.    Vgl.  auch:  V^^fl!  ^0  ft®  ^1^  £:  ^sSPk 

7^^*v  n^  f  .  T^ '  "'^^'^  \'\'&'iX.  die  beiden  Länder  geschieden  in  der  Königsburg  als  Ti- 
tnn,  der  Alteste  der  Urgötter"  Berl.  Pap.  3056,2,5;  die  , .Königsburg"  ist  in  diesem  Hymnus 
infolge  der  Ersetzung  des  alten  Festungsideogramms  durch  die  Mauer  später  in  Jf?®  "Clit- 
Weiße  Mauer",  d.  i.  Memphis,  umgedeutet  worden,  Brugsch,  Reise  nach  d.  gr.  Oase 
Taf.  26,35  (Perserzeit). 

e)  Die  Lücke  bietet  reichlich  Raum  für  den  Text  von  64.  der  dort  am  Ende  der  ganzen 
Inschrift  aus  Raummangel  außerordentlich  zusammengedrängt  in  \-iel  kleinerer  Schrift  nur 
2ü  cm  einnimmt.  Der  bei  uns  vorhandene  Raum  für  etwa  23  Gruppenquadrate  würde  xon 
dem  Text  in  normaler  Schreibung  wohl  gerade  ausgefüllt  werden. 

22  —  23.  .Schluß  der  vorhergehenden  Erzählung  (Erman's  Ch). 
Erbauung  der  ,, Königsburg"   von   Memphis. 
22 1 


iiii  11 11 11 11 11  IIP 

"  Es  geschah  "^"i,  daß  man  die  ,. Königsburg''  baute  ^.   [ 

] 

a)  kd  wwA  Infinitiv  sein.    In  der  ungewöhnlichen  Schreibung  erkennt  man  die  alteSchrei- 

bungder  Pyr.X       ''  \  \  wieder,  die  dort  in  senkrechter  Zeile  meist  der  damals  herrschenden  Schreib- 
sitte gemäß  so  verstellt  erscheint  : 
nehmen   will,   daß   die  Erbauung 


Ö 


(\gl.  Pyr. -Texte  IV,  S.  32),  Wenn  man  daran  Anstoß 
der  Burg  erst  hier  erzählt  wird,  nachdem  schon  vor- 
her von  ihr  die  Rede  gewesen  ist,  so  bleibt  einem  die  Möglichkeit,  das  Wort  kd  mit  ,, wiederauf- 
bauen" zu  übersetzen.  Wahrscheinlicher  ist  aber  doch  wohl,  daß  vorher  bei  der  Einbringung  der 
Leiche  des  Osiris  nur  \"on  dem  Orte  die  Rede  war,  wo  hernach  die  Burg  stand,  die  die  Er- 
zählung dann  an  unserer  .Stelle  vermutlich  um  die  Ruhestätte  des  Osiris  erbaut  werden  ließ. 

24a  —  35a.    Gespräch    zwischen   Geb   und   Thoth    (und   anderen    Personen?)    über 
den  Bau  der   ,, Weißen   {})    Mauer"   (Erman's  Af). 

Erhalten  nur  Anfang  von  *4a:  "^-^  J  ''^y^  ^H/  '^"'-^  Ende  \on  3ia.  j  t  y^^^\  y^^  32a-  j  t_ 
Schon  Er  man  hat  bemerkt,  daß  dieses  am  Anfang  von  24  beginnende  Redestück^  sich 


1  Lücke   51  Va  cm  =  etwa   ,30  Gruppenquadrate. 

2  So,   aber  gewiß   nur  ein   verstümmeltes  oder   unvoÜNtändig   ausgeführtes  ^^. 

3  Daß  24  von  Brcasted  nicht  durch  eine  Horizontallinie  in  zwei  Teile  (24a  und  24 h)  getrennt  ist, 
muß  auf  einem  Versehen  beruhen.  Er  hat  ja  selbst  ganz  richtig  bemerkt,  daß  diese  Teilung  bei  allen  Zeilen, 
die  Reden  enthalten,   zu   beobachten  ist   (AZ  39,  42,   Anm.  i). 


Kommentar.     Zeile  22  —  23.    24a  —  35a.    24b  —  27  1 


43 


bis  35a  erstreckt  haben  könnte.  Tatsächlich  muß  das  notwendig  der  Fall  gewesen  sein,  da  nur 
so  die  Anordnung  der  aus  kurzen  Erzählungen  und  den  zugehörigen  Reden  bestehenden  Stücke 
24b — 26b  und   27b — 35b  unterhalb  \on  24a — 35a  verständlich  ist. 

Die  Zusammengehörigkeit  von  24a — 35a  ist  aber  auch  nach  dem  wenigen,  was  da\on 
erhalten  ist,  und  nach  dem,  was  voranging,  wahrscheinlich.  Es  handeil  sich  augenscheinlich 
tun  ein  Gespräch,  das  Geb,  der  .Sprecher  der  Götter  mit  Thoth,  dem  Gott  der  Wissenschaft 
im  Anschluß  an  den  Bau  der  ,, Königsburg"  über  ein  anderes  Gebäude  führte. 

Am  Anfang  von  24  a  lesen  wir:  ,,Geb  spricht  Worte  zuThoth",  und  am  Ende  der  Zeilen  31  a  und 
32a  ist  uns  von  dem  szenischen  Vermerk,  der  hier  stehen  mußte,  das  Wort  :  :  (deutlich  so,  nicht 
etwa  das  Zeichen  der,,  Königsburg")  erhalten  :  es  wird  die  Bezeichnung  des  Gebäudes,  von  dem  die 
Rede  war,  darstellen  oder  zu  ihr  gehören.  Es  ist  kaum  zweifelhaft,  daß  es  sich  hier  um  die 
, .Weißen  Mauern"  bzw.  die  ,,W^eiße  Mauer"  handelte,  den  Kern  der  späteren  Stadt  Memphis, 
in  deren  .Süden  der  Tempel  des  Ptah  stand,  der  daher  selbst  den  Beinamen  ,,der  südlich  von 
seiner  Mauer  ist"  führte  (bei  uns  in  13c).  Nach  der  Stellung  des  Zeichens  j  :  inmitten  der  Zeile 
wird  auch  an  unserer  .Stelle  nur  diese  Abkürzung  des  Namens  dagestanden  haben,  also  nicht 
die  pluralische  Form  oder  .Schreibung  und  nicht  mit  dem  Adjektivum  ,,weiß",  sondern  bloß 
,,die  Mauer".  Das  entspricht  auch  der  Form,  imter  der  uns  der  nach  der  Stadt  benannte  mem- 
phitische  Gau  LLi  ,, der  Gau  der  weißen  Mauer"  in  14c  begegnete:  ,,der  Mauergau".  Die  ab- 
gekürzte, wie  ,,die  Mauer"  aussehende  Namenstorm  ist  uns  aus  alter  Zeit  in  dem  Ausdruck 
^^^  uT  l  l  "^'"^'^'^ö  "^"^  *^'^  Mauer"  (s.  ob.  S.  31/32)  oft  belegt,  in  dem  später  die  pluralische  Form 
oder  die  vollere  Form  ..die  weiße  Mauer  (-Stadt)"  geschrieben  wird.  Es  wäre  denkbar,  daß 
es  sich  auch  bei  uns  um  nichts  anderes  als  diese  Zeremonie  des  Thronbesteigungsfestes 
gehandelt  habe. 

Über  dem  j  [  von  32a  scheinen  nach  dem  Abklatsch  noch,  durch  den  I]- 

Trennungsstrich  von   ihm  geschieden,  die  Zeichen  0  <=^  zu  stehen: 

24b.   Kurze  E  rzählung.    Verloren. 
25b — 26b.  Gespräch  dazu   (Erman's  A  g). 


25  b 


26  b 


Daraus,  daßdas'jM)  genau  in  der  gleichen  Höhe  steht  wie  in  den  folgenden  Zeilen,  kann 
nicht  auf  die  Personen,  die  das  Gespräch  führten,  geschlossen  werden.  Auch  in  loa — 21a 
steht  es  überall  gleich,  und  man  muß  damit  rechnen,  daß  die  Gleichstellung  nur  aus  ästhetischen 
Gründen  durchgeführt  war  (s.  ob.  S.  12).  In  26b  scheint  von  dem  Namen  der  angeredeten 
Person  noch  ein  jj  zu  erkennen  zu  sein,  das  angesichts  dessen,  was  in  27b  folgt,  wahrscheinlich 
auf  Isis  zu  deuten  ist. 

27b.   Kurze  Erzählung  (bei  Erman  irrig  zu  Ag  genommen). 


I    Lücke,  etwa  2,1  cm  brutto  =  i  Gruppenquadrat. 


2    Lü(-ke  25V2  cm  =  15  Gruppenquadrate. 

6* 


44 


Das    Denkmal   memphitischer  Theologie. 


^"7^  [Es  geschah  (P)-"!]  daß  Isis  veranlaßte,  daß  [ '\  geholt  wurde^  [ ] 

a)  Für  das  zu  erwartende  %  erscheint  der  Raum  etwas  zu  klein.  Ob  1"^  (gestellt  wie  in 
13c.    14c)  gestanden  hat? 

b)  ^  an  Stelle  des  von  Breasted  zweifelnd  gelesenen  ^  sehr  wahrscheinlich,  aber  nicht 
ganz  sicher;  dagegen  ist  das  von  Erman  angezweifelte  o>  \öllig  sicher.  Was  Isis  holen  ließ, 
ist  \öllig  verloren,  es  könnte  eventuell  Seth  gewesen  sein  oder  Horus  und  Seth. 

28b — .35b.    Ermahnung  der  Isis  an  Horus  und  Seth  (Erman'sAg). 

^^^  \  ^  t\     K^r  >=^  t\     '-'  11  m  ^  %.  m.  <-•->■   ^°  <^'"  =  R^'"™  für   ■  2  C.ruppen 


29  b 
30b 
31b 
32b 
33b 
34  b 
3Sb 


n'=^=  fl ^  s==3  pp   22  V2  cm  =  Raum  für   i  •?  Ouppen 
oD'i'^;^»    ■.  .  .  . 


b  pp   iS^'j  cm  =  Raum  für   ii  (Iruppen 


gg^  = <^%   17  cm  =  Raum  für  lo  Gruppen 


II 


1, 11  ii  11  ii  11 


■<^m 


28b  |jij5  35 b    /„•.,-  spricht  Worte  zu  Horus  und  Seih  : 

^sb  ,Jiöret  {?)-^      \ ] 

29b  vertragt  euch    [ ] 

S"**  \inchf  tvird]  euch  das  Leben  angenehm  sein,  t>is^'  \ ihr  gnädig  stimmt] 

3»''  ihn' ,  damit  er  eure  Tratten  trocknet ^"^  \ ] 

Das  übrige  zerstört. 

a)  Vielleicht  [</]  vn^  fJ  p-^  '^^  ergänzen,  doch  ist  es  nicht  sicher,  daß  vor  dem  m  fin  das 
PI  hineingeschoben,  wie  das  üblich  ist)  wirkHch  noch  etwas  gestanden  hat.    Ist  das  nicht  der 

Fall,  so  wird  man  bei  dem  m  an  die  Negation  des  Imperativs  denken. 

b)  )idm,  von  Erman  ergänzt,  schien  mir  durch  die  Abklatsche  bestätigt  zu  werden,  auf 
denen  ich  das  Zeichen  |  deutlich  über  dem  ^\,  auf  gleicher  Höhe  mit  dernl  von  31b  stehend, 
zu  erkennen  glaubte.  Vor  ndm  würde  ich  gern  die  Negation —fu.  ergänzen  (sei  es  zwischen  die 
Zeichen  fpl  gesetzt,  wie  eventuell  das^i^in  28b,  sei  es  am  Ende  von  29b),  um  den  in  der  Über- 
setzung angenommenen  Sinn  zu  erhalten.  Natürlich  besteht  aber  auch  die  Möglichkeit  ohne 
dies  auszukommen,  wenn  man  ir  als  ,,wenn"  nimmt.  In  beiden  Fällen  wäre  in  dem  darauf 
iolgenden  /  der  Anfang  eines  Verbums,  etwa  eines  Kausativums,  zu  sehen.  Man  könnte  an 
etwas  wie  ,,bis  ihr  den  und  den  Gott  zufriedenstellt"  bzw.  ,, gnädig  stimmt"  (etwa  Pl  „  shtp) 
denken,  um  damit  Anschluß  an  die  folgende  Zeile  mit  ihren  Pronomina  3.  m.  sg.  Zugewinnen. 
Und  dieser  zu  vermutende  Gott  wird  kein  anderer  als  Ptah  gewesen  sein.  Für  ihn  hat  Kees 
Rec.  de  trav.  t,j,  74,  15.  16  als  besondere,  anscheinend  zusammengehörige  Kultformen  die 
Namen  ly^fl*  und  ^I^)^^^^^  nachgewiesen,  von  denen  der  letztere  seine  Anspielung  augen- 
scheinlich in  31b,  der  erstere  eben  hier  in  30b  gefunden  hat  (so  auch  Kees  a.  a.  O.  63).    Sie 


Kommentar.     Zeile  27  b  —  35  b.  ac 

werden  beide  wahrscheinlich  in  den  zugehörigen  szenischen  Vermerken  geradezu  genannt 
gewesen  sein.    So  bestätigt  sich  die  Lesung  nd»/  auch  von  dieser  Seite  her. 

c)  Das  sw  hat  Erinan  als  ,,ihn"  aufgefaßt,  und  das  ist  wohl  auch  der  anderen  Möglich- 
keit vorzuziehen,  es  für  die  unserm  Texte  eigentümliche  Erzählungspartikel  zu  halten,  die  hier 
kaum  am  Platze  wäre.  Als  Objektspronomen  könnte  man  es  direkt  an  das  für  30b  vermutete 
Verbum  shtp-tn,  oder  wie  nun  zu  ergänzen  ist,  anschließen:  ,,bis  [ihr]  ihn  [gnädig  stimmt], 
damit  er  eure  Tränen  trocknet".  Das  Übergreifen  eines  Satzes  von  der  einen  Zeile  zur  anderen 
in  einer  fortlaufenden  Rede  liegt  uns,  abgesehen  von  13a — i8a,  augenscheinlich  auch  in  32a 
vor  (sowie  möglicherweise  am  Übergang  von  2gb  zu  30b,  wenn  die  dort  vermutete  Negation 
in  29b  statt  in  30b  stand).  Daß  es  in  einem  solchen  Falle  auch  nicht  notwendig  war,  daß  die 
Zeile  an  der  Bruchstelle  des  Satzes  bis  zu  Ende  vollgeschrieben  war,  wie  anscheinend  in  32a, 
lehrt  13a — 18a.  .So  ist  denn  auch  daraus,  daß  eine  Ergänzung  wie  I  „"  den  verfügbaren 
Raum  in  30b  selbst  bei  reichlicher  Bemessung  der  Felder  für  die  szenischen  Vermerke  bei 
weitem  nicht  gefüllt  haben  kann,  kein  Bedenken  gegen  die  unmittelbare  Verknüpfung  mit 
dem  siv  \'on  31b  zu  schöpfen. 

d)  Von  dem  Ausdruck  ' h  rtNJ.f  ,,die  Tränen  trocknen"',  den  Erman  aus  Pyr.  I983d  und 
Urk.  IV,  1078  (=  ÄZ  60,70)  belegte  und  der  in  unklarer  Verbindung  mit  dem  Horusauge  auch 
Metternichstele  39  vorkommt  (das  .  ^^  M  x  ^^^  als  nicht  anzutastendes  Wesen  genannt),  ist, 
wie  schon  oben  unter  c  erwähnt  wurde,  ein  Kultname  des  Ptah  gebildet,  den  man,  zumal  in 
Anbetracht  unserer  Stelle,  die  augenscheinlich  darauf  Bezug  nimmt,  als  ,, der  Tränentrockner" 
deuten  würde.  Derselbe  Name  begegnet  uns  dann  auch  in  der  folgenden  Stelle  eines  Ptah- 
Hymnus  (desselben,  dem  die  ob.  S.  34  angeführte  Stelle  entnommen  wurde),  wo  Ptah  als  Sonnen- 
gott gefeiert  wird  und  es  im  Verlauf  der  Rede  heißt:  I   ^  ff^^v^vl'  ^~w~^^^ 

^^^'  '  'C^^^f  P  ^  ^  ""^  ["^^^ '^  T^  "'^^^  sorgst  für  die  Bewohner  des  Westens,  nach- 
dem du  die  Feinde  des  Tränentrockners  vertrieben  und  die  Ss?/tLf  (d.  i.  die  löwengestaltige 
Göttin  von  Memphis  =  .Sachmet)  beruhigt  hast"  Berlin  Pap.  3048,7,5.  Hier  sind  die  Be- 
ziehungen des  ,, Tränentrockners"  zu  Memphis  ja  offenbar,  aber  der  Deutung  desselben  aut 
Ptah  steht  als  schweres  Hindernis  entgegnen,  daß  es  eben  dieser  Gott,  freilich  in  .Substitution 
tür  den  Sonnengott,  sein  soll,  der  den  anscheinend  in  der  Unterwelt  hausenden,  mit  der  Mu- 
miengestalt determinierten  , .Tränentrockner"  schützt.  Steht  hier  eine  Form  des  Ptah  der  an- 
deren gegenüber  oder  hat  man  in  dem  , .Tränentrockner"  einen  ganz  anderen  Gott,  etwa  Osiris 
zu  sehen  }  Handelt  es  sich  bei  der  von  Kees  nachgewiesenen  Form  des  Ptah,  die  diesen  Namen 
führte,  etwa  um  eine  Verschmelzung  des  Totengottes  Osiris  mit  Ptah,  in  dessen  Stadt  ihn 
unser  Text  ja  begraben  sein  läßt  imd  der  später  oft  genug  als  Ptah-Soker-Osiris  auttritt.'' 
Wenn  der  Name  ursprünglich  dem  Osiris  gehört  haben  sollte,  so  würde  man  angesichts  der 
.Stelle  Pyr.  1983  d  an  der  Bedeutung  ,, Tränentrockner"  zweifeln  müssen,  da  dort  gerade  davon 
die  Rede  ist,  daß  des  Osiris  Tränen  getrocknet  worden  seien.  Man  würde  danach  eher  mit 
Kees,  der  dies  mit  Recht  geltend  machte,  an  eine  Bedeutung  ,, tränengetrocknet",  d.  i.  ,,mit 
getrockneten  Tränen"  denken,  die  unter  Umständen  auch  an  der  Stelle  der  Metternichstele 
passen  könnte  (,,das  tränengetrocknete  Horusauge"). 


46 


I.    Das   Denkmal    mempliitisclifr  Theologie. 


»iiiiiiiiiiii 


36ff.     Erzählung  (Erman's    Ch). 

G    a 


m 


iiMMMMM 


ren. 


36  [ ]    die  ,,Kömgsburg'\     \Das  ist\   dieser  Ort^,    \tv6\ 

[ ]      Rest   des  Textes   verloren. 

a)   Das  b{w)  pH  steht  hier  wahrscheinlich  an  der  Spitze  eines  Satzes  mit  p7v  wie  fi  pn  in 
i6c  (S.  },']). 

45 — 47.    .Schluß  einer  Erzählung, 
die  zu  dem  theologischen  Teil  des  Textes  hinübertührte  (Erman's  C  i). 


Erhalten  sind  nur  die  Zeilenanfänge: 


45 
46 

47 


ü 


11 


■ 
■ 
■ 


] 


45  Groß  und  gewaltig  ist  (?)  der  Herr,  der  in    \ 

46  vereinigt  (?)     | ] 

47  ganz    [ ] 

Die  vereinzelten  Worte,  die  hier  erhalten  sind,  scheinen,  wieErman  bemerkte,  zu  zeigen. 

daß  der  Text  hier  schon  hei  den  theologischen  Dingen  angelangt  war,  die  ihn  in  53  ff.  erfüllen.  — 
Der  mit  wr'5  ,,Groß  und  gewaltig"  beginnende  .Satz  in  45  entspricht  dem  'nv  zvr  '5  Pth  ,,groß 
und  gewaltig  ist  Ptah"  in  53. 

48 — 52.   Liste  der  8  Erscheinungsformen  des   Ptah 
und    ihre   Erklärung   (Erman's   B). 

überschrfft:   ^^IlSTko 

50a  Q 

51a  G 


^i 


(3 

OOÖc 


52a  n 


r  t — 1 


fl      ^       PI     äM 


_» 


1^ 


^^-°nn]" 


Wie  weit  die  kurzen  Zeilen,  deren  Ende  zer- 
stört ist.  weiter  beschrieben  waren,  ist  ungewiß. 


50  b 


%:  58;%; «?%:  «iJ«?    ^~y>^ 


ifliniT 


fS^IPllT 


sib^f  ppif  ^^  et  ff  ^ 


52b  ii^ 


\m 


vJll     u 


IG  Ä     O    k 

o^  I  iiJ-v37 


I  Lücke  etwa  25011=  15  Gruppenquadrate.  2  Lücke   etwa   29Cin=  17    Gruppenquadratc. 

3  41-  wie  in  61,  nach  Abklatsch,   im  Original  bei  der  schlechten  Beleuchtung  desselben   nicht  zu  erkennen. 

4  Nicht  freigelassener  Raum,  wie  Breasted  angab. 
6   In  deutlichen   Spuren  erhalten. 


.So  deutlich  der  Abklatsch. 


Kommentar.     Zeile   36  —  49a. 


47 


^^ Die  Götter,   die  in  Ptah  Gestalt  gewonnen  haben '^. 

^9^ Pta/t,  der  auf  dem  großen  Throne^,  —  (Erklärung  zerstört). 

So^Pia/i-A'un^,  —  der  Vater,   der  A tum  [erseugte]'-^ 

s^^Pta/i-A^aunet'',  —  die  Mutter,  die  Atum  gebar''. 

5^^ Ptah  der  Große",  —  das  ist  Her::  und  Zunge  der  \Götter]/u'unheit  ''. 

^9b[Ptah ].  —  [ ],   der  dte  Götter  schuf K 

50b  yPtah ],  —  [ \  der  die  Götter  schuf  \ 

51b  [Ptah ].  —  [ 1 

5^^  [Ptah ]  — [ Nef erstem  au  der  (odi?r:  die)  Nase  des  Re  alle  Tage^. 

a)  Wiewohl  hpr  nt  sonst  fast  immer  ,,zu  etwas  werden",  ,,die  Gestalt  von  etwas  anneh- 
men" bedeutet,  hat  sich  Erman  hier  für  die  Deutung  ,,die  Götter,  die  aus  Ptah  geworden  sind" 
entschieden.  Dafür  scheint  auf  den  ersten  Blick  eine  Stelle  aus  dem  schon  öfter  zitierten  Ptah- 
Hymnus  (Berlin  Pap.  3048, 10,9)  zu  sprechen,  wo  es  heißt:  ,,heil  dir,  Ptah,  heil  den  |  |  |  J')  i^*^~^ 
^,^^0  'cz^  Göttern,  die  aus  deinem  Leibe  geworden  sind".  Bei  näherer  Überlegung  wird 
man  aber  auch  diese  Stelle  nicht  als  beweisend  anerkennen  können.  Auch  da  wird  man  übersetzen 
können:  ,. die  Götter,  die  in  deiner  Person  Gestalt  gewonnen  haben",  wie  es  an  unserer  Stelle  das 
Gegebene  erscheint,  zu  übersetzen:  ,,dieGötter.  die  in  Ptah  Gestalt  gewonnen  haben",,, zu  Ptah 
geworden  sind".  Diese  Übersetzung  scheint  gegenüber  der  von  E  rman  schon  dadurch  gerecht- 
fertigt, daß  diese  Götter  in  der  Liste  nachher  geradezu  in  der  Gestalt  des  Ptah  dargestellt  sind 
und  den  Namen  Ptah  führen,  dem  lediglich  als  unterscheidender  Zusatz  der  Name  einer  andern 
Gottheit  zugefügt  ist.  Es  sind  verschiedene  Formen  des  Gottes  Ptah,  in  denenGötter,  die  eigent- 
lich nach  älterer  Auffassung  etwas  Selbständiges  gewesen  waren,  wie  z.  B.  die  ,,Urgötter"  Nun 
undNaunet,  nun  nach  der  neuen  memphitischen  Theologie  mit  Ptah  verschmolzen,  d.i.  eben,, zu 
Ptah  geworden"  sein  sollen,  gerade  wie  in  Amon-Re',  Chnum-Re'  usw.  Amun  und  Re',  Chnum 
und  Re'  eins  geworden  oder  miteinander  verschmolzen  sind.  Auch  Amon-Re'  könnte  demnach 
als  ein  ,,Gott  (nämlich  Re'),  der  zu  Amun  geworden  ist"  bezeichnet  werden.  Das  Verbum  hpr  ist 
in  der  Anwendung,  in  der  wir  es  hier  finden,  also  ein  spezifischer  Ausdruck  der  dogmatischen 
Theologie,  der  das  erklären  soll,  was  wir  bei  der  Betrachtung  der  ägyptischen  Religion  als 
Angleichimg,  Verschmelzung,  Identifikation,  Synkretismus  bezeichnen;  es  bezeichnet  den 
Vorgang,  der  dieser  Erscheinung  zugrunde  liegen  soll.  Der  Ägypter  bezeichnet  das,  was  unser 
Text  die  ,, Götter,  die  in  Ptah  Gestalt  gewonnen  haben"  nennt,  dann  als  Gestalten  des  Ptah; 
vgl.  die  von  Stolk,  Ptah  .S.  24,25  angeführten  Stellen,  wo  es  von  Ptah  heißt,  er  wirke  dies 
und  jenes  ^   M  \(^         ,,in    seiner  Gestalt   (oder  P^orm)   als   Nun"   als   Illustration  zu 


unserm  50a. 

b)  hrj  is.t  ivr.t  ,,der  aut  dem  großen  Throne"  ein  häufiges  Beiwort  des  Ptah,  das  ihn  als 
König  bezeichnet.  Die  Hohenpriester  von  Memphis  führen  den  Titel  eines  , .Hüters  der  Ge- 
heimnisse {hrj-ssti)  der  r|ci^5"  Sharpe,  Eg.  Inscr.  I,  27.48.  B  rugsch,  Thes.V,  910/1 1.  VI, 
1256/7.  Vgl.  auch  die  Nennung  der  j|  ^  ^^o  neben  dem  |q|J  ..Hause  des  Ptah",  Proc. 
Soc.  bibl.  arch.  1913,  170,  und  in  unserm  Text  Z.  61  und  63,  wo  is.t  wr.t  geradezu  ,,die  Resi- 
denz" Memphis  zu  bezeichnen  scheint. 


^g  I.   Das   Denkmal   memphitischer  Theologie. 

c)  Die  Identifikation  des  Ptah  mit  dem  Urozean  Nun,  aus  dem  alles  entstanden  ist,  ,,dem 
Vater  der  Götter",  ist  ganz  gewöhnlich;  vgl.  Stolk,  Ptah  S.  24.  Auch  in  Edfu  heißt  Ptah 
P^'^^®'T7  .,Nun  der  Große,  der  in  der  Urzeit  entstand"  Edfu  I,  99.  In  seltsamem  Gegensatz 
hierzu  macht  Cicero  (de  nat.  deor.  3,  21)  den  Ptah,  den  er  Volcanus,  den  Vater  der  Sonne 
nennt,  zum  Sohne  des  Nils,  während  ihn  die  ägyptischen  Texte  ebenso  wie  dem  Nun  so  auch 
dem  ,,Nil",  der  mit  diesem  im  Grunde  identisch  war,  gleichsetzen. 

d)  Der  parallele  Ausdruck  in  51a  ,,die  Mutter,  die  den  Atum  gebar"  verlangt,  daß  hier 
,,der  Vater,  der  den  Atum  erzeugte"  gelesen  wird.  In  der  Tat  paßt  das  Loch  unter  dem  o 
von  ;V  ,, Vater"  gut  zu  der  durch  den  Sinn  gebotenen  Ergänzung  ■<s=^  i.der  machte"  (vgl.  -«s:- 
1%^  , .sein  Erzeuger").  Wir  haben  dann  die  gute  alte  Schreibung  für  ,, Vater",  das  in  alter  Zeit 
ja  nie  \\  ^  geschrieben  wird.  —  Durch  die  Identifikation  mit  den  Urgottheiten  Nun  und  Naunet, 
deren  Präexistenz  vor  Atum  wenigstens  für  den  Nun  ja  auch  die  heliopolitanische  Religion 
anerkannte,  ist  Ptah  zu  der  Elternschaftsrolle  gegenüber  dem  Atum  gekommen,  die  ihm  unser 
Text  vindiziert.  Als  Vater  des  Sonnengottes  gilt  er  auch  sonst,  so  z.  B.  in  dem  Ptah-Hymnus 
Berlin  Pap.  3048,  12,4,  und  bei  Manethos,  wo  er  als  erster  König  und  Vorgänger  des  Re'  ("HXio? 
6  'HtpawTO'j  ijiöc)  genannt  ist,  und  bei  Cicero  a.  a.  O.  (s.  ob.  unter  c).  Das  ist  eben  die  in 
geschichtlicher  Zeit  herrschende  memphitische  Lehre,  die  sich  über  die  ältere  heliopolitanische 
gelegt,  richtiger  sich  diese  ein\erleibt  hat.  Direkt  als  Atum  bezeichnet  ist  der  so  zum  Sohne 
des  Ptah  degradierte  Sonnengott  z.  B.,  wenn  sich  Ramses  IL  ,, König  (///'),  Sohn  des  Ti-pin 
wie  Atum"  nennt  (Ann.  du  .Serv.  25,34/5). 

e)  Naunet,  die  Gemahlin  des  Nun  (alt  -vw^O^),  noch  in  ihrer  ursprünglichen,  später  ganz 

/VAAAAA 

vergessenen  Bedeutung  des  ,, Gegenhimmels",  des  Himmels  unter  der  Erde,  in  den  Pyr.  ©Ci 

Var.  "©"  (149b)    oder  11  ®     (i66c),    11  ®     (207b.  446a),    11  ^     (1091b)  ge- 

schrieben. 


f)  Zu  der  Mutterrolle,  die  hier  dem  Ptah  neben  der  männlichen  \'aterrolle  zugeschrieben 
wird,  vgl.  Berl.  Pap.  3048,3-6.  wo  Ptah  genannt  wird:  Q  ^5^  ^^P^  1  Hj^  i^^^^^l 
"^37 '^iD  ,,Chnum.  die  Mutter,  die  die  Götter  gebar,  der  Erzeuger  aller  Menschen":  sowie  Edfu 
I,  85,  wo  Ptah-Tnn  heißt:  2=ä(^  jM  ci^==j,  T  "1  "1  ,, der  empfing(als  Frau),  baute  (gleich  Chnum) 
und  erzeugte  die  Götter".  Als  Parallele  vgl.  man  die  Stellen  aus  dem  Sonnenhymnus  des  Suti 
und  Hör,  wo  die  Sonne  ,,die  treffliche  Mutter  der  Götter  und  der  Menschen",  und  aus  dem 
kleinen  Atonhymnus  von  El  Amarna,  wo  sie  ,,  Mutter  und  Vater"  ihrer  Geschöpfe  heißt 
(Davies,  Amarna  IV,  pl.  32). 

g)  Auf  dem  Abklatsch  glaubt  man  unter  zvr  noch  Zeichenspuren  zu  erkennen,  die  indes 
nur  auf  Täuschung  zu  beruhen  scheinen.  Man  könnte  nach  53  hier  wr  'i  statt  des  einfachen 
wr  erwarten,  und  es  wäre  mögflich,  daß  das  in  einer  Lücke,  die  die  Urhandschritt  hier  aut- 
gewiesen  haben  könnte,  verloren  war  wie  das  ,,Horus  und  Seth"  in   12  b. 

h)  Die,,Götterneunheit",  deren  ,, Herz  undZunge"  dieseForm  des  Ptah  bedeuten  soll,  deutete 
Er  man  auf  eine  von  der  gewöhnlichen  heliopolitanischen  Neunheit  verschiedene  memphitische 
Neunheit,  die  er  aus  den  hier  aufgeführten  8  Formen  des  Ptah  und  einer  dazu  supponierten  9. 
,, Urform"  desselben  Gottes  bestehen  lassen  wollte.    Ich  sehe  dazu  keinen  Anlaß.    Unter  einer 


Kommentar.     Zeile    50.1  —  52a.     49 1)  —  50b.  40 

Göttergemeinschaft,  die  schlechtweg /»y;/./ genannt  ist,  ist  zunächst  immer  die  bekannte  Neunheit 
von  HeHopoHs  zu  verstehen,  die  ,, große  Neunheit",  die  wirkhch  aus  g  Göttern  bestand  (Atum  an 
der  Spitze  und  ohne  Horus  und  Thoth),  und  ich  möchte  glauben,  daß  die,, Neunheit"  von  Mem- 
phis, die  gewiß  einmal  im  Laufe  der  Zeit  wie  im  NR  die  von  Theben  (,,die  große Götterneunheit 
von  Karnak")  konstituiert  worden  ist,  auch  ähnlich  wie  diese  ausgesehen  haben  wird,  d.  h. 
sie  wird  aus  der  wirklichen  alten  heliopolitanischen  ,, Neunheit"  bestanden  haben,  der  der  Haupt- 
gott des  Ortes  (Ptah,  in  Theben  Montu)  vorausgesetzt,  gewisse  andere  Gottheiten  (in  Theben 
außer  Horus  und  Hathor  die  Gottheiten  Suchos  von  Rizagät,  Tnn.t  und  ' Iwnj.i)  am  Ende 
zugefügt  waren.  Eine  memphitische  Göttergesellschaft,  deren  Zusammensetzung  dem  ent- 
sprach, war  die  erste  Götterdynastie,  mit  der  der  Turiner  Königspapyrus  und  Manethos  die 
Reihe  der  ägyptischen  Könige  begannen.  Da  sind  die  männlichen  Mitglieder  der  alten  Neunheit 
Re'  ("Häioc),  Schu  (JLZtvA  oder  'Aya&oSaf,|xwv),  Geb  (Kvjß  y\~v.  Kpovo?),  Osiris,  Seth  (Tüepwv), 
denen  Ptah  ("Hcpaia-roc)  vorangeht  und  zunächst  Horus  und  Thoth  folgen,  eben  die  beiden 
Götter,  die  im  folgenden  Herz  und  Zunge  verkörpern  und  deren  Vereinigung  eben  die  hier 
an  4.  Stelle  genannte  Form  des  Ptah  bilden  soll. 

Wahrscheinlich  wird  es  sich  bei  uns  um  diese  ,, Neunheit"  handeln,  die  ebensowenig  wie 
die  von  Karnak  wirklich  aus  9  Mitgliedern  bestand  und  die  ihren  Namen,  dessen  Schreibung 
I  j  I  ja  auch  gar  nicht  mehr  den  Zusammenhang  mit  der  Zahl  g  erkennen  läßt,  lediglich 
von  der  alten  heliopolitanischen  Neunheit  geerbt  haben  dürfte.  Daß  die  Bezeichnung  ,,Herz 
und  Zunge  der  Neunheit"  nicht  etwa  in  sich  schließt,  daß  Ptah  selbst  außerhalb  der  Neun- 
heit stand,  lehrt  die  entsprechende  Bezeichnung  des  Sonnengottes  als  7^  1  li  ..Zunge  der 
Götterneunheit"  Pap.  des  Ani  pl.  19  (links).  Die  ,, Neunheit"  gilt  in  der  Tat  als  ein  Körper 
(  ij,  dessen  Glieder  die  zu  ihr  gehörigen  Götter  sind.  Ptah  (bzw.  an  der  eben  zitierten  Stelle 
Re')  gehört  als  Vereinigung  von  Herz  und  Zunge  zu  diesen  Gliedern,  unter  denen  er  als  Träger 
der  geistigen  Funktionen  des  Körpers  den  Primat  besitzt. 

Betreffs  der  8  Formen  des  Ptah  aber  dürfte  Maspero  das  Richtige  getroffen  haben,  wenn 
er  darin  eine  Nachahmung  der  ,,Acht"  von  Hermopolis,  der  ^5./  tp.t  , .ersten  Urzeit"  (zu  der 
ursprünglich  auchAmun  gehörte),  erkannte.  Wir  brauchen  dazu  keine  9.  Urform  anzunehmen. 
Diese  Achtheit  steht  hier  ebenso  wie  in  Theben  ganz  unabhängig  neben  der  ,, Neunheit"  (die 
keine  Neimheit  mehr  war),  mit  der  sie  sich  in  einzelnen  Gliedern  unter  Umständen  überschneiden 
konnte  wie  in  unserem  Falle. 

i)  ms  ?itr.iv  hier  wohl  nicht  ,,der  die  Götter  gebar"  wie  an  der  oben  zu  f  zitierten  Stelle, 
sondern  ,,der  die  Götter  schuf",  sei  es  als  Künstler,  wie  man  Statuen  schuf  irnsj  ist  Terminus 
technicus  dafür),  oder  als  -Stammvater.  Das  Prädikat  führt  Ptah  auch  sonst  oft,  vgl.  Edfu  I, 
99.  II,  37.68.  Stolk,  Ptah  .S.  20,  sowie  bei  uns  6.  Synonyme  Ausdrücke  ,, Vater  der  Götter", 
,, Vater  der  Väter  aller  Götter",  ,, der  die  Götter  machte"  (-<s::-)  s.  bei  Stolk  S.  19.20.43.  Nicht 
selten  sind  diese  Ausdrücke  mit  einem  anderen  Ausdruck  verbunden,  der  Ptah  auch  als  Schöpfer 
der  Menschen  bezeichnet  (^^1  Stolk,  S.  43,  fl  ^  Cha'emhet,  -o:-  Totb.  Ani  1,6,  '^  f===^^-  ob. 
unter  f).  Da  imÄgyptischen  meist  die  Menschen  vor  denGöttern  genannt  werden,  so  ist  es  wohl 
denkbar,  daß  auch  hier  in  4g b  und  50b  ein  solches  Prädikat  dem  ms  ntr.zv  vorausging;  vgl. 
unten  zu   58. 

UAe  X,  i:  Sethe.  7 


rQ  I.    Das   Denkma)    memphitischer   Theologie. 

k)  Nefertem  als  Lotusblume  an  der  Nase  des  Re  auch  Pyr.  266a:  Edfu  I,  99  heißt  er  ,,die 
große  Lotusblume  (nAi)".  Es  ist  die  Frage,  wie  vor  dem  Namen  des  Gottes  zu  ergänzen  ist 
und  welches  Verhältnis  zwischen  Ptah  und  dem  Gotte,  der  sonst  als  sein  Sohn  gilt,  hier  statuiert 
war.  War  auch  Nefertem  selbst  einer  der  ,, Götter,  die  in  Ptah  Gestalt  gewonnen  haben", 
waren  also  Vater  und  Sohn  miteinander  identifiziert  ?  War  etwa  von  Ptah  etwas  ausgesagt, 
das  er  mit  Nefertem  getan  habe  ?  Das  letztere  scheint  die  Fassung  ,,an  der  Nase  des  Re'  alle 
Tage",   insbesondere   die   darin   enthaltene  Zeitangabe  nahezulegen.     Man   könnte  sich     den 

Text  etwa  nach  dem  Beispiel  von  Pyr.  266a  so  lautend  denken:  ,,Ptah —  [der 

erscheint  als  Neferjtem  an  der  Nase  des  Re'  alle  Tage"  oder  auch  ,,[der  erscheinen  läßt  den 
Neferjtem  an  der  Nase  des  Re'  alle  Tage". 

53 — 54.   Beginn   der   theologischen   Erzählung. 
Entstehung    des   Atum    als    Gedanke    des    Ptah    (Erman's    Ck — Gl). 


53  f  £s  entstand  in  dem  Herzen  ^  1       . 

[ein  Gedanke)    in   der  Gestalt  des  Atum  b.     Groß  und 
\  Es  entstand  auf  der  Zunge  \ 

gewaltig    ist  Ptah'^,    der    [seine  Kraft]    vererbte    [an]    alle    [Götter]'^    und  ihre    kl-Geister^ 

(  dieses  Herz  \  ^  .  in  dem  Horus  geworden  ist  \ 

durch    .  \. I  \  zu  Ptahs. 

\  diese  Zunge  J  \in    der  Thoth  geworden  ist  J 

a)  Erman  wollte  diese  Worte  als  Fortsetzung  zu  dem  verlorenen  Schluß  von  47  aufgefaßt 
haben,  weil  sie  sich  an  48 — 52  (Erman's  B)  nicht  anknüpfen  ließen  und  er  mit  Breasted 
in  dem  hpr  ein  auf  Ptah  bezügliches  Partizipium  sah.  Die  Anknüpfung  an  47  muß  nach 
der  veränderten  Auffassung  vom  Verhältnis  der  Textteile  (Erman's  A,  B,  C)  zueinander, 
die  oben  (S.  I3ff.)  gewonnen  wurde,  d.  h.  daß  alles  auf  dem  Stein  in  seiner  richtigen 
Reihenfolge  steht,  als  ausgeschlossen  bezeichnet  werden.  —  Für  hpr  bietet  sich  uns  nun 
aber  nach  dem  alten  Krönungstext  von  Derelbahri,  mit  dem  unser  Text  so  manche  Be- 
rührungen zeigt  (s.  ob.  S.  4)  eine  andere  Deutung  dar.  Dort  heißt  es  Urk.  IV,  261: 
(J  l-^^^c^    A  'wwvA  1  rJf  n  m  ■==*  ¥^  vy^^^AA^  — »— VM    ^    "^^  (J  ^  ^      l     -.der 

1  I  jM\i      lA  I  iZj    U    W  Jif^        \y       \       \      \      O:.       ^w.A^   ~ww.  ^«A~«  ©    \l        O       ^^-_     1  JiJ?i,    JilJ?i  ^^■'—^ 

Gott  hatte  es  aber  in  ihren  Herzen  (seil,  der  Priester,  die  die  Namen  der  Königin  fest- 
stellen sollten)  entstehen  (bzw.  in  ihre  Herzen  geraten)  lassen,  ihre  (der  Königin)  Namen  zu 
machen  wie  er  sie  vorher  gemacht  hatte".  Hier  bedeutet  das  unpersönliche  hpr  m  Ib  ,,es  ent- 
steht im  Herzen"  bzw.  ,,es  gerät  in  das  Herz"  soviel  wie  ,,es  entsteht  der  Gedanke",  ,,es 
kommt  in  den  Sinn".  Ebenso  noch  im  ,, Kuhbuch"  (Destruction  des  hommes),  60/61:  ^J^~^ 
I °^^  (sie,  lies  -^^t^^a)  I  v\=±=:^  1         wvw  i^^;::::^  rjj]  ,,es  kam  mir  in  den  Sinn,  daß 


1  Vielleicht  in  1  Y\  zu  emendieren  und  dann  zu  übersetzen  :    ,,Und  so  wurde  groß  und  gewaltig  Ptah". 

2  So  deutlich  das  Original.  3  aiVaCm,  für  14  Gruppenquadrate  ausreichend. 

4  So,  nicht    ^^,  wie  Erman  meinte,  und  nicht  mit  der  Vertauschung  der  beiden  Götter,  wie  er  sie  gab. 


Kommentar.     Zeile  52b.    53.  cj 

ich  sie  deinem  Sohne  Osiris  überantwortete";  desgl.  noch  im  Demotischen:  hpr-s  n  hitj.iv  dd 
bn-iw  (=  iine-)  Fi-dJ-isJ  Ir  w'  J  wmvJ  hv-f  " nh  ,,es  entstand  in  ihrem  Herzen  (der  Ge- 
danke): Pete-ese  soll  keine  einzige  Stunde  mehr  lebend  verbringen"  Ryl.  9,  3,  i.  So  wird  auch 
bei  uns  davon  die  Rede  sein,  daß  ein  Gedanke  im  Herzen  und  auf  der  Zunge  des  Welt- 
schöpfers entstand.  Der  Inhalt  dieses  Gedankens,  in  den  obigen  Beispielen  durch  einen 
Infinitivausdruck  oder  einen  Satz  indirekter  oder  direkter  Rede  ausgesprochen,  liegt  bei 
uns  wohl  nur  in  den  Worten  -m  tj.t  ' Itm.w,  die  den  Gott  Atum  als  diesen  Gedanken  zu 
bezeichnen    scheinen. 

b)  Die  Worte  tj.t  'It7n.1v  übersetzte  Breasted  ,,eine  Emanation  des  Atum",  Erman 
,,Teil  des  Atum".  Die  früher  übliche  Übersetzung  ,,Teir'  von  tj.t,  die  auf  Verwechslung 
mit  dni.t  beruhte,  ist  aber  falsch;  das  Wort  bedeutet  überall  ..Bild",  ,, Abbild",  ,, Zeichen" 
und  nichts  anderes,  m  tj.t  aber  bedeutet  ,,in  der  Gestalt  von"  wie  die  synonymen  Ausdrücke 
m  hpr.iv  und  m  ir.tv;  vgl.  0  y  ^  ^^ 4/ 1 '^^^^^ s^*  Q  dv  fl  \^  H  "'*-'^  ^^'^''  '"  *^^''  F^rm 
und  Gestalt  des  ' Iwn-?nw.t-f"  Urk.  IV,   157  mit  ^^,^  (1  <s=- U  =^.==_  ^^  ß ^^  ,,in  seiner  Gestalt 

als  'Izon-fnw.t-f"  AZ  45,  3/4  (Dyn.  22);  ^  H  h.=_  — »—  jv^^h^^w^^  '^  ,,er  wandte  sich 
um  in  seiner  Gestalt  als  Harpunierer"  Naville,  Mythe  d'Horus  i;  ferner  den  Titel  eines 
Hohenpriesters    (I  ^^^^^^  ^v     4  tvj '^"^^ 'Ls/    "der    den   Amun    sieht    in    seiner    prächtigen 

Gestalt"  Ann.  du  Serv.  25,  27.  An  unserer  Stelle  kann  sich  das  ,,in  der  Gestalt  des 
Atum"  wohl  nur  auf  den  Gedanken  beziehen,  der  in  der  Person  des  Atum  körperliche 
Form  angenommen  haben  soll  und  wie  ein  Kind  des  denkenden  Schöpfers  angesehen  wird 
(vgl.  dazu  50a.  51a).  Wie  ein  Kind  bei  der  Zeugung  einen  Teil  des  Wesens  seiner  Erzeuger 
mit  sich  nimmt,  so  auch  hier  Atum,  durch  den  es  dann  weiter  durch  Zeugung  auf  die  jüngeren 
Cjötter  vererbt  wird  (s.  u.).  Die  Art  der  Entstehung  des  Atum  aus  Ptah,  wie  sie  hier  ausgespro- 
chen ist,  steht  in  sehr  bemerkenswertem  Gegensatz  zu  der  Art,  in  der  nach  heliopolitanischer 
Lehre  die  Kinder  des  Atum  entstanden  sein  sollten.  Dem  körperlichen  Akt  der  Onanie  des 
Atum  steht  hier  ein  rein  geistiger  Akt  des  Ptah  gegenüber ^  Zwischen  der  Gedankenwelt 
der  vorgeschichtlichen  Periode  von  Heliopolis  und  der  geschichtlichen  des  Alten  Reiches  von 
Memphis  offenbart  sich  hier  ein  bedeutsamer  Fortschritt  vom  Niedern  zum  Höhern. 

c)  Dieser  dogmatische,  pathetisch  klingende  Satz  fällt  aus  dem  Rahmen  des  übrigen 
ganz  sachlich  gefaßten  Berichtes  heraus.  Er  scheint  sich,  so  wie  er  dasteht,  deutlich  als  eine 
Rede  zu  charakterisieren  und  könnte  daher  wohl  den  Wortlaut  des  Gedankens  darstellen, 
der  im  Herzen  und  auf  der  Zunge  des  Schöpfers  entstand  und  in  Atum  seine  Verkörperung 
fand.  Dazu  würde  die  Einleitung  mit  hü  passen,  die  sich  auch  später  gern  am  Anfang  einer 
Erzählung  findet  und  dem  Satze  eine  gewisse  Selbständigkeit  gibt  (vgl. Erman,  Äg.  Gramm. ^, 
§  340.  341).  Zuzugeben  ist  aber  demgegenüber,  daß  der  Satz  inhaklich  nicht  eben  gut  für  den 
Gedanken  des   Schöpfers  paßt.     Gardiner  schlug  mir  daher  eine  andere  Auffassung  vor; 


I    Vgl.  dazu   was  Lepsius    in    seiner  l<lassischen  Abhandlung    über    den   ersten  ägyptischen  Götterkreis 

(Abh.  Berl.  Akad.  1851,  196)  schrieb:   „Ptah  wurde  nicht  mit  Ra  identifiziert,  sondern  als  eine  geistigere  Potenz 

angesehen  und    als   solche   in  der    memphitischen   Lehre  wenigstens    noch  über  Ra   gesetzt".      Ich  fand   diese 

Steile   zwei  Jahre,   nachdem   der  obige  Text   niedergeschrieben  wurde,   zufällig  als  eine   schöne  Bestätigung  für 

das,   was  ich   geschrieben   hatte. 

7* 


r2  I.    Das   Denkmal   memphitischer  Theologie. 

er  wollte  in  dem  Satze  die  Begründung  für  den  wunderbaren  Entstehungsvorgang  finden 
und  ihn  also  dem  Erzähler  in  den  Mund  legen.  Dafür  könnte  vielleicht  das  »i  fßtj  pi7  ni  ns 
pn  sprechen,  das  sich  in  dem  Gedanken  des  Ptah  etwas  wunderlich  ausnähme.  Legt  man  den 
Satz  aber  dem  Erzähler  in  den  Mund,  so  liegt  es  dann  doch  wohl  nahe,  eine  leichte  Korrektur 
daran  vorzunehmen,  nämlich  das  0^.  das  dem  Satz  ein  so  fremdartiges  Aussehen  gibt  und  das 
in  unserm  Texte  sonst  kein  einziges  Mal  wieder  vorkommt,  in  ^  zu  emendieren,  eine  Ver- 
schreibung,  die  ja  oft  genug  vorkommt  (vgl.z.  B.  Pyr.  IV,  §  156).  Dann  hätten  wir  die  in  unserm 
Texte  so  beliebte  Erzählungsform:  ,,und  so  wurde  Ptah  groß  und  gewaltig".  —  Klar  ist  jeden- 
falls, daß  der  Satz  mit  der  Benennung  des  Ptah  zusammenhängt,  die  er  in  52a  in  seiner  Eigen- 
schaft als  ,,Herz  und  Zunge"  der  Götterneunheit  führte:  x  ^^  ,,Ptah  der  Große".  —  Die  Ver- 
bindung  ^^*  ist  als  Beiwort  von  Göttern  und  göttlichen  Dingen  sehr  beliebt  in  den  Pyr.- 

Texten,  vgl.  Pyr.  455c  (Orte).  1523a  (Wort  des  Thoth).  1689c  (die  beiden  Götterneunheiten). 
igSi  b  (die  beiden  Schwestern,  Isis  und  Nephthys).  2200b  (desgl.) :  insbesondere  kommt  es  auch 
gerade  von  „den  beiden  Göttern"  vor,  die  unter  Umständen  mit  dem  an  unserer  .Stelle  genannten 
Götterpaar  Horus  und  Thoth  identisch  sein  könnten,  Pyr.  952  b.  1690  a.  Bei  uns  stehen  die 
beiden  synonymen  Adjektiva  im  Prädikatsverhältnis  zu  dem  Gott,  dem  sie  eignen  sollen. 
Die  gleiche  Erscheinung  zweier  paralleler  Prädikate  mit  einem  ihnen  folgenden  gemeinsamen 
Subjekt  ist  gerade  in  der  alten  Sprache  gar  nicht  selten;  vgl.  \^<::z=>  x  Ö  """i^o^z^  ^"=:3:^  ,,was 

dein  Herr  will,  lobt  und  befiehlt"  Urk.  I,   129;  .iT^, h*^  ^4^   , .stark  und  zahlreich  ist 

die  Truppe"   ib.   127;  und   die  Formel  htp  dj  niw.t  ,, gnädig  sei  der  König  und  gebe". 

d)  Für  den  .Schluß  der  Lücke  ergibt  sich  aus  61  und  Pyr.  776b.  824a/b.  Totb.  Nav.  181, 
8  (la).  Berlin  Pap.  3055,  15,  7  (altes  Ritual),  wo  überall  dieselbe  alte  Redewendung  ,,alle  Götter 
und  ihre>^3's"  vorliegt,  mit  völliger  Sicherheit  die  Ergänzung  m'I'I  ^3:^1%.  —  Vor  der  Lücke 
stehen  die  Zeichen  n|,  die  nichts  anderes  als  das  Wort  swd  , .vererben"  darstellen  können,  das 
hier  gewiß  in  der  Form  eines  Partizipiums  (,, der  vererbte")  als  Attribut  zu  Ptah  stand.  Es  ist  offen- 
bar von  der  Vererbung  gewisser  Dinge  oder  Eigenschaften  die  Rede,  die  Ptah  auf  die  später 
entstandenen  Götter  übertragen  haben  soll  (s.  ob.  S.  51).  Der  Raum,  der  für  die  Nennung 
dieses  Objektes  und  die  Dativpräposition  w>a^  vor  ntr.iiö  iib.zü  noch  zur  Verfügung  steht,  ist  so 
klein,  daß  außer  dem  IJIJ  , .seine  Kraft",  das  ich  nach  59  hierfür  vorschlagen  möchte,  nichts 
mehr  gestanden  haben  kann.  Es  muß  also  auch  nur  Ri  ohne  phonetisches  Komplement  und 
ohne  Determinativ  dagestanden  haben,  und  das  genügt  auch  durchaus;  vgl.  [1  |  ^  swd.t-k 
in  einer  alten  Götterrede  Urk.  IV,  558. 

e)  Die  der  alten  Sprache  eigentümliche,  nach  Art  des  lat.  -quc  gebrauchte  Postposition 
(ins=  (so  überall  in  den  Pyr.),  später  außer  in  der  zitierten  alten  Wendung  nur  noch  selten 
in  religiösen  Texten  belegt^   und  dann  zumeist  wie  bei  uns  in  61  nur  [in  is  geschrieben^,  liegt 


1  Sprüche  für  das  Kennen   der  Seelen  VI,  41    in   der  Fassung  des   MR   fAZ  58.   Taf.   30*).      |  , 

_^i>=^    ^    S     ^"""^   "^^^^  Götter  und  alle  Dinge"   Rec.  de  trav.  14,  35   (nach  den  Verbesserungen  bei  Lacau, 
Sarc.  anter.  au  Nouv.   Emp.  I,  75.  77,  Variante  von   Pyr.  847). 

2  So   Berlin   Pap.  3055,  15,  7.   Rec.  de  trav.    14,  35   (in  dem  einen  Parallelte.xt).    Edfu  I,  85  (in  dem  Ptah- 
Titclj.   —  Totl).  ]8i,    8  (la)   hat   (I        1  Ist.      Ebenso    ,,die    Götter    von    Ober-    und    Unterägypten"    nfV^'^ 


Kommentar.     Zeile  53  —  54.  rj 


hier  sowie  in  5Ö.  59  in  einer  Nebenform  l^;:^;?  vor,  die  sich  gleichfalls  auch  später  noch  gelegent- 
lich in  religiösen  Texten  findet',  speziell  in  einem  gewiß  sehr  alten  und  für  uns  aktuellen  Titel 
des  Gottes  Vta)r.-T?tn :    ^    '=iS)V§^i      |^jl)  1  ,, Vater  der  Männer  und  der  Frauen"  Edfu  I,  qq. 


11,37  mit  der  Variante  ^_  (]  [I  ib.  1,85,  die  neben  der  ganz  altertümlichen  Schreibung 


von  h»i.vjt  die  eben  erwähnte  jüngere  Schreibung  Is  für  das  alte  (1)//^  bietet.  In  diesem  [l 
werden  wir  wahrscheinlich  eine  ältere  Entwicklungsstufe  derselben  Wortform  zu  erkennen 
haben,  die  uns  in  den  Pyr.  als  (1  ls=  vorliegt.  Es  liegt  der  Lautwechsel  k  >t  (eigentlich  c) 
vor,  der  uns  u.  a.  aus  der  frühen  Ersetzung  von  '^:=:^  v\  ,,dich"  durch  das  in  der  Pyr. -Zeit  schon 
herrschende  s=3  ^  wohlbekannt  ist  und  den  man  am  handgreiflichsten  vielleicht  an  der  Partikel 
^1|n'::3^  ddk  ,,auch"  =  ,,ipse  quoque"  (Pyr.  17.  826)  beobachten  kann.  .Sie  wird  bereits  in  den  Pyr. 
auch  in  der  jüngeren  Form  ^^^ug=^  (28.  1614.  1800)  gefunden,  die  später  von  den  Ägyptern 
mißverstanden  und  u  I  oder  uc:^^. ll[]  geschrieben  worden  ist  (Er man,  Hymnen  an  das  Diadem 
9,  4.  17,  i).    Daneben  kommt  aber  die  sehr  bezeichnende  Schreibung  ^^U,^ ^  vor  (Pyr.  27), 


die  den  alten  Laut  neben  seinem  Ersatz  zeigt,  gerade  wie  das     '-'      in     '-'     'li/'-y  </€/-  d^^ 


in  n  ^^  \\  AWAA  ^  siv/  <  szvr  u.  ä.  Altertümlich  wird  bei  unserem  y'^zz^  auch  die  Schreibung 
ohne  (]  sein,  die  es  im  Unterschied  zu  (10^='  zeigt,  das  selbst  im  AR  in  einer  entsprechenden 
Schreibung  0?=  nur  da  erscheint,  wo  es  vor  dem  durch  ,,und"  anzuknüpfenden  Worte  steht 
(Urk.  1  2,  14.  3,  2).  Vermutlich  war  es  in  dieser  Anwendung  stark  enttont,  wie  ja  auch  die 
zur  Einleitung  von  Zustandssätzen  dienenden  Partikeln  |l^;:r::^  und  ls==',  die  vermutlich  mit 
unserem  0-;=:^  —  Ojlg^- identisch  waren  (vgl.  den  arab.  Gebrauch  von  iva-  ,,und"),  voraussicht- 
lich in  einem  solchen  Zustande  der  Enttonung  gestanden  haben  werden.  Im  Unterschied  dazu 
müßte  unser  ^^=^  und  seine  jüngere  Erscheinungsform  OP^^  dann  noch  selbständig  betont 
gewesen  sein,  etwa  wie  im  Kopt  .die  Negation  n\\  im  Unterschied  zu  ü-  und  im  MR  ^^^ 
im  Unterschied  zu  —t—  . 

f)  Es  ist  die  Frage,  ob  die  Worte  m  h3tj pii  m  us pn  zu  dem  Hauptsatz  'nv  wr  'i  Pili  oder 
zu  dem  Relativsatz  swd  {ph.tj-f  n  ntr.tü  nb?^tv  gehören,  ob  Herz  und  Zunge  die  Organe  sein 
sollen,  durch  die  oder  in  denen  Ptah  seine  Größe  offenbarte  bzw.  gewann,  oder  ob  sie  das  Mittel 
sein  sollen,  durch  das  er  seine  Kraft  an  die  Götter  vererbte.  —  Das  Demonstrativ  pn  dürfte 
wieder  ähnlich  wie  in  i6c  und  36  gebraucht  sein  mit  einem  dazugehörigen  Relativsatz,  dessen 
Schluß  uns  in  dem  Satz  am  Anfang  von  54  erhalten  sein  dürfte.  Ob  die  Lücke,  die  unser  Stern 
am  Ende  von  53  anzudeuten  scheint,  wirklich  vorhanden  war,  ist  ebenso  wie  in  dem  gleichen 
Falle  am  Ende  von  7  zweifelhaft,  da  der  Text  von  54  so  gut  an  den  von  53  anschließt,  daß 
nichts  dazwischen  gefehlt  zu  haben  brauchte. 

g)  Die  Spaltung  der  Kolumne  bei  diesem  Satze  zeigt,  daß  von  den  beiden  nebeneinander 
genannten  Göttern  der  eine  (Horus)  mit  dem  Herzen,  der  andere  (Thoth)  mit  der  Zunge  des 
Schöpfers,  die  in  dem  Hauptsatz  in  53  in  gleicher  Weise  in  gespaltener  Kolumne  nebenem- 


\\  ^^^^  1  rZI    '^    ^__  ||  n       ,,die  im  Gefolge  des  Amun  und   seines  Tempels  sind"  oder    „sowie  das  Gefolge 
des  Amun  und  seines  Tempels"  .^   Luksor,   Amenoph.  III.,   Raum  Q   (Bäd.)  mehrfach. 

I    Sprüche  für  das   Kennen  der   Seelen  V,  39  a   in   der   MR- Fassung  (AZ  58,  19.   Taf.   19*). 


-j  I.    Das   Denkmal    memphitischer  Theologie. 

ander  standen,  in  Beziehung  gesetzt  sein  soll.  Die  Beziehung  ist  in  dem  ii7i-J  ,,in  ihm"  ausge- 
drückt, das  das  Pronomen  relativum  des  Relativsatzes  enthält  und  nur  die  Bedeutung  der 
Wesenseinheit  haben  kann  {?n  =3  essentiae);  die  beiden  Götter  sind  selbst  Herz  und  Zunge 
des  Schöpfers.  So  haben  auch  Breasted  (ÄZ  39,  50)  und  Er  man  (S.  937)^  das  /w-/ genommen, 
wenn  sie  im  übrigen  auch  den  ganzen  Gedankengang  anders  auffaßten,  weil  sie  53  nicht  richtig 
verstanden.  In  der  Tat  heißt  in  den  .Tempelinschriften  der  griech.-röm.  Zeit  Thoth  oder  in 
Theben  Chons,  der  ihm  ja  als  Mondgott  entspricht,  oft  .,Herz  (Y)  des  Re',  Zunge  (|  q|)  des  Ti-tn7i 
(m)  oder  s^^  geschrieben),  Kehle  (Y  .  Q^  de?,' /tn?t-rn-f"^,  worin  augenscheinlich  die  kosmogo- 
nisch-theologischen  Lehren  der  3  Hauptstädte  des  Landes  Heliopolis  (der  vorgeschichtlichen  Zeit), 
Memphis  (des  AR)  und  Theben  (des  NR)  nebeneinander  zum  Ausdruck  kommen.  —  Horus 
und  Thoth,  die  nach  unserer  Stelle  Herz  und  Zunge  des  Weltschöpfers  Ptah  darstellen  sollen, 
werden  also  zusammen  den  ,,Ptah  den  Großen"  von  52a  bilden;  sie  sind  zwei  ,, Götter,  die  zu 
Ptah  geworden  sind",  mit  48  zu  reden,  und  das  kommt  in  den  Schlußworten  >/t  Ptli  unseres 
Passus  zum  Ausdruck,  die  mit  dem  Verbum  des  Relativsatzes  hpr-n  .  .  .  verbunden  dieselbe 
Redewendung  wie  dort  in  48  ergeben.  Die  perfektische  Form  dieses  hpr-n  zeigt  deutlich, 
daß  die  beiden  Götter,  was  ja  auch  der  Zusammenhang  erfordert,  vor  den  anderen  Göttern 
entstanden  sein  sollen,  die  selbst  erst  durch  ihre  Wirksamkeit  zur  Entstehung  gelangten,  wie 
insbesondere  ja  auch  Atum  als  Gedanke  des  Schöpfers  Ptah  offenbar  durch  sie  als  sein  Denk- 
und  Sprechorgan  entstanden  gedacht  ist.  Diese  gesonderte  Entstehung  der  ,, beiden  großen 
Götter",  wie  sie  Pyr.  1571a  genannt  werden,  hängt  wohl  damit  zusammen,  daß  sie,  obwohl 
mit  dem  Kreise  des  Osiris  eng  verbunden  (vgl.  z.  B.  Pyr.  175/6),  doch  außerhalb  der  ,, großen 
Götterneunheit"  von  Heliopolis  standen.  Als  Paar  treten  sie  auch  sonst  oft  zusammen  auf, 
z.  B.  bei  der  Reinigung  des  Königs,  in  der  Sonnenlitanei  (Sethos  L,  ed.  Lefeb.  L  pl-  12,  183) 
und  anderwärts,  wo  Thoth  oft  die  Rolle  des  verfehmten  Seth  als  Vertreter  Oberägyptens  über- 
nommen hat.  Zu  ihrer  Stellung  in  der  Götterdynastie  des  Turiner  Königspapyrus  s.  ob.  S.  49. 
Mit  der  Rolle,  die  der  Osirismythus  dem  Horus  sonst  und  auch  in  unserem  Texte  (i  i  b.  i6a.  64) 
zuweist  als  Sohn  des  Osiris,  läßt  sich  diese  Sonderstellung  als  Herz  des  Ptah.  aus  dem  u.  a. 
Atum  hervorging,  schlecht  vereinigen.  —  Da  die  Entstehung  des  Paares  Horus  und  Thoth 
bei  uns  nur  gelegentlich  (in  einem  Relativsatz)  erwähnt  wird,  ist  vielleicht  anzunehmen,  daß 
schon   \'orher  in  dem   verlorenen  Teile  \"or  48  ausführlicher  davon  die  Rede  gewesen  ist. 


1  Bei  Er  man  .sind  beide  Götter  versehentlich  vertauscht  und  Thoth  zum  Herzen,  Horus  zur  Zunge 
gekommen.  Dies  ist  dann  auch  unbeanstandet  von  Stolk  (Ptah  S.  17),  Boylan  (Thoth  S.  113)  und  Gardiner 
(Proc.  Soc.  bibl.  arch.  39,  138)  übernommen. 

2  z.  B.  ,,Herz  des  Re',  das  alles  weiß,  Zunge  des  T^-liui,  die  das  Seiende  verkündete  {ssr),  Kehle  des 
^Imn-rn-f.  die  die  Wahrheit  zu  seiner  geheimen  Kapelle  aufsteigen  läßt"  Karnak,  Bab  el  Amara  u.  o.  ähnlich 
(nach  meinen  Abschriften).  Vgl.  auch  Edfu  I,  273.  —  In  Dendera  scheint  nach  Brugsch,  Thes.  IV,  759  in 
dieser  Reihe  der  Epitheta  des  Thoth  der  T^-tnn  regelmäßig  durch  Atum  ersetzt  zu  sein.  Dementsprechend 
heißt  auch  in  Theben  Chons  an  anderen  Stellen  gelegentlich  ,, Zunge  des  Re  "  (Heft  4,  S.  81  meiner  theb. 
Abschriften)  oder  „der  aus  Re  kam,  seine  Zunge  {whm)  und  sein  Herz"  (Heft  5,  S.  3).  Hier  könnte  man 
die  Verwirrung  darauf  zurückführen,  daß  Chons  nicht  nur  dem  Thoth  (der  ,, Zunge  des  T^-tnn),  sondern 
auch    dem   Horus  (dem    , .Herzen  des   Ptah"   nach   unserem   Texte)    als    ,, Horus,   Herr  der   Freude"    entsprach. 


Kommentar.     Zeile    54.  ^C 

54.   Herz   und   Zunge  gewinnen   die   Vorherrschaft   über  die  anderen  Glieder   und 
wirken   als  Vertreter   des  göttlichen  Schöpfers  in  allen  Lebewesen  (Erman's  Gl). 


"s™?k^"i'kit'['4.']\rpj'W""    - "'"- 


I    ^ 

54 _Es  geschah,  daß  Herz  und  Zufige  Macht  erlangten^  über  \alle\  Glieder'^,  indem  sie 
lehrten,  daß  er  {Ptah)  sei"^  {als  Herz)  in  jedem  Leibe'^,  (als  Zunge)  in  jedem  Munde^  aller  Götter, 
aller  Mefischen,  alles  Viehs,  alles  Gezvürms  {und)  was  {sonst)  lebt^,  indem  er  {als  Herz)  denkt 
und  indem  er  {als  Zunge)  befiehlt  alle  Dinge,   die  er  wzll^. 

a)  In  hpr-n  ihm  ib  ns  hat  man  gewiß  nicht  die  Entstehung  eines  mysteriösen  „an  Herz 
und  Zunge  mächtigen"  Wesens  zu  erkennen,  sondern  es  liegt  das  in  15  c.  58  und  ständig  im 
Pap.  zur  Fortführung  der  Erzählung  (ähnlich  dem  späteren  ' If -n)  gebrauchte  Hilfszeitwort 
hpr-n  ,,es  geschah"  vor,  dem  der  eigentlich  zu  erzählende  Vorgang  als  Subjekt  entweder  in 
Form  eines  Infinitivausdrucks  (so  wohl  15c.  58)  oder  eines  Verbalsatzes  im  sdm-foder  , .endungs- 
losen" Passiv  (so  oft  im  Pap.)  beigefügt  wird.  Dieser  im  Deutschen  mit  ,,daß"  wiederzugebende 
Subjektssatz  steht  hier  im  sdni-f.  —  Die  Worte  ,,Herz"  und  ,, Zunge"  standen  im  Urtext  gewiß 
wieder  nebeneinander.  Die  rein  ideographische  Schreibung,  die  sie  hier  haben,  könnte  im 
Unterschied  zu  der  sonst  von  unserem  Schreiber  angewandten  ^=^  und  '-— <    I  die  alte  sein. 

b)  Das,  worüber  man  Macht  gewinnt,  was  man  \ermag,  pflegt  stets  durch  >u  eingeleitet 
zu  werden.  So  auch  hier.  Bei  dem  zerstörten,  mit  '  beginnenden  Worte,  das  darauf  folgte, 
könnte  man  nach  56  an  'rkj.t  , .Erkenntnis"  (o.  ä.)  denken,  doch  hat  nach  dem  Abklatsch 
sicher  kein  r  unter  dem  '  gestanden,  sondern  anscheinend  ^  (^,  also  './,, Glied".  Das  gibt  ja  auch 
einen  guten  Sinn:  Herz  und  Zunge  regieren  alle  Glieder. 

c)  zmi.t-f  ,,daß  er  (ist)",  das  alte  Äquivalent  von  nt.t-f  {vg\.  Verbum  II,  §  749.  AZ  50,  112), 
setzt  ein  vorhergehendes  Verbum  der  Wahrnehmung  oder  des  Sagens  voraus,  von  dem  es  als 
Objekt  abhängt.  Der  Abklatsch  zeigt,  daß  in  der  Tat  hr  sbi  ,, indem  sie  (Herz  und  Zunge) 
lehrten"  bzw.  noch  lehren  (?)  vorherging.  —  Das  Suffix/  ,,er"  ist  hier,  wenn  man  w?i.t  als 
Partikel  ansieht,  Subjekt  eines  echten  Nominalsatzes  mit  präpositionellem  Prädikat,  während 
in  den  analogen  Beispielen  Urk.  I,  42,  10.  128,  8  ein  verbales  Prädikat  vorliegt.  Das  ,,er"  be- 
zieht sich,  wie  der  Anfang  von  55  zeigt,  auf  Ptah,  der  in  allen  lebenden  Wesen  als  Herz  und 
Zunge  wirkt  und  den  Gliedern  dies  durch  diese  Organe  selbst  zu  Bewußtsein  bringt. 

d)  Die  Worte  7n-hnt  h.t  nb  ,,in  jedem  Leibe"  und  m-hnt  r  nb  ,,in  jedem  Munde",  die  jetzt 
auf  dem  Stein  einander  folgen,  standen  im  Urtext  gewiß  nebeneinander  (Gardiner),  so  daß 
sie  die  gleiche  Stellung  nebeneinander  einnahmen  wie  Herz  und  Zunge,  denen  sie  entsprechen. 
Eigentlich  sollte  also  der  Text  dieses  Abschnittes  sachgemäß  übersetzt  so  lauten:  „es  geschah, 
daß  das  Herz  Macht  gewann  über  alle  Glieder,  indem  es  lehrte,  daß  er  (Ptah)  in  jedem  Leibe 
sei,  es  geschah,  daß  die  Zunge  Mächt  gewann  über  alle  Glieder,  indem  sie  lehrte,  daß  er  (Ptah) 
in  jedem   Munde  sei  .  .  .".  —  m-hnt  ist  eine  der  ältesten  Sprache  eigentümliche  Präposition, 


I  Reste    der    hier  angegebenen  Zeichen,    die  bei   Breasted  fehlen,    auf  den  Abklatschen  deutlich,   auf 
dem   Original  infolge  der   schlechten    Beleuchtung  nicht   erkennbar. 


cß  I.    Bas   Denkmal   niemphitisrliir  Theologif. 

die  nicht  einfach  ,,vor"  bedeutet,  sondern  —  wie  übrigens  auch  das  einfache  //;;/'  oft  --  als 
Synonym  von  w,  vielleicht  mit  einer  besonderen  Nuance  („vorn  in"  statt  .,in",  , .hervor  aus" 
statt  ,,aus")  erscheint.  So  findet  es  sich  z.  B.  für  .,in"  auf  die  Frage  ..wo.''"  Pyr.  370b.  715b. 
731c.  desgl.  auf  die  Frage  ..wohin?"  Pyr.  i24C)b.  1262b.  für  ..unter"  einer  Anzahl  Pyr.  288c. 
1239a,  für  ,,aus"   Pyr.  507a.   io64c^ 

e)  Das  ?/  vor  )itr.'w  nd.w  ist  nun  natürlich  mit  Breasted  für  den  Genitivexponenten  zu 
halten,  nicht  für  die  Präposition  ,,für",  wie  Er  man  wollte.  — '  w.i  ,,Vieh"  steht  hier,  da  Vögel 
und  Fische  nicht  genannt  sind,  vielleicht  schon  in  der  allgemeinen  Bedeutung  , .Tiere",  die  es 
z.  B.  Weste.  8.  17  (für  Vögel  und  Rind).  Urk.  II.  128  (Cwa).  Thes.  V,  904/5  hat.  —  'nh.fw-'xrd 
nicht  Beiwort  der  vorhergenannten  Tiere  (oder  gar  der  zuletzt  genannten,  wie  Erman  wegen 
der  fem.  Form  annahm),  sondern  neutrisch  ..was  lebt"  sein  und  die  Aufzählung  der  Lebe- 
wesen abschließen  und  ergänzen  sollen.  Man  vermißt  dahinter  ?ib  ..alles":  ,.und  alles  was 
(sonst)  lebt". 

f)  Was  oben  unter  d  über  die  Spaltung  der  Kolumne  gesagt  wurde,  gilt  auch  für  die  Worte 
hr  kii.t  ,, denkend"  (mit  Erman  in  ki.t  zu  emendieren)  und  hr  wd{t)-mdw  ,, befehlend",  von 
denen  die  ersteren  auf  die  Tätigkeit  des  Herzens,  die  letzteren  auf  die  der  Zunge  gehen,  als 
eigentliches  Subjekt  aber  den  Ptah  haben,  der  in  diesen  Organen  wirken  soll.  Es  wird  also  in  der 
Urhandschrift   etwa   so   ,  1      1  I   gestanden  haben,   vorausgesetzt,    daß  die  ungewöhnliche 


u} 


Schreibung  des  Wortes        -yi.  kij  ,, denken"  mit  dem  Zeichen  \ ),  die  unser  Text  überal 


o 


gebraucht,      die      aber         -ts^  =i:i=.  i   sonst    nur    in    den    vermutlich    vom    gleichen    Stamme 
kommenden  Wörtern  M  ,, Geist"  und  l I  ta  ,, Arbeit"  üblich  ist.  gut  überliefert  ist.    Daß  sie  das 

ist,  ist  gerade  wegen  ihrer  Ungewöhnlichkeit  wahrscheinlich.    Die  irrige  Schreibung  des  In- 
finitivs ki.t  mit  2   nK    wird  auf  Beeinflussung  durch  die  Stellen  in  56  beruhen,  falls  nicht  auch 

dort  das  doppelte  n^  zu  beanstanden  ist.  —  ivd  mdw  ,, Worte  befehlen"  ist  eine  in  den  Pyr. 
sehr  häufige  Verbindung,  die  schlechtweg  ,, befehlen"  bedeutet.  Das  nidw  ersetzt  dabei  ein 
besonderes  Objekt;  es  ist  ein  fast  bedeutungsloses  Komplement  des  Verbums.  Es  geht  daher 
auch  nicht  an,  mit  Erman  ein  Attribut  fib  ,.alle"  dazu  zu  ergänzen-.  Vielmehr  ist  hier  das 
ihJ  nb  ,,alle  Dinge",  das  Erman  dem  nach  ihm  herzustellenden  mdw  nb  (er  schrieb  ?;?</./ «^./) 
als  zweites  Objekt  an  die  Seite  stellen  wollte,  offenbar  gemeinsames  Objekt  oder  Beziehungs- 
ausdruck zu  beiden  Verben  ki.t  und  lüd.t-mdw.  —  Der  Infinitiv  von  tvd-mdw,  der  bei 
uns  vorliegen  muß.  lautet  voll  ausgeschrieben  Y  v  ^^1  ^s,  I  ^^^^  V  wd.t-mdw,  in  der  abge- 
kürzten Schreibung,  wie  sie  bei  uns  vorliegt  und  im  AR  das  Gewöhnliche  war,  aber 
k  \  ;  vgl.  Pyr.  iiSgf.,  wo  beide  Schreibungen  zu  finden  sind,  und  dazu  Pyr.  IV,  S.  23.  So 
^  muß  auch  an  unserer  Stelle  gelesen  werden  (mit  oder  ohne  i-^-^).  Der  Ausdruck  findet 
sich  bemerkenswerterweise  auch  in  den  alten  Thronbesteigungstexten  von  Derelbahri  wieder- 
holentlich   (Urk.  IV,   257.   259). 


1  Auch  an  der    von   Erman    passend  herangezogenen   Stelle   Eb.  99,  5    (=  Lesestücke  58,  18)    bedeutet 
Imt   ,,in"   und  nicht   ,,vor'' :    ,,das  Herz  spricht   i  n  den  Gefäßen  jedes   Gliedes". 

2  Der  ganze  Ausdruck  wd.i-mdw,    als  Substantiv    im  Sinne  von  „Befehl",    „Erlaß"   gebraucht,   könnte 
natürlich  ein  solches   Attribut   sehr  wohl   erhalten;   vgl.   0|  ,, dieser  Erlaß"   Urk   IV,  359. 


Kommentar.     Zeile    54  —  55.  qy 

55.  Die  Götter  neun  hei  t  des  Ptah  und  ihr  Verhältnis  zu  der  des  Atum  (E  r  ma  n's  C  m). 


P 


Ci 


SS  Seine  {des  Ptali)  Götterneunheit  ist  vor  ihm  als  Zähne  und  Lippen^.  Das  sind  {die 
Zähne  nämlic/t)  der  Same  und  {die  Lippen  nämlich)  die  Hände  des  Atum^^.  Es  entstand 
ja  die  Götterneunheit  des  Atum  durch  seinen  Samen  und  seine  Finger'^.  Die  Götterneunheit 
{des  Ptah)  aber  sind  die  Zähne  und  die  Lippen  in  diesem  Munde  ^,  der  den  Namen  aller  Dinge 
nannte^  und  aus  dem  Schu  und  Tefnut  hervorgekommen  sind^. 

a)  Der  Satz,  der  den  Gott  Ptah  nur  im  Pronomen  3.  m.  sg.  nennt,  ist  vielleicht  eigentlidi 
als  Zustandssatz  an  das  Vorhergehende  anzuschließen.  Dazu  paßt,  daß  auch  in  ihm  von 
dem  Munde  des  Gottes  die  Rede  ist.  Die  ,,Neunheit"  des  Ptah  ist  in  Gestalt  seiner  Zähne  und 
Lippen  Zeuge  oder  Beisitzer  der  Zunge.  Diese  Rolle  ist  durch  das  m-bih  ,,vor"  ausgedrückt, 
das  ja  ott  diese  Bedeutung  \on  ,,in  Gegenwart  von"  =^  coram  hat,  \gl.  Erman-Grapow, 
Wb.  I,  420.  Dabei  steht  es  in  der  Regel  vor  der  Nennung  der  Zeugen,  also  umgekehrt  als  bei 
uns,  so  z.  B.  in  der  speziell  für  unsere  Stelle  bezeichnenden  Stelle:  ,,Geb  gab  ihm  sein  Erbe 
^^^  ""^^  1  ll  1  11  11  I  ^ '-"'  *^^'"  großen  Götterneunheit"  Pyr.  2.  —  Daß  hier  von  Ptah,  wie 
es  der  ganze  Zusammenhang  verlangt,  und  nicht  etwa  von  Atum  die  Rede  ist,  dessen  Nennung 
viel  zu  weit  zurückliegt,  geht  auch  daraus  hervor,  daß  Atum  gleich  nachher  mit  Namen  genannt 
ist.  —  Die  Scheidung  der  Neunheit  in  Zähne  und  Lippen  könnte  nach  dem  Geschlechte  erfolgt 
sein;  die  Zähne  sind  männlich,  die  Lippen  weiblich.  Erstere  könnten  also  den  Göttern,  letztere 
den  Göttinnen,   deren   es  aber  mindestens  4   in   der   Neunheit   gab,   entsprechen. 

b)  Das  Verständnis  dieses  zweiten  Satzes  war  für  die  bisherigen  Bearbeiter  dadurch  er- 
schwert oder  versperrt,  daß  die  in  gespaltener  Kolumne  geschriebenen  Worte  ibh.io  und  mtiv.t, 
sp.tj  und  d.tj  so  hintereinandergesetzt  sind*,  daß  nicht  in  die  Augen  sprang,  daß  mtzv.t  und 
d.tj  nicht  zu  demselben  Satze  gehörten  wie  ibh.iv  und  sp.tj,  sondern  den  Anfang  eines  neuen 
Satzes  bildeten,  der  zu  jenem  ersten  Satze  in  engster  Beziehung  stand  und  dessen  parallele, 
in  gespaltener  Kolumne  nebeneinandergesetzte  Teile  offenbar  in  unmittelbarem  Anschluß  an 
die  ebenso  gearteten  und  behandelten  Teile  des  ersten  Satzes  gelesen  werden  sollten*.  Daher 
mußte  sich  Er  man,  der  das  wahre  Sachverhältnis  nicht  durchschaute,  über  die  Reihenfolge 
Zähne  und  Samen,  Lippen  und  Hände  wundern  und  ein  Versehen  des  Steinmetzen  annehmen. 
Ein  solches  liegt  aber  nicht  vor.   Gesagt  sein  soll,  daß  dem,  was  in  der  memphitischen  Theologie 


I    In  (I  V>   zu   emendieren.  2   Im    Original  das   Granitgefäß. 

3  Die    beiden    Sätze    sind   eigentlich    wohl    in    etwas    anderer   Weise    zusammen    zu    lesen,     s.    Anm.    5. 

4  Die   Zeichenstellung  ist   in   B  r  e  a  s  t  e  d  '  s   Faksimile   ziemlich   genau  wiedergegeben. 

5  Die  Art,  wie  die  Worte  mtiv.t  und  d.tj  auf  dem  Stein  auf  ibh.w  und  sp.tj  folgen,  führt  in  der  Tat 
darauf,  daß  die  Sätze  (anders  als  oben  der  Einfachheit  halber  übersetzt  ist)  eigentlich  so  zu  lesen  sind: 
„Seine  Götterneunheit  ist  vor  ihm  als  Zähne,  das  ist  der  Same  des  Atum.  Seine  Götterneunheit  ist  vor 
ihm  als   Lippen,'  das   sind   die   Hände  des   Atum". 

UAe  X,  I:  Set  he.  8 


Text  nachher 
alten  Schreib 
falscher   Aus- 


cg  I.    Das   Denkmal   ineiiiphitischfr  Theologie. 

die  Zähne  und  die  Lippen  des  Schöpfers  (Ptah)  seien,  in  der  heliopolitanischen  Theologie  der 
Same  und  die  Hände  des  Atum  entsprächen,  die  beiden  Organe,  durch  die  Atum  seine  Kinder 
erzeugt  haben  sollte  (s.  im  übrigen  unter  d).  Man  beachte  die  Entsprechung  der  pluralischen 
Ausdrücke  Zähne  und  Samen  (nach  ägyptischer  Weise  wie  alle  flüssigen  Stoffe  als  Pluralis 
angesehen  und  demgemäß  determiniert)  und  der  dualischen  Lippen  und  Hände,  die  nebenbei 
beide  weiblich  sind  (die  Hand  des  Atum  bekanntlich  der  Hathor  gleichgesetzt).  —  fntw.t 
„Same"  von  Er  man  unrichtig  für  fni.iü  ,, Adern"  erklärt,  das  hier  in  einem  Anfall  von  Prüderie 
für  ein  älteres  Wort  für  „Phallus"  eingesetzt  worden  sei.  Das  Wort  hat  aber  ganz  das  normale 
Aussehen  der  alten  Zeit,  wo  es  oft  so  wie  hier  ohne  das  phonetische  Komplement  c^  des  .Stammes- 
zeichens =tJ)  Jftt  geschrieben  wird;  vgl.  ^.  °"^  c^>  Pyi"-  532a.  •=5)  oOi'^a  Pyr.  510c  (in  ?ib 
mtw.t,  vgl.  Pyr.  HI,  S.  27).    =a)  v^o  Pyr.  1416c.  1417a.    =ö)^         Pyr.  io6ib.   Wenn  unser 

schreibt  (wo  |||  das  ältere  °°°  vertreten  wird),  so  kann  das  nach  den 
sitten  sehr  wohl  nur  eine  Variante  derselben  Schreibung  sein,  mit 
einanderziehung  des  ^^    in    v   statt  in  S ,  wie  das  in  den  Pyr. -Texten 

so  unendlich  oft  zu  beobachten  ist;  s.  Pyr.  IV,  §  15.  —  Das  O  lk  ist,  wie  schon  Erman  arg- 
wöhnte, sicherlich  aus  altem  (1  v  verderbt,  dessen  charakteristische  Zeichenstellung  (s.  Pyr.  IV, 
§66 ff.)  Schabako's  Schreiber  noch  getreu  wiedergegeben  hat'.  Wäre  ein  altes  ipi  gemeint, 
würde  ja  auch  sicherlich  das  Zeichen  A^  pi  verwandt  sein.  Das  ipw  steht  hier  offenbar  als 
Pluralis  von  Q  y:>  ,,das  ist",  wie  sich  auch  c^  noch  gelegentlich  in  den  Pyr. -Texten  nach 
weiblichen  Worten  und  -,  V^  wie  unser  jpw  nach  pluralischen  Ausdrücken  statt  des  früh 
unveränderlich  gewordenen  pw  findet  (s.  m.  Nominalsatz  §  89).  Es  ist  zweifellos  als  ein  An- 
zeichen sehr  hohen  Alters  unseres  Textes  anzusehen.  Die  Stellung  des  \p-w  hinter  dem  Genitiv 
'/fm.w  ist  dieselbe,  die  he\  piv  üblich  ist;  sie  ist  Zeichen  für  das  .Status  constructus-Verhältnis 
in  der  Genitivverbindung  ohne  Genitivexponenten. 

c)  Da  deutlich  hpr-n  dasteht  (vom  ^^A^^^  der  Anfang  erhalten),  kann  in  der  Lücke  nur  ent- 
weder ein  von  ,,es  geschah  daß"  abhängiges  Verbum  (,,es  geschah,  daß  die  Neunheit  entstand") 
oder  eine  enklitische  Partikel  wie  ü  '  in  56  gestanden  haben.  Das  letztere  scheint  besser  in 
den  Zusammenhang  zu  passen,  da  man  nach  dem,  was  vorhergeht,  hier  nicht  die  Erzählung  von 
der  Entstehung  der  Neunheit  als  ein  neues  Ereignis  erwartet,  sondern  eher  eine  Erklärung  für 
die  vorhergehenden  Worte;  und  dazu  würde  ein  Satz  mit  is,  zu  dem  auch  ein  Zeichenrest  paßt, 
wohl  geeignet  sein.  —  Die  ,,Götterneunheit  des  Atum"  hier  im  Gegensatz  zu  der  des  Ptah. 
Zum  Ausdruck  vgl.  |  |  |  |  |  |  ll  |  1  |  1 1  |  M  |  ]  ^^  "*^'^  beiden  Götterneunheiten  des  Atum" 
Pyr.  3046,  in  Abschriften  des  MR  zu  j|°0^  ,,die  Neunheiten  des  Re'"  geworden 
(Chassinat-Palanque,   Une  campagne  de  fouilles  ä  Assiout  p.  39). 

d)  Die  Götterneunheit  hier  ist  natürlich  wieder  die  im  Anfang  genannte,  die,  wenn  man 
Ptah  und  die  Herz  und  Zunge  dieser  Neunheit  repräsentierenden  Götter  Horus  und  Thoth 
abrechnet,  mit  der  Neunheit  von  Heliopolis  zusammengefallen  sein  wird.  In  Heliopolis  Same 
und  Hände  des  Atum  sind  die  zur  Neunheit  gehörigen  Götter  in  Memphis  Zähne  und  Lippen 
des  schöpferischen  Mundes  geworden.  —  Vor  km  vermißt  man  die  Nennung  ,,des  Ptah".  — 

I  S.  ob.  S.  3. 


Kommentar.     Zeile  55  —  56. 


59 


ptü  als  unveränderliche  „Kopula"  zwischen  Prädikat  und  Subjekt  neben  dem  pluralischen 
ipw,  das  wir  vorher  als  selbständiges  pronominales  Subjekt  fanden,  hat  in  dem  Nominalsatz 
§  89  Anm.  I  zitierten  Beispiel  Pyr.  900  seine  Parallele.  —  In  r  pn  „dieser  Mund"  liegt  wieder 
derselbe  Gebrauch  des  vorausweisenden  Demonstrativs  mit  folgendem  Relativsatz  vor,  den 
wir  zuletzt   in   53   (S.  53)   antrafen. 

e)  Der  ,,Mund,  der  alle  Dinge  benannte"  i^m^t  rn  wörtlich  ebenso  in  den  Thronbesteigungs- 
texten von  Derelbahri  Urk.  IV,  260/261),  das  Organ  des  Weltschöpfers,  mit  dem  er  nach  mem- 
phitischer  Lehre  die  Schöpfung  vollbrachte,  ist  identisch  mit  dem  Munde,  aus  dem  Schu 
und  Tefnut  kamen,  das  erste  Paar,  mit  dem  die  natürliche  Fortpflanzung  durch  Vereinigung 
von  Mann  und  Weib  begann.  Die  von  Atum  durch  Onanieren  in  der  Vereinigung  von  Samen 
und  Händen  bzw.  Fingern  erzeugten  Kinder  sollten  von  ihm  durch  Ausspeien  geboren  worden 
sein.  Hier  ist  es  nun  der  Mund  des  Weltschöpfers  Ptali,  aus  dem  sie  gekommen  sein  sollen. 
Auf  ihn  ist  also  die  Rolle  des  Atum  ebenso  übergegangen  wie  die  der  heliopolitanischen 
Neunheit  auf  die  memphitische.  Und  so  lesen  wir  denn  in  dem  Berliner  Ptah-Hymnus 
von    dem   zum   Sonnengott    gemachten    Ptah:       "^  _A   |  |  ]  rf)  I  ^,  '^—   ''^"^  ^'^  Ix  ^^'^'^ 

,,aus  dessen  Munde  die  Götter,  aus  dessen  Auge  (Ägypten)  die  Menschen  hervorgingen",  Berl.  ■ 
P.  3049,  2,  6.  Die  Frage  kann  dabei  sein,  ob  nicht  auch  hier  die  rohe  körperliche  Vorstellung  von 
dem  Hervorkommen   aus   dem    Munde   durch   Ausspeien   schon   in  die  geistigere  Auffassung 
der   memphitischen    Lehre   umgebogen   war,    nach   der   an   die  Stelle   des   Speichels   das   ge- 
sprochene Wort  treten  mußte. 

56.  Erschaffung  der  äußeren  Sinne  und  ihre  Unterstellung  unter  Herz  und  Zunge 

TE  r  m  a  n  '  s  C  m.  n). 

^^ Die  Götternetmheit  schtif  das  Sehen  der  Augen,  das  Hören  der  Ohren,  das  Luftatmen 
der  Nase  ^,  {damit)  sie  Meldtcng  erstatten  dem  Herzen  ^.  Es  {das  Herz)  ist  es,  das  jede  Erkenntnis 
hervor-  bzw.  emporkommen  läßt^ ,  die  Zunge  ist  es,  die  wiederholt,  was  vom  Herzen  gedacht  isf^. 

a)  ms'-n  psd.t  könnte  grammatisch  wohl  ,,sie  gebaren  die  Götterneunheit"  bedeuten,  der 
Auffassung  Er  man' s  entsprechend,  sei  es,  daß  das  Subjektspronomen /«  als  selbstverständlich 
ausgelassen  wäre  (vgl.  Lesestücke  72,  20.  Urk.  IV,  346,  5)  oder  das  von  mirAZ  44,  85  bespro- 
chene Demonstrativum  nj  vorläge,  wobei  dann  allerdings  das  nur  ungern  zu  entbehrende 
sdm-n-f  sich  in  ein  sdm-f  v^erwandeln  würde.  Sachlich  ist  Erman's  Auflassung  aber  bedenk- 
lich, weil  dabei  unter  der  ,, Neunheit"  nur  die  6  letzten,  auf  Schu  und  Tefnut  folgenden  Glieder 
der  Gesellschaft  verstanden  wären.  Vor  allem  aber  würde  dann  dem  Folgenden  jede  Ver- 
bindung mit  dem,  was  vorherging,  fehlen.  Aus  allen  diesen  Gründen  ist  gewiß  Breasted's 
Auffassung  ,,die  Neunheit  schuf  das  Sehen  usw."  der  Vorzug  zu  geben.  —  mü  ,, sehen", 
sdm   ,, hören",   sin  ,, einatmen",   das  altes    II  /i/^./"  m  junger  Orthographie  mit  q  statt  AA/v^^A 

wiedergibt^  sind  nominal  gebrauchte  Infinitive,  denen  ihr  logisches  Subjekt  als  Genitiv  bei- 
gefügt  ist. 


Vgl.  die  später  übliche  Orthographie  von  ssn  11^  Urk.  II,  41,  3,  die  unser  Stein  in  64  für  altes  snin  hat. 


8* 


5o  I-    Ds*   Denkmal   memphitischer  Theologie. 

b)  s'r-sn  hr  ib  , .damit  (oder:  und)  sie  melden  dem  Herzen".  Der  gleiche  Gebrauch  von 
y  V  ohne  Objekt  und  mit  hr  in  dem  Thronbesteigungstext  von  Derelbahri  Urk.  IV,  257  {r  s'r.t 
hr  nsw.i  „um  dem  König  es  zu  melden").    Die  Sinne  als  Zuträger  des  Herzens. 

c)  prj  wird  hier,  wie  in  alter  Zeit  meistens,  noch  die  Bedeutung  des  Emporsteigens  haben, 
wofern  von  dem  Wege  des  Gedankens  vom  Herzen  zur  Zunge  die  Rede  ist.  Gardiner  wollte 
in  der  Verbindung  rdj  prj  vielmehr  einen  Ausdruck  für  ,, hervorbringen",  ,, produzieren" 
sehen,  dem  er  das  whm  der  Zunge  als  ,, reproduzieren"  gegenüberstellen  wollte.  —  'rkj.t  wird 
als  Ableitung  von  'rk  ,, erkennen"  eher  ,, Erkenntnis"  (im  Gegensatz  zur  \\'ahrnehmung)  als 
,, Beschluß",  wie  Erman  meinte  (im  Ag.  \Vb.  I,  212  ..Entschluß"),  bedeuten.  Das  letztere 
dürfte  auch  in  sachlicher  Hinsicht  zu  eng  gefaßt  sein. 

d)  whm  ,, wiederholen"  (seil,  die  Gedanken)  ist  ein  so  üblicher  Ausdruck  für  die  Tätigkeit 
der  Zunge,  daß  es  später  geradezu  die  Bedeutung  des  Berichtens  bekommen  hat  und  die  Zunge 
selbst  I  ^\  T7  whm  ,, Wiederholer",  ,, Berichterstatter"  genannt  wird.  —  Bei  kii.t  könnte 
man,  da  das  Denken  dem  ,, Wiederholen"  vorausgehen  muß.  wieder  daran  denken,  die  Gemination 
als  Kennzeichen  einer  imperfektischen  Verbalform  (Relativform  des  sdm-f)  zu  beanstanden. 

Vgl.  aber  ^^^^^^^^'^  l  w  '-'  V  ^         ^s.  ^ "^  ,,was  von  meinem  Herzen  erdacht  war,  war 

was  durch  meine  Hand  geschah  '  LD  H,  136h,  5/6  (^  Lesestücke  83,  23);  m    v  ^^'^^^ 

"^v^^^^  I  Sr  "^^  8^^^  keine  Verminderung  für  das,  was  von  meinem  Herzen  erdacht  war" 
Rifeh  7,  34.  Vielleicht  haben  wir  es  hier,  wie  in  der  Übersetzung  angedeutet,  mit  einem  alten 
Part.  pass.  perf.  zu  tun.  das  nach  Art  von  Verbum  H,    §  932   und  der  ib.  §  927  be- 

sprochenen Formen  von  alten  Verbis  HI.  inf.,  die  in  geschichtlicher  Zeit  schon  2  rad.  geworden 
sind  (wie  ^°1  ,  [  ^^^),  die  Gemination  zeigte.  Hingegen  spricht  die  geminationslose  Form 
V'ci^,  die  im  nächsten  Abschnitt  (Anfang  von  57)  dem  kii.t  gegenübersteht,  dafür,  daß  dort 
jedenfalls  nur  kiJ  stehen  sollte  (s.  daselbst). 

56.  57.ZusammenfassungdervorhergehendenSchöpfungsgeschichte[;^Erman'sCo). 

5^  Und  so  wurden  alle  Götter  erschaffen,  Atum  und  seine  Götterneunheit^.  Es  entstand 
aber  jedes  Gotteswort  durch  das,    was  vom  Herzen  gedacht,   57  von  der  Zunge  bejohlen  war^. 

a)  Die  Erzählungspartikel  sw  leitet  hier  und  in  den  folgenden  Abschnitten  einen  .Satz 
in  der  Form  des  ..endungslosen"  Passivs  ein.  Es  liegt  kein  Grund  vor,  das  Wort  hier  mit  Erman 
für  das  Subjekt  eines  Nominalsatzes  zu  nehmen  an  Stelle  eines  korrekten  1  ^^  oder  '^  ,  das 
unser  Text  noch  eben  ganz  richtig  gebraucht  hat.  Der  Satz  faßt  zusammen,  was  in  53 — 55 
über  die  Entstehung  der  Götter  gesagt  war.  —  Zu  {)sk  ,,und"  s.  ob.  S.  52/53. 

b)  Wie  in  55  wird  auch  hier  der  mit  hpr-n  is  beginnende  Satz  eine  Art  Nebenbemerkung 
enthalten.  Diese  wird  sich,  da  vorher  von  den  Göttern  die  Rede  war,  auf  das  beziehen,  was 
in  den  vorhergehenden  Abschnitten  sonst  an  Dingen,  die  die  Götter  persönlich  nicht  an- 
gingen, erzählt  war,  also  die  Regelung  der  Tätigkeit  der  Sinne,  ihre  Abhängigkeit  von  Herz 
und  Zunge,  und  deren  göttliche  Macht  in  allen  Lebewesen.  Diese  göttliche  Ordnung  wird  hier 
unter  dem  rätselvollen  Ausdruck  mdw  ntr  ,, Gottesworte"  gemeint  sein.  Die  Personen  der 
Götter  und  die   ,, Gottesworte"  oder  göttlichen  Gesetze,   wie  man  sie  nennen   könnte,   stehen 


Kommentar.     Zeile   56 — 57.  5l 

sich  hier  einander  ergänzend  gegenüber.  —  Das  m  kii.i  hitj,  das  hier  wieder  mit  Gemination 
des  5  auftritt,  verlockt  geradezu  zum  Vergleich  mit  dem  später  so  häufigen  Ausdruck  ^.  '^^ 
"^V  I J;^  „nach  seinem  eigenen  Gedanken"  (Urk.  IV,  637),  der  sogar  oft  ganz  ohne  "^  ge- 
schrieben wird:  ^^  ^  'ö'(j  ,,nach  meinem  (eigenen)  Gedanken"  Urk.  IV,  406  (s.  Breasted, 
Proc.  Soc.  bibl.  arch.  23,  257).  Ebenso  ist  das  parallele  tn  ivd.t  ein  gerade  in  alter  Zeit  recht  ge- 
bräuchlicher Ausdruck  für  ,, auf  Befehl  (von)";  vgl.  Pyr.  363 d.  760c.  888c.  1459.  1804b.  2148c. 
Im  Grunde  werden  beide  Wörter  ki.t  und  tüd.t  Partizipia  pass.  perf.  sein,  so  daß  die  oben  im 
Text  gegebene  Übersetzung  nicht  der  Berechtigung  ermangelt.  Daß  hier  aber  die  Gemination 
bei  y^55.^  ebensowenig  richtig  ist  wie  in  54,  macht  die  parallele  Form  wd.t  wohl  zur  Gewißheit, 
an  deren  .Stelle  sonst  ruhig  das  oben  S.  60  zitierte  wdd.t  hätte  stehen  können.  —  In  der  alten 
Handschrift  werden  die  beiden  von  m  abhängigen  parallelen  Ausdrücke  gewiß  wieder  in 
gespaltener  Kolumne  nebeneinander  gestanden  haben.  .Statt  "^^  mag  entsprechend  dem  rein 
ideographisch  geschriebenen  ^~^  ,  wie  Er  man  schon  für  die  früheren  Fälle  seines  Vorkommens 
vermutete,  nur  O  gestanden  haben. 

57.  Folgen  der  Schöpfung:  -Schaffung  der  Nahrung  produzierenden  Kräfte 

(E  r  m  a  n '  s  C  p) . 


ciQ  o  ,B^  ö    o 


A^«Vv^A 


57  Und  SO  werden  die  ki -Geister  gemacht  und  die  hmsivt-Geister  bestimmt'^,  die  alle  A^aJvnmg 
■und  alle  Speise  machen^,  durch  diese  Rede,  (.die  vom  Herzen  gedacht  und  durch  die  Zunge 
hervorgekommen  isfy  '^. 

a)  nicht  Part.  act.  imperf.,  wieE  rman  (S.  949)  dachte,  das  unserText  noch  <=>  schreibt, 

und  das  hier  der  Bedeutung  nach  kaum  passen  würde,  sondern  das  ,, endungslose"  Passiv, 
das  im  AR  korrekt  ^s^  oder  voller  ^s:^^  geschrieben  wird;  ebenso  nachher  gegen  Ende  der 


Zeile.    Unser  Text  schreibt  statt  <s=-  auch  im  Infinitiv  <=>  ebenda.    Die  folgenden  Sätze 

machen  es  wahrscheinlich,  daß  man  das  Passiv  hier  wie  dort  imperfektisch  aufzufassen  hat. 
Es  handelt  sich  in  allen  diesen  Sätzen  nicht  um  die  einmalige  Erschaffung,  die  wohl  durch  ml 
ausgedrückt  sein  würde,  sondern  um  den  fortdauernden  Gang  der  Weltordnung.  —  mtn.zv, 
das,  wie  schon  Erman  vermutete,  parallel  dazu  steht,  enthält  das  Verbum  v\  ],  das  später 

^^^  ö"^  geschrieben  wird  und  etwa  , .bestimmen  (zu  etwas)"  bedeuten  muß:  ,,ich  bin  ein 
König,  derausdem  Mutterleibe  kam"  .%sJ  '^  ö\.  ^  ?J  „bestimmt  zum  Herrscher"  Pianchii; 
^^^g^^^^lj'^y  ^g^0||,  ,,er  (der  König)  bestimmte  mich  für  {tiv  für  r)  das  große  Amt 
eines   Propheten   [der  xA.rsinoe]"  Brugsch,  Thes.  V,  908;  von  den  beiden  Klageweibern  im 

Osiriskult  heißt  es:  k  "  ö(2  1^  |  "^1  0  ^  ?<=>  "^ '^  P  ^<="ilS  Jl  ü  S  S  -'^' 
Name  ist  eintätowiert  auf  ihren  Oberarmen  als  Isis  und  Nephthys"  Festgesänge,  Titel  4.  Für 
unsere  Stelle  speziell  ist  in  mehr  als  einer  Beziehung  wegen  des  Zusammenhanges  bemer- 
kenswert  das  alte  Beispiel  Pyr.  2040:  i^O|— ^^IJCn^UUU^^K^-] 


I  Das  Q  nw  hat  eine  etwas  ungewöhnliche  Form  (höher  und  schlanker  als  in  alter  Zeit).  Daher  ist 
es  bisher  nicht  erkannt  worden.  Genau  dieselbe  Form  in  kd  23.  45  und  eine  ähnliche  in  ssmv  „einatmen" 
56,   nw   ,,von"   63. 


02  I-    Das   Denkmal   memphitischer  Theologie. 

n  [^  jj  .,N.  erläßt  Befehle,  N.  verleiht  Eigenschaften  (Titel,  Würden  ?),  N.  bestimmt  Stellen  (d.  i. 
Rangstellen  bei  Hofe)";  s.  hierzu  noch  unten.  Die  Schreibung  bei  uns  mit  ^^  statt  eines  \  wie 
in  diesem  Beispiel  (und  sonst  bei  /«),  ist  wohl  durch  ^  |  |  ;;///'  beeinflußt.  —  Die  bei  uns  im 
Parallelismus  zu/eB.zv  genannten  Wesen,  deren  Name  mit  altertümlichen  Formen  des  Wappens 
des  Gaues  von  Sais  (Schild  mit  2  gekreuzten  Pfeilen)  geschrieben  zu  werden  pflegt,  heißen 
Pyr.  396a  1^"^^  '^  l><f  /^weei/./  im  Sing.;  eine  unserer  Schreibung  hmsio.t  entsprechende 
Form  findet  sich  aber  nach  Mitteilung  von  Gardiner  in  einem  Suchos-Hymnus,  der  zu  dem 
Ramesseum-Papyrusfunde  des  MR  gehört.  Dort  heißt  der  Gott:  rs=n  "^tD  '-'  ^i'Ä^j^P^ 
*0    ^('==u)       /'^l'  y'^^^  ,, das  Gold  (d.  i.  der  Erlesenste)  der  Männer,  der  Stier  der  Hat- 

horen,  der  Bock,  der  die  Scheide  seiner  hmstv.t-YxKXi&n  befruchtet".    Betreffs   unserer  Stelle 


^ 
P 


könnte  man  denken,  daß  die  alte  Handschrift  1  V>  als  zusammengeschobene  Schreibung  für 
gehabt  habe,  wie  das  in  den  Pyr.  mehrfach  gut  belegt  ist  und  durchaus  den  alten  Schreib- 
sitten entspricht  (s.  Pyr.  IV,  §  17).  Die /^5.7ü  sind  die  männlichen,  die //wjüi.w/",  wie  man  wohl 
zu  lesen  hat,  die  weiblichen  Geister,  die,  ihre  Hieroglyphe  [_J  bzw.  ^<r  auf  dem  Kopf  tragend, 
in  den  Tempelbildern  das  neugeborene  Gotteskind  bzw.  den  König  warten;  vgl.  Nav.,  Deir- 
elbahari  H,  47.  53.  LD  III,  75a.  IV,  59c.  Text  II,  244.  (Auch  an  der  oben  zitierten  Stelle 
Pyr.  396  ist  unmittelbar  \orher  von  der  Geburt  des  toten  Königs  die  Rede.)  Später  gelten  diese 
ki\%ü,  wo  sie  in  der  Zahl  von  14  auftreten,  alle  zusammen  als  die  kB'?,  des  Re'^,  d.  h.  als 
die  Eigenschaften  des  Sonnengottes,  unter  denen  Wille  {hw)  und  Verstand  {sjB'),  Sehen  (y>) 
und  Hören  {sdni)  Paare  sind,  die  besonders  oft  und  seit  alter  Zeit  als  Götter  personifiziert 
auftreten^.  In  den  letztgenannten  finden  wir  zwei  von  den  äußeren  Sinnen,  von  deren 
Erschaffung  in  56  die  Rede  war,  in  den  ersteren  aber  die  inneren  -Sinne,  deren  Sitz  die 
beiden  alles  regierenden  Organe  Herz  und  Zunge  sind  und  deren  Personifikationen  Hiv  und 
0/5  Gardiner  geradezu  als  heliopolitanische  Vorbilder  der  göttlichen  Rolle  ansehen  will, 
die  diese  Organe  nach  unserem  Texte  in  der  memphitischen  Lehre  spielten.  So  läßt  sich  zwi- 
schen unserer  Stelle  und  dem,  was  vorhergeht,  wohl  eine  Brücke  schlagen.  Für  den  Zusammen- 
hang zwischen  kB.iv  und  livtzvs.-wt  bedeutsam  erscheint  ein  eigenartiges  Denkmal,  das  das 
Pelizäus- Museum  in  Hildesheim  besitzt,  und  das  ich  mit  freundlicher  Erlaubnis  der  Museums- 
verwaltung hierneben  nach  einer  Aufnahme  von  O.  Rüben  söhn  abbilden  darf:  ein  Stein 
von  29  cm  Höhe  im  Stil  der  saitischen  Zeit,  aus  dem  damals  so  beliebten  grünen  Material 
vom  Wadi  Hammamat,  in  der  Form  des  Zeichens,  das  die  hmtvs.t  kennzeichnet,  bekrönt  mit 
einem  Stierkopf  und  mit  der  zu  diesem  gehörigen  Aufschrift  fi  ^^ .,  d.  i.  der  Name  der  Per- 


1  So? 

2  Brugsch,  Wörterb.  Suppl.  997.  v.  Bissing,  Sitz.-Ber.  Münch.  Akad.  1911,  5.  Abb.,  Note  8.  Gar- 
(lincr,  Proc.  Soc.  bibl.  arch.  38,  95.  Vgl.  auch  Dum.,  Temp.-Inschr.  I,  29,  wo  von  Re  und  ..seinen  14  k^^", 
und  V.  Bergmann,   Hierogl.   Inschr.   Taf.  ^iZ^  3^   ^o  von   ..den   14"   die  Rede  ist. 

3  Zu  hw  und  sj^  s.  Gardiner,  Proc.  Soc.  bibl.  arch.  38,  43  ff .  83  ff.  39,  i38ff.  —  Zu  jr  und  sdm, 
von  denen    das   letztere    ebenso  wie  sj^    in   Gardiner 's   Liste   der   14  j^i^'s   fehlt    (statt    ihrer  hat   diese   Liste 

□   und  i^')   und  das  erstere  daher  von  ihm  verkannt  worden  ist   (er  übersetzte  das  .o>-  mit  ..Tun);    s.  Sethe, 


Verbum  I,    §   359.    Trans.    Soc,  bibl.   arch.  3,    Taf.   i.    Festgesänge   der   Isis   und   Nephthys  9-  'S   (  ^^    W)    ^'^ 
eine  Person). 


Koniuicntar.     Zeile   57. 


63 


sonifikation  des  ,, Willens"  (Gardiner:  autoritative  uttcrance),  von  der  oben  die  Rede  war.  Ein 
gleicher  Stein  ist,  worauf  Roeder  hinwies,  auch  auf  dem  Schrein  von  Saft  el  Henne  (Nävi He, 
Goshen  pl.  6,  5  =  Roeder,  Naos  Taf.  24)  abgebildet  mit  der  Angabe  ,,Höhe  5  Palmen" 
(=  37  V 2  c""")'  '^'°''  einer  Statuette  desselben  Gottes  fi  ^  stehend,  zusammen  mit  6  anderen  der- 
artigen Steinen,  die  die  Köpfe  anderer  Tiere  tragen  und  gleichfalls  vor  je  einer  dazu  gehörigen 
Götterstatuette  stehen.  Unter  diesen  6  Gottheiten  ist  aber  nur  ein  Gott,  der  ebenfalls  zu  den 
,,14  ki.w  des  Re'"  gehört,  nämlich  .^^a*^^  5/5,  der  Partner  des  Hw\  sein  Stein  trägt  den  Kopf 
eines  Schakals.  Die  anderen  Gottheiten  sind  .  .  .,  (5//^.^  ,,Falkin"  (Falkenweibchen  mit  Löwenkopf), 
wr-hki  ,,der  Zauberreiche"  (Seth),  Hor-Schu  (Bes),  Thoth.  Welchen  Sinn  diese  Steine  hatten, 
und  wie  es  kommt,  daß  auch  männliche  Gottheiten  einen  solchen  Stein  besaßen,  bleibt  vorläufig 
ganz  rätselhaft.  In  den  Tempeln  der  griech.-röm.  Zeit,  wo  die 
hmws .zvt  geradezu  als  weibliche  Äquivalente  der  14  ki.iv  be- 


handelt erscheinen   (z.  B.  ,,die 


des  Hl 


lü 


,,die 


des 


Hki"  usw.),  pflegen  es  Frauen  zu  sein,  die,  mit  dem  Zeichen 
geschmückt,  als  sog.  5'a/) 2  Speisen  und  andere  Dinge  zum  Gotte 
bringen  (vgl.  Dum.,  Geogr.  Inschr.  IV,  131  ff.).  Dem  entspricht 
auch  die  Rolle,  die  ki.iv  und  limivs.iüt  bei  uns  spielen  (s.  u.). 
Wenn  das  Wort  limws.t  oder  linis.t  mit  dem  Wortstamm  /it/isw 
{hf?is)  ,, sitzen"  zusammenhängen  sollte,  was  nicht  unwahr- 
scheinlich  ist,   so   wird   man   sich   der  oben  angeführten  Stelle 

)  der 
r  r  jj  ,, Sitze"  dem  ,, Verleihen"  {n/ib)  der  [_JLJLJ  ..Geister"  (  = 
Würden)  gegenüberstand,  zumal  wenn  man  bedenkt,  daß  einer- 
seits ti?  IcüM^    ,,Sitz"    als  Synonym   von    rl ,    wo   von  dem 

,, Vorrücken   des  Sitzes"  ^  ,, befördern"   die  Rede  ist,   wirklich 
vorkommt  (Lesestücke  74,   18)  und  andererseits  neben  "^ziy 

U    ,,der,  dessen  Eigenschaft  (Geltung,  Rang)  der  Herr  der 
beiden  Länder  gemacht  hat"  als  Synonym  ein  T\  X  =1 — I 

Steht.  Sollten  die  kS.iv  und  die  hinws.wt  etwa  die  Eigenschaften, 

Würden,  Ämter,  Funktionen  im  öffentlichen  Leben  verkörpern,  die  die  Produktion  der  ma- 
teriellen Güter  besorgen,  veranlassen,  überwachen  ?  —  In  der  alten  Handschrift  werden  die 
Worte  ir  ki.w  und  mtn.iv  (oder  mtn.w,  wie  dort  geschrieben  sein  mußte)  hm{w)sw.t  voraus- 
sichtlich  wieder  in  gespaltene   Kolumne  nebeneinander  gestanden   haben. 

b)  Das  Part.  act.  imperf.  irr  ist  gemeinsamer  Relativsatz  zu  ki.iü  und  zu  hmws.wt,  in 
mask.  Form  nach  Verbum  11,  §739-  Es  bezeichnet  die  schaffende  Tätigkeit  der  genannten 
Wesen  als  ständig  fortdauernd  oder  sich  wiederholend.  —  Die  parallelen  Ausdrücke  dfi.tv  nb 
,,alle  Nahrung"  und  litp.t  iib  ,,alle  Speise"  wird  man  sich  in  der  Urhandschrift  wieder  neben- 
einandergestellt zu  denken  haben  wie  in  58.  Dann  würden  die  dfi.w  als  Werk  der  ki.tv, 
die  htp.t  als  Werk  der  kfnws.ivt  hingestellt  sein.  Daß  dabei  Übereinstimmung  im  grammati- 
schen Geschlecht  zwischen  den  schaffenden  Wesen  und  ihren  Schöpfungsprodukten  bestände, 
ist   gewiß  beachtenswert   und   kein  Zufall.  —  Die  Beziehung  zwischen  den  ki.w  und  hmws.wt 


Stein  in  Hildesheim. 


54  f-    Das    Denkmal   memphitischer  Theologie. 

einerseits  und  der  menschlichen  Nahrung  andererseits  tritt  auch  sonst  vielfach  hervor,  nicht  bloß  in 
der  Rolle  der  sapi-¥rauen  in  den  Tempelinschriften  der  griech.-röm.  Zeit,  sondern  auch  in 
der  augenscheinlich  ziemlich  früh  schon  erfolgten  Umwandlung  des  ursprünglich  rein  geistigen 
Gottes  //7V  ,, Wille"  in  einen  ganz  materiellen  Gott  der  ,, Nahrung",  die  selbst  später  ganz  ge- 
wöhnlich Äw  genannt  wird.  Auch  die  gleiche  Bedeutung,  die  das  Wort  ^i.w  ,,die  Geister" 
früh  bekommen  hat  vmd  von  der  ausgehend  man  für  den  kB  die  Grundbedeutung  ,, Lebens- 
kraft" hat  statuieren  wollen  (gewiß  nicht  mit  Recht),  wird  damit  zusammenhängen.  Die 
schöpferischen  Eigenschaften  (^B.w)  des  Sonnengottes,  die  dem  Menschen  die  Nahrung  in 
Flur  und  Feld,  im  Wasser  und  in  der  Luft  zuwachsen  lassen,  sind  materialisiert  und  ihren 
Schöpfungen  gleichgesetzt  worden. 

c)  -m  nid.t  t7i  , .durch  diese  Rede",  gewiß  nicht  zum  Relativsatz  gehörig,  sondern  zu  dem 
Hauptsatz  sw  ir  k3.w  usw.  —  /nd.f  in  alter  Zeit  selten  (Pyr.  6iia  =  646c.  Urk.  I,  78.  123), 
z.  T.  in  der  speziellen  Bedeutung  ,, Wortlaut",  ,, Inhalt"  eines  Briefes  u.  ä.  (Urk.  I  128.  Weill, 
Decrets  royaux  pl.  i,  43).  Das  Gewöhnliche  ist  damals  durchaus  das  mask.  tndw.  —  Das 
Demonstrativum  wird,  zumal  nichts  vorherging,  worauf  es  sich  beziehen  könnte,  wieder  vor- 
ausweisend sein  und  einen  nachfolgenden  Relativsatz  erfordern,  der  zusammen  mit  dem  Anfang 
des  nächsten  Satzes  ausgefallen  ist.  Als  Wortlaut  für  diesen  verlorenen  Relativsatz  bietet 
sich  das  \ I  ^(,  ^.  t«.  "^^^^  ls\.  \\  "'^'^  ^'o™  Herzen  gedacht  war  und  durch  die  Zunge  hervor- 
kam" von  58  als  in  jeder  Beziehung  passend  an. 


57.  Folgen  der  .Schöpfung:  Schaffung  des  Rechtes  (Erman's  Cp). 

57<s>-   ^<c=.Ä'      "l-^/A'©  <^      c:.D 


^-i  l^An>^-d®J.x 


^1  iUiid  SO  wird  Recht  gegeben  dem;,  der  tut,  tvas  geliebt  wird,  <^Unrecht  gegeben  denty,  der 
tttt,  was  gehaßt  zvird^.  Und  so  zvird  Leben  gegeben  dem  Friedfertigen,  Tod  gegeben  de?/t  Ver- 
brecher ^\ 

a)  ,,W^as  geliebt  wird,  tim"  und  ,,was  gehaßt  wird,  tun"  sind  Ausdrücke,  die  sonst  wohl 
überall  eine  moralische  Bedeutung  haben.  Was  die  Menschen  lieben  und  was  die  Götter  (Leid. 
V.  4  =  Lesestücke  72,  21)  oder  auch  die  Menschen  (z.  B.  LD  HI,  13c,  2)  hassen,  ist  das  Gute 
imd  das  Böse,  das  der  Mensch  tun  bzw.  nicht  tun  soll.  Daß  die  Ausdrücke  auch  hier  nicht 
anders  aufzufassen  sind  und  eine  Deutung,  wie  sie  Er  man  vorschlug,  Schaffung  von  Glück 
und  Unglück,  nicht  in  Frage  kommen  kann,  auch  wenn  das  grammatisch  und  inhaltlich  in 
den  Zusammenhang  paßte,  zeigt  der  folgende  Satz,  der  ganz  Entsprechendes  enthält.  Der 
hrj  htp  ,,der  Friedfertige",  d.  h.  gesetzlich  lebende  Mensch,  und  der  hrj  Ijbn.t  ,,der  Verbrecher" 
sind  dem  bei  uns  genannten  ,,der  das,  was  geliebt  wird,  tut"  und  ,,der  das,  was  gehaßt  wird, 
tut"  auf  das  Naheste  verwandt.  Wir  haben  es  hier  ohne  Zweifel  mit  dem  Schluß  eines  Satzes 
zu  tun,  dessen  Vorderteil  mit  dem  Schluß  des  vorhergehenden  Satzes  zusammen  ausgefallen 
ist  und  der  ähnliches  aussprach  wie  jener  folgende  Satz,  der  die  Belohnung  des  Guten  und  die 
Bestrafung  des  Bösewichts  ausspricht.  Als  Ergänzung  für  diesen  verlorenen  Satzanfang  möchte 
ich  im  Hinblick  aufstellen  wie  Totb.  Nav.  17,  6  =  Urk.  V,   57,  7/8  (vgl.  Urk.  IV.  492  nach 


Cü    -*«w- 


Kommentar.     Zeile   57.  a  ^ 

Devaud  ÄZ  50,  130):  J^^^[lp=^^Y_2^j7  —  .^_5^_^-^  „ergibt 

Unrecht  dem,   der  es  tut,    Recht  dem,  der  mit   ihm   kommt"  vorschlagen:    1%. 

,,und  so  wird  Recht  gegeben  dem,  der  tut,  was  geliebt  wird  (seil,  von  den  Menschen),  Un- 
recht gegeben  dem,  der  tut,  was  gehaßt  wird  (seil,  von  den  Göttern)".  Bei  dieser  Ergänzung 
würde  sich  der  Textausfall  hinter  7nd.t  tn  ,, diese  Rede",  in  alter  Orthographie  mit     ^"^    statt 

,  aus  einem  Homoioteleuton  erklären.  Daß  das  zu  den  beiden  parallelen,  in  gespaltener 
Kolumne  nebeneinanderstehenden  Ausdrücken  gemeinsam  gehörende  <=>  nur  einmal  in  un- 
gespaltener Kolumne  dasteht,  hat  sein  Gegenstück  u.  a.  in  der  Schreibung  von  /tr  in  9  und  ist 
wohl  keineswegs  anstößig.  —  iTl  ll^t  dürfte  aus  einem  alten  |T|°'^  ^  msdd.t  verderbt  sein, 
einer  Schreibung,  die  dem  öfter  belegten  |^^\  wdd.t  (Verbum  II,  §  927,  i)  entspräche  und 
nach  Pyr.  IV,   §  22  zu  erklären  wäre. 

b)  Die  beiden  in  der  Kolumne  nebeneinanderstehenden  A  darf  man  nicht  mit  Er  man 
zusammen  als  geminierendes  Part.  act.  impf,  (wie  in  56)  lesen,  dasErman  als  parallel  zu 
dem  von  ihm  nicht  richtig  erkannten  <==>  auffassen  wollte,  sondern  siegehören  zu  den  beiden  Teilen 
der  gespaltenen  Kolumne,  gerade  wie  das  doppelte  f  in  9,  q  in  4.  64,  W  in  53.  54.  —  Die  Aus- 
drücke hrj  htp  und  hrj  hbn.t  ,, einer,  der  unter  Frieden  bzw.  Verbrechen  ist"  für  der  es  hat 
oder  bringt,  erinnern  an  das  ,,der  unter  ihm  (d.  h.  mit  dem  Recht)  kommt"  der  oben  zu  a  zi- 
tierten Totenbuchstelle.  Zu  krj  hbft  J  ^ndet  sich  als  Synonym  sonst  hbn.tjVix'k.  IV,  969,  4.  1109,  3. 

57.  58.   Folgen   der   Schöpfung:    Verrichtung  der   körperlichen  Arbeiten 
der  Menschen   auf  Befehl  von   Herz  und  Zunge   (Erman's  Cq). 


I 

57  Und  so  zverden  getan  alle  Arbeiten  und  alle  Künste,  das  Handeln  der  Arme,  das  Gehen 

der  Beine,  5«  die  Beivegung  aller  Glieder^  gemäß  diesem  Befehl^,  der  vom  Herzen  gedacht  und 
durch   die  Zunge  hervorgekommen  isf^  und  der  die  Bedeutung  aller  Dinge  niacht^. 

a)  ""^^  ist  auch  hier  wie  vorher  Schreibung  für  das  -=3=-  der  normalen  Orthographie  des  AR, 
während  die  normale  Schreibung  der  ursprünglich  geminierenden  Formen  durch  ^^,  das  die 

Gemination  noch  zeigt,  vertreten  ist.  Demgemäß  enthält  sw  ir  wie  in  57  (S.  61)  das  endungs- 
lose Passiv,  'ir.t  '.wj  aher  den  Infinitiv  in  substantivischem  Gebrauch  mit  Genitiv  des  logischen 
Subjektes  wie  in  mii  ir.tj  usw.  von  56,  und  nicht  etwa  einen  Relg-tivsatz  zu  ki.t  nb  hm.t  nb, 
der  dann  ^^o  haben  müßte.  Der  Parallelismus  mit  sm{.t)  rö'.w/springt  ja  auch  in  die  Augen. 
Es  ist  wohl  denkbar,  daß  in  dem  alten  Text  die  parallelen  Wortpaare  ki.t  nb  und  hm.t  nb  und 
ebenso  ir.t ' .wj  und  sm{.t)  rd.wj  in  gespaltener  Kolumne  nebeneinander  standen,  das  letztere 
Paar  unter  Umständen  mit  nmnm  ' .t  nb  zusammen  in  dreigespaltener  Kolumne,  wie  das  im 
AR  auch  gelegentlich  vorkommt   (z.  B.   in  der  Inschrift  des  Nfib.w  in  Kairo).  —  Zu  nmnm 


I   Das  älteste  bekannte  Exemplar  des  Textes,   auf  dem  von   Budge  Hieratic  Papyri  Taf.  43—45  publi- 
zierten  Sarg  der  Königin   Mentuhotp  aus  dem  späten   MR.    hat    ^ q^_^   „gegeben  wird"   statt   ^ q  "^-»^  ' 

was   die  Ähnlichkeit  mit  unserer  Stelle  noch  erhöht. 

UAe  X,  i:  Sethe.  9 


55  I-    Das   Denkmal   memphitischer  Theologie. 

,,sich  bewegen"  (kopt.  .uon.wen)  vgl.  Pyr.  393b.  721b.  1120b.  1500b.  1771b.  2147a,  wo  es 
mehrmals  speziell  vom  Erdbeben  gebraucht  ist.  —  In  './  )ih  bedeutet  nb  wie  so  oft  am  Schluß 
solcher  Aufzählungen   ..alle  anderen". 

b)  Die  Worte  ^  I  ^  K.=^  I  s  bedürfen  zweifellos  der  Emendation.  Das  =«^^  i.st  ganz 
beziehungslos,  da  Ptah,  auf  den  man  es  allein  der  .Sache  nach  beziehen  könnte^,  viel  zu  weit 
entfernt  ist,  und  das  md.t  ist  zu  beanstanden,  weil  die  Redewendung  alt  stets  wd-mdiv  und 
nicht  tüd-mdJ  heißt.  Statt  des  ?i  am  Ende  ist  schließlich  ein  Demonstrativ,  und  zwar  das 
weibliche  ,  zu  erwarten,  das  nach  dem  Gebrauch  unseres  Textes  auf  den  nachfolgenden  Re- 

lativsatz  mit  seinen  weiblichen  Formen  vorauszuweisen  hatte.    Es  ist  gewiß  Q^^^^cz^ 

„dieser  Befehl"  zu  lesen,  eine  Verbindung,  die  uns  in  der  abgekürzten  alten  Orthographie  h 
in  dem  alten  Thronbesteigungstext  \  on  Derelbahri  wirklich  begegnet  (s.  ob.  S.  56,  Anm.  2). 
Die  Verderbnis  von  °^  zu  =^.==^  ist  ja  sehr  leicht  möglich  und  die  Versetzung  des  d  von  /;/ 
bei  der  ständigen  Verwechslung  von  i  c:^:^  gTj  und  \  sl)  '"  "^^^  späteren  Zeiten  nur  zu  be- 

greiflich. Die  alte  Orthographie  <^%.^°^  hat  unser  Text  noch  in  62  etwas  entstellt  bewahrt. 
Das  Fehlen  der  Femininalendung  bei  wdJ  hätte  in  54  sein  Seitenstück,  wo  wir,  wie 
übrigens  auch  in  der  eben  zitierten  Stelle  des  Thronbesteigungstextes  von  Derelbahri, 
il  statt  eines  korrekten  'i  |  lasen.  Vgl.  auch  sm.{.t)  in  57.  und  ssn{.t)  in  56,  nmt .w{f) 
in  6^,  usw.  ^    1 


c)  Hier  hat  der  dem  kii.t  \b  gegenüberstehende  Satz,  der  die  Zunge  betrifft,  eine  ab- 
weichende Fassung,  da  das  Wort  ivd  ,, befehlen"  schon  durch  das  wdJ-mdw  in  des  Haupt- 
satzes vorweggenommen  war.  Man  kann  daspyJ  w  ;//  wohl  am  besten  durch  ,, hervorgekommen 
durch  (oder:  über)   die  Zunge"  übersetzen. 

d)  Der  3.  Relati\satz  hat  imperf.  Form  und  gibt  eine  Wirkung  des  \'on  Herz  und  Zunge 
ausgehenden  Befehles  an,  die  sich  ständig  wiederholt,  die  etwas  diesem  Befehl  Eigentümliches 
darstellt.  —  \7nih,  sonst  von  Menschen  ,, Würde",  ,,Ehre",  ,, Wertschätzung"  bei  jemandem 
(z.  B.  Urk.  I,  21.  35.  51.  116  und  oft  in  der  Verbindung  ,,Herr  des  'mih"),  hier  von  Sachen, 
etwa  ,,Wert",   , »Geltung",   ,, Bedeutung". 

58 — 59.    Nach   Abschluß    der   .Schöpfung    wird    Ptah    feierlich    als   ihr   Urheber 
anerkannt   und   ist   selbst   mit  seinem   Werk  zufrieden    fErman's  Cr). 


^^ Es  geschah,  daß  gesagt  wurde  „der  den  Atum  machte  {d.  i.  erzeugte),  der  die  {anderen) 
Götter  entstehen  ließ"  von  Ptah^.  Ti-tnn  ist  er  ja,  der  die  Götter  schuft.  Alle  Dinge  sind  aus 
ihm  hervorgegangen'^  an  Ä^ahrung  und  Speise,  an  S9  A^ahrung  der  Götter  und  an  allen  {anderen) 


1  Auf  die  Zunge,  wie  Erman  meinte,  kann  es  nicht  gehen,  da  diese  nachher  in  dem  Relativ.satz  genannt 
ist.  Auch  ist  das  hv  am  Satzanfang,  das  Erman  gleichfalls  auf  die  Zunge  deuten  wollte,  ja  offenbar  die 
Erzählungspartikel  und  nichts  anderes. 


Kommentar.     Zeile    57  —  58.  f^j 

guten  Dingen'^.  Und  so  itmrde  gefunden  und  verstanden,  daß  seine  Kraft  größer  sei  als  die 
der  (anderen)  Götter^.  Und  so  ward  Pta/i  zufrieden,  nachdem  er  alle  Dinge  und  alle  Gottesworle 
gemacJit  hatte^. 

a)  Er  man  wollte  das  Q.Mi  Ijpr-n  folgende  dd  ir  als  eine  Umschreibung  für  die  sdni-f-Vorm 
von  dd  ,,sa.gen"  auffassen:  ,,es  geschah,  daßAtum  sagte".  Eine  solche  Umschreibung,  die  gram- 
matisch ganz  unbegreiflich  wäre,  gibt  es  aber  nicht.  Die  von  Er  man  Gramm. •■*  §360  und 
Sitz.-Ber.  Berl.  Akad.  igi2,  934  unter  P'  dafür  angeführten  Beispiele  lassen  sich  ebenso  wie  die 
Gramm. ^  §  186,  3  zusammengestellten  Beispiele  von  Substantiven,  die  anscheinend  mit  einem 
solchen  Hilfszeitwort  <2=-  gebildet  sind,  in  anderer,  den  Regeln  der  Sprache  entsprechender 
Weise  erklären'.  In  Wahrheit  bilden  die  Worte  hy  Itni.w  und  slipr  ntr.xü  zwei  parallele  Glieder, 
Beiworte  des  Ptah,  dieObjekt  des  wahrscheinlich  infiniti\ischen  dd  sind.  Das  erste  entspricht 
der  Bezeichnung  ,,der  Vater,  der  den  Atum  machte",  die  Ptah  in  50a  erhielt,  das  andere  den 
S.  49  besprochenen  Prädikaten,  die  ihn  als  Schöpfer  der  Götter  bezeichneten,  und  dem  ;/// 
ntr.iv  des  gleich  folgenden  Begründungssatzes.  Wie  weiterhin  (s.  unter  e)  hat  die  Nennung 
der  Götter  hier  die  Bedeutung  ,,die  anderen  Götter". 

b)  I  n  "v^  wird  für  (1  l  D  %>>  stehen,  wie  i'^z:^  für  0  l'=;i=^.  Dieses  is  piv  gehiirt  an  die  zweite 
-Stelle  im  .Satz.  Daher  muß  das  vorhergehende  Ti-tnn  von  dem  Namen  Ptah,  mit  dem  der  vor- 
hergehende Satz  schloß,  getrennt  werden.  Dagegen  bestehen  auch  wohl  keine  Bedenken,  da 
der  Text,  soweit  er  uns  erhalten  ist,  überhaupt  nirgends  die  später  übliche  Verbindung  Ptah- 
Ti-tnn  aufweist,  vielmehr  in  der  Regel  nur  einen  von  beiden  Namen  gebraucht  (vgl.  dazu 
S.  T,2,)  und  in  dem  einzigen  Fall,  wo  beide  zusammen  auttreten,  sie  in  der  P'olge  Ti-tnn- 
Ptah  nennt  (64).  Da  Ti-tnn  vor  pw  steht,  wird  es  nach  den  Regeln  der  älteren  Sprache 
Prädikat  dazu  sein,  nicht  etwa  Subjekt  {,,Ti-tnn  ist  es,  der  die  Götter  schuf").  Man  muß 
daher  das  pzv  mit   ,,er"    statt   mit    ,,es"   übersetzen.     Gesagt   ist,    daß   Ptah   der   Ti-tmi  sei. 

c)  Bei  dem  Hervorgehen  der  als  materielle  Güter  zur  Befriedigung  des  Nahrungsbedürfnisses 
\on  Menschen  und  Göttern  charakterisierten  Dinge  aus  Ptah  als  Ti-tnn  dürfte  wieder  an  die 
spezifisch  kosmische  Bedeutung  dieses  letzteren  Namens  ,,das  T/^/z-Land"  (s.  ob.  S.  21.  33/34.) 
gedacht  sein.    Es  handelt  sich  um  die  Landesprodukte. 

d)  Die  nebeneinander  in  gespaltener  Kolumne  stehenden  Worte  htp  (ungenau  statt  htp.t, 
wie  57  zeigt)  und  df{i).w  sind  so  geschrieben,  daß  man  eigentlich  ^  ZZll  ^  y^  lesen  müßte. 
Schabako 's  Schreiber  hat  offenbar  ganz  mechanisch  seine  Vorlage  kopiert,  ohne  den  .Sinn  zu  fassen. 
Mit  den  beiden  Ausdrücken  wird  die  menschliche  Nahrung  gemeint  sein,  der  in  htp.t  ntr.vo  die 
der  Götter  gegenübersteht,  geschrieben  mit  respektvoller  Voranstellung  des  Genitivs,  wie  sie  in 
dem  später  allein  gebräuchlichen  j  n  ^  ""^  htp-ntr  üblich  ist.  Zu  der  P'orm  des  Ausdrucks  mit 
dem  Pluralis  °^T\  vgl.  Pyr.  1651b:  "^^  =,0^  H  ..^,^,  i^T  ,,ihre  Götteropfer-'.  —  Das  letzte  Glied 
der  Aufzählung  enthält  wie  so  oft  die  allgemeine  Ergänzung  mit  'ih.t  nb.t  ,,alle  anderen  Dinge". 

e)  Der  Ibis  steht,  wie  Erman  richtig  bemerkt  hat,  nicht  auf  dem  Traggestell  der  Götter- 
bilder, wie  er  es  in  dem  Namen  des  Thoth  zu  tun  pflegt  und  auch  in  54  (entgegen  E  r  man' s 


I  Pap.  Kah.  Hymn.  3,13  ist  zu  übersetzen:  ,,der  befohlen  ist,  daß  er  eure  ki.w  mache";  LÜ  III,  194, 
24/5:  „sie  sehen  den  Befehl,  der  dir  gemacht  ist:  das  Land  Chatti  soll  Untertanen  deines  Palastes  sein"; 
Moni.  roy.    25,  13   ,, durch  das  Aussenden,  das  er  tat". 


68  I-   Das   Denkmal   memphitischer  Theologie. 

Bemerkung)  richtig  tat.  Es  ist  gewiß  nicht  dieser  Gott,  der  hier  wenig  herpaßte  und  in  unserem 
Text  nicht  die  Rolle  des  Wissenden  (Herz),  sondern  des  Redenden  (Zunge)  spielt,  sondern 
das  Verbum  g77tj  ,, finden",  dessen  Zeichen  in  2  zwar  nicht  ganz,  aber  fast  ebenso  aussieht. 
Wir  haben  dann  dieselbe  Konstruktion  von  iw  mit  Verbalsatz  im  endungslosen  Passiv  wie 
in  56/57  rnit  Aufeinanderfolge  zweier  paralleler  Prädikate  vor  einem  gemeinschaftlichen  Subjekt 
(hier  ein  ,,daß"-Satz)  wie  in  wr  '3  Pth  ,,groß  und  gewaltig  war(d)  Ptah"  53  (s.  S.  52).  —  sl 
kommt  von  dem  Verbum  II  gem.  (nicht  III  inf.)  0 [7^ "^ "^ r^^e^  sii  ,, wissen",  ,, verstehen" 
(Lesestücke  72,  13.  2,1,  5)>  zu  dem  Üardiner,  Notes  on  the  Story  of  Sinuhe  S.  2>?>-  I57  (zu 
Z.  48)  zu  vergleichen  ist,  und  ist  eine  Form  wie  -»^'^^  ,, gesehen  wird"  (Verbum  II,  §  472).  — 

^"^^    ,, groß  an  Kraft"  heißt   Ptah  in   Memphis  z.  B.  Engelbach,   Riqqeh  and   Memphis 

VI,  pl.  58.  59.  Daressy,  Statues  de  divinites  I,  p.  117  (alles  Dyn.  19).  —  .,Die  Götter"  = 
die  übrigen  Götter  wie  zu  Anfang  des  Abschnittes. 

f)  Die  Zufriedenheit  des  Schöpfers  mit  seinem  Werke  erinnert  lebhaft  an  die  biblische 
Schöpfungsgeschichte,  wie  schon  Stolk,  Ptah  S.  23  hervorhob.  Bei  htp  könnte  man  auch 
an  das  Ausruhen  nach  getaner  Arbeit  denken.  • —  Bei  den  mdw  ntr  nb  ,, allen  Gottesworten", 
die  hier  durch  nachgesetztes  {7)sk  mit  ,, allen  Dingen"  koordiniert  sind  (s.  ob.  S.  53),  würde 
man  hier  am  liebsten  an  das,  was  nachher  folgt,  denken,  die  staatlich-religiöse  Ordnung,  die 
der  Schöpfer  dem   Lande  gegeben  hat. 

59 — 61.   Schaffung  der  Lokalgottheiten   unc}  ihrer  Kulte  (Erman's  Cs.  Ct). 

59  Er  schuf  die  Götter  ^,  er  machte  die  Städte,  er  gründete  die  Gatie  ^,  er  setzte  die  Götter 
auf  ihre  ^ Kultstätte^,  er  setzte  ihre  Opfereinkünfte  fest^,  er  gründete  ihre  Kapellen,  er  machte 
ihren  Leib  gleich  dem,  was  ihre  Herzen  zufrieden  waren  ^.  Und  so  traten  die  Götter  ein  in  ihren 
Leib  aus  allerlei  Holz,  aus  allerlei  Mifieral  {Stein  oder  Metall),  aus  allerlei  Ton^  und  allerlei 
{anderen)  Dingen,  die  atif  ihm  {Ptah  als  Erdgott)  wachsen  ?,  *^  in  denen  sie  Gestalt  angenommen 
haben^^. 

a)  Unser  Text  bleibt  seiner  Neigung,  ohne  jede  vernünftige  Disposition  zu  erzählen, 
auch  hier  treu.  Nachdem  er  eben  glücklich  die  ganze  Schöpfung  berichtet  hat,  greift  er  nun 
wieder  auf  einen  Teil  derselben  zurück;  denn  es  wird  doch  schwerlich  seine  Meinung  sein, 
daß  die  Schaffung  der  fetischistischen  Lokalgottheiten,  von  denen  hier  die  Rede  ist,  erst  nach 
Abschluß  der  Schöpfung  erfolgt  sei.  Wäre  nicht  der  Satz  mit  sw  ^k  ntr.w  usw.,  so  könnte  man 
denken,  daß  alle  in  die  sdfn-n-f -Vorm.  gekleideten  Sätze  unseres  Abschnittes  präteritale  Zu- 
standssätze  (,, nachdem  er  geschaffen  hatte"  usw.)  seien.  Daß  mit  dem  Schaffen  der  Götter 
nicht  die  künstlerische  Formung  der  Götterbilder  gemeint  ist,  zeigt  der  Zusammenhang.  Es 
handelt  sich  vielmehr  unzweifelhaft  genau  wie  in  56.  58  um  die  Personen  der  Götter  selbst, 
für  die  dann  alle  Einrichtungen  des  Kultus,  darunter  auch  die  Götterbilder,  erst  hernach  ge- 
schaffen werden. 


Kommentar.    Zeile   58 — 61. 


69 


b)  Die  Städte  und  Gaue,  in  den  Texten  oft  als  „Städte  Oberägyptens"  und  „Gaue  Unter- 
ägyptens" einander  gegenübergestellt  (ÄZ  44,  16),  die  Überbleibsel  der  ursprünglichen  Klein- 
staaterei Ägyptens,  auf  der  die  Vielheit  und   Mannigfaltigkeit  der  Lokalgötter  beruhte. 

c)  hm  bedeutet  hier  gewiß  etwas  anderes  als  nachher,  wo  von  der  Gründung  der  Kapellen, 
d.  h.  der  Tempelgebäude  die  Rede  ist,  nämlich  die  Stätte,  die  Örtlichkeit,  wo  der  Gott  seinen 
Kuk  empfangen  soUte,  und  auf  der  eben  auch  die  Tempel  errichtet  wurden.  Dazu  paßt  die 
Präposition  hr  ,,auf",  die  sonst   kaum  zu   verstehen  wäre. 

d)  srwd piw.i  ist  der  ständige  Ausdruck  für  das  Festsetzen  der  Opfereinkünfte  der  Götter, 
meist  mit  der  Bedeutung  des  Wiederherstellens  der  im  Lauf  der  Zeit  gestörten  Einkünfte, 
was  hier  nicht  paßt. 

e)  siwt,  Kausativ  von  dem  Stamme  iwt,  der  in  den  Worten  ,, Abbild",  ,, gleich",  ,, ähnlich" 
vorliegt,  bedeutet  ,, etwas  in  Nachbildung  einer  Sache  (r)  gleichmachen".  So  heißt  es  von  einer 
Statue,  sie  sei  nach  dem  Leben  aufgenommen  und  Oc^  ;U^>IITO  '  , .gleich-  (oder  ähn- 
lich-) gemacht  der  Schönheit  seiner  Majestät"  LD  III,  63,  kolk,  wozu  einerseits  ob.  S.  34, 
andererseits  Kairo  Cat.  gen.  15.  17  (Borchardt,  Statuen)  zu  vergleichen.  Für  unsere  Stelle,  wo 
von  der  mannigfachen  Gestaltung  der  Lokalgötter  die  Rede  ist,  vgl.  was  der  Priester  im  Kultus, 

wenn  er  vor  das  Götterbild  tritt,   u.a.  zu  sagen  hatte:   ~^      I     ci  t  ;  w^  (1         ^  ^-c^^^^z^OI] 

af  Irv)  „nicht  habe  ich  deine  Farbe  (d.  i.  Eigenart)  gleichgemacht  der  eines  anderen  Gottes". 
Berl.  Pap.  3055,  5  =  Moret,  Rituel  du  culte  divin  S.  57  (wo  nicht  richtig  verstanden).  —  d.i 
,,Leib"  bezeichnet  hier  die  Gestalt,  in  der  die  Götter  verkörpert  sein  sollen.  —  r  htp.t  (so  ist 
auch  hier  statt  htp  zu  lesen)  b-sn  bedeutet  anderwärts  ,, soviel  sie  wünschen"  (Urk.  IV,  321  == 
345).  Hier,  wo  das  r  zu //w/ gehören  wird,  paßt  nur  ,,wie  sie  wünschen",  eig.  ,, gleich  dem, 
was  ihre  Herzen  zufrieden  waren". 

f)  Die  Götterbilder  sind  aus  Holz,  Stein  oder  Metall,  das  der  Ägypter  auch  zu  den  ' i.t- 

Steinen  rechnet  (vgl.  Lesestücke  61,  12  ff.),  oder  endlich  aus         ,  d.i.  nichts  anderes  als /w  ,,Ton", 

000 

,,Lehm",  das  gerade  auch  in  der  Verbindung  \i — :  ^\  ^  c^tliii  ,, Statuenton"  belegt 
ist  (Erman-Grapow,  Wörterb.  I,  78).  Das  Zeichen  im  hat  seine  gute  alte,  etwas  geschweifte 
Form;  die  beiden  Zipfel,  die  ihm  Breasted  vorn  ansetzte  und  die  das  Zeichen  so  entstellten, 
daß  man  nichts  Rechtes  damit  anfangen  konnte,  können  nach  dem  Abklatsch,  der  kaum  etwas 
davon  erkennen  läßt,  nur  zufällige  Akzidentien  sein.  —  Für        ,  wird  die  alte  Hs.  wohl  gehabt 

haben,  wie  man  in  alter  Zeit  schrieb.  Schabako's  Schreiber  hat  das  alte  o  durch  |  ersetzt,  wie 
er  das  bei  der  Schreibung  des   Pluralis  mit   coo  zu  tun  gewohnt  war;   vgl.  ob.  S.  58. 

g)  Vor  ih.t  nb,  das  in  üblicher  Weise  die  Aufzählung  der  Stoffe  ergänzend  abschließt 
(vgl.  ob.  S.  67  d),  vermißt  man  die  Präposition  w,  die  vorher  vor  jedem  Glied  der  Aufzählung 
wiederholt  war.  —  Die  Worte  rd  hr  ht.w-f,  wörtlich  ,,die  auf  seinem  ht.w  wachsen",  setzen 
die  Stoffe,  aus  denen  die  Götterbilder  geschaffen  sind,  und  zwar  sämtlich,  in  Beziehung  zu 
dem  Schöpfer  Ptah.  ht.w  wird  nach  seinfer  Schreibung  und  nach  dem  ganzen  Zusammenhang 
nicht  der  Pluralis  von  hJ  ,,Baum"  sein,  wie  Erman  dachte,  sondern  ein  Nomen,  das  mit  dem 
hi  von  ^  T^  m-ht  ,, hinter"  zusammenhing.  In  der  Tat  kennt  die  ake  Sprache  eine  Verbin- 
düng  hr-hi,  die  ganz  ähnlich  wie  diese  zusammengesetzte  Präposition  gebraucht  ist.  Ihre  Be- 
deutung scheint  ,,auf",   ,,über"  zu  sein:   , .schüttle  die  Erde  von   dir  ab"  i]__^   |  |    D^'f'  ^ 


~Q  I.    Das   Denkmal   memphitischer  Theologie. 

""=^1^  n  ^  , .entferne  jene  Anne,  (die)  auf  dir  (sind)  als  Seth".  d.  h.  die  Binden  der  Mumie 
Pyr.  1067b  (vgl.  ib.   1032b,  wo  der  Sinn   unklar  ist);    ..Schu  und  Tefnut   verabscheuen   es" 

h   ®   £^ °1  -?)'^'""^^^'^^^==tdT    l^r^P'        „daßderArmdesGottesauf  sie  falle,  daß 

der  Gottesschatten  seinen  Samen  ergieße  auf  sie"  ÄZ  ^,7,  1 10  (alter  Text  der  Pyr.-Literatur) ;  vgl. 
Kees  an  dieser  Stelle.  Diese  Bedeutung  paßt  auch  an  unserer  Stelle,  die  stark  an  die  Redensart 
, .alles  was  auf  dem  Rücken  des  Geb  wächst"  für  ..alle  Pflanzen"  erinnert.  Es  ist  offenbar  wieder 
an  die  kosmische  Rolle  des  Ptah  als  Ti-tnn  ,,das  7)/;z-Land"  gedacht.  Als  Spender  der 
Mineralschätze  der  Berge  fanden  wir  diesen  Gott  ja  neben  Geb  in  den  Inschriften  des  Sinai 
und  anderwärts  wiederholentlich  genannt   (s.   ob.   S.  i^^). 

h)  hpr-n-sn  'm,  Relativsatz  auf ///./ /-/^  bezüglich  (daher  ?;«  statt  ?>«-/«;,  die  er  einschränken 
soll  auf  diejenigen  Dinge,  in  denen  Götter  ihre  Verkörperung  gefunden  haben  sollen,  hpr 
kann  hier  in  der  Verbindung  mit  m  (bzw.  )m)  ebensogut  ., hineingeraten  in",  als  Synonym  des 
vorhergebrauchten  ' k,  bedeuten  (wie  in  64)  wie  in  der  Anwendung  von  48.  54  stehen,  also  als 
Synonym  von  ^s>- ^  <=>  %  1 1^^  ..Gestalt  annehmen  von". 

i)  Aus  der  Tatsache,  daß  der  Text  bei  der  Behandlung  der  lokalen  Gottheiten  hier  nur 
an  Götterbilder  \on  Menschenhand  zu  denken  scheint,  könnte  möglicherweise  ein  Schluß 
auf  die  Entstehungszeit  des  Textes  gezogen  werden.  Obwohl  so  speziell  memphitisch,  scheint 
er  von  dem  Apis  als  einem  Gott  in  Tiergestalt  oder  genauer  als  einem  Tier,  in  dessen  Körper 
ein  Gott  Wohnung  genommen  hat,  so  wenig  zu  wissen  wie  davon,  daß  alle  die  menschengestal- 
tigen Götter  mit  Tierkopf  ursprünglich  in  gleicher  Weise  in  einem  lebenden  Exemplare  der 
betreffenden  Tiergattung  verehrt  wurden.  Nach  Manethos  sollen  nun  der  Apis,  der  Mnewis 
und  der  Bock  von  Mendes,  die  neben  dem  Buchis  \  on  Hermonthis  und  dem  Phönix  von  Helio- 
polis  allein  noch  diese  primiti\e  k'orm  der  Gottesvorstellung  in  geschichtlicher  Zeit  repräsen- 
tieren (offenbar  deshalb,  weil  sie  zu  s]»t  in  das  Pantheon  eingetreten  sind,  um  noch  von  der 
W^elle  der  allgemeinen  Anthropomorphisierung  erfaßt  zu  werden),  im  Anfang  der  2.  Dynastie 
als  Götter  anerkannt  worden  sein  (evojj.w8-/]<iav  ^ot  slva-.).  Demnach  würden  wir  für  die 
Entstehung  unseres  Textes  auf  dieselbe  Zeit  kommen,  auf  die  auch  andere  Erwägungen  führten,  • 
die  erste  Hälfte  der  i.  Dynastie.  Für  die  2.  Hälfte  dieser  Dynastie  ist  ein  gewisser  Kult  des 
Apis   bereits   durch   Palermostein  3,   12   bezeugt. 

61.    Ptah    als   König   der  Welt   und    Memphis,   seine   Residenz,   als   deren    Lebens- 
zentrum    Erman's  Ct). 

^^  Und  so  versammelten  sich  ihm.  alle  Götter^  und  ihre  ki-Geister^.  Htpj  Hnmj  war 
Herr  der  beiden  Länder "".  Kornkatnmer  des  Gottes  {Ptah-Titnn)  aber  war  der  „große  Thron'  ^, 
die  das  Herz  der  Götter  erfreut,  die  im  Hause  des  Ptah  sind'^,  die  Herrin  alles {'^)  Lebens^, 
aus  der  der  Lebensunterhalt  der  beiden  Länder  besorgt  wird^. 

a)  Vgl.  ob.  S.  23/24. 

b)  Vgl.   ob.   S.  52. 


Koiiimr'iuar.     Zoilc    6i. 


c)  Die  mit  nl]  geschriebenen  Worte  /?^p/  und  Ivinij  können,  nach  dieser  Schreibung  zu 
urteilen,  nicht  jjlurahsche  Imperati\e  in  einer  hier  beginnenden  Rede  des  Ptah  an  die  Götter 
sein  rErman),  sondern  sind  gewiß  appellativische  Namen  des  Ptah,  die  möglicherweise 
auf  die  Versöhnung  und  Vereinigung  der  beiden  Länder  Bezug  nehmen  könnten.  Denkbar 
wäre,  daß  je  einer  \on  den  beiden  Namen  je  einem  der  beiden  Länder  entsprechen  sollte,  daß 
Ptah  also  schon  in  den  beiden  Namen  indirekt  als  Herr  der  beiden  Länder  bezeichnet  wäre. 
Der  Name       ,^(]il  (,,der  Friedliche",   ,, Gnädige"  .^)  findet  sich   in  der  Tat  so  als  Bezeichnung 

des  Re^  Pyr.  923c;  desgl.  ^(j(]^|)  (]^^  1  Brit.  Mus.  Eg.  .Stelae  IV,  21  (m.  R.)\  ^(J^ 
heißt  der  gerechte  und  fromme  Verstorbene  Sethos-Sarg  Taf.  6,  42/43.  Von  den  U  OOwj'  ö_rf^ 
aber  sagt  Ptah- 7"5///;/  zu  Ramses  IL,  daß  sie  sich  über  ihn  als  seinen  (des  Gottes)  Sohn 
freuten,  LD  III,  194,  4/5.  Beide  Namen  zeigen  offenbar  dieselbe  Bildung  wie  die  Namen  des 
Re  :  ^(](]  J  ,,der  Prachtvolle"  Pap.  mag.  Harris  4,  10.  ©  J^^OO  -.der  Leuchtende"  Pap. 
mag.  Harr.  4,  4  (Amon-re'  =  Ti-tnn).  Berl.  Pap.  3049,  2,  4  (,, Leuchtender  des  Himmels"),  alt 
%^  n'^~^~^||G  ggschrieben,  z.  B.  Pyr.  661  a.  1874a.  —  Ptah  als  ,,Herr  der  beiden  Länder"  und 
damit  König  aller  Götter  Ägyptens  wie  sonst  Atum  ,,der  Herr  der  beiden  Länder  von  Helio- 
polis";  vgl.  dazu  ob.  .S.  22. 

d)  Die  Bezeichnung  snw:t  ntr  ,, Kornspeicher  des  Gottes"  wird,  da  das  enklitische  //, 
hier  wie  in  58  (S.  67)  und  in  'isk  ohne  das  (|  geschrieben,  dahinter  steht  und  sich  nicht  in  die 
Genitivverbindung  einschiebt  und  diese  damit  zum  Gebrauch  des  Genitivexponenten  nt  zwingt, 
eine  feste  Verbindung  sein,  wahrscheinlich  geradezu  ein  Ehrenname  von  Memphis  als  Er- 
nährungszentrum des  Landes.  Das  Bild  des  Gottes  Ti-tnn  hinter  dem  Worte  ntr  ,,Gott"  wird 
wohl  nur  Determinativ  dazu  sein,  das  erkennen  lassen  soll,  auf  wen  dieses  Wort  geht.  Gramma- 
tisch ist  smv.t  ntr  Prädikat  eines  Identitätssatzes  der  alten  Form  (ohne/>zü);  vgl.  m.  Nommal- 
satz §  25.  Die  Voranstellung  des  Prädikates,  an  sich  der  alten  Sprache  durchaus  vertraut, 
ist  hier  wie  oft  zugleich  Mittel  zur  Heraushebung  der  Antithese  (vgl.  Demot.  Bürgschafts- 
urkunden S.  459).  ,, Kornkammer  des  Gottes"  soll  Memphis  heißen,  weil  der  Ort  durch  das 
Ertrinken  des  Osiris  auf  seinem  Boden  zu  der  Kornkammer  des  ganzen  Landes,  zum  -|- 
geworden  ist  (s.  u.).  —  n.t  tvr.t  ,,der  große  Thron"  (vgl.  ob.  S.  47)  scheint  hier  und  am  Ende 
von  63  geradezu  als  Ortsname  von  Memphis  gebraucht  zu  sein  f,,die  Residenz",  ,,der  Herr- 
schersitz"), ein  Gebrauch,  der  auch  in  den  Inschriften  des  Tempels  von  Edfu  für  diese  letztere 
Stadt  oft  belegt   ist. 

e)  Zu  hnm  ih  im  Sinne  von  ,, erfreuen",  ,, zufriedenstellen"  vgl.  den  Namen  (gQ^J  "Er- 
freut ist  das  Herz  des  Re'"  des  Königs  Amasis,  neben  den  analogen  Namen  (o|^J'  {j^V^^jC 
föTol  derselben  Dynastie,  die  offenbar  dasselbe  besagen.  Bei  dem  Zug  zum  Archaismus,  der 
diese  Zeit  beseelt  und  gerade  in  der  Gestaltung  der  Königsnamen  besonders  deutlich  hervor- 
tritt, darf  dieser  Königsname  wohl  als  ein  Zeichen  für  das  Alter  des  Ausdrucks  angesehen  wer- 
den. —  Man  könnte  zweifeln,  ob  die  Beiworte  hnm.tib  usw.  wirklich  auf  imü./ /«/r  „Korn- 
kammer des  Gottes"  zu  beziehen  sind,  wie  oben  angenommen,  oder  auf  die  ihnen  unmittelbar 


I   Hier  beginnt   eine  .Schriftgnippe  im  Original. 


•^2  I-    Das    Denkmal    memphi tischer  Theologie. 

voraufgehende  Bezeichnung  von  Memphis.  Die  Nennung  der  ,, Götter,  die  im  Ptah-Hause 
sind"  spricht  doch  wohl  für  die  erstere  Auffassung.  Denn  das  imj  hinter  ntr.w  steht 
doch  gewiß  für  hnj.zv  und  nicht  für  imj.t,  das  sich  dann  auf  iLt  wr.t  bezöge  („der  große 
Thron  .  .  .,  der  in  dem  Hause  des  Ptah  ist"),  was  kaum  Sinn  gibt. 

f)  Die  absonderhche  Zeichenstellung  in  tib.t  ''nlj  entspricht  den  Schreibsitten  der  alten 
Zeit;  vgl.  Pyr. -Texte  IV,  §  45 — 48.  Sie  ist  ein  sprechender  Beweis  für  das  Alter  der  von  Scha- 
bako's  Schreiber  kopierten  Handschrift  und  zugleich  tür  die  Treue,  mit  der  er  seine  Vorlage 
wiederzugeben  gesucht  hat.  —  Was  in  der  Lücke  hinter  dem  zweiten  nb  in  der  alten  Handschrift 
gestanden  haben  mag,  ist  ungewiß.  Man  könnte  daran  denken,  daß  /  j  ,, Herrin  des  Heils" 
(o.  ä.)    dagestanden  habe,    müßte   dann    aber   auf  den    verlocken-  den  Gedanken,  daß 

die  beiden  parallelen  Ausdrücke  in  gespaltener  Kolumne  nebeneinander  gestanden  hätten 
c^  c^  !  angesichts  dessen,  was  eben  über  das  offenbare  Alter  der  Gruppierung  q  fest- 
"T      I       zustellen  war,  verzichten.     Daß  Gebäude  in  Zusammenhang  mit  -t\  '        ge- 

bracht werden,  ist  ja  oft  genug  belegt;  vgl.  Rec.  de  trav.  19,  89  Anm.3.  ÄZ  38,  143.  Brugsch, 
Thes.  V,  941,  9.  Einstweilen  gibt  die  provisorisch  vorgeschlagene  Übersetzung  ,, Herrin 
alles  Lebens"  ja  aber  einen  recht  guten  Sinn. 

g)  Zu  trj  'nh  mit  Genitiv  ,,den  Lebensunterhalt  jemandes  besorgen"  vgl.  Vogelsang, 
Komm,  zur  Gesch.  des  Bauern  S.  82.  —  Er  man  hat  richtig  gesehen,  daß  durch  diesen  Satz 
der  alte  Name  von  Memphis  bzw.  eines  bestimmten  Teiles  davon  ■¥■  'nh-ti.wj  ,,es  leben  die 
beiden  Länder"  (oder  ,,das  Leben  der  beiden  Länder"  ?)  erklärt  werden  soll.  Die  ältesten  Bei- 
spiele für  diesen  Ortsnamen,  den  Erman  auch  sonst  in  Beziehung  mit  der  Ernährung  genannt 
belegen  konnte  (,, deine  Speisen  kommen  aus  ' nh-ti.wj"  Paheri  5),  finden  sich  im  Pyramiden- 
tempel desSahure'  (s.  Borchardt's  Publikation  H,  Text  S.  113.  128);  der  Kult  der  als  ,, Herrin" 
dieser  örtlichkeit  verehrten  Bist.t  ist  aber  schon  viel  früher  belegt  (Grab  des  Nfr-tni' t  in  Me- 
dum).  —  \rr.t  ist  Part.  pass.  imperf.  —  Das  im-s  kann  mit  ,,in  ihr"  oder  ,,aus  ihr"  übersetzt 
werden. 

62.    Begründung   für   die    Bedeutung    von    Memphis    als    Kornkammer  Ägyptens 
durch   das   Ertrinken   des  Osiris  auf  seinem   Boden   (Erman's  Cii). 

TT  TT      B  l-^  I  w^  '^    il  1 ..—  ^iii^  "^^-^ 


^0^1^  ii 

^'^  weil  Osiris  in  seinetn  Wasser  ertru?iken  ist^,  indem  Isis  und  Nephthys  es  sahen.  Sie 
erblickten  ihn""  und  erstaunten  über  ihn"^.  Da  befahl  Horus  der  Isis  und  der  Nephthys  ohne 
Verzug^,  daß  sie  den  Osiris  packtest,  damit  sie  verhüteten,  daß  er  ertrinke  (bzw.  versinke)^. 

a)  n  wn.t  ist  offenbar  das  ältere  Äquivalent  des  späteren  waaa  .»weil'  ,  das  schon  die 

Pyr.  kennen  (Pyr.  121),  und  entspricht  dem  wnt  ,,daß",  das  wir  in  54  antrafen  (s.  ob.  S.  55). 
Der  Satz  gibt  die  Begründung  dafür,  daß  Memphis  die  Kornkammer  des  ganzen  Landes  ist. 
Es  wird  hier  also  offenbar  schon  vorausgesetzt,  daß  das  Ertrinken  des  Osiris  die  Quelle  für  die 
Fruchtbarkeit  Ägyptens  gewesen  sei.    Osiris  als  Wassergott  gegenüber  Geb  als  Erdgott  schon 


Kommentar.    Zeile  6i — 63.  72 

Pyr.  1044,  als  Gott  der  Überschwemmung  öfters  in  \'erbindung  mit  dem  niwrnp.w  „dem  jungen 
Wasser"  z.  B.  Pyr.  25.  —  w//-/ müßte,  wenn  richtig,  wohl  passivisch  aufgefaßt  werden  wie  in  8.  iia, 
was  nicht  gut  in  den  Zusammenhang  zu  passen  scheint;  es  wird  daher  vielleicht  in  inh-n-f 
zu  verbessern  sein,  das  die  Parallelstelle  19  selbst  und  die  zu  dieser  zitierten  Stellen  aus  den 
Pyr.,  diese  anscheinend  aber  erst  sekundär,  boten  (s.  ob.  .S.  38).  —  Das  Suffix  /  in  mzv-f,  das 
hier  zur  Not  auf  das  fitr  ,,Gott"  in  smv.t  ntr  ,, Kornspeicher  des  Gottes"  bezogen  werden  könnte, 
wird  wie  in  19  auf  Osiris  gehen,  der  eben  auch  damit  als  Gott  der  Nilüberschwemmung  be- 
zeichnet ist. 

b)  Zw  nß  .t  Is.i  A^b.i-h.l plr-sn  siv  s.  oh.  S.  2,9-  Zweifeln  könnte  man,  ob  das  sw  nicht 
besser  zu  dem  folgenden  Satze  als  Erzählungspartikel  zu  ziehen  ist,  zumal  das  demptr  synonyme 
Verbum  mü  im  ersten  Satze  auch  ohne  Objekt  steht  und  sich  mit  der  Beseitigung  des  sw 
die  Möglichkeit  böte,  die  beiden  synonymen  Verben,  wie  es  sonst  fast  immer  der  Fall  ist,  im 
Parallelismus  zu   haben:    ,, indem   Isis  und   Nephthys   (es)   sahen  und  schauten". 

c)  Zu  nmk  m,  das  hier  etwas  wie  ,,sich  entsetzen",  , .erstaunen  über"  bedeuten  muß, 
vgl.  in  dem  alten  Thronbesteigungstext  von  Derelbahri:  ,,sie  (die  Menschen)  wußten,  daß  sie 
(die  junge  Königin)    die  Tochter   des  Gottes   sei"  ^  V   ''""^  '^  '~~' 


r^i 


c^ 


,,sie  waren  aber  auch  erstaunt  über  ihre  Macht  sehr  über  alle  Maßen"  Urk.  IV,   260;  ferner 
Pyr.  1533a:  — 1— "^ ^=:^  P  A/ww,  ^^ '::r:^  [1  t\   n  w^  ,,du  kennst  sie  nicht,  du  erstaunst  über  sie". 

d)  Die  Konstruktion  von  zvd  ,, befehlen"  mit  Dativ  der  Person  und  folgendem  sdtn-f 
statt  des  Infinitivs  ist  ungewöhnlich.  Ob  der  alte  Text  zvd  nidiv  hatte  {wd  Hr  mdw)  ?  Dann 
wäre  die  Konstruktion  begreiflich.  Die  Form  h  ^  selbst  ist  gleichfalls  ungewöhnlich,  aber  den 
alten  Schreibsitten  entsprechend,  falls  ivd.zv  zulesen  ist  {sdm-f  mit  Endung  w  vor  nominalem 
.Subjekt).  —  ni  dd  ,,ohne  Verzug"  s.  ob.  S.  37/38. 

e)  Zu  ndr-sn  m   Ws-lr  s.  ob.  S.  40;  zu  hw-sn  mh-j  s.  ob.  S.  39. 

63 — 64.  Die   Bergung  der  Leiche   des  Osiris   (E  r  m  a  n  '  s  C  u.   Cv). 

'3^2p™«-^i'"  w'^^i.^-W'^-r:  v^us^s;!^ 


63  Ä>  lüandten  den  Kopf  zur  {rechten)  Zeit''.  Und  so  ließen  sie  ihn  ans  Land  gelangen^. 
Er  trat  ein  in  die  geheimen  Tore  ^  in  der  Pracht  der  Herren  der  Ewigkeit^  gemäß  den  Schritten 
dessen,  der  im  Horizont  erglänzt^,  auf  den  Wegen  des  Re^  in  dem  großen  Throne^.  ^^ Er 
vereinigte  sich  mit  dem  Hofstaat  und  gesellte  sich  zit  den  Göttern  des  Tl-tnn  (d.  i.  des  Tnn- 
Landes)  Pf  ah  '\  des  Herrn  der  JahreK 

a)  Daß  der  Satz  zu  diesem  Abschnitt  gehört  und  nicht  etwa  mit  dem  vorhergehenden 
Befehl  des  Horus  an  Isis  und  Nephthys  zu  verbinden  ist,  dürfte  aus  den  Verhältnissen  der 
Parallelstelle  19—20  hervorgehen,  wo  die  Erzählung  von  dem  Befehl  mit  [hiv]-sn  mh-f  endet, 
und  unser  Satz,  wenn  er  überhaupt  dastand,  erst  auf  den  dazugehörigen  Dialog  gefolgt  sein 

I  So,   nicht   \  ,   steht  da.  2   Im   Original  menschenköpfig. 

l'.^e  X,   i:  Sethe.  '° 


•1 A  1.    Das   Denkmal   memphitischer  Theologie. 

kann.  Tatsächlich  kann  ja  aber  auch  inhaltHch  wohl  kein  Zweifel  sein,  daß  der  Satz  eine  Folge 
der  Befehlserteilung  durch  Horus  enthält,  phr  tp  ,,den  Kopf  wenden"  nach  etwas  oder  zu  etwas 
hin  hat  hier  vielleicht  schon  übertragene  Bedeutung,  ähnlich  den  Ausdrücken  phr  'ib  ,,das  Herz 
wenden",  phr  hr  ,,,das  Gesicht  wenden",  die  soviel  wie  „jemandem  oder  etwas  seine  Liebe, 
seine  Aufmerksamkeit  zuwenden"  bedeuten.  Das  Ziel  des  Zuwendens  wird  wohl  eher  Horus 
hz\\.  sein  Befehl  als  der  im  Wasser  treibende  Osiris  sein.  —  r  tr  ,,zur  Zeit"  an  .Stelle  eines 
eigentlich  zu  erwartenden  r  tr-hi  ,,zu  ihrer  Zeit"  im  .Sinne  von  ,,zur  rechten  Zeit".  Vgl.  dazu 
"^  *^  V^c=5l  ^  1^  "=>  I  0<=>  {(T)  >^  "'^^^  '^'^''^  König  ernährt  zur  Zeit  zu  beiden 
Zeiten  (d.  i.  Tag  und  Nacht)"  Brit.  Mus.  Eg.  Stelae  IV,  37  =  ÄZ  12,  67  (MR).  Entsprechend 
findet  sich  <r=>  O  Urk.  IV,  1105.  An  imserer  Stelle  würde  etwas  wie  , .sofort"  vielleicht 
noch   besser  passen   als   ,,zur  rechten  Zeit",  aber  kann  das  so  ausgedrückt  werden  .f" 

b)  sw  spr-sn  stv  r  ß   s.  ob.  .S.  41. 

c)  Die  , .geheimen  Tore"  wird  ein  Ausdruck  für  die  Nekropole  von  Memphis  sein.  Vgl. 
Totb,  126,  wo  die  I  J^&J  n  ^^  I  F  ^  , .geheimen  Tore  des  Westens"  in  Zusammen- 
hang mit  R-sß.w  (Gizeh)  genannt   sind. 

d)  dsr.w  ,.die  Pracht"  mit  Genitiv  ist  eine  häufige  Form  der  ehrenvollen  Umschreibung 
bei  Ortsangaben,  ähnlich  dem  Gebrauch  von  nfr.iv  (z.  B.  ^s^III  9  f|  '  '^'i  der  .Schönheit 
ihres  Palastes"  Urk.  IV.  219),  der  aber  ausgedehnter  und  gerade  auch  bei  Personen  beliebt  ist 
{kmi  nfr.iv-f  ,,der  seine  Schönheit  schuf"  für  ..sein  Erzeuger")  ^  Vgl.  ^k^^""^*^  V  iM^ff 
,,du  gehst  unter  in  der  Pracht  des  westlichen  Horizontes",  d.  i.  im  westl.  Horizonte,  Nav.. 
Deirelbahari  IV,  115  (links  über  der  Göttin).  ebensoTotb.  Nav.  15  B,  12;  ..ich  habe  mir  mein 
Grab  angelegt"  ^^L=/  ~w>~^T  j  <j^  ••'"  der  Pracht  von  Abydos"  Brit.  Mus.  Eg.  .Stelae 
III,    5;    der  Tempel    \on    Medinet    Habu    soll    liegen   cz=.\^  ,.jw^^ ^^    ,.in    der    Pracht   von 

I      I      I  n  W 

Theben"    Med.   Habu    passim    (Zettel   378.  993   des   Wb.);    Amun    hat    den    König   gekrönt 

kfffllL=/         9     1""''^=^  11  Tl    ..im   Innern    (vgl.  ob.  S.   ss)    der    Pracht    des  Großen   Hauses" 


Urk.  IV,  357;  '^=^'=^=^0    ö  i^^^^  ., die  Pracht  seines  Horizontes"  für.. sein  Horizont"  l^rk.  IV.  157; 


•I   I   I  I  o 


rj 


A  ■^=         c^z"^*^  ^-^.^'^ ,, eintreten  vor  (den  König)  in  der  Pracht  des  Palastes"  Davies, 


Amarna  IV,   37;    ,,der   den  König  sieht   in  seiner  Gestalt  als  Re'"    /c=r  ^^ -^  .,in  der 

Pracht  seines  Palastes"  Leid.  V.  1.6;  zum  Sonnengott  wird  gesagt:  ~~^ ^:=^ \.^ ^^^^ ■ °^ 


5  I  M 


,du  trittst  ein  in  die  Pracht  der  »«.^«-Schlange"  Sethos-Sarg  pl.  6,  lo/ii.  —  Bei  uns  steht 
statt  der  Ortsangabe  die  Nennung  von  Gottheiten,  deren  Wohnung  damit  gemeint  ist. 
Das  ist  echt  ägyptisch;  vgl.  ..ich  passierte  im  Osten  des  Steinbruchsgebietes  oberhalb  von 
der  Herrin  des  Roten  Berges"  Sinuhe  B.  14/15;  ,, gegenüber  der  Hathor,  der  Herrin  des 
Roten  Berges"  Rec.  de  trav.  30,  214  (von  Gardiner  zu  dieser  Stelle  zitiert);  ,,der  herrliche 
Berg  des  ^^'i.^Steines  neben  Re'-Atum",  d.  i.  derselbe  Gebel  Ahmar  bei  Kairo,  von  dem 
diese  Stellen  redeten.  Kairo  583,  16/17  (Borchardt,  Statuen  II,  S.  137  =  RIH  i-j,  vgl. 
meine  Bemerkungen  dazu  in  Aegyptiaca  für  Georg  Ebers  .S.  108);  die  Sphinx  von  Gizeh 
lag   ,, neben   Soker    von   R-sfi.w":    und    die    Kultstätte    des  Gottes  Hike   ,,in    der    Nähe   der 

I   Daß  aber  auch  unser   dsrnv  dementsprechend   gebraucht   wurde,  lehrt  Urk.  IV,  18,  15:  ^^'"''^^   V  W 
ö^  ^    I  "'^'^   Pracht  des  Re'   schwebt  (als  Falke?)  über  ihm  (dem   Könige)". 


Kuminentar.    Zeile  63 — 64.  'je 

Herren  von  HrJ-/i3  (Babylon)"  LD  III,  68,  6/7.  Die  bei  uns  in  dieser  Weise  genannten 
,, Herren  der  Ewigkeit"  sind  die  Ciötter  der  Totenstadt.  So  heißen  im  17.  Kap.  des 
Totb.  in  der  P^assung  gewisser  MR-Handschriften  von  Urk.  V,  39,  16  (E  und  Kgn.  Mentu- 
hotp)  die  Beisitzer  des  Osiris  im  Totengericht,  Urk.  V,  42,  11  aber  die  Menschen,  unter  denen 
der  Tote  einst  gelebt  hat,  seine  Zeitgenossen,  die  jetzt  gleichfalls  tot  sind.  LD  III,  id  bezeichnet 
der  Ausdruck  die  verstorbenen  Könige,  die  in  Theben  begraben  sind  und  denen  als  Gottheiten 
der  Totenstadt  geopfert  wird.  —  Die  Schreibung  ^^  oder  t\5i^,  die  sich  in  späterer  Zeit  seit  dem 
MR  oft  für  den  alten  W  ortstamm  dsr,  der  damals  schon  zu  dsr  geworden  w^ar,  findet^,  beruht 
auf  einer  Spielerei  (''i^s,  =  ds  ,, Messer",  .^^  =  rw  ,,Löwe")  und  ist  ein  .Seitenstück  zu  der 
seit  dem  NR  beliebten  Schreibung  orr  für  rsiv.i  ..Freude"  {.&:s^  ^^  rw  ,,Löwe",  [)[;[)  = 
sw.wi  ,, Federn"). 

e)  r  nnitAvt  (so  ist  zu  lesen)  ,, gemäß  (oder:  bei)  den  Schritten"  jemandes,  eine  häufige 
alte  Redensart  (vgl.  schon  Pyr.  8540!),  die  besonders  dann  gebraucht  wird,  wenn  es  sich  um 
die  Begleitung  jemandes  ,,auf  seinen  Reisen"  handelt  (z.  B.  sms  /id-f  r  nmt.wt-f  iib.t  ,,der 
seinem  Herrn  folgte  bei  allen  seinen  .Schritten").  So  auch  hier,  wo  es  parallel  zu  hr  mtn.wt  R 
,,auf  den  Wegen  des  Re'"  steht.  Der  Sinn  des  Ganzen  wird  sein,  daß  Osiris  zugleich  mit  dem 
Sonnengott,  also  am  Abend  (wie  sich  das  die  Toten  ja  immer  in  den  Grabinschriften  wünschen) 
und  auf  demselben  Wege  bei  Memphis  in  den  Westen  einging.  Vgl.  dazu  den  folgenden  Passus 
auf  dem  Sarge  eines  memphitischen  Priesters  der  Ptolemäerzeit :  „er  (der  Tote  NN)  preist 
den  Re'  alle  Tage,  wenn  er  aufgeht  {wbn}  im  Horizonte  des  Himmels,  damit  er  den  Osiris 
NN  eintreten  ('/^  wie  bei  uns)  läßt  mit  (/i«')  ihm  alle  Tage"  Leid.  L.  9(Leemans,  Mon.  III,  7fl., 
nach  Berlin  Abkl.  1261  verglichen).  Es  verdient  bemerkt  zu  werden,  daß  der  ursprünglich 
wohl  spezifisch  heliopolitanische^  Ausdruck  wbn  m  i/jJ  ,, aufgehen  im  Horizonte"  (eigentlich 
an  der  Stelle  des  Himmels,  an  der  die  Heliopolitaner  die  Sonne  zwischen  den  Bergen  aufgehen 
sahen),  nach  dem  an  unserer  Stelle  der  Sonnengott  benannt  ist  und  der  auch  in  der  eben  zitierten 
Stelle  vorkommt  (durch  Sperrdruck  gekennzeichnet),  gerade  in  den  Grabinschriften  der  mem- 
phitischen Hohenpriester  besonders  häufig  gebraucht  wird    (z.  B.   Young,  Hierogl.   J^ß,   22. 

79,  5).    Auf    dem   genannten   Leidener   Sarge   heißt   der   Sonnengott   geradezu  ^^   |  jj  ^ ^  g  J 

'^£='^^  ,,Re'  Horus  vom  Horizonte,  der  große  Gott,  der  Herr  des  Himmels,  der  aut- 
geht im  Horizonte". 

f)  Die  Form  mtn.wt  ist  nicht  unbedingt  für  falsch  zu  erklären,  da  es  fem.  Plurale  zu  mask. 
Substantiven  sicher  gegeben  hat,  wie  '  '(1(|  "^  ,, Häuser"  passim,  "^  f^^^'T^i  i  ,  "dächte" 
ÄZ42,  22,  |]"^(](|o  "^^^  ,, Steine"  ib.  15.  27,  kopt.  totih  ,, Berge"  usw.  Daß  das  Kopt.  zu  .vvoeiT 
,,Weg"  ebenfalls  einen  Pluralis  weiblichen  Aussehens  in  dem  boh.  aiitcootj-i  besitzt,  wird  aber 
wohl  nur  Zufall  sein,  da  das  Alter  dieser  P'orm  sehr  problematisch  ist  (i  in  der  Nebensdbe 
und  T   anstatt  eines  von   Rechts  wegen   zu   erwartenden  e  sind    bedenkliche  Erscheinungen). 

g)  H.t  lür.t  ,,der  große  Thron"  hier  deutlich  für  die  Stadt  oder  sogar  das  Stadtgebiet  von 
Memphis;  vgl.  ob.  S.  71. 

I  Zur  Lesung  tfsi'  vgl.  die  .Schreibungen  von  bw  dsr  Leps.,  Ausw.  16  =  Brugsch,  Thes.  V,  9i8ff. 
Z.    10.  II.  2   Vgl.    Pyr.    152  d  ff. 


W  7  3  4  8  6 


76 


I.    Das   Denkmal    memphitischer  Theologie. 


h)  Da  ZU  sip-sS  „Hofstaat",  wie  Er  man  richtig  bemerkt  hat,  e'benso  ein  Genitiv'  im 
Sinne  von  ,,des  Ptah"  zu  ergänzen  ist,  wie  er  in  dem  folgenden  parallelen  Satze  als  Ti-tnn 
auf  das  entsprechende  ntr.w  ,,die  Götter"  tatsächlich  folgt,  so  liegt  die  Annahme  nahe,  daß 
beide   Sätze   ursprünglich   in   gespaltener   Kolumne   nebeneinander   gestanden   haben,    so  daß 


das  in  ungespaltener  Kolumne  darauf 
sam  gehörte,  wenn  man  nicht  etwa 
'-'  fi  ^:37  I  I  I  ebenfalls  noch  in  die  Ko- 
Falle  aber  das  Ptah  eher  zu  stp-si  als 
mit  dem  ti  ,,Land"  von  Ti-tnn  zusam- 
die  Verbindung  ,,die  Götter  des  Ptah" 


S    11 


folgende  Ti-tnn  zu  beiden  Sätzen  gemein- 
auch  das  so  merkwürdig  daran  gehängte 
lumnenspaltung  einbeziehen  will,  in  welchem 
zu  utr.w  zu  stellen  wäre,  das  zu  deutlich 
mengehört.  Man  kann  sich  auch  schlecht 
vorstellen,    wenn   das   auch    in    dem  psd.t 


lim.w  ,,die  Götterneunheit  des  Atum"  in  55  und  psd.t-f  ,, seine  Neunheit"  in  55.  56  eine 
gewisse  Parallele  hätte.  Eine  Vertauschung  der  Glieder  bei  Auf  lösung  einer  gespaltenen  Kolumne, 
wie  man  sie  hier  annehmen  müßte,  ist  auch  nichts  Ungewöhnliches  (s.  AZ  57,  32.  41.  48;  58,  66; 
59,  7).  Andererseits  wäre  aber  auch  stp-si  Pth  eine  Verbindung,  die  beispiellos  ist.  — snitt  r  ,,sich 
zu  jemand  gesellen"  Pyr.  645b.  8oic.  ioi6d  (vgl.  577c.  738b).  Die  Schreibung  ist  die  in  spä- 
terer Zeit  für//«  ,, einatmen"  übliche,  das  man  damals  für  eine  Reduplikation  von  sn  ,, küssen"  hielt. 
i)  nb  rnp.wt  ,,Herr  der  Jahre"  ist  ein  Titel  des  Ptah,  der  sich  auch  sonst  belegen  läßt: 
°I^  VPfl  ^  (ff  "^^^'^  Ti-tnn  Nhjj  (d.  i.  Unendlichkeit),  der  Herr  der  Jahre" 
Kairo  Journ.  d'entree  36720  (Statue  des  Prinzen  Cha'emwese  als  memphitischer  Hoherpriester) ; 

EüÖ'^'^flf  I^ZI|i®ITf([  ^"'''■'''   ^'^-  '7    ^^P^'"""  '^'''  Hakoris,    die  Er- 


gänzung  nach   dem   Pendant  A.  26);   a 


:(--(' 


,,hüch    ist   der   Herr 


der  Wahrheit  (d.  i.  Ptah)  am  Jahresanfangsfeste  (i.  Tybi),  er  der  Herr  des  Jahres"  Pyr.  1520a. 
Der  Titel  wird  mit  der  Rolle,  die  der  Gott  bei  dem  am  i.Tybi  gefeierten  Jubiläumsfeste  der 
ägyptischen  Könige  ijib-sd)  spielte,  zusammenhängen.  Er  ist  meist  wie  in  den  zuerst  an- 
geführten Beispielen  mit  dem  Namen  Nhjj  oder  Nhk  verbunden,  der  den  Ptah  als  Verkör- 
perung der  Unendlichkeit  bezeichnet  {nhjj  Part.  pass.  perf.,  nhh  desgl.  imperf.  von  nhj 
,, wünschen*':  das,  was  man  wünscht,  ohne  es  zu  erreichen).  Vgl.  |\''^^=^]  »A-^yy»  der  Herr 
des  Jahres"  Pyr.  449a  (ebenfalls  Ptah  gemeint);  |  |  ^^:=^  j  \  \  Gautier  et  Jequier,  Fouilles 
de  Licht  pl.  17,  8. 


64.  Begräbnis   des  Osiris   und   Thronbesteigung   des  Horus   (Erman's  Cw). 


I 


ö 


'4  C/nä  so  geriet  Osiris  in  die  Erde  in  der  „Königsburg"  auf  der  Nordseite  dieses  Landes'^, 
zu  dem  er  gelangt  war.  Sein  Sohn  Horus  erschien  als  König  von  Oberägypten  und  erschien 
als  König  von  Unterägypten  in  den  Armen  seines  Vaters  Osiris^  inmitten  der  Götter,  die  vor 
ihm  waren  u?id  {der  Götter)  die  hinter  ihm  waren'^. 

a)  hpr  m  ,,in  etwas  hineingeraten"  entspricht  dem  alten  Sprachgebrauch,  der  m  noch  in 
der  Bedeutung  ,, hinein"  verwendet.    Vgl.  auch  hp?'-f  m  gs  jibtj  n  p.t  ,,er  gerät  auf  die  östliche 


Kommentar.     Zrilc   64.  -■^ 

Seite  des  Himmels"  Pyr.  20790!.  -^  Zu  den  folgenden  Worten  s.  ob.  S.  41.  —  Die  eigentümliche 
Zeichenstellung  in  ti  pii     genau  so  Pyr.  551  e  (T.) ;  vgl.   Pyr.  IV,  §  35. 

b)  hmv  ' .lüj  ,,das  Innere  der  Arme"  ist  ein  der  ältesten  Sprache  eigentümliches  Synonym 
für  das  spätere  fllTl  ?  -••^^'^  umfassenden  Arme"  und  wird  wie  dieses  speziell  vom  Umarmen 
(,,in  die  Arme  schließen",  ,,in  den  Armen  liegen")  gebraucht ;  vgl.  Pyr.  140c.  208  b.  1533  b.  1534a. 
1536a.  1817a.  In  dieser  Bedeutung  findet  es  sich  auch  in  dem  alten  Thronbesteigungstext  von 
Derelbahri  mehrfach  in  der  Verbindung  A  ^\  ^^  Q  ,,in  die  Arme  legen",  wo  wir  „nehmen" 
sagen  würden,  Urk.  IV,  255,  10.  12.  256.  15.  Und  zwar  ist  es  auch  dort  wie  an  unserer  Stelle 
der  alte  König,  der  seine  Tochter  und  Nachfolgerin  bei  der  Königsproklamation  ,,in  seine  Arme 
nimmt".  Merkwürdig  ist  die  Darstellung,  die  unser  Text  hier  von  dem  Übergang  der  Königs- 
herrschatt  von  Osiris  auf  Horus  gibt.  Da  ist  keine  Rede  von  einer  Regierung  des  Seth  mit 
oder  ohne  Horus,  und  Osiris,  obwohl  tot,  vollzieht  die  Einsetzung  seines  Sohnes.  Davon,  daß 
Horus  erst  nach  dem  Tode  seines  Vaters  geboren  sei,  weiß  unser  Text  hier  so  wenig  etwas  wie 
vorher  bei  der  Rettung  des  Osiris  aus  dem  Wasser.  Hält  man  unsere  Stelle  neben  den  Thron- 
besteigungstext von  Derelbahri,  so  könnte  man  denken,  daß  es  sich  hier  wie  dort  um  die  Auf- 
führung eines  dramatischen  Spieles  handele,  in  dem  der  sich  vom  Thron  zurückziehende 
alte  König  die  Rolle  des  Osiris,  der  die  Herrschaft  antretende  neue  König  die  Rolle  des  Horus 
zu  spielen  hatte. 

c)  Da  Horus  nicht  gleichzeitig  in  den  Armen  seines  Vaters  ,,und"  der  Götter,  die  hier 
genannt  werden,  sein  kann,  wird  hrf  hier  notwendig  etwas  anderes  bedeuten  müssen,  nämlich 
,,mit"  im  Sinne  von  ,,in  Gegenwart  von",  ,,in  Gesellschaft  von",  ,, inmitten  von",  wie  das 
griech.   (xs-i   mit  Gen.  plur.   gelegentlich   gebrauche   wird.    Die  Abkürzung  von   lin     und  die 

I     O       AAAAAA      I 

Zeichenstellung  in  fi  qqq  entsprechen  ganz  den  alten  Schreibsitten  bei  Raummangel  am  Zeilen- 
ende; vgl.  Pyr.  IV,  §  98,  5. —  ipj-w-  ^tlie  vor  jemand  sind"  und  '>nj.iv-ljt  ,,die  hinter  jemand 
sind"  kommen  in  alter  Zeit  sowohl  im  zeitlichen  Sinne  \'on  ,, Vorfahren"  und  ,, Nachkommen" 
(z.  B.  Urk.  I,  46)  wie  im  räumlichen  von  ,, Vorläufer"  und  , .Gefolge"  vor  (z.  B.  Pyr.  132b). 
Bei  uns  kann,  wie  schon  Er  man  richtig  bemerkt  hat,  nur  die  letztere  Anwendung  in  Frage 
kommen.  Die  beiden  parallelen  Glieder  hätten  hier  wieder  gut  in  gespaltener  Kolumne  neben- 
einander gesetzt  werden  können,  und  das  wäre  vielleicht  sogar  besser  gewesen,  da  dann  das 
ntr.iv  vor  beiden  Ausdrücken  gestanden  hätte,  was  man  eigentlich  erwartet.  Da  der  Schreiber 
das  aber  trotz  des  recht  starken  Raummangels  nicht  getan  hat,  wird  es  in  seiner  Vorlage  auch 
nicht   (oder  nicht  mehr?)  der  Fall  gewesen  sein. 


S    C    H    L    U    S    S 


Das  theologische  System  des  Textes  und  seine  geschichtliche  Bedeutung. 

Der  theologische  Teil  unseres  Textes  ist  die  aufschlußreichste  Quelle  tür  den  inneren  Gehalt 
ägyptischer  Religion,  die  wir  besitzen.  Das  System,  das  er  vorträgt,  giptelt  darin,  daß  alle 
bei  der  Schöpfung  irgendwie  in  Mitwirkung  kommenden  Mächte  nur  Erscheinungsformen 
des  einen  großen  Schöpfers  Ptah  seien.  So  der  Urozean  Nun,  das  Chaos,  aus  dem  erst  Sonne, 
Erde  und  Himmel  emporstiegen,  und  seine  Gemahlin  Xaunet,  der  Gegenhimmel  unter  der 
Erde.  Als  Ptah-Nun  und  Ptah-Naunet  ist  Ptah  Vater  und  Mutter  des  Atum,  der  als  ein  Ge- 
danke aus  dem  Herzen  und  der  Zunge  des  Schöpfers  hervorging,  in  denen  wiederum  die  beiden 
außerhalb  der  Neunheit  stehenden  Götter  Horus  und  Thoth  verkörpert  waren  als  ,,Ptah  der 
Große",  ,,das  Herz  und  die  Zunge  der  Götterneunheit",  durch  die  Ptah  seine  Kraft  an  alle 
anderen  Götter  vererbt  hat.  Das  eigentliche  .Schöpfungsorgan  ist  ,,der  Mund,  der  alle  Dinge 
benannte",  in  dem  die  Göttergesellschait  des  Ptah  als  Zähne  und  Lippen  saßen  und  Teile  von 
ihm  waren.  Auch  .Schu  und  Tefnut,  \  on  Atum,  dem  Gedanken  des  Ptah,  in  unnatürlicher 
Weise  erzeugt,  gingen  aus  diesem  allmächtigen  Mimde  hervor.  In  den  Lebewesen  gebieten 
Herz  und  Zunge  als  Vertreter  (Abgesandte,  Abzweigungen)  der  schöpferischen  Gottheit  über 
die  anderen  Glieder  und  lehren  sie,  daß  der  Schöpfer  selbst  ,,in  jedem  Leibe  und  in  jedem  Herzen 
ist",  indem  er  eben  in  ihnen,  seinen  Vertretern,  alles,  was  er  will,  denkt  und  befiehlt.  Aus  dem 
Schöpfer  sind  alle  Dinge,  die  die  Natur  hervorbringt,  hervorgegangen;  er  ist  auch  die  Ursache 
aller  staatlichen  und  sittlichen  Ordnung  in  der  Welt. 

Die  Bedeutung,  die  unserem  Text  und  diesem  seinem  System  für  die  ägyptische  Religions- 
geschichte  wie  auch  für  die  Geistesgeschichte  der  Menschheit  im  allgemeinen  zukommt,  ist 
von  den  bisherigen  Bearbeitern  des  Textes  voll  gewürdigt  worden.  Die  Rolle,  die  der  Text 
Herz  und  Zunge  bei  der  .Schöpfung  spielen  läßt,  und  die  pantheistische  Wirksamkeit,  die  er 
dem  -Schöpfer  in  Herz  und  Zunge  der  Lebewesen  als  deren  motorischem  Prinzip  zuschreibt, 
zeigen  eine  geistige  Auffassung  vom  Zusammenhang  der  Dinge,  die  man  für  eine  so  frühe 
Zeit  niemals  erwartet  hätte.  Die  vorstehende  Behandlung  des  Textes  hat  für  eine  Anzahl 
von  Stellen  eine  neue  Auffassung  gewonnen,  die  durchweg  geeignet  sein  dürfte,  die  hohe  Mei- 
nung, welche  der  Text  erweckt  hat,  noch  zu  vertiefen.  Insbesondere  ist  etwas  dabei  noch  deut- 
licher geworden,  das  dem  Te.xt  zu  seinem  absoluten  \\  ert  als  Zeugnis  einer  hohen  W  eltanschauung 
aus  sehr  früher  Zeit  einen  relativen  historischen  Wert  zu  verleihen  scheint,  die  gegensätzliche 
Stellungnahme  zu  der  alten  heliopolitanischen  Götterlehre.  Diese  Lehre,  die  dabei  in  echt 
ägyptischer  Weise  nicht  etwa   bekämpft,  sondern  dem  neuen  System  eingegliedert   wird,   ist 


Das   theologische   System   des  Textes   und  seine  geschichthche   Bedeutung.  yn 

in  diesem  tatsächlich  überwunden.  In  kraß  materiahstischer  Weise  sollte  der  heliopolitanische 
Schöpfer  Atum  die  Schöpfung  begonnen  haben,  indem  er  durch  Onanieren  die  ersten  kosmi- 
schen Elemente  Schu  (Leere,  Luft)  und  Tefnut  (Wärme  oder  Feuchtigkeit)  hervorbrachte,  die 
dann  ihrerseits  in  natürlicher  geschlechtlicher  Zeugung  Himmel  (Nut)  und  Erde  (Geb)  hervor- 
brachten. Dieser  rohen  und  primitiven  Anschauung  stellt  unser  Text  eine  höhere  und  geistigere 
gegenüber.  Was  Hände  und  Same  des  Atum  waren,  sollen  jetzt  „Lippen  und  Zähne"  in  dem 
,,  Munde,  der  alle  Dinge  benannte"  sein,  als  dienende  Nebenorgane  (die  Götterneunheit  des 
Ptah)  neben  der  allmächtigen  Zunge,  einer  der  Formen  des  Schöpfers  selbst,  und  Atum  selbst 
ist  jetzt  nichts  als  ein  Gedanke,  der  in  Herz  und  Zunge  des  Ptah  entstand.  Der  in  einem  rein 
körperlichen  Akte  schaffende  Atum  von  Heliopolis  ist  hier  also  zu  einem  rein  geistigen  Produkt 
eines  höher  gearteten  Schöpfers  geworden. 

Diese  Einstellung  zu  der  heliopolitanischen  Götterlehre  ist  wichtig.  Beweist  sie  doch, 
daß  diese  Lehre  schon  bestand,  als  die  memphitische  Götterlehre  entstand,  d.  h.  —  wenn  anders 
unser  Text  wirklich  ist,  was  er  nach  allen  Anzeichen  zu  sein  scheint,  das  Dogma  für  die  von 
Menes  gegründete  neue  Reichshauptstadt  Memphis  (s.  S.  5)  —  in  der  ältesten  geschichtlichen 
Zeit.  Die  an  und  für  sich  schon  unhaltbare  These  von  A.  Rusch^,  daß  die  heliopolitanische 
Theologie  mit  ihrer  Götterneunheit  erst  in  der  5.  Dyn.  entstanden  sei,  weil  Osiris,  das  Kern- 
stück dieser  Neunheit,  erst  im  Laute  dieser  Dynastie  in  die  Grabinschriften  kommt-,  wird 
durch  unseren  Text  auf  das  bündigste  widerlegt;  er  kennt  auch  schon  den  Osirismythus  und 
verlegt  in  tendenziösem  Lokalpatriotismus  Tod  vmd  Begräbnis  des  Gottes,  doch  nur  wegen 
seiner  überragenden  Wertschätzung,  auf  memphitischen  Boden.  Für  Rusch,  der  sich  über 
die  von  Erman  beigebrachten  Altersbeweise  einfach  hinwegsetzen  zu  dürfen  glaubte,  alles 
Beweise,  daß  der  Text  erst  nach  der  5.  Dvn.  entstanden  sein  könne. 


1  Die  von  Weill  .Sphinx  15,  9 ff.  provisorisch  veröffentlichten  und  nicht  richtig  verstandenen  Bruchstücke 
aus  einem  Tempel  des  Königs  Djoser  (Tosorthros)  bei  Heliopolis,  die  sich  jetzt  im  Museum  von  Turin  befinden 
und  an  deren  Alter  kein  Zweifel  sein  kann  (das  zeigen  die  Originale,  die  ich  1925  sah,  evident),  gehörten  zu 
einer  Darstellung,  welche  die  Mitglieder  der  Götterneunheit  rein  menschlich  gebildet  in  3  Reihen  (?)  hinter- 
einander thronend  und  den  König  (dessen  Bild  nicht  erhalten  ist)  immer  mit  denselben  Worten  anredend 
zeigte,  wie  das  später  so  oft  in  den  Wandbildern  der  Tempel  zu  sehen  ist  (z.  B.  LD  III,  26.  Nav.,  Deir- 
elbah.  IV,  101).  Erhalten  sind  Schu  (Fragm.  5  bei  Weill,  vom  Namen  der  Schaft  des  K  erhalten,  von 
W.  falsch  ergänzt),  Seth  (Fragm.  3,  dahinter  noch  Rede  der  nächsten  Gottheit,  wohl  Nephthys),  Geb  (Fragm.  6, 
im  Original  noch  der  Fuß  des  Jj  über  dem  Kopf  erhalten).  Damit  ist  die  Existenz  der  Neunheit,  die 
Rusch   erst  in   der   5.  Dyn.   entstehen   lassen   wollte,   für   die   3.  Dyn.   bezeugt. 

2  Der  Grund  hierfür  wird  einfach  der  sein,  daß  Osiris  erst  damals  zum  allgemeinen  Totengott  ge- 
worden ist,  zum  Beherrscher  des  Totenreichs,  an  dessen  Gnade  jedem  Menschen  (auch  dem  Privatmann)  ge- 
legen sein  mußte.  Bis  dahin  mag  er  nur  Vorbild  der  verstorbenen  Könige  gewesen  sein,  die  sein  Schicksal 
teilen  wollten  und  sich  schließlich  mit  ihm  geradezu  identifizierten.  Darauf  beruhte  vermutlich  die  für  könig- 
liche Personen  seit  der  i.  Dyn.  (Frau  des  Athotis)  bezeugte  Balsamierung  der  Leichen,  wie  auch  das  Ein- 
dringen des  Osiriskultes  in  Abydos,  das  ohne  Zweifel  in  der  Beisetzung  der  thinitischen  Könige  an  diesem 
Orte  begründet  war  und  also  gewiß  schon  die  Gleichstellung  oder  doch  Vergleichung  dieser  Könige  mit  Osiris 
voraussetzte,  wie  dies  beides  uns  in  den  Pyramidentexten,  je  nach  deren  Alter  und  Herkunft  das  eine  oder 
das   andere,   entgegentritt. 


gQ  I.    Das   Denkmal   memphitischer  Theologie.     Srliluß. 

Daß  sich  neben  der  bereits  auf  so\iel  höherer  Entwicklungsstufe  stehenden  Lehre  von 
Memphis,  wie  sie  unser  Text  entwickelt,  die  primitivere  von  Heliopolis  nicht  nur  immer  noch 
im  Glauben  der  Ägypter  in  Geltung  erhalten  hat,  sondern  die  gebräuchlichere,  landläufige, 
allgemein  verbreitete  geblieben  ist.  die  ihn  wie  ein  Pilzgewebe  durchzog,  ist  ein  sprechendes 
Zeugnis  für  ihr  Alter;  es  zeigt,  wie  tief  sie  im  Glauben  der  Ägypter  wurzelte.  Diese  im  übrigen 
dem  Konservativismus  der  Ägypter  durchaus  entsprechende  Lebenszähigkeit  der  heliopoli- 
tanischen  Religion  mag  aber  auch  in  der  uralten  Verbindung  begründet  sein,  die  zwischen 
Atum,  dem  eigentlichen  Ortsgott  von  Heliopolis,  und  dem  im  Volksglauben  gewiß  immer  an 
der  Spitze  stehenden  .Sonnengott  (Re')  bestand,  einer  Verbindung,  auf  der  überhaupt  nur 
die  solare   Rolle  des  Atum   imd  die   Benennung  seiner  .Stadt   als  .Sonnenstadt   beruhte. 

Der  ^•olkstümliche  .Sonnengott,  der  im  Alten  Reich  seit  der  4.  Dyn.  und  speziell  unter  der 
5.  Dyn.  eine  so  überragende,  außerhalb  Memphis  selbst  den  Ptah  in  Schatten  stellende  Rolle 
im  Glauben  der  Ägypter  spielt,  war  nicht  Atum,  sondern  eben  dieser  gerade  wie  unter  Ameno- 
phis  \y.  lediglich  als  ,,die  .Sonne"  (äg.  re' ,  b  "HXio?)  bezeichnete  , .große  Gott,  der  Herr  des 
Himmels",  der  eigentlich  weder  eine  Kultheimat  auf  Erden,  noch  einen  besonderen  Kultnamen, 
noch  auch  eine  besondere  Bildgestalt  fetischistischer  Natur  wie  die  anderen  Götter  der  ägyptischen 
Städte  und  Gaue  hatte.  Als  seine  .Söhne  bezeichnen  sich  und  nach  ihm  benennen  sich  die  Könige 
seit  der  4.  Dyn. ;  er  ist  in  der  alten  religiösen  Literatur  der  Himmelsgott,  zu  dem  die  toten  Könige 
gehen  (deshalb  dennoch  so  wenig  ein  Totengott  wie  bei  uns  der  liebe  Gott);  er  ist  es,  der  den 
Mittelpunkt  der  alten  Göttersagen  bildet  und  darin  als  König  der  l'rzeit  erscheint;  er  ist  es, 
bei  dem  man  schwört,  den  man  des  Morgens  und  des  Abends  anbetet,  dem  die  Könige  der 
5.  Dyn.  die  Sonnenheiligtümer  bei  ihren  Pyramiden  im  Norden  von  Memphis  erbauen.  Von 
Atum  ist   bei  alledem   nicht  die   Rede. 

Der  Glaube  an  die  Macht  des  Re  ist  jedenfalls  viel  älter  als  die  heliopolitanische  Theologie 
gewesen,  die,  wie  gesagt,  Anlehnung  an  ihn  gesucht  hat,  indem  sie  ihren  höchsten  Gott  Atum 
diesem  Sonnengotte  gleichsetzte.  Diese  heliopolitanische  Lehre  aber  mit  ihren  rohen  Vorstel- 
lungen noch  in  geschichtlicher  Zeit,  in  einer  Zeit,  wo  Memphis  das  Zentrum  des  Landes  war, 
entstehen  zu  lassen,  nachdem  dort  die  weit  fortgeschrittenere  Lehre  des  Ptah  entwickelt  worden 
war,  wäre  ein  vollendeter  Anachronismus,  dem  unser  Text  definitiv    einen  Riegel  vorschiebt. 


Beiträge  zur  Assyriologie  und  semitischen  Sprachwissenschaft  Herausgegeben  von  f  Friedrich 
Delitzsch  und  fPAUL  Haupt.  Zuletzt  erschien  Band  lo,  2:  P.  Haupt,  The  Ship  of 
the  Babylonian  Noah  an  other  papers.  XXII,  281  S.  m.  Porträts  von  F.  Delitzsch 
und  P.  Haupt.  4".  1927.  RM  39. — 

BibliOthei(,  AssyriOlOgische.  Herausgegeben  von  j  Friedrich  Delitzsch  und  f  Paul  Haupt.  Es 
erschienen  26  Bände. 

Bibliothek,  Vorderasiatische.  Herausgegeben  von  Alfred  Jeremias  und  f  Hugo  Winckler,  dann 
Otto  Weber.  Es  erschienen  7  Bände. 

Inschriften,  Ägyptische,  aus  den  Staatlichen  iVIuseen  zu  Berlin.  Herausgegeben  von  der  General- 
verwaltung.   Es  erschienen  8  Hefte. 

Literaturzeitung,  Orientallstische.  Monatsschrift  für  die  Wissenschaft  vom  ganzen  Orient  und  seinen 
Beziehungen  zu  den  angrenzenden  Kulturkreisen.  Unter  Mitwirkung  von  G.  Berg- 
strässer,  H.  Ehelolf  und  A.  von  Le  Coq,  herausgegeben  von  Walter  Wreszinski. 
Seit  1898.  1928:  31.  Jahrgang.  Jährhch  12  Nummern.  Preis  halbjährHch        RM  24. — 

Morgenland.  Darstellungen  aus  Gecchichte  und  Kultur  des  Ostens.  (Früher:  „Beihefte  zum  Alten 
Orient".)  Herausgegeben  von  Wilhelm  Schubart.  Bisher  16  Hefte.  Ausführhcher 
Prospekt  P.  823  steht  zur  Verfügung. 

Orient,  Der  Alte.  Gemeinverständliche  Darstellungen,  hrsg.  von  der  Vorderasiatisch-Ägyptischen 
Gesellschaft  durch  Alfred  Jeremias.  Bisher  26  Bände  zu  je  4  Heften.  Näheres  aus 
Prospekt  P.  847,  den  wir  zu  verlangen  bitten. 

Pyramidentexte,  Die  altägyptischen.  Nach  den  Papierabdrücken  und  Photographien  des  Berliner 
Museums  neu  lierausgegeben  und  erläutert  von  Kurt  Sethe.  Es  erschienen  4  Bände. 

Schriftdenkmäler,  Vorderasiatische,  der  StaatUchen  Museen  zu  Berlin.  Herausgegeben  von  der 
Vorderasiatischen  Abteilung.  Es  erschienen  16  Hefte. 

Sendschriften  der  Deutschen  Orient-Gesellschaft  Es  erschienen  6  Hefte. 

Studien,  Demotische.   Herausgegeben  von  Wilhelm  Spiegelberg.  Es  erschienen  7  Hefte. 

Untersuchungen  zur  Geschichte  und  Altertumskunde  Ägyptens.  Herausgegeben  von  Kurt  Sethe. 
Bisher  10  Bände. 

Urkunden  des  ägyptischen  Altertums.  Herausgegeben  von  Georg  Steindorff  in  Verbindung  mit 
Heinrich  Sch.\fer  und  Kurt  Sethe.  In  5  Abteilungen. 

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Band  i  (Abtl.  4,  Bd.  i):  Urkunden  der  18.  D3mastie  I.  Bearbeitet  und  übersetzt  von 
Kurt  Sethe.   1914. 

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Ernst  von  Sieglin  von  Georg  Steindorff.  Es  erschienen  bisher  4  Bände. 

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